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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1921
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- 1921-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1921
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«Sri-»«»» s. d. Dtlchn. «uchh-ad-!. Redaktioneller Teil. W 133, 10. Juni 1921. Im Interesse unserer Abonnenten werden wir dasselbe in der bisherigen Versendungsart Weiler liefern, wenn eine Ab bestellung nicht erfolgt. Die Bezugspreise sind folgende: Milglieder: 1 Exemplar kostenlos, weitere zum Preise von 100.— Nichtmitglieder: Jedes Exemplar .1t 200.— Ferner ist zu entrichten: Von Kreuzbandbeziehern eine Gebühr von 7.50 und die Porloloslen, die sich aus etwa 150.— sür das Halbjahr belaufen. Da die Beträge meist nicht über Leipzig eingezogen werden sollen, bitten wir, dieselben auf unser Postscheck-Konto: Leipzig 13 463 oder <sür Ausländer) durch Scheck im voraus zu über weisen. Alle bis 10. Juni d. I. nicht bezahlten Abonnements müssen als abbestellt betrachtet werden. Leipzig, im Juni 1921. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Abt. Expedition. Buchkultur und Buchreklame. Von R. Engel- Hardt, Leipzig. X. (IL siehe Bbl. 1821, Nr. 72.) Buchschrist und Buchcharakter. Buchinhalt und Schriftform stehen ungefähr in dem gleichen Verhältnis zueinander wie der Wortlaut einer Rede zur Technik des Vortrags. Die monumentalsten Worte, die gleich Hammer schlägen etwa an das Gewissen oder an das Nationalgefühl der Zuhörer klopfen sollen, verlieren an Überzeugungskraft, wir ken schwächlich, ja unter Umständen lächerlich, wenn die stimm lichen Mittel des Vortragenden unzureichend sind, oder wenn seine rednerische Begabung nicht zur Unterstreichung der wuch tigen Sprache ausreicht. Und beim gedruckten Wort ist's ähn lich. Inhalt und Schrifttype müssen aufeinander auss feinste abgestimmt sein, oder es besteht die Gefahr, daß der Text zur Schrift, der Inhalt zur Form patzt wie edelster Wein zur Kaffee tasse oder wässeriger Bohnenersatz zu echtem Porzellan. Die amüsante Erzählung aus der »galanten Zeit« fordert freies, bewegtes Spiel rundlicher, graziöser Buchstadenformen, die Er zählung, die sich hinter düsteren Mauern des Klosters im 15. Jahrhundert abspielt, kann unmöglich in Antiqua oder in das zierlich hüpfende Spiel einer Kursiv gefaßt sein. Schnörkelhaf- tigkeit des Stils oder blumenreiche Sprache fordert andere Drucktypen als nüchterne, sachliche Ausdrucksform, das wissen schaftliche Buch andere als das Gedichlwerk, die Monumentalaus gabe andere als der Almanach usw. Wird auf diese beinahe selbstverständliche Forderung nicht Rücksicht genommen, dann er geben sich Ungereimtheiten, ja Mängel, die selbst der Late, wenn auch unbewußt, empfindet. Ja, aber es ist doch praktisch geradezu unmöglich, die ge forderte Anpassung so weit gehen zu lassen, daß nur historische oder psychologische Gesichtspunkte die Wahl einer Buchschrist bestimmen? Gewiß nicht: Anachronismen sind unvermeidlich, sie kommen tausendfach in den besten Werken vor, weil sie sich aus praktischen Rücksichten, vielleicht aus Anpassung an die übliche Ausstattungsweise einer Sammlung, geradezu von selbst ergeben. Aber das historisch-stilistische Moment ist ja gar nicht das Entscheidende, sondern der Stimmungsausdruck der Schrift und der Charakter des Buches. Und da rüber sei in diesem Beitrag einiges gesagt, ohne daß eine er schöpfende Darstellung der mannigfaltigen Zusammenhänge zwi schen Buchinhalt und Schriftcharakter versucht werden soll. 1. Das Wesen der Buchschrift. Ein Beitrag zum Schriftproblem, soweit er die Anpassung der Buchschrist in formaler Hinsicht an den Charakter des Buches betrifft, kann ohne eine voraufgegangene grundsätzliche Fest legung der wünschenswerten Eigenschaften der Buchschrist keine 794 Aussicht aus fruchtbare und der Praxis Rechnung tragende Er gebnisse zeitigen. Ich kann mich aber auf allgemeine Feststel lungen beschränken. Daß der praktische Wert eines Buches in besonders hohem Maße von der Beschaffenheit der benutzten Buchschrist abhängig ist, schon weil Mängel der Schrift in augen