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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1921
- Strukturtyp
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- 1921-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1921
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- Deutsch
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.>i 139, 17. Juni 1921. Redaktioneller Teil. d. Dllchn. «u«»a»dkl. Arnold Kriedte lGraudenz): Meine sehr verehrten Herren! Was der Herr Vorredner über Österreich gesagt hat, das trisft in noch viel größerem Maße auf die deutschen Buchhändler in Polen zu, und wenn ich Ihnen von der polnischen Valuta etwas erzählen wollte, dann würden Sie über diese wechselvolle Dame mehr als erstaunt sein. Wir hatten an den Börsenvercin auch den Antrag gestellt, daß die Verkaussbestimmungen, die wir dort festgelegt haben, für den Verkauf des deutschen Buches geschützt werden möchten, und daraus wurde uns der Bescheid, daß der Börsenverein nur die vom Verleger festgesetzten Laden- preise schützen könnte. Die wirtschaftlichen Verhältnisse in den abgetretenen Gebieten sind jedoch so gänzlich verschieden von denen Deutschlands, daß ich glaube, daß man diesen veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen doch Rechnung tragen müßte. (Sehr richtig!> Es gibt in Polen zwei Buchhändlerverbändc, einen deutschen und einen Polnischen. Der polnische Buchhändlerverband hat Verkaufsbedingnngen mit Ordinärprcis und Teuerungszuschlag festgesetzt, und wer diese Vcrkaussbedingungen nicht einhält, bekommt kein Buch mehr geliefert. Außerdem erhalten nur die Buchhändler, die dem polnischen Buchhändlerverband angehören, Bücher mit vollem Rabatt geliefert. Deshalb müssen wir deutschen Buchhändler, die wir teilweise auch polnische Bücher be ziehen und liefern müssen, auch dem polnischen Buchhändlerverband angehören. Der deutsche Buchhändlerverband umfaßt nicht nur die deutschen Buchhändler, sondern auch die polnischen Buchhändler, die deutsche Bücher beziehen und vertreiben. Für den deutschen Buchhändlerverband wollten wir nun dieselben Bedingungen aufstellen wie für den polnischen Buchhändlerverband, so daß der Verkaufspreis des deutschen Buches auch geschützt würde. Wir sind durch die hohen Zollgebühren, durch die Spedition und durch die ganzen außergewöhnlichen sonstigen Unkosten gezwungen, einen Teuerungszuschlag zu nehmen. Daß dieser Teue rungszuschlag nicht zu hoch bemessen wird, dafür sorgt schon das Wuchergericht, das sehr scharf vorgeht. Der Schutz dieser Ver kaufsbcstimmungen liegt aber unseres Ermessens nicht nur im Interesse des Sortiments, sondern auch im Interesse des Verlags; denn der direkte Versand von Büchern von Deutschland nach Polen dürste für den Verleger nicht vorteilhaft sein, weil der Post paketverkehr noch gesperrt ist. Es kann also vorläufig nur ein Verkehr unter Kreuzband in Frage kommen, und da verloren ge gangene Krcuzbandsendungen von der polnischen Behörde nicht ersetzt werden, gehen natürlich sehr viele Kreuzbandsendungen bei den Zensur- und Zollbehörden verloren. Es würde auch für die deutschen Verleger in Zukunft sehr schwierig sein, die Beträge für diese Sendungen zu erhalten; denn Nachnahmesendungen sind nicht gestattet, und über jeden Geldverlehr, der von Polen nach Deutschland stattfindet, übt die Regierung eine sehr scharfe Kontrolle. Es werden jetzt sogar die Überweisungen von unseren deutschen Guthaben durch deutsche Banken unter sehr scharfe Kontrolle des polnischen Devisengerichts gestellt, und wer diese Devisenordnung Übertritt, setzt sich schwerer Strafe aus. Es liegt daher im Interesse des deutschen Verlags, daß der Vertrieb der deutschen Bücher in den Händen des deutschen Sortiments bleibt. Der Einzelbezug der Bücher ist viel zu kostspielig und zu langwierig, wie ich schon dargelegt habe, und ein Frachtballen ist ungefähr ein Vierteljahr unterwegs. Wir sind also gezwungen, große feste deutsche Bücherläger zu unterhalten, und diese deutschen Bücherläger können wir natürlich nur unterhalten, wenn uns die Existenzmöglichkcit gesichert ist. Das ist nur durch Schutz der Verkaussbestimmungen möglich. Erfolgt dieser Schutz nicht, dann wird das deutsche Buch von den polnischen Buchhandlungen — den sogenannten »Buchhandlungen« —, die wie Pilze aus der Erde hervorgeschossen sind, als Kampfmittel gegen die deutschen Buchhandlungen benutzt, um deren Existenz zu untergrabe», und bei der Spannung, die leider vielfach zwischen den beiden