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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1921
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- 1921-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1921
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- Deutsch
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X: >59, ll. Juli 1921. Redaktioneller Teil. den Namen Friedrich Perthes, jeder Buchhändler nennt ihn neben Campe, Cotta und Göschen, jeder Theologe weiß, was seine Wissenschaft dem Manne zu danken hat, jeder Historiker verbindet mit dem Namen ein Gefühl der Dankbarkeit gegen über diesem Förderer der Geschichtswissenschaft, dessen Wirken mit dem Schaffen eines Ranke, Niebuhr, Droysen verbunden bleibt'). Es ist eine traurige glückliche Fügung, daß der Erinnerungs tag in eine Zeit fällt, da wir es vielleicht noch nötiger haben als zur Höhezeil eines Perthes, wieder zu uns selbst zu kommen, deshalb sei es eine wiMommene Gelegenheit, uns dieses Mannes zu erinnern, der weder Soldat, noch Gelehrter, noch Diplomat, in einer Zeit der tiefsten Erniedrigung, ohne den Ehrgeiz zu haben, Führer sein zu wollen, im wahren Sinne doch zum Führer ge worden ist, als Mensch, als Deutscher und als Fachmann. Getragen vom festen Glauben an seinen Gott wußte er sich zeit seines Lebens seines Weges sicher. Sein Gott-Verbundenes Gewissen ließ ihn hart sein, wo es not tat, verlieh ihm Tapferkeit für seine Volksgenossen selbst vor einem Napoleon, der seinen Kopf gefordert, ließ ihn weich und hilfreich sein Unglücklichen gegenüber. Unbewußtes »Gutsein- war der Kern seines Lebens, das nicht von »Interessen« getrübt war, die ihm persönlich oder seinen Geschäften hätten vielleicht dienen können. Durch alle Höhen und Tiefen des Lebens sah er sich geführt, in seinem Be rufe schwersten Prüfungen ausgesetzt, zeitweise von Heim und Herd und Geschäft kraft napoleonischer Gewalt Vertrieben, dann Neuaufbau, Tod von Frau und Kindern, neue Nöte des Vater landes und schließlich tätige Mitarbeit im bescheidenen, aber doch unendlich weit hinauswirkenden Rahmen seines Berufs, dessen Verbundenheit mit den Pflichten eines guten Deutschen ') Ein Zeugnis für die Art des Verhältnisses zwischen Friedrich Perthes und einem L. v. Ranke sei der belgegebcne Brief von diesem an jenen. Rur einer unter vielen ähnliche» im Archiv des Verlages noch befindlichen. Er kann mehr als nur historisches Interesse beanspruchen, indem er zeigt, wie ein Vertrauen zwischen Gröberen möglich war, das heute zwischen Kleineren zu schwinden droht. Oder ist nicht gerade der Mangel an Größe der Grund dieses Schwindens? Der Brief lautet: Mein verehrter Herr und Freund, Wie kommt es, daß »Fürsten und Völker- noch nicht angezeigt worden: wenigstens in den hiesigen Zeitungen nicht? Meine Anzeigen waren sreylich wohl unbrauchbar: aber sind denn deren überhaupt so nöthig? Ich denke hiebey nur an Sie. Wissen Sie, das; ich Ihnen durch beylicgendes Blatt von Alexan der v. Humboldt, das er mir den Tag daraus geschrieben, als ich ihm das Buch gegeben hatte, eine Freude zu machen glaube? Es sey uns ein gutes Zeichen, daß Leute von dieser Art, welche Kenntnis; der Belt und Gelehrsamkeit verbinden, an dieser Arbeit Gefallen finden. Dieser Brief wäre wohl die reizendste Anzeige sür unser sonderbares Publicum, indessen sähe er aus wie eine Empfehlung und das wäre gegen meine Ehre: so demllthig ich auch sonst sey» muß. Indessen hat sich für unseren zweyten Theil schon eine neue Aus sicht eröffnet. Unser Ministerium hat sich sehr bereit gezeigt, mich zu einer Reise, die mir neue Schätze eröffnen kann, zu unterstützen. — Man hat mich veranlaßt, in diesen Ferien mein Heil in Wien zu ver suchen. In der That habe ich nie echte Hoffnung zu Wien gehabt; und auch gar nicht recht bedacht, daß dort die reichsten Denkmale sind, daß sich da das ganze venezianische Archiv findet. Offnet man mtrs, so soll unser zweytcr Theil eins der wichtigsten Werke werden, was je in diesem Fach erschienen ist. Es wäre schön, wenn Ihnen irgend ein einflußreicher Freund in Wien lebte, an den Sie mich empfehlen könnten. Oder vielleicht ken nen Sie sonst jemand, dessen Bekanntschaft mir angenehm oder nütz lich werden kann? Ich denke Empfehlungen an Metternich und andere wichtige Männer zu bekommen; jedoch cs wird wohl viel auf untere Behör den ankommen. Eine warme Empfehlung an Jemand, der Ihnen genau und wahrhaft verbunden wäre, wer er auch