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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1921
- Strukturtyp
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- 1921-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X° 139, 17. Juni 1921. Wochen in der Tat zu eifrigster Tätigkeit benutzt. Aber nicht nur in diesen Ausschüssen hat man sich ehrlich bemüht, einen' Weg aus allen Nöten herauszufinden; auch außerhalb der Ausschußberatungen sind vielfach die Bemühungen fortgesetzt und weitere Verständigungsversuche gemacht worden, und die heutige Hauptversammlung soll nun alle die Bestrebungen zusammenfassen und sie zu einem gewissen Abschluß bringen. Leicht wird auch das noch nicht sein. Wir stehen in einer überaus kritischen Zeit. In den nächsten Tagen müssen für unser deutsches Vaterland die folgenschwersten Entscheidungen fallen. Wie sie lauten, was sie bedeuten werden, das können wir vorläufig nur ahnen und vermuten. Sicher aber ist, daß sie unsere Lage nicht bessern und erleichtern werden, sondern nur noch schwieriger und ernster gestalten können. So haben wir auch heute in unseren Angelegenheiten leider nicht selber das letzte Wort. Der Erfolg unserer Arbeit — darauf müssen wir gefaßt sein — kann durch die Rückwirkungen der bevorstehenden politischen Ent scheidungen leider in Frage gestellt und vereitelt werden. Lassen wir uns aber dadurch nicht beirren! Je größer die Not, desto ernster muß der Wille sein, sie zu überwinden. Der Himmel hilft keinem, der sich nicht selbst Hilst, und hoffentlich hat die allge meine Not und der Ernst der Lage die segensreiche Wirkung, daß vor allem der Wille zur Einigkeit überall gestärkt wird. Mit vereinten Kräften können wir hoffen, aller Schwierigkeiten dennoch Herr zu werden. (Bravo!) Gegenstand der Verhandlungen ist auch diesmal in erster Linie die Notstandsordnung. Außerdem müssen wir aber heute auch die ersten grundlegenden Beschlüsse über die Abänderung unserer Satzungen fassen. Ehe wir jedoch in Verhandlungen über diese Hauptpunkte cintreten, wollen wir, wie üblich, zunächst den Geschäftsbericht über das Vereinsjahr 1920/21 (abgedruckt im Börsenblatt Nr. 84 vom 12. April) erledigen und den Punkt 1 unserer Tagesordnung in Angriff nehmen. Meine Herren, ich frage Sie, ob Sie wünschen, daß der Geschäftsbericht vorgelesen wird, oder daß, wie üblich, es genügt, wenn ich die einzelnen Punkte aufrufe und zur Aussprache stelle. (Zurufe.)- — Sie sind mit dem letzteren einverstanden. Ich stelle daher die Eingangsworte des Geschäftsberichts — die ersten beiden Absätze — zur Besprechung. — Wir gehen weiter und kommen zur Rechtschreibungs-»Resorm«,— zur Urheberrechts-Reform und zur Kulturabgabe. Robert Voigtländer (Leipzig): Meine geehrten Herren! Der Mahnung des Herrn Vorstehers, daß die Redner sich kurz fassen, werde ich folgen, und glaube das um so mehr zu können, als die Entwürfe der Entschließungen, die ich Ihnen vorzu- schlagen habe, bereits vorgestern und gestern in den Hauptversammlungen des Verlegervereins und des Verbandes der Orts- und Kreisvereine besprochen und einstimmig genehmigt worden sind. Es gehört, wie es scheint, zu den Charaktereigentümlichkeiten der Deutschen, daß selbst in der Gefahr ohnegleichen, in der wir uns befinden, es uns nicht erspart werden kann, wegen nicht dringender oder nicht nötiger Angelegenheiten Arbeit und Abwehrmühen aufgeladen zu bekommen. Zu den Gegenständen, die uns derartige Arbeit und Abwehrmühe bereiten, gehört in erster Linie die sogenannte »Kulturabgabe« und in zweiter — aber nicht minder wichtig — die betriebene »Reform« der Recht schreibung. Meine Herren, die Gefahren, die aus diesen beiden Angrissen gegen den Buchhandel — so kann man wohl sagen — drohen, erschienen nachgerade so dringend, daß aus Anregung des Vorstandes des Börsenvereins sich ein besonderer Ausschuß ge bildet hat, der sich mit etwas langem Namen: »Ausschuß zur Prüfung der Kulturabgabe und der Rechtschreibungsreform» benennt. Diesem Ausschuß gehören — ich muß Ihnen die Namen nennen — an: In einer