Nationalitäten besteht, muß damit gerechnet werden, daß bei der sehr national gesinnten Bevölkerung diese Bestrebungen Unterstützung finden. Diese polnischen Buchhandlungen werden natürlich kein deutsches Bücherlager unterhalten; aber sie werden Einzclbestellungen zu Schleuderpreisen aussührcn, um die deutschen Buchhandlungen, ihre Hauptkonkurrenten, zu schädigen' und zu vernichten. Was ich soeben von polnischen Buchhandlungen gesagt habe, gilt natürlich nicht für alle polnischen Buchhandlungen. Wir haben viele polnische Buchhandlungen, die sehr vornehm geleitet werden, und die genau so wie wir den Teuerungszuschlag und die neuen Verkaufsbedingungen geschützt haben wollen. Sie sind auch Mitglieder des Verbandes der Buchhändler in Polen, und wir arbeiten mit ihnen Hand in Hand. Aber jene Existenzen, von denen ich sprach, würden in der Unterdrückung einer deutschen Buch Handlung, einer deutschen Existenz, eine nationale Tat sehen, und die deutschen Verleger würden diese Bestrebungen unterstützen, wenn sie uns die Verkaufsbcdingungen nicht schützen würden. Meine Herren, aus meinen Ausführungen haben Sie entnommen, welch schweren Existenzkampf die deutschen Buch Händler in den abgetretenen Gebieten zu führen haben, und Sie können sich denken, welche Bitterkeit Platz greift, wenn, wie ich gestern und vorgestern von meinen Kollegen aus Posen und Bromberg hörte, große deutsche Verlagsgeschäfte mitgeteilt haben, daß sie die jahrelangen geschäftlichen Beziehungen mit Kreditverkehr aus politischen Gründen aufgeben müßten. (Hört! hört!) Glauben denn diese Firmen, damit den polnischen Staat zu schädigen? Sie schädigen ihre deutschen Volksgenossen, die deutschen Sortimenter. <Sehr richtig!) Die Bitterkeit wird aber noch verstärkt, wenn wir dann auf den Zoll- und auf den Zensurbehörden die große Menge von direkten Sendungen sehen, die die Verleger an deutsche Private gemacht haben. Meine Herren, Privat bestellungen werden von den deutschen Verlegern ausgeführt; dem deutschen Buchhändler wird von den deutschen Verlegern die bisherige Geschäftsverbindung aus politischen Gründen gekündigt! lHört! hört!) Zur Entschuldigung der Verleger möchte ich anführen, daß sie sich jedenfalls nicht bewußt sind, daß sie nicht nur am deut scheu Sortiment, sondern auch am deutschen Volk in den abgetretenen Gebieten ein großes Unrecht begehen. Die deutsche Schule, das deutsche Geistesleben, der deutsche Buchhandel gehören zusammen, und welchen Kulturrückschritt in den abgetretenen Ge bieten es bedeuten würde, wenn der deutsche Buchhandel, der das deutsche Geistesleben nach Polen vermittelt, nicht mehr bestehen könnte, das werden Sie selbst allein begreifen können. Das deutsche Buch könnte dann nur noch mit großen Schwierigkeiten be schafft werden, und den deutschen Verlegern würde dadurch ein ganz bedeutendes Absatzgebiet verloren gehen; denn es ist doch noch ein großer Prozentsatz deutscher Bevölkerung, der dort in den abgetretenen Gebieten sich behaupten will. Der deutsche Ver lagsbuchhandel würde nur dazu beitragen, daß uns der Kampf noch mehr erschwert wird; er würde unter Umständen dazu bei tragen, daß vielleicht schon in der nächsten Generation die völkische Eigenart nicht mehr bestehen bleiben kann. Das wollen wir verhüten. Das sind wir unseren Kindern und Kindeskindern schuldig. Meine Herren, wir erbitten dazu Ihre Unterstützung. Wir hoffen, es wird ein Weg gefunden werden, daß wir erstens die Verkaussbedingungen schützen können, und daß dann der Verlegerverein es seinen Mitgliedern als Pflicht auserlegt, direkte Bestellungen an Private nach Polen nicht ausznsühren, sondern dazu die Vermittlung des Sortiments in Anspruch zu nehme». Und dann hoffen wir weiter, daß die Ausnahmebestimmungen, die gestern von dem wissenschaftlichen und von dem schönwissen schaftlichen Verlag bekanntgegeben wurden, auch auf die Mitglieder des Verbandes der Buchhändler in Polen ausgedehnt werden. Aus die ganz außergewöhnlichen wirtschaftlichen Verhältnisse Polens brauche ich nicht näher einzugehen, weil ich in dieser Beziehung auf einen Artikel Hinweisen kann, den ich in Nr. 83 des Börsenblattes vom 11. April veröffentlicht habe. Ich bitte Sie aber: Lesen Sie den Artikel, und geben Sie ihn auch Ihren Angestellten zu lesen, damit der Verkehr und die geschäftlichen Be Ziehungen zwischen den Buchhändlern in Polen und den Verlegern in Deutschland wieder angenehmere Formen annehmen! Wir 8S7
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