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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1927
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- 1927-09-10
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- 10.09.1927
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X- 212,10. September 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatts, d. Dtschn. Buchhandel. Jur Wirtschaftslage. Bon Professor vr. G. Menz. Vor 4 Wochen haben wir hier, nicht ohne einiges Bangen, di« Frage nach der voraussichtlichen Dauer der gegenwärtigen Konjunktur gestreift. Die Frage hat inzwischen womöglich noch an Bedeutung gewonnen. In dem soeben herausgegebenen »Bierteljahresheft zur Kon junkturforschung« stellt das Konjunkturforschungs-Institut fest, daß nunmehr die Ende Mai bereits angekündigte Hochspannung der deutschen Konjnnkturlage eingetreten sei. Als Kennzeichen dieser Hochspannung wird eine ganze Reihe von Einzelerschei nungen ausgewiesen, deren Zusammentreffen schließlich die Sym ptome einer Hochspannung nach dem Plane regelmäßigen Kon junkturablaufs ergeben. Es sind zunächst die Spannungen im Zahlungs- und Kreditverkehr, die sich in einem Zurückgehen der Depositen und einem Steigen der Wechselziehung-en und der Wirtschaftskredite der Notenbanken sowie in einem starken An steigen der Geldsätze äußern. Gleichzeitig ergab sich ein Sinken der Efsektenkurse und in noch stärkerem Maße ein Rückgang der Effektenumsätze. Auch im Güterverkehr der Wirtschaft werden gewisse Spannungen aufgewiesen, insofern, als im Verhältnis der Produktivgüter zur Berbrauchsgütererzeugung die Produktiv- gütevindustrien in der Beschäftigung vorangehen, in der Liqui dität aber Zurückbleiben. Gleichzeitig macht sich ein Wachsen der Vorräte bemerkbar, jedoch sei darauf hinzuweisen, daß diese Steigerung im allgemeinen hinter der Zunahme der Produktion zurückbleibt. Eine weitere Spannung sei darin zu sehen, daß in der letzten Zeit die Warenpreise stärker stiegen als die Ein kommen, sodaß in der nächsten Zeit leicht eine Senkung der Real löhne eintreten könne. Günstig dürfe jedoch beurteilt werden, daß die Warenumsätze im letzten Vierteljahr noch sehr viel schnel ler stiegen als die Warenpreise. Wenn sich auch noch ein ge wisser Spielraum für eine weitere Erhöhung der wirtschaftlichen Aktivität nach dem Stande der Vorratsbildung und des Ver hältnisses der Warenumsätze zu den Warenpreisen ergebe, so sei doch festzustellen, daß sich die Konjunktur im ganzen einem Maxi mum nähert. Hierbei dars nicht vergessen werden, daß sich dieser Bericht im wesentlichen aus das bereits abgelaufene 2. Viertel jahr bezieht und daß die Entwicklung naturgemäß seitdem weiter gegangen ist. Das Maximum, dem man sich damals näherte, dürste inzwischen schon erreicht sein. Ob und daß das der Fall ist, merkt man in der Regel aber immer erst, wenn es schon wieder bergab geht oder wenigstens eine weitere Steigerung ausbleibt. Nach den Berechnungen der Industrie- und Handels- Zeitung wurden in der Woche vom 27. August bis 2. September 86 Konkurseröffnungen und 24 Anordnungen von Geschäftsauf sichten bekanntgegeben gegen 78 bzw. 32 in der Woche vorher. In der Woche vom 15. bis 20. August gingen arbeitstäglich 188 Wechsel über 238 000 Mark zu Protest gegen 177 Wechsel über 235 400 Mark in der Vorwoche. Man wird diese Zahlen nicht überschätzen dürfen, aber man soll sie doch beachten. Die Situation, wie sie der Bericht des Instituts für Konjunktur forschung zeichnet, ähnelt in manchen Punkten der im Frühjahr 1925 vor der Krise. Die Geschichte wiederholt sich ja tatsächlich nicht, aber im Wirtschaftsleben ist doch das Aus und Ab die Regel. Es gilt deshalb, die Augen offen zu halten und doppelt« Anstrengungen zu machen, um aus der Höhe zu bleiben. Auch der im preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe z us a m men gest« l l te Be richt betont, daß die Wirtschaftslage im Monat August kein einheitliches Bild zeigte. In verschiedenen Industrien machte sich die durch die Jahreszeit herkömmlich bedingte Geschäftsstille bemerkbar. Im Ruhrkohlenbergbau haben sich bei etwas gesunkener Steinkohlensörderung, aber gestiegener Kokserzeugung Gesamt produktion und -absatz nicht wesentlich verändert. Der ober- schlesische Kohlenbergbau erfuhr eine leichte Belebung. In einigen Zweigen der Eisenindustrie dagegen ließen Auftragseingang und Absatz zu wünschen übrig, andere Zweige waren bei reger Nach frage gut beschäftigt. Aus dem Textilgebiet lauten die Nach richten über BeschLftigungslage und