Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1921

Redaktioneller Teil. X° 139, 17. Juni 1921. Wir fahren fort und kommen zu den zwei Abschnitten über die Bibliothek, — zu der Stellenvermittlung im Buchhandel, — zu den vier Abschnitten über die bibliographischen Verzeichnisse, zu den Ausschüssen. Ich möchte hierbei erwähnen, daß der außerordentliche Ausschuß für Urheber- und Verlagsrecht unter dieser Namens- sorm seit 25 Jahren besteht. Er war als Fortsetzung des Ausschusses sür die Verlagsordnung im Jahre 18S3 als Außerordentlicher Ausschuß zur Revision der Gesetze über das Urheberrecht eingesetzt und erhielt dann im Jahre I8S6 den jetzigen Namen. In diesem Ausschuß sitzt seit Anfang an Herr Geheimer Kommerzienrat vr. Strecker in Firma W. Schott Söhne in Mainz. Wir sind ihm herzlich dankbar, daß er so lange seine Kraft diesem Ausschuß gewidmet hat, und sprechen ihm zu seinem Jubiläum in diesem Ausschuß die herzlichsten Glückwünsche aus. (Bravo!) Die Ausnahme in das Adreßbuch des Deutschen Buchhandels, zwei Absätze, — vier Absätze über die Zahl der Mitglieder und den Mitgliedsbeitrag. Ich bitte, das, was Sic da etwa zu sagen haben, bis Punkt 9 der Tagesordnung zu verschieben, wo ja über den Mit gliedsbeitrag gesprochen werden wird. Wir kommen dann zu den Stiftungen. — Unterstützungsverein der deutschen Buchhändler und Buchhand- lungsgehilsen und Erholungsheim deutscher Buchhändler. - Buchhändler-Lehranstalt. — Deutsche Bücherei. — Diese stehtjaauch als besonderer Punkt auf der Tagesordnung. — Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel. — Arbeitgeberverband der Deutschen Buchhändler. — Mitgliedschaft beim Ost-Europa-Jnstitut in Breslau und dem Deutschen Sprachverein. — Schließlich kommen wir zu den innerorganisatorischen Fragen des Vereins, die ja auch bei Punkt 8, bei der Beratung der neuen Satzungen, noch besonders erörtert werden. Wir würden dann am Ende des sachlichen Teils des Geschäftsberichts angclangt sein. Ich frage, ob noch jemand das Wort wünscht. I)r. Alfred Giesecke (Leipzig): Meine Herren, ich wollte nur nachtragsweise noch zu der Frage der Post eine kurze Bemerkung machen. — Die Erhöhung der Postgebühren mag notwendig sein: aber die — man kann wohl nicht anders sagen - rücksichtslose Geschäftsführung der Post braucht nicht zu sein. Ich erinnere an die Unglaublichkeit, daß man die neuen Portosätze erst einen Tag vor ihrer Einführung bekanntgemacht hat, mit der Wirkung, die Sie alle erfahren haben: daß ich zum Beispiel am 2. April nicht weniger als 80 Mark Strafporto habe bezahlen müssen. Das ist eine derartige Erschwerung, ja man kann sagen: eine derartige Schikane für das ganze Erwerbsleben, daß sie nicht gerechtfertigt werden kann, und daß dagegen protestiert werden muß. (Sehr richtig!) Uns im Buchhandel trifft besonders die immer drakonischer werdende Auslegung der Bestimmungen über die Drucksachen schwer. Neuerdings ist eine weitere Erschwerung ausfindig gemacht worden, die darin besteht, daß die Post keine Doppelhefte von Zeitschriften expedieren lassen will, wofür gar kein Grund einzuschen ist. Wir müssen uns meiner Meinung nacki entschieden dagegen wehren, damit die Post nicht anstelle eines Verkehrsmittels ein Verkehrshindernis wird. (Sehr richtig!) Meine Herren, ich möchte Sie bitten, Ihre Beschwerden, wie ich dies ständig getan habe, dem Börsenvereinsvorstand mitzutcilen, und diesen zu ersuchen, die Interessen des Buchhandels in diesen Dingen energisch bei der Post zu vertreten. (Lebhaftes Bravo! und Händeklatschen.) Vorsitzender Hosrat I>i. Arthur Meiner: Ich bitte Herrn Or. Giesecke, sür diese Angelegenheit eine Entschließung vorzubcreitcn, die wir dann dem Beirat des Reichspostministeriums