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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1921
- Sprache
- Deutsch
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Inzwischen waren einige Anträge unseres Vereines im Börsenblatt veröffentlicht worden. Es wurde auch bei Gelegen heit der letzten außerordentlichen Hauptversammlung eine Resolution von Herrn Heller gestellt und von Ihnen einstimmig ange nommen, aber wir stehen heute noch immer da, ohne einen solchen Vertrag zu haben. Wir brauchen aber einen solchen Vertrag. Meine Herren, ich habe gelegentlich der gestrigen Verlegerversammlung in eingehender Weise die Verhältnisse unseres österreichischen Buchhandels geschildert und will mich heute nicht nochmals eingehend damit beschäftigen, weil ich ja hoffe, daß die Verhandlungen wortgetreu im Börsenblatt erscheinen werden. Aber das wissen Sie ja alle: wir sind ein Volk in Rot. Wir brauchen die Unterstützung des Börsenvereins und des Verlegervereins für unsere zukünftige geschäftliche Gebarung. Es geht ja anderen Staaten auch nicht gut, aber so elend, wie es den Österreichern geht, geht es keinem zweiten Volks. Warum? Ich erinnere nur an die Entwertung unserer Krone, die in letzter Zeit außerordentlich sprunghaft zurückgegangen ist. Die Valutapreise springen von einem Tag aus den andern oft um 20, ja 50 Punkte. Was sind die Folgen davon? Ein großer Teil der Sortimenter hat Quartal konto. Was ich z. B. im vierten Quartal bezogen habe, das erfahre ich in meinem Geschäft infolge der elenden Verkchrsverhält- nisse erst im März oder April. Ich muß also die Bücher, die ich im Oktober zu einem Umrechnungskurse von 1 Mark -- 5 Kronen und Ende Dezember von I Mark — 9 Kronen bezogen und verkauft habe, oft zu einem viel höheren Umrechnungskurse — wie cs mir leider in diesem Jahre passiert ist, mit I Mark — 12,50 Kronen — bezahlen. Im vorigen Jahre haben wir die Mark mit 1 Kronen im Januar zu verlausen angcsangen, bis wir im Dezember auf 9 Kronen gekommen sind. Wir müssen sie jetzt zur Oster messe mit II Kronen in Umrechnung bezahlen. Meine sehr geehrten Herren, das macht Hunderttausende Verluste aus. Ich will Ihnen keine Einzelheiten erzählen: ich habe gestern dem Vorstandstijch eine Bankabrechnung vorgelegt, wonach ich 100000 Mark mit 1250000 Kronen bezahlt habe. Bei diesem einen Betrage erleide ich allein einen Verlust von 3—400000 Kronen. Ich trage das und sage mir: mein Renommee ist mir mehr wert; der gute Ruf meiner Firma soll nicht angetastet werden; es soll kein Verleger am 10. Mai sagen, daß ich ihm für das vorige Jahr noch etwas schuldig sei. Aber solche wiederholten Valutaverluste absorbieren den Gewinn einiger Jahre. Und so wie mir ist es auch anderen Sortimentern ergangen. Dazu kommt noch die Sorge, daß wir teuer eingekauste Bücher billiger verkaufen müssen, wenn der Markkurs einmal sinken sollte. Es ist also notwendig, daß allein schon wegen solcher Valutaverluste der Börsenverein und der Verlegerverein einsieht, daß für uns Österreicher besondere Vereinbarungen getroffen werden müssen. Meine Herren, ich will mich nicht weiter verbreiten. Ich möchte Ihnen nur eine bereits wiederholt angenommene Reso lution in anderer Form zur Verlesung bringen, die folgenden Inhalt hat: Die Delegierten des Vereins der Österreichisch-Ungarischen Buchhändler Wilhelm Müller, Fritz Meyer und Hugo Heller geben folgende Deklaration zu Protokoll: Die von der letzten außerordentlichen Hauptversammlung des Börsenvereins durch einstimmigen Beschluß aner kannte, insbesondere auf den Tiefstand und die Schwankungen des Kronenkurses zurückzuführendc Bedrängnis des Sortimentsbuchhandels in Deutsch-Österreich rechtfertigt eine Sonderstellung desselben bei der Preisbildung der Erzeug nisse des Buch-, Kunst- und Musikalienhandels an das Publikum. Demgemäß nimmt der Verein der Österreichisch- Ungarischen Buchhändler für sich das Recht in Anspruch, einvernehmlich mit dem Deutsch-Österreichischen Verleger verein den österreichischen Verhältnissen entsprechend für seine Territorien gültige Verkaufsbedingungen sür das Publi kuni autonom festzusetzen, denen die Anerkennung des Börsenvercins und des Deutschen Verlegervereins