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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1921
- Strukturtyp
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- 1921-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1921
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- Deutsch
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16 139, 17. Juni 1821. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Mich». Buchhandel. sonderen Ausschuß die Aufgabe zuzuweisen, im vertrauensvollen Zusammenwirken mit Vertretern der geistigen Arbeit andere Wege zur Bannung unverkennbar drohender Gefahren zu suchen. Soweit die »Kulturabgabe«. — In der Rechtschreibungsreform hat bekanntlich schon vor einem Jahre, als der Plan zuerst an die Öffentlichkeit kam, geradezu ein Sturm der Entrüstung eingesetzt. Man hatte eine Zeitlang hoffen dürfen, daß man davon Abstand nehmen würde, solche einem großen Teil oder dem größten Teil des deutschen Volkes so unwillkommene und offensichtlich störende Eingriffe weiter zu betreiben. Das ist, wie wir aus einer neuerlichen Kundgebung des Reichsministers des Innern wissen, leider nicht der Fall. Darum ist auch hier nochmals die warnende und wehrende Stimme zu erheben. Die Entschließung hinsichtlich der Rechtschreibung dürfte folgendermaßen lauten l Nachdem der Herr Reichsminister des Innern in seinem im Reichsanzeiger Nr. 77 vom 4. April 1921 veröffent lichten Briefe an die Abgeordneten Or. Hugenberg und Schultz erklärt hat, daß er trotz aller Einwendungen auf seinem Plan einer Neuordnung der Rechtschreibung zu beharren gedenkt, erhebt die Hauptversammlung des Börsen« Vereins der Deutschen Buchhändler vom 24. April 1921 hiergegen nochmals entschiedenen Einspruch, weil sie den Plan für das ganze deutsche Volk für schädlich hält. Den Umfang der zu erwartenden Schädigung kann der Buch handel am besten ermessen. Als Hauptgrund für die Neuordnung wird die Notwendigkeit einer Entlastung der Schule angegeben. Dieser Ge danke dürfte irrig und trügerisch sein. Irrig, weil das Volksleben sich nicht der Schule unterzuordnen hat, sondern diese dem Leben; trügerisch, weil er für die Schuljugend nicht eine, sondern zwei Schreibweisen bedeutet, also doppelte Arbeit. Denn die Schuljugend müßte neben der zu ersinnenden, folgerichtig gar nicht durchführbaren Schreibweise die bestehende mit erlernen, um die vorhandene Literatur lesen und im praktischen Leben bestehen zu können. An die vor handene Literatur darf und kann nicht gerührt werden; die ungeheuren, in den öffentlichen und privaten Büchereien und in den Vorräten des Buchhandels angelegten Werte dürfen und können nicht entwertet werden, einerlei, ob nach kurzer oder langer Schonzeit. Wir dürfen das Band nicht zerreißen, das uns fast allein noch mit den Deutschen außer halb des Reiches eint, die Schriftsprache. Der Buchhandel erklärt jedenfalls, daß er seine Mitwirkung an solchem Tun versagt. Der Neudruck von Schulbüchern kann vielleicht erzwungen werden, obwohl wir uns auch hiergegen wehren werden. Aber im übrigen wird der Buchhandel lediglich der in Freiheit sich allmählich von selbst umformenden geltenden Schreibweise folgen. Insbesondere lehnt er jede Neuordnung ab, die an der üblichen' Wort- und Buchstabenfolge im Alphabet (z. B. Zil statt Ziel, Jarzent statt Jahrzehnt) ändern und so in die ganze Lexiko graphie und alle Kartotheken und dadurch in die Arbeit des ganzen Volles heillose Verwirrung bringen würde. Dies würde der Standpunkt des Buchhandels auch in ruhigen Zeiten sein, in dieser Zeit der Not erst recht. Das deutsche Volk hat sich jetzt wahrlich um Wichtigeres zu sorgen, als um die Erzwingung einer neuen Rechtschreibung, die, sie falle aus, wie cs auch komme, nur willkürlich sein kann und daher neue Willkür und Unzufriedenheit verursachen muß. (Bravo!) Meine Herren, das sind gewiß deutliche und vielleicht auch scharfe Worte; aber sie sind notwendig. Wenn alle Mah nungen, alle Bitten, alle Vorstellungen nichts nützen, wenn man aus uns nicht hört oder nicht hören will, — wenn