vorlegcn können. Wir haben ja zwei Vertreter des Buch Handels in diesem Beirat, und diese werden unsere Interessen am besten vertreten können, wenn sie sich aus einen Beschluß der Hauptversammlung stützen können. Ich bitte Herrn Or. Giesecke. einen solchen vorzubereiten, der dann der Hauptversammlung noch vorgelegt wird. Zum Geschäftsbericht wird das Wort nicht weiter gewünscht, und ich frage, ob Sie den Geschäftsbericht genehmigen wollen. Ich nehme an, daß, wenn sich niemand dagegen ausspricht, der Geschäftsbericht als genehmigt gilt. - Es'erhebt sich kein Widerspruche der Geschäftsbericht ist genehmigt. Meine Herren, mit Wehmut und Trauer gedenken wir der vielen Mitglieder, die im letzten Jahre aus unserem Kreise in eine andere Welt abgerusen worden sind, unter ihnen hervorragende Vertreter unseres Berufes, von denen ich Ihnen nur die nachstehenden besonders namhaft machen möchte: Hosrat Otto Harrassowitz, Erwin Nägele, Or. Felix Pickardt, Geheimer Hosrat Or. Oskar von Hase, vr. Paul Siebeck, welch letztere beide in den Jahren 1884 bis 1888 bzw. 1889 bis 1892 dem Vorstände des Börsenvereins angchörten, und endlich Albert Brockhaus, der ebenso wie sein Vater die Geschicke des Börscnvereins als Erster Vorsteher, und zwar in den Jahren 1900 bis 1906, gelenkt hat. Bor zwei Jahren erst haben wir ihn in Anbetracht seiner großen Verdienste um den Börsenverein zum Ehrenmitglied ernannt, und vor vier Wochen hat ihn ein widriges Geschick dahingerafft. Wenn er auch Ecken und Kanten in seinem Wesen hatte, wie er es selbst bei seiner Wiederwahl zum Ersten Vorsteher 1904 von dieser Stelle aus gesagt hat, so war er doch ein Führer nicht nur des deutschen, sondern des internationalen Buchhandels. Nicht allein seine Beredsamkeit, die sich besonders beim Internationalen Vcrlegerkongreß in Leipzig zeigte, sondern auch sein umfassen des Wissen und seine charaktervolle Persönlichkeit ließen ihn weit über seine Kollegen hinausragen, was diese auch willig aner kannten. Er wird uns immer das Vorbild eines Buchhändlers und eines Vorstehers bleiben. (Lebhaftes Bravo!) Meine Herren, in altgewohnter Weise bitte ich Sie, sich zu Ehren der Verstorbenen von den Plätzen zu erheben. (Ge schieht.) — Ich danke Ihnen. Damit sind wir an den Schluß des ersten Punktes unserer Tagesordnung gekommen. Mit dem zweiten Punkte: Bericht des Rechnungs-Ausschusses über die Rechnung 1920 und den Voranschlag 1921 bitte ich Sie, Punkt 9 der Tagesordnung zu verbinden, in dem von dem neuen Betriebsbeitrage die Rede ist, den die Haupt Versammlung aus Anregung des Rcchnungsausschusses nach dem Anträge des Vorstandes des Börsenvereins beschließen soll. Ich gebe Herrn Paschke, dem Vorsitzenden des Rcchnungsausschusses, zur Begründung der Rechnungslegung und des Voranschlages das Wort. Berichterstatter Max Paschke (Berlin): Meine Herren, ich schätze in Ihrem Besitze den gedruckten Bericht des Rech nungsausschusses und darf mir wohl dessen wörtliche Vorlesung ersparen. (Zustimmung.) Aus Grund der Prüfungen, die der Rechnungsausschnß vorgenommen hat, hat er beschlossen, in der Hauptversammlung den Antrag zu stellen, dem Vorstande sür die Rechnung 1920 Entlastung zu erteilen. Ebenso hat der Rechnungsausschuß die satzungsgemäße Prüfung des Voranschlages für die Rechnung 1921 vorgenommen Die eingehende Prüfung hat ergeben, daß der Voranschlag entsprechend den Ergebnissen der Jahresrechnung des Vorjahres 1920 in vorsichtiger und angemessener Weise aufgestellt worden ist. Der Rechnungsausschuß empfiehlt daher, diesen Voranschlag in der Hauptversammlung zu genehmigen. i In diesem Voranschlag ist zur Ausgleichung von Einnahme und Ausgabe, wie Ihnen die Vorlage zeigt, ein Betrag ein 880