sey, jauch in Dresden oder Prag) wäre mir sehr erwünscht. Exemplare habe ich zwölf bekommen. Nach Wien wünsche ich einige mitzunchmen. Gewisse Ansprüche Hab' ich ja auch noch. Berlin 8. Aug. 27. Ganz der Ihre Leop. Ranke. Sie müßten mir nur sreylich bald antworten. Etwa in 14 Tagen. Mills Gott, denke ich zu reisen. schlechthin er als einer der ersten nicht nur erkannte, er stellte vielmehr als Leitgedanken für seine Berufsarbeit die Frage: Was tut not'? Er war glücklich, einem Berus anzu gehören, der bestimmt sein konnte, idealeren Ausgaben als rein materiellen zu dienen. Höherführung des Menschen zum Ewigen, Erweckung des geschichtlichen Sinnes und damit Vertiefung des Nationalbewutzt- seins erschienen ihm die gegebenen Ziele für seine Arbeit, mit der Perthes durch innerste Berufung verbunden war. Zu Kan tate 1816 widmete er seinen Berufsgenossen die kleine Schrift: »Der deutsche Buchhandel als Bedingung des Daseins einer deut schen Literatur-; aus dieser spricht am deutlichsten die hohe Auf fassung des Verfassers, sein Verantwortlichkeitsgefühl als Buch- Händler, und zwar sowohl seinem Volke als auch den Schrift stellern wie seinen Kollegen gegenüber. Zwei Hauptforderungen, die Perthes seinerzeit aufstellte, nämlich nach einem Gesetz zum Schutz der Urheber- und Verlagsrechte, sodann nach einem festen Ladenpreise für alle Bücher deutscher Sprache, sehen wir längst erfüllt, ohne zu ahnen, welches Unglück einst die Nachdrucker be deuteten. Wenn wir gerade jetzt wieder an einer Wende stehen, da diese heute selbstverständlichen Dinge den veränderten Zett umständen entsprechend neu gestaltet werden sollen, so ist es nur ein Akt der Dankbarkeit, der Männer und unter diesen in erster Linie Friedrich Perthes' zu gedenken, deren Weitblick und Tatkraft das deutsche Buch schon bisher einen bestmöglichen Schutz und der deutsche Buchhandel in seiner Organisation eine Hoch schätzung in aller Welt verdankt. Daran darf heute um so mehr erinnert werden, wird doch da und dorj das Vertrauen zum Buch handel zu erschüttern gesucht, und zwar, zugegeben, nicht ganz ohne Grund. Ein Buch zu verlegen, war und sollte sein: Pfad - findcrdienst für das Geistige. Es gab keine Regie rung und keine Gönner, die den Gelehrten und den Dichter die Brücken schlagen ließen zu den Menschen, keine offizielle Stelle fand sich zu diesem Dienste bereit, es bedurfte des Vertrauens nnd des Opfersinns eines »Unternehmers-, um Kant und Schopen hauer zu erkennen. Alle schon damals unternommenen Ver suche einer Loslösung vom Buchhändler schlugen fehl, und wenn solche Pläne heute wieder in der Lust liegen, so ist daran die durch den Zusammenbruch veranlatzte, so außerordentlich er schwerte Lage des ernst gerichteten Buchhandels die Ursache, der kaum die ins Unermeßliche gestiegenen Herstellungskosten zu tragen vermag und im Zusammenhang damit oft gewiß be rechtigte Ansprüche der Autoren nur schwer erfüllen kann. Freilich zeigt sich gleichzeitig ein Erwerbssinn der Konjunkturverleger, denen das Buch nur Ware und die diese, gleichgültig, welche ver wirrenden Folgen für Moral und Sitte das Gift nach sich zieht, auf Kosten der Denker und Dichter, die zum inneren und äußeren Aufbau unseres armen Volkes etwas zu sagen haben, in unge ahntem Maße verbreiten. Es tut not, daß wir an Männer wie Friedrich Perthes denken, an ihrem Weitblick für die geistigen Nöte und an ihrer Tatkraft ein Beispiel nehmen, den »Geschäfts geist- zurückstecken nnd unsere Interessen auch einmal als die Interessen anderer gelten lassen. Als Werkzeug einer höheren Macht ging dieser Mann seinen geraden Weg, mit festem Boden unter den Füßen seine Gaben in den Dienst der Gemeinschaft stellend, ein Mann werktäglicher Arbeit, Feiertagsstimmung im Herzen. Die „Schaffenden". Von vr. Georg Göhler'). Alle Kreise, die mit dem Geistesleben des deutschen Volkes irgendwie zu tun haben, werden zurzeit sehr erregt durch den Plan einer Reichskulturabgabc, der dem Reichswirtschaftsratc vorgelegt worden ist. Zur Begründung dieser Kulturabgabe, die 10°/» auf den Ladenpreis aller Bücher, Musikalien und Bildreproduktioncn auf- schlagen will, wird gesagt, daß »das Reich die moralische Pflicht habe, den geistig Schassenden zu Lebzeiten eine angemessene Le bensfürsorge angedeihen zu lassen-. ') Mit Zustimmung des Verfassers und der Verlagsbuchhandlung der Zeitschrift »Reclams Universum«. Heft 8t. entnommen. Red. !>bl
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