man uns bei- seitezuschieben sucht, dann bleibt nichts anderes übrig, als daß der Buchhandel sagt: Wir lassen aus unserer Haut nicht die Riemen schneiden, aus denen dem deutschen Volke eine neue Zwangsjacke geschnürt werden soll! (Bravo!) Darum bitte ich Sie, meine Herren, um eine einmütige Annahme dieser Ihnen hiermit vorgelegten Entschließungen. (Lebhaftes Bravo und Hände klatschen.) Vorsitzender Hofrat vr. Arthur Meiner: Meine Herren, Ihr Beifall beweist Wohl am besten, daß Sie mit den beiden Entschließungen einverstanden sind, und daß es nicht notwendig ist, darüber erst noch eine Aussprache stattfindcn zu lassen. (Zu stimmung.) Eine Aussprache wird nicht gewünscht. Ich frage deshalb, ob ich über beide Entschließungen in einer Abstimmung ab stimmen lassen kann. (Zustimmung.) — Das ist der Fall. Ich bitte diejenigen/die gegen die Entschließungen sind, die Hand zu erheben. — Es erhebt sich keine Hand; die Ent schließungen sind einstimmig angenommen. (Lebhaftes Bravo.) Ich frage weiterhin, ob Sie damit einverstanden sind, daß zur weiteren Behandlung der Angelegenheit ein außerordent licher Ausschuß gemäß § 41 unserer Satzungen eingesetzt wird, und daß dieser außerordentliche Ausschuß mit den Personen besetzt wird, die Herr Voigtländer Ihnen vorgetragen hat. (Zustimmung.) Das Wort wird nicht gewünscht. Ich nehme an, daß Sie damit einverstanden sind, und bitte diejenigen, die Hand zu er heben, die dagegen sind. — Es erhebt sich auch hier keine Hand; die Einsetzung des Ausschusses ist angenommen, und er wird so besetzt werden, wie Herr Voigtländer eben vorgetragen hat. Wir fahren in unserem Geschäftsbericht fort auf Seite 2: Ausschaltung des Zwischenhandels durch staatliche oder städtische Schulen. — Neugründungen von örtlichen Sortimenter-Vereinigungen. Albert Diederich (Dresden): Meine Herren! Diesem hier getadelten Mangel an Einsicht seitens der kommunalen Behörden möchte ich doch nicht unterlassen ein Schulbeispiel von vorzüglicher Einsicht einer kommunalen Behörde gegenüberzu- stellen, nämlich aus unserer Stadt Dresden. Auch in Dresden waren Bestrebungen im Gange, den Zwischenhandel beim Schul büchergeschäft auszuschalten. Wir sind daraus mit der zuständigen Behörde, mit dem Stadtschulrat, in Verbindung getreten und haben ihm dargestellt, daß cs für uns unmöglich sei, im Einzelhandel bei Schulbüchern aus den Zuschlag zu verzichten, da wir sonst nicht nur ohne Verdienst, sondern sogar mit einem Verlust zu rechnen hätten. Es wurde von dieser Seite auch anerkannt, und wir sind dann zu einem Abschluß gekommen, wonach der Rat der Stadt Dresden sich unterschriftlich verpflichtet hat, keinerlei Schulbücher direkt vom Verleger zu beziehen. Wir haben dafür bei allen Sammelbestellungen, die durch städtische Behörden ge tätigt werden, auf die Zuschläge verzichtet. — Meine Herren, ich möchte Ihnen das als Beispiel vortragen und möchte Ihnen dringend raten, in Ihren Städten Ähnliches zu versuchen. Interessant war es auch, zu hören, welches Verständnis mir von seiten des Schuldezernenten entgegengebracht wurde. Als ich ihm sagte, daß beim Verlag Bestrebungen bestünden, das Sortiment durch direkte Lieferungen zu unterbieten, da er widerte er mir: »Das kann ich mir gar nicht denken; wie kann cs überhaupt im Handel einen Grossisten, einen Hersteller, einen Fabrikanten geben, der seine Abnehmer zu unterbieten wagt?« (Bravo!) Und weiter sagte er mir: »Außerdem stehen wir heute auf dem Standpunkt, nur mit tariftreuen Firmen unsere Abschlüsse zu machen. Wir wissen, daß Sie Ihren Angestellten gegen über Ihren Tarif innehalten müssen, daß Sie infolgedessen auch gezwungen sind, die Preise, die Sie mit Ihren Kollegen verein bart haben, innezuhalten, und es ist Pslicht einer Behörde, nur mit taristreuen Firmen, als die wir Sie betrachten müssen, ihre Geschäfte zu tätigen.« Auf Grund dieser Verhandlungen sind wir zu einem glatten Abschluß gekommen, und ich hoffe, daß das auch in anderen Städten möglich sein wird. (Bravo! und Händeklatschen.)
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