Abteilung gegen die Kulturabgabe, die Herren Or. Gustav Bock, Georg Eggers in Firma Amelangsche Buchhandlung, Hermann Rauh als Vertrauensmann der Musi kalienverleger, Ernst Schultze als Vorsteher des Vereins der Kunstverleger und Geheimrat Or. Ludwig Bolkmann; in einer Ab teilung 8, zur Bearbeitung der Rechtschreibung, die Herren Hofrat Or. Erich Ehlermann, Or. Alfred Giesecke, Hans Reimer und Gustav Ruprecht (Göttingen); zur Bearbeitung beider Stoffe außer mir die Herren Or. Walter de Gruyter und Or. Millrath Dreesen, Prokurist der Firma Philipp Reclam jrm. Man hat mir die Ehre erwiesen, mich zum Vorsitzenden zu wählen. Herr Or. de Gruyter hat das Amt des zweiten Vorsitzenden übernommen, namentlich mit der Aufgabe, in Berlin alle Fäden in der Hand zu behalten, die dort zu den Reichsbehörden und etwa sonst wichtigen Körperschaften führen. Die erste Tat dieses Ausschusses, der sich erst diese Woche endgültig gebildet hat, ist, daß er der Hauptversammlung des Börsenvereins vorschlägt, zwei Entschließungen zu fassen. Diese Entschließungen haben die Aufgabe, sowohl nach innen den Buch handel zusammenzuschließen, als auch nach außen das Bild der Einmütigkeit zu zeigen. Ich hoffe, daß die Entschließungen sür sich selbst sprechen werden. Die Entschließung über die Kulturabgabe würde nach dem Entwurf lauten: Die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler am 24. April 1821 hat von dem Plan einer »Kulturabgabe« Kenntnis genommen, der durch die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer im Vorläufigen Reichswirt schaftsrat betrieben wird. Nach diesem Plane soll, hauptsächlich zugunsten einer Unterstützungskasse für Schriftsteller und Künstler, dem deutschen Volke für jedes gekaufte Buch, jedes Notenhest, jedes Bild, für jede Aufführung eines Theater- oder Tonstücks eine neue Steuer in Höhe von 10^ auferlegt werden, die sich durch die dem Buch-, Kunst- und Musikalienhandel zugedachte Arbeit der Einziehung noch weiter erhöhen müßte. Die Hauptversammlung lehnt diesen Plan ab und hebt aus den vielerlei Gegengrllnden nur folgende hervor: Das in den gemeinsreien Werken angesammelte Geistesgut wird infolge des scharfen Wettbewerbs unter den Verlegern jetzt dem deutschen Volks so gut und so wohlfeil angeboten wie nur möglich. Durch jeden staatlichen Eingriss in Form.einer verkappten Steuer ist eine Verteuerung unausbleiblich. Ferner wäre es geradezu unsozial und kulturschädlich, den Autoren neuerer, noch geschützter Werke, seien diese gut oder schlecht oder als Modewerke schon ohnedies hoch entlohnt, unterschiedslos noch eine weitere Einnahme zu ver schaffen, während ernste, innerlich wertvolle Geisteserzeugnisse durch die verteuernde Zwangsabgabe noch mehr, als schon jetzt der Fall, zurückgedrängt oder unmöglich gemacht würden. Sodann würde die Verwaltung der aus dieser »Kulturabgabe« fließenden Mittel durch den geplanten Ausschuß der Schriftsteller und Künstler in der Hand weniger schwer kontrollierbarer Männer eine Macht vereinigen, die, wenn auch unbewußt, zu schlimmen Schädigungen echter Wissenschaft und Kunst führen kann. Die gegen den Sortimentsbuchhandel als den das Buch verteuernden Zwischenhandel gerichteten Angriffe werden gemacht ohne genügende Kenntnis der auch im Buchhandel bestehenden Not und der Schwierigkeit.der auch von ihm gewünschten Reformen. Die Hauptversammlung beauftragt den Vorstand, alle geeigneten Schritte zu tun, um das ganze deutsche Volk, besonders die Behörden, die gesetzgebenden Körperschaften und die Presse über die sich hinter jenem Plan bergenden Gefahren auszuklären und seiner Weiterbetreibung jeden möglichen Widerstand zu leisten. Zugleich aber erklärt die Hauptversammlung einmütig, daß der deutsche Buch-, Kunst- und Musikalienhandel die Pflicht fühlt, an der Erhaltung arbeitsfreudiger, geistig schöpferischer Kräfte und an jeglicher Förderung deutschen Geisteslebens in vorderster Reihe mitzuwirken. Die^Hauptversammlung ermächtigt daher den Vorstand, einem be- 8S2
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