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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1921
- Strukturtyp
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- 1921-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. Xr 141, 20. Juni 1921. keit und Gleichberechtigung beruhendes Abkommen getroffen wor den; die Mitglieder der beiden Organisationen können nunmehr nach Maßgabe der Statuten Mitglieder der kartellierten Organisationen werden. PersonalnachriHteii. Gestorben: am 15. Juni nach kurzem Leiden der privatisierende Buchhändler Herr Oskar Gottwald in Leipzig-Gautzsch. Gottwald war ein gebürtiger Schlesier und hat in vielen ange sehenen Buchhandlungen Deutschlands Stellen betleidet. In Leipzig war er viele Jahre in der Firma Otto Spanier tätig und hat in dieser Zeit mehrere Jahre im Borstand des Allgemeinen Deutschen Buch- Handlungs-Gehilfen-Verbandcs gewirkt. Als im Jahre 1892 die Ge schäfte des Verbandes einen Umfang annahmen, der ihre ehrenamtliche Bewältigung durch die Vorstandsmitglieder unmöglich machte, legte Gottwald sein Vorstandsamt nieder und wurde der erste Geschäfts führer des Verbandes. Diesen Posten hat er bis 1899 innegehabt, war dann mehrere Jahre bei Emil Noth in Gießen tätig und kehrte vor ungefähr zwei Jahren nach Leipzig zurück, wo er sich mit Ge legenheitsarbeiten beschäftigte. Trotz seinem hohen Alter war Gott wald noch sehr rüstig, bis er vor einiger Zeit einen schweren Unfall erlitt, dessen Folgen nun seinen Tod herbeigeführt haben. ^ övrechsaar ^ Aufruf an Len katholischen Buchhandel! Wir alle wissen, was wir unserer Geistlichkeit als Buchhändler verdanken, und daß weitaus der größte Teil dieser auch überzeugt ist, daß eine möglichst vollkommene Erfüllung unserer literarischen Pflich ten von einer möglichst geschlossenen Zusammenarbeit ab hängig ist und immer bleiben wird. Die Geistlichkeit stellt auch heute noch den stärksten Träger und die einflußreichste Macht im geistigen Leben der Katholiken dar. Wir haben daher das größte Interesse daran, sie immer und immer wie der auszu klären über die wahre Lage des Buchhan dels und seine Bedürfnisse und Hemmungen. Nach dem Zeugnis des Geschichtsschreibers des Hauses Herder ver standen die geistigen Träger des literarischen Lebens bei uns vom Buchhandel vor einem halben Jahrhundert meist noch so viel »wie eine Köchin«. Und wenn es nach Hans von Weber vor noch gar nicht so langer Zeit in seiner Nähe sogar noch Minister gegeben haben soll, die den Unterschied von »Sortiment« und »Verlag« nicht kannten, so möchte ich behaupten, daß solche Unkenntnis im katholischen literarischen Leben noch vor 25 Jahren die Regel war. Nur durch die äußerst geringen Aufklärungsversuche früherer Zeit war das möglich, und auch in den letzten Jahrzehnten sah man in die ser Hinsicht ein nachgerade langweilig gleichbleibendes Bild. Noch im Krieg konnte ich unserem f Herrn Erzbischof einen äußerst inter essanten Brief übergeben, in dem etwa stand: »Nur W. allein traut sich tatkräftig aufzuklären über Dinge, die uns doch alle Tag und Nacht nicht ruhen lassen. Deshalb muß man auch sagen, daß wir nicht-einmal von unseren Bischöfen Hilfe erwarten können!« — Daß dieser Brief, wie die meisten ähnlichen an mich, anonym war, beweist, daß es bis heute Mächte gab, die man zu fürchten hatte. Sie sind indes nur schwach an Zahl, aber sehr neidvoll, sehr ränkesüchtig und sehr gefähr lich. Ein Bürgermeister unserer Stadt hat mir dieser Wochen geschrie ben: »Ich beglückwünsche Sic aufrichtig zu Ihrem schönen Erfolg, über zeugt, daß in den 25 Jahren viel Segen in wissenschaftlicher und sitt licher Beziehung von Ihrem Hause ausgcgangcn ist. Möge cs Ihnen vergönnt sein, noch recht lange Jahre der Berufung zu dienen, die Sie sich sclbst gestellt haben!« »Freie Bahn katholischer K u l t u r k r a f t!«, das war mein höheres Ziel. Mit ohnedies halbgclähmtcr Linken nur konnte ich daran aufbauen. Dazu mußte ich in all den 25 Jahren im katholischen Buchhandel für die notwendige Berufsfreiheit in der Rechten das Schwert halten. Wenn ein Universitätsprofessor neulich meinte: »Man hat den Eindruck, daß Sic auf der ganzen Linie gesiegt haben«, so trifft das nicht zu. Was ich wollte, war Wahrheit und Gerechtigkeit. Diese haben in vielen Dingen gesiegt, weil sie zuletzt immer siegen, aber daß jener gefährliche Ring noch besteht, der unbelehrbar ist aus höhe rer Überzeugung, aus Geschäftssinn, aus Machtgelüste und heute aus - eigener Not, das wissen Sie alle. Not kennt kein Gebot! Die Vorschläge in den »Mitteilun gen der kathol. Geistlichen Württembergs« können Ihnen beweisen, daß das auch für gewisse G e i st l i ch c k r c i s e gilt. So utopistisch jene Pläne scheinen, so bergen sie doch einen starken Zu- kunftskcim, den gerade diese Kreise zur Ausreifung bringen können. Kreise, die schon in Bergwerken Millionen festlcgten und auch etwas im Büchervertricb dabei machten, können auch Wälder kaufen, Papiermüh len errichten, jenes ja bereits genannte klösterliche Unternehmen be nutzen, von dem mir schon vor 18 Jahren ein rheinischer Buchhändler schrieb, daß es mit seinen Druckercieinrichtungcn, seinen Buchbindereien bereits eine kleine Stadt ausmachc — um Verlag, Sortiment und Antiquariat auszu sch alten und seine Zwtschengc winne! — Nach uns die Sündflut! — Als ich im Jahre 1908 in Leipzig darauf aufmerksam machte, das; das Dekret des Papstes über Einschränkung des Geistlichenhandcls un§ endlich eine Handhabe biete gegen Übertreibungen, rief mir ein geist licher Buchhändler zu: »Solche Dekrete kann man so oder so aus legen!« Und der Verband katholischer kaufmännischer Vereine zu Essen gestand mir, weder in seiner »Mercuria« noch sonst darauf auf merksam gemacht zu haben, ließ sich aber weder durch gute noch durch bittere Worte zu unserer Unterstützung herbei. Geschieht uns das nicht recht?! — Es gab Notzeiten, wo bei uns in Baden Geistliche mit Wein und Frucht handeln mußten, um ihr Leben zu fristen, denken Sie an die Möglichkeit einer feindseligen, gewaltsamen Trennung von Kirche und Staat, und sofort ist wieder eine solche Notzeit da, dann aber wird die Selbsthilfe der Geistlichen eine organisierte sein, besonders so weit sie Selbstverbraucher sind! Der Katholikentag zu Frankfurt böte Gelegenheit, durch Aufklärung, Aussprache und Einsprüche durch eine große katholische Buchhändlerversammlung den rollenden Stein in seinem Laufe aufzuhaltcn oder diesen doch zu verlangsamen. Wir Univcrsitätsbuchhändler wissen genau, wie die am besten organi sierte Thcologenschaft heute schon tausend minder wichtige Hilfs- büchcr zu Buchhändlerpreiscn von auswärts bezieht, ehe sie nur 50 notwendige Lehrbücher im Buch laden kauft. Jos. Waibel. Georg HIrth und Lic. Bohn. «Vgl. Bbl. Nr. 128.) Der Satz: »Hirth nennt sich und Gleichdenkende mit Stolz ,wir modernen Vollmenschen' im Gegensatz zu den ,pfäffischen Lüstlingen' und ,geistlichen Gschaftlhubern' (z. B. der jso!) 1905 bekannt gewesene protestantische Hetzer Licentiat Bohn, der auf dem Kölner Sittlichkeits kongreß eiferte), chic sich jedenfalls hüten sollten, öffentlich den Mund voll Schmutz zu nehmen und diesen auf das deutsche Volk zu entladen' . darf in einem anständigen Fachblatt nicht unwidersprochen bleiben. Ob der Satz Georg Hirth oder dem Verfasser des Buches über ihn zur Last zu legen ist, geht nach dem Wortlaut nicht klar hervor. Wer ihn aber geschrieben haben mag, der ist, milde ge sagt, sehr leichtfertig mit dem Rufe eines Mannes umgesprungcn. Der »1905 bekannt gewesene« l^ie. Bohn lebt und wirkt erfreulicherweise heute noch. Persönlich kenne ich ihn nur flüchtig. Ich lese aber seit langen Jahren ziemlich regelmäßig seine Zeitschrift des Deutschen Sitt lichkeitsvereins und habe, obwohl ich in manchen Dingen wohl im Gegensatz zu ihm stehe, niemals etwas von Hetzerei, geschweige denn einen Beweis für den weiteren unerhört schmutzigen Anwurf bemerkt. Wohl aber führt Bohn bis auf diesen Tag einen tapferen Kampf für die sittliche Reinheit unseres Volkes, und insbesondere gegen den noch immer in erschreckender Weise betriebenen Mädchenhandel und das in ihm angelegte internationale Groß-Kapital. Was ein solcher Kampf, in dem ein großer Teil einer feilen, undeutschen Presse gegen solche Bestrebungen offen oder versteckt Partei nimmt, für Mut und Ausdauer erfordert, das hat B«hn zur Genüge erfahren. Dieser neue Drcckspritzer wird ihn daher persönlich wenig berühren. Wenn Georg Hirth der Mann gewesen ist, als welcher er nach diesem Artikel er scheint, so hätte er zweifellos viele Ziele mit Bohn gemein gehabt, und er würde ihn geachtet haben, wenn er ihn wirklich gekannt hätte. Ich kann den Herren Kollegen die Unterstützung des Lebcnswerkes Bohns (Adresse Pastor Ine. Bohn, Plötzensee bei Berlin, Sittlichkeitsvcrein) auf das wärmste empfehlen; sie brauchen darum nicht jedes Wort zu unterschreiben, was er sagt. Merkwürdig! Am unduldsamsten und überheblichsten erweisen sich doch immer wieder diejenigen, die über die Unduldsamkeit und Enge anderer Leute am meisten schreien. Übrigens hat meiner Erinnerung nach auch unser unvergeßlicher Berufsgenosse, der Hamburger Justus Pape, ein deutscher Mann wie wenige, gerade wegen eines Vortrages auf dem genannten Kölner Sittlichkeitskongreß die gewöhn lichsten Angriffe erfahren, in die selbst seine Gattin damals hinein- gezogen wurde. l)r. W. Ruprecht, Göttingen. Bcrüntmvrtl. Redakteur: Richard A l b c r t i. — Bcrlaa: Der Börsenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlerhauS. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Lciyzia — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gcrichtswe« 26 sBuchhändlerhauss. 396
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