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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1927
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- 1927-09-10
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1927
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- Deutsch
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braucht, um den Strom seiner Geschäfte wieder in normalen Fluß zu bringen, kann nicht verwundern. Die Entgeistigung der Interessen, die vorläufige Herrschaft einer Generation (abgesehen von der Verarmung der bisherigen Leser), die im Angesichte un geheurer Umwertungen buchfremd wurde und sich lieber aller hand Sensationen des Genusses lebenshungrig in die Arme wavf, konnte keinen anderen Effekt auf einen Wirtschaftszweig aus üben, der friedsamen Austausch geistiger Güter international fordert, wie keiner sonst». Er bewundert unter diesen Umständen besonders die unbeirrbaren Energien, mit denen von einer »Bugra« zur anderen nach neuen Wegen gesucht und alte wieder befestigt werden, um verlorenen Boden zurückzugewinnen. Wenn man fernerhin die allgemeine Wirtschaftslage in Ansatz bringt, so unterliegt es seiner Ansicht nach keinem Zweifel: »Der tote Punkt ist auch im Berlagsbuchhandel überschritten, es geht stetig vor- und aufwärts. Am stärksten im wissenschaftlichen, nächst diesem im schöngeistigen, am mühseligsten wohl im .Kunst'-Ver- lage. Nach den verschiedenen Indizes ist eine Steigerung der Kaufkraft Deutschlands um etwa 18 Prozent herauszurechnen, und der Buchhandel hat sich gerüstet, um seinen redlichen Anteil daran zu haben. Gewisse abträgliche Wellen, wie die Über spannung der Sportintersssen — in gleicher Weise wie die Kino sucht —, ebben allmählich aus Normalstand ab. Der Funk als Buchersatz wird auf die Zeit, wenn er erst den wundersamen Reiz der eminenten Neuerscheinung eingebüßt hat, zum wertvollsten Bundesgenossen des Verlagsbuchhandels, zum Anreger der Buch kauflust werden. Die Hauptsache ist, daß das deutsche Buch zu Anschaffungspreisen aufgelegt wird, die in gesundem Verhältnis zur Kaufkraft, zur besonderen Bewertung dieses geistigen Genuß mittels innerhalb der neuetablierten Einzeltverte' allen Lebens- bcdarfes stehen. Und da ist der deutsche Verlagsbuchhandel mit den .Billigen Buchreihen' auf dem rechten Weg«. Hier und da hört man zwar Stimmen, die die immerhin noch prekäre Lage dadurch glauben bessern zu können, daß sic für die reine Unter haltungslektüre eine weitere Verbilligung durch Nur-Brofchur empfehlen. Aber sollen wir etwa Amerika und England gegen über zurückstehen, wo nachweislich sich das frühere Ver hältnis von 50 zu 50 Prozent aus fünf Sechstel gebundene Bücher gegenüber einem Sechstel Broschur verbessert hat? In allen Län dern, außer allenfalls den romanischen, läßt sich der Rückgang der Broschüre beobachten, und die Fachleute bestätigen, daß der deutsche Leser nach gebundenen Büchern verlangt, in der richtigen Erkenntnis, daß die geringe Mehrausgabe immer noch wirtschaft licher ist als das .Lesen und Wegwersen' und ,Jn-der-Eisenbahn- liegcn-lassen' der billigeren Broschüre — ganz abgesehen vom kulturellen, künstlerischen und ästhetischen Momente, Was keinen Einband wert ist, sollte vor allem vom Publikum nicht gelesen werden, — dann würde es auch nicht gedruckt! Die gesamte Leserschaft im .Guten Buche' als Kaufobjckt zu erfassen, wird die vornehmste Aufgabe des Verlagsbuchhandels sein, für den es gilt, seinen Nachwuchs — wie auch den des Sortiments -— vor allem unter neuen Gesichtspunkten der Propaganda zu erziehen. Daß hierbei ein anderes Meßhaus als das jetzige, eine sich nicht nur an di« immer spärlicher zureisenden Buchhändler, sondern — etwa in offenen Laubengängen — an ldas Interesse der ganzen Öffentlichkeit wendende .Schau' von größter Bedeutung wäre, ist nicht zu verschweigen. Und au^ einer systematischen Gestaltung des Besprcchungswesens — um die sich der Börsenverein schon bemüht — fällt bei der Wieder-Popularlsicrung des Buches eine bedeutende Ausgabe zu. Man sagt zwar, die besten Frauen seien die, von denen man nicht spricht —beim Buche ist es aber anders, es muß sich immer und immer aufs neue zeigen und zur Debatte stellen, bis es das Ohr der Menge gewinnt, bis man wieder von selbst zu ihm kommt!