hygienischer Hinsicht die Lust, ja geradezu die physische Befähi gung zu längerem Lesen unterbinden, ist ganz offensichtlich. Des halb mutz die Leserlichkeit einer Buchschrift über jeden Zweisel erhaben sein. Eine Buchschrist muß klar und sachlich sein, keines falls darf sie vom Lesen ablenken und etwa zu Betrachtungen über absonderliche Buchstabenformen verleiten. Diese Not wendigkeit hat zur Folge, daß mancher reizvolle Schnörkel, be sonders in den kleineren Graden, zugunsten erhöhter Leserlichkeit geopfert werden muß, und daß der Schmucktrieb dem Verein fachungssinn unterworfen werden mutz. Damit ist nicht gesagt, daß jene Buchschrift die an Vorzügen reichste wäre, bei der kein entbehrliches Häkchen sich zeigt, bei der keine Unregelmäßigkeit zu finden ist und die zwar eine unübertreffliche Lesbarkeit be sitzt, dabei aber bis aufs äußerste zu einer schmucklosen und reiz armen Type zuiechtgestutzt wurde. Wie wir später sehen wer den, ist die Schrift in hohem Maße ein illusionsförderndes Mittel, und es hieße, auf einen sehr hoch einzuschätzenden Werlsaktor im Buchorganismus verzichten zu wollen, wenn man aus das Cha rakteristische, auf den Ausdruck im Schriftbild zugunsten einer ausdrucksleeren, charakterlosen Vereinfachung verzichtete. Tat sächlich entscheidend für den Wert einer Buchschrift ist nicht die aus die lapidarste und dabei vielleicht reizloseste Form zu- rückgedrängte Einfachheit der Buchstaben, die nicht selten mit »Formenarmut« zu bezeichnen ist, sondern der Gesamteindruck des Seitenbildes. Solange einzelne Buchstaben (besonders bei Versalien kann man dies beobachten) aus dem Seitenbitd nicht herausfallen, d. h. durch zu offene oder zu enge Zeichnung oder durch zu reiche Schmuckteile wie Blickfänge wirken und damit die Einheitlichkeit des Grautones gefährden, solange beim schnel len Hingleiten des Blickes über die Buchseite nicht jenes ver dächtige Flimmern und Zucken entsteht, hat jede Schrift als höchst lesbar zu gelten. Natürlich ist es letzten Endes erfor derlich, daß man sich in eine Schrift nicht allein schnell einlesen kann, sondern daß keine vorzeitige Ermüdung ein- tritt. Und in dieser Hinsicht gibt es freilich Schriften, bei denen die Schönheit der Buchstaben- und Wortbilder nicht über den Mangel einer sich beim Lesen sehr bald zeigenden Ermüdung hinwegzutäuschen vermag. Also beide Extreme, zu große Glätte und zu reiche Formensprache sind zu verwerfen, bleibt also ein die Lesbarkeit nicht gefährdender Rhythmus. Über dieses Thema hat der als Schriftforscher bestens bekannte Göttinger Verlagsbuchhändler Herr Gustav Ruprecht in Nr. 20 des I. Jahrgangs der »Deutschen Verlegerzeitung« unter »Rhyth mus und Lesbarkeit der Schrift» ausführlich und überzeugend berichtet; einige Sätze aus dem erwähnten Beitrag seien nach folgend zitiert. Er schreibt u. a., baß bei der Buchschrift Kllnstlerlaunen ausgeschaltet werden müßten, wo es sich um die Physiologie des Lesens handle, und spricht von dem feinen Emp finden des Lesers für das Wortbild, d. h. für den Rhythmus der Schrift, der das Lesen erst angenehm mache. Und »jeder wirk lich große Schriftkünstlcr wird seinen feinen Rhythmus haben. Stümper bleibt, wer ihn nicht findet«. Ferner: »Empfindliche Autoren erkennen eine Beeinträchtigung des feinen Rhythmus der Fraktur sogar schon im Sctzmaschtnensatz und wehren diesen ab«, vielleicht oder vielmehr sicherlich nicht allein aus Gründen verminderter Leserlichkeit, sondern auch aus ästhetischen Erwägun gen heraus. Daß die mehr oder minder große Buchstabenbreite sowie die Wahl der Buchstabenzwischenräume die Leserlichkeit einer Buchschrift ganz erheblich zu beeinflussen vermag, wird jedem völlig klar sein, der weiß, daß man nicht Einzelbuchstaben, sondern Wortbilder liest*), und daß man diese um so schwerer zu überfliegen und zu erfassen vermag, je breiter diese Wort bilder laufen. »Die breiten Schnitte töten die Wortbilder zeu gende Kraft und damit den Lebensnerv der deutschen Schrift.» *> Vgl. Gustav Ruprecht, »Das Kleid der deutschen Sprache». 8. Auflage. Göttingen 1812, Vandeuhoeck L Ruprecht.
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