Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1921
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- 1921-07-12
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. X- 160, l2. Juli 1921. etwas mehr Festigkeit haben würde. Ich kann Ihnen aber auch sagen, daß die Universitäten und Akademien unbedingt gegen die Sache sind. l>r. Wilhelm Ruprecht (Güttingen): Ich möchte zu der Ent schließung des Herrn Voigtländer nur noch einen kleinen Zu satz wünschen. Diese Reform der Orthographie auf phonetischer Grundlage ist für nichts gefährlicher als für die Geltung des deutschen Buches im Auslände. (Sehr richtig!) Nehmen Sie doch einfach das eine Beispiel an, das Herr Voigtländer genannt hat: Jarzent statt Jahrzehnt. Wie soll ein Ausländer auf die Herkunft dieses Wortes kommen? Er kann eine Stunde darüber brüten, und er wird nie dahinterkommen. Gerade diese zu sammengesetzten Wörter machen dem Ausländer die meiste Mühe. Hat er aber einen Anhalt an der Schreibung auf Grund der Entstehung des Wortes, so kann er aus der Schreibweise des zweiten Bestandteils »zehnt» entnehmen, daß dieser von »zehn« hcrkommt, so wird er alsbald wissen, uni was es sich handelt,! aber niemals, wenn er »Jarzent» liest. Die Auslandsrücksichten; spielen heute eine gewisse Rolle. Vielleicht könnte man durch einen derartigen Hinweis das Gewicht der Entschließung noch vermehren. vr. Alfred Giesccke (Leipzig): Der Buchhandel mutz dafür sorgen, daß derartige Fragen, die das ganze Volk angehen, nicht in einem kleinen Kreise ausgemacht werden, wie das hier jedenfalls Wohl beabsichtigt war. Vom Buchhandel muß ferner eine großzügige Agitation in die Wege geleitet werden. Allen Kreisen, die von der »Reform» berührt werden, mutz klargemacht werden, daß und inwiefern sie davon bedroht sind. Was man jetzt verlangt, ist eine scheinbar harmlose Ände rung: den Wegfall der Dehnungszeichen. Praktisch hat diese Änderung aber ganz katastrophale Folgen. Man kann ruhig zugeben, daß unsere Rechtschreibung nicht ideal ist. Darüber läßt sich reden; aber jede Änderung muß reiflich erwogen werden, cs müssen alle Kreise zur Mitarbeit hcrangezogen werden, die davon berührt werden. Hermann Hillger (Berlin): Meine Herren, ich möchte bitten, daß wir besonders darauf Hinweisen, datz Kulturabgabe und Rcchtschreibungsänderung zusammen eine wesentliche Preiser höhung aller billigeren Kollektionen zur