zu verschaffen Sache nachträglicher Verhandlungen sein wird. Diese Anerkennung wird vor allem einem gleitenden Umrcchnungssuße zuzubilligen sein, der bei Wegsall jeglicher besonderer Besorgungsgebühr oder Sortimenterausschlages für in Deutsch land verlegte und in Reichsmark fakturierte Bücher derzeit einer Augmentierung des jeweiligen Tageskurses der Reichs mark in Wien um 20—25^ gleichkommt. Von dieser Augmentierung wären auf Grund noch zu treffender Überein kommen mit dem Verlegerverein oder sreien Berlegergruppen auszunehmen bzw. nicht in vollem Umsange zu treffen bestimmte Büchergruppen, insbesondere Schulbücher, wissenschaftliche Hand- und Lehrbücher, billige Sammlungen, Editionen usw. Doch wird hierbei ausdrücklich ausgesprochen, daß die reichsdeutschen Verlegerorganisationen, Verleger gruppen und einzelnen Verlage zweckmäßig direkte Verhandlungen mit österreichischen Konsumentenorganisationen prin zipiell ablehnen sollen, vielmehr alle solche aus Deutsch-Österreich an sie gelangenden Ansinnen an den Verein der Österreichisch-Ungarischen Buchhändler in Wien überweisen sollen. Es betrifft den letzten Absatz, wo von' den Vorschlägen der Amba, wissenschaftlicher Vereinigungen usw. die Rede ist. Meine sehr geehrten Herren, das wollen wir auch tun. Wir wollen den wissenschaftlichen Verlag billiger abgeben, wenn ich auch dabei bemerken möchte, daß man sich großen Illusionen hingibt, wenn immer gesagt wird: »Der Teuerungszuschlag ist das Un glück; deshalb setzen wir weniger Bücher ab.« Das ist ja gar nicht wahr. sSehr richtig!) Das ist ein Schlagwort, das einige Ver leger ausgebracht haben, denen es sehr willkommen war, eine daraus bezügliche Agitation in den öffentlichen Blättern usw. ein zuleiten. Alles das wissen wir ja ganz genau. Das wird den Leuten suggeriert. Geheimrat Milkau soll gesagt haben: Ach, der schreckliche Bücherausschlag ist ein Unglück usw.; — ein anderer hat wieder Ähnliches gesagt, kurz und gut, das kennen wir ja ganz genau. Ich glaube nicht, daß unser Publikum in Österreich nobler ist als das deutsche Publikum. Jedenfalls haben wir keine wesentlichen Anstände gehabt, obwohl wir die Mark jetzt zehnmal teurer verlausen müssen und außerdem 20—25^, Teucrungs- zuschlag erheben. Unsere bisherigen Abnehmer freilich können kein Buch mehr kaufen sSehr richtig!), gleichviel, ob es 40 oder 44 Mark kostet; die brauchen ihr Geld für Schuhe, Kleider, Lebensmittel und sonstige notwendige Bedürfnisse und haben deshalb kein Geld sür Bücher. Ob diese nun I0>X> billiger sind oder nicht, das spielt für die alten Bücherkäufer keine Rolle; es wird gewiß infolge Wegfalles des Teuerungszuschlages nicht ein Buch mehr gekauft. (Lebhafte Zustimmung.) Meine Herren, ich habe ein sehr großes Sortimentsgeschäst — ich zähle mit zu den größten Sortimentsgeschästen inr deutschen Sprachgebiet, obwohl das Sortimentsgeschäst nur ein kleiner Teil meiner verschiedenen Betriebe ist, die mich in die Lage setzen, solche Opfer zu bringen —, aber das kann ich Ihnen versichern: in meinem Geschäft ist das Publikum ein ganz anderes geworden, als es früher war. Professoren und Studenten trifft man nur vereinzelt. Die wissenschaftlichen Kreise erklären ja: »Wir haben kein Geld, um Bücher zu kaufen; wir treten deshalb an die Verleger heran und bitten sie um Freiexemplare, damit man wenigstens in den Bibliotheken die Bücher erhalten kann.« Aber daß nun der Teuerungszuschlag allein ein Grund gewesen wäre, keine Bücher zu kaufen, habe ich in meinem Geschäft noch nicht gehört sSehr richtig!), unter Tausenden mag vielleicht einer einmal den Ankauf unterlassen haben. Meine Herren, jedenfalls bitte ich Sie, diese Resolution anzunehmen und den Vorstand zu ermächtigen, endlich auch mit uns einen fixen Vertrag zu schließen, der auf unsere besonderen Verhältnisse, auf unsere elenden Verhältnisse mehr Rücksicht nimmt. (Bravo! und Händeklatschen.) Vorsitzender Hosrat vr. Arthur Meiner: Die Erklärung des Herrn Kommerzialrats Müller, die Ihnen soeben vor getragen worden ist, nehmen wir gern zu Protokoll und werden darüber im Vorstand befinden. Wir gehen weiter: Verband der Buchhändler in Polen.
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