« Wesentlich pessimistischer ist im Gegensatz dazu der Bericht der »Neuen Leipziger Zeitung« gestimmt. Sie schreibt: «Ein Gang durch di« Bugra ist leider nicht geeignet, das Urteil, das wir zur Ostermesse gewannen, entscheidend zu korrigieren. Wir wiesen bereits damals darauf hin, daß sine Anzahl richtunggebender Verleger der Messe ferngeblieben war, Bedauerlicherweise ist zu konstatieren, daß sich die Lücke noch vergrößert hat. Es liegt die Vermutung nahe«, fährt sie fort, »daß die Abwesenheit so bedeutender Firmen auch auf die Sorti- 1104 menter zurückwirkt und die Zugkraft der Buchmesse, insbesondere wenn die Entwicklung sich in dieser Richtung weiter bewegen sollte, sehr schwach werden muß. Tatsächlich sind nur der erste und zweite Stock gut besetzt, während im dritten der Ausfall vieler Verlage deutlich zu erkennen ist. Immer wieder wird von den Ausstellern bedauernd betont, daß der Besuch der Sorti menter zu wünschen übrig läßt. Und schließlich ist es richtig, daß gegen eine Ausstellung kein wesentlicherer Einwand zu erheben ist als der, daß sie nicht genügend angesehen wird. Man braucht sich nicht sofort mit der Anschauung eines unserer angesehensten und zielbowußtesten Verleger zu identifizieren, aber man wird auf seine Stimme aufmerksam machen müssen«. Der Verleger, den die »Neue Leipziger Zeitung« hier zitiert, wies darauf hin, daß seiner Meinung nach das Buch kein unbedingt geeigneter Metz ausstellungsgegenstand ist, »Das Buch ist Monopolartikel (dies gilt selbstverständlich mit Einschränkung und keineswegs sür alle Verleger), man kann einen Shaw oder Georg Kaiser eben nur bei dem einen, seinem Verleger erhalten. Man kann nicht wie bei Rasierapparaten und anderen Gegenständen zur Konkurrenz gehen und im Vergleich die vorteilhaftere Einkaufsmöglichkcit erwägen. Der Meßbesuch dürste also dem Sortimenter gar nicht so wichtig sein wie den Käufern anderer Artikel, insbesondere da er durch Reisende und durch das Börsenblatt mit >d«n Neu erscheinungen hinreichend bekanntgemacht wird.« Der Bericht weist aber auch daraus hin, daß andere Aussteller die Notwendig keit der Bugra hervorheben, »Die repräsentative Aufgabe der Ausstellung, die auch in diesem Jahre wieder die außerordent liche Produktivität unseres deutschen Verlegertums dartut, und einen glänzenden überblick über die erfolgreiche, kulturelle Arbeit vermittelt, wird sofort wieder erfüllt, wenn es gelingt, den Sorti menter doch wieder stärker heranzuziehen oder vor allem die Allgemeinheit, das bücherlaufende Publikum überhaupt, sür die Bugra und die reichen Ergebnisse deutscher Verlegeraktivität zu interessieren; kurz: die Buchmesse nicht so sehr unter dem Ge sichtspunkt des Umsatzerfolges als dem einer großen kulturellen Schau zu betrachten. Man wird in dieser Meinung bestärkt, wenn man hört, daß gerade das Ausland der Bugra lebhaftes Interesse entgegengebracht hat, und daß beispielsweise Buch händler aus Ägypten, aus Rumänien, Holland, Ungarn, ja sogar aus Indien die Stände besucht Haben, Ein bedeutsames Sym ptom für die Geltung des deutschen Buches,- Als Gesamtüber blick stellt auch die »Neue Leipziger Zeitung- fest, »daß die Ver leger dem Bedürfnis nach billigen und geschmackvollen Büchern entgegenkommen. Jeder Verlag fast hat seine Volksausgabe oder wohlfeile klein« Serie, Und es wäre zu begrüßen, wenn es ge länge, mit diesen der Kaufkraft angemessenen Werken wieder in breiten Schichten die Liebe zum guten Buch zu fördern«. Wir registrieren diese Stimmenauswahl, ohne im einzelnen dazu Stellung zu nehmen. Die Neuprodukten des Buchhandels ist bereits wieder im Ansteigen, Nach den Auszählungen der erstmalig im Börsen blatt angckündigten Neuerscheinungen schloß bereits das erste Halbjahr 1927 mit einem kleinen Mehr gegenüber 1926 ab und näherte sich schon dem Stand von 1914, Der Juli und August brachten nun 840 und 938, zusammen also 1778 weitere Neu erscheinungen gegen 880 und 818 oder zusammen nur 1698 in denselben Monaten 1926, Damit wächst wieder die Sorge um die beste Methode, diese Neuproduktion unterzubringen. Unter diesen Umständen verdienen die in diesem Augenblick gerade vor sich gehenden Verhandlungen in Potsdam besondere Beachtung, Die dort auf die Tagesordnung gesetzten Themen stehen ja mit dem angeführten Problem im innigsten Zusammenhang, Zu wünschen ist, daß das Ergebnis der Beratungen geeignet ist, den Buchhandel in seinem Kampf ums Dasein zu fördern, daß sich insbesondere Mittel und Wege finden, um Verlag und Sortiment zu gemeinsamer Lösung der ihnen gemeinsam gestellten Aufgaben zusammenzuführen. In diesem Sinne sei auch an dieser Stelle der Potsdamer Tagung ein ersprießlicher Verlauf und voller Erfolg gewünscht.
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