Aufträge zum größeren Teile günstig. Die Versteifung am Geld- und Kreditmarkt jedoch hielt 1102 weiter an. Verschiedentlich wurde über schlechten Eingang der Gelder und im Verhältnis zu den Selbstkosten zu niedrige Preise geklagt. Bei verschiedenen Zweigen der Industrie macht sich nach wie vor der starke Wettbewerb des Auslandes, das seine Waren zu teilweise erheblich niedrigeren Preisen anbietet, aus dem Auslandsmärkte und, z. B. bei Kohlen, auch auf dem Jn- landsmarkte stark bemerkbar. Die hier vermerkte Uneinheitlich keit ist an sich ebenfalls schon ein Zeichen dafür, daß Anlaß — wenn auch nicht zur Besorgnis, so doch — zur Vorsicht besteht. Es entspricht dem, wenn auf der eben abgehaltenen Tagung des Reichsverbands der deutschen In dustrie in Frankfurt a. M. dessen Vorsitzender Geheim rat vr. Duisberg in seiner Schlußansprache betonte, daß wir leinen Grund hätten, unsere Wirtschaftslage pessimistisch zu be urteilen, daß wir uns jedoch hüten müßten, in sorglosein Opti mismus die Zügel schießen zu lassen. Deutschlands Zukunft sei abhängig von dem Geist« zielbewußten ernsten Schaffens, mit dem wir in der Folgezeit unsere Arbeit leisten würden. Schon am Ansang der Tagung hatte Reichswirtschaftsminister vr. Cur- tius dasselbe Thema angeschnitten. Es sei nicht ganz einfach, meinte er, im gegenwärtigen Augenblick die wirtschaftliche Lage Deutschlands vollkommen zu überblicken. Der öffentlichen Mei nung habe sich unverkennbar in den letzten Wochen in der Be urteilung der wirtschaftlichen Entwicklung eine gewisse Unsicher heit bemächtigt. Diese Unsicherheit, die sich erfahrungsgemäß jedesmal bei längerer Dauer eines Konjunkturausstiegs einzu stellen Pflege, lasse an sich noch keinen zuverlässigen Schluß auf die wirkliche Lage der Dinge zu. Aber immerhin verlange doch schon die Taffache weitverbreiteter öffentlicher Erörterungen über Ursprung und voraussichtliche Dauer der Konjunktur, daß man versucht, sich durch Herausstellung der objektiven Momente Klarheit zu verschaffen. Aus volle kritische Objektivität kommt in der Tat alles an. Denn je mehr sich etwa die Lage zuspitzt, desto tendenziöser wird unter Umständen die Berichterstattung. Viel wird z. B. für unsere weitere wirtschaftliche Entwicklung davon abhängen, wie das tatsächliche Ergebnis der diesjährigen Ernte ausfallen wird. Die Nachrichten über die Witterungs einflüsse sind aber außerordentlich widersprechend. Mit Rcchi macht daher die Industrie- und Handelszeitung darauf aufmerk sam, daß man sich davor hüten müsse, die Nachrichten über stellen weise tatsächlich eingetretene schwere Schäden so weit zu ver allgemeinern, daß man bereits jetzt von einer zu erwartenden allgemeinen Notlage der Landwirtschaft spricht. Auch di« Nach richten über di« Leipziger Messe verlangen besonnene Prüfung. Die Anfangsberichte sind meist zu optimistisch, die Schlußberichte eher zu Pessimistisch. Im ganzen hat das Ergebnis wohl be friedigt. Unter diesem Eindruck ist der Hinweis des Instituts -für Konjunkturforschung besonders interessant, das die Tatsache des Voraneilens der deutschen Konjunktur (also der Wirkungen der ausgesprochenen Jnlandskonjunktur) vor dem Konjunktur verlauf im übrigen Europa günstig beurteilt. Durch diese ver schiedenartige Gestaltung in den einzelnen Absatzgebieten dürften, wie die Industrie- und Handelszeitung hervorhebt, tatsächlich durchaus optimistisch zu beurteilende Möglichkeiten liegen, weil bei etwaigem Nachlassen der Nachfrage aus dem deutschen In land« sich eine verstärkte Nachfrage aus den im Aufschwung be findlichen ausländischen Wirtschaften ergeben kann. Eine der artige Entwicklung würde es uns unter Umständen ermöglichen, ohne eine Beschränkung unserer Produktion trotz rückläufiger In landsnachfrage die erwähnten Spannungen am deutschen Markt ohne besondere Krisenerscheinungen zu überwinden. Freilich ist erste Voraussetzung dafür, daß sich unser Außenhandel ganz anders entwickelt und steigern läßt als bisher. Zu diesen F r a g e n d e s A u ß e n h a n d e l s hat sich Reichs wirtschaftsminister vr. Curtius vor dem Rcichsverband der Indu strie in Frankfurt ebenfalls sehr bemerkenswert geäußert. Für Deutschland besteht hier, wie er richtig hervorhob, eine Reihe wirt schaftlicher Sonderfaktoren. Der wichtigste Faktor liegt, wie wir schon vor 4 Wochen hier unterstrichen, in der Reparationsverpflich tung. »Allmählich werden von Deutschland große Teile seines Volkseinkommens auf Grund des Dawesplanes an die reparations-
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