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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1921-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1921
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .V 144, 23. Juni 1S21. Schuld der Dankbarkeit ob für den hohen Stand geistiger Kultur, Len Deutschland errungen hat und der doch auch uns zugute kam, wenn wir hier auch unsererseits Opfer brachten, wie sie unsere Väter und Großväter früher gleichfalls gebracht haben. Meine Herren, versenken Sie sich etwas in die Psyche dieser kleinen Universitätsstädte, gedenken Sie der vielen Beziehungen, die dort zwischen Kundschaft und Händler bestehen, und Sie werden be greifen, daß hier Verhältnisse obwalteten, die diese Schritte recht fertigten. Ich habe aber keinen Zweifel darüber gelassen, daß ich als Verbandsvorsitzender — und daher rührte mein Widerstand — nicht billigen könnte, wenn eine Handlung gezwungen würde, teurer als die andern zu verkaufen. Ich habe schon im Februar, dann ln mannigfachen Schreiben an leitende Persön lichkeiten, in anonymen Börsenblattartikcln, die, wie ich weiß, mannigfache Beachtung gefunden haben, be tont, daß vor allem eine Plattform geschaffen wer den müsse, die einen angemessenen Rabatt allen den Hand lungen zusichere, die wissenschaftliche Bücher besorgen und ver treiben, daß es daneben aber selbstredend den Verlagshandlun- gen freistehen müßte, mit ihren Hauptabnehmern Sonderab- kommen zu treffen, wie es ja von alters her Brauch gewesen sei. Schließlich ist Selbsthilfe noch immer das beste Mittel, und wenn ich schon vor Jahren Interessengemeinschaft angeregt habe, engen Zusammenschluß der Handlungen in den einzelnen Städten, jetzt ist dies mehr als je am Platze: gemeinsamer Bezug, Austausch der Werke des einen Verlegers, der nur der einen, mit denen eines Verlegers, der nur der anderen Firma zum Vor zugspreis liefert, gemeinsame Bestellungen, um Partieprcise zu erzielen, Auslieferungslager, Austausch von Exemplaren usw., da kann viel gespart und mancher Vorteil erreicht werden. Das Gleiche gilt von kleinen Plätzen, hier hat der Sortimenter es im allgemeinen völlig in der Hand, die Preise sestzusetzen: glaubt er nicht auskommen zu können, so soll er sich mit seinen Kol legen am Platze über den Zuschlag einigen, geschützt werden kann er natürlich nicht, aber er darf mit gutem Gewissen seine Spesen berechnen. Die Hauptsache ist und bleibt aber, daß gemeinsame Verkaufspreise am Orte bestehen, und daß das traurige und be schämende Schauspiel der verschiedenen Ladenpreise endlich ein mal beseitigt wird und der Buchhandel seinen alten soliden Ruf wieder erhält. Und das möchte ich auch den Verbandskollcgen in den kleineren und kleinen Orten zu bedenken geben: wir mußten auch unserer Ehre ein Opfer bringen, und wenn wir jetzt schweren Zeiten entgcgcngehen und schwer um unsere Existenz ringen müssen, so dürfen wir nicht vergessen, daß wir gute Jahre hatten, daß wir dank der Arbeit der Gilde und unseres Nitsch- mann in den Stund gesetzt waren, frei zu atmen und unsere Ge schäfte zu sanieren, sodaß wir jetzt also quasi die Zinsen zu be zahlen haben für die guten Jahre, die hinter uns liegen. Gerade die Rücksicht aus die vielen kleinen Handlungen des Verbandes, die zwar für den großen Verleger kaum in Betracht kommen, die aber dem Verbandsvorstand nicht minder als die anderen Fir men ans Herz gewachsen sind und die er schützen und stärken muß, war der Grund des HauptwidcrstandS gegen die Sondcrab- machungen; er mutzte fallen, sobald eine befriedigende Lösung gefunden zu sein schien. Und diese war zur Ostcrmessc gesunde», und der Friede wurde auf Grund dieser Abmachungen geschlossen. Wir dursten hoffen, daß cs ein Friede von Dauer sein würde und daß die Zeit der Anträge Nitschmann und Genossen zur Notstandsordnnng endgültig vorbei sei. Aber leider scheint es, als ob die Verhältnisse stärker sind als der gute Wille, und als ob die Zeitereignisse denen rechtgäben, die gegen einen Abbau der Notstandsordnung waren. Im letzten Gildeblatt äußerte Herr Nitschmann bereits mancherlei Bedenke», die nur zu berechtigt waren, inzwischen sind aber neue Gesetzesvorlagen angekündigt, welche eine derartige Belastung mit sich bringen, daß das Sorti ment unmöglich so weiter bestehen kann. Hoffen wir, daß sich beizeiten eine Einigung erzielen läßt und daß eine Interessen gemeinschaft zwischen Verlegcrverein und Gilde sich bildet, die versucht, für beide zu retten, was zu retten ist. Wo ein Wille, ist auch ein Weg, und es darf nicht heißen: der Buchhandel wird durch den Buchhandel vernichtet, oder: das Sortiment stirbt am Sortiment. ! 804 > Der Kampf um die Teuerungszuschläge, der schließlich durch ^ Hineinzerren der Angelegenheit in die Presse so unerquickliche Formen annahm, hat den Verhandlungen des Buchhandels in den letzten Jahren den Stempel aufgedrüüt. Jetzt, wo ein vorläufiger Abschluß erreicht zu sein scheint, tritt ein für den Börsenverein und damit für de» Gesamtbuchhandcl bedeutungs voller Antrag in den Vordergrund: die Frage der Neugestaltung der Satzungen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Satzun gen des Börsenvereins in vielen Punkten veraltet sind und einer gründlichen Umwandlung bedürfen, und jeder Sortimenter wird sich dieser Einsicht nicht verschließen; womit er sich aber nicht befreunden kann und wogegen er die schwersten Bedenken hat, ist die Teilung in eine Verleger- und Sortimentergruppe und die dadurch bedingte Kurialabstimmung, und es wäre im höchsten Grade bedauerlich, wenn sich hier nicht eine Verständigung er zielen ließe und das ganze wichtige Werk der Satzungsände rung gefährdet würde. Es bestehen, darüber ist man im Sorti ment nicht im Zweifel, die schwersten Bedenken gegen den Plan, vor allem werden die Sortimenter, welche gleichzeitig Verleger sind, in eine unerquickliche Lage gebracht, und dann ist ein Unding, daß Kommissionäre, Musikalienhändler, Barsortimenter usw. alle der Sortimentergruppe angeschlossen werden sollen, wodurch das reine Sortiment vielleicht manchmal nicht in die Lage käme, seine Wünsche durchzusetzen. Die Gilde würde ein ganz anderer Machtfaktor werden müssen, und alle Verhandlungen müßten zwischen dieser und dem Verlegerverein geführt werden. Ob aber dazu schon die Zeit gekommen ist, bezweifle ich; daß die Entwicklung vielleicht dahin führen wird, ist denkbar; in der Form, wie der Plan uns jetzt unterbreitet wurde, dürste er als unannehmbar bezeichnet werden. Die letzte Ostermesse stand im Zeichen der Neuwahl; an Stelle von Herrn Geheimrat Siegismund, der sein Amt nieder- legtc, wurde Herr Max Röder, als neues Vorstandsmitglied Herr Reinhardt-München gewählt. Der Erste Vorsitzende, Herr Hofrat Meiner, wurde einstimmig wicdergewählt. Wie Ihnen erinner lich, hatten wir auf unserer außerordentlichen Versammlung im Herbst v. I. den Rücktritt der beiden Vorsitzenden gefordert. Ich glaube jetzt sagen zu dürfen, daß wir mit unserem Urteil vielleicht etwas zu voreilig waren. Die tadellose und schwierige Führung der außerordentlichen Hauptversammlung des Börsen- vcreins, die allseitig rückhaltlos anerkannt wurde, bewies, daß Herr Hofrat I)r. Meiner doch der richtige Mann an der Spitze des Börsenvereins ist. Herr Geheimrat Siegismund, gegen den sich vor zugsweise die Angriffe, und zwar nicht nur im Sortiment, son dern in noch viel schärferer Form vom Verlag aus, richteten, ich brauche nur an die Rede Ehlermanns oder Artikel in der Verlegerzeitung zu erinnern, zog die Folgerungen und legte sein Amt nieder. Für die ungemein großen Verdienste, die sich Herr Siegismund um den Börsenvcrein und den deutschen Buchhandel erworben und die von Freund und Feind anerkannt wurden, wurde ihm, und zwar mit Zustimmung sämtlicher Organisationen, der Kreisvereine, des Verlegervereins und der Gilde die höchste Auszeichnung zuteil, die der Börsenverein kennt, die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft, und diese Ehrung ist selten einem Würdi geren zuteil geworden, deckt sich doch die Geschichte der Ent wicklung des deutschen Buchhandels der letzten dreißig Jahre mit dem Namen Siegismund. Er allein war würdig, der Nach folger eines Albert Brockhaus zu sein, dessen Verlust wir kurz vor der Ostecmesse beklagen mußten. Gegen die Kandidatur Meißner als Mitglied des Wahlausschusses hatte unser Vorstand Einspruch erhoben, nicht gegen die Person des Kandidaten, der uns allen ein sympathischer, hochgeschätzter Kollege ist, sondern aus dem Grunde, weil der Slldwesten Deutschlands in keiner Kommission usw. vertreten ist und wir dieses nicht nur als eine Zurücksetzung, sondern auch als eine Schädigung betrachten müssen; wir an der Süd- und Südwestecke des Reiches sind so zusagen das Glacis von Deutschland, und dem Buchhandel hier wird sicher noch eine hohe Kulturaufgabe gestellt werden. Man sollte Süddeutschland überhaupt mehr Rechnung tragen, vor allem auch wegen der Stimmung, die hier vielfach gegen den Norden herrscht. Zudem ist unser Verband im Laufe des letzten Jahrzehnts aus einem kleinen Verband ein großer geworden; von Berlin und Leipzig abgesehen ist er jetzt der viert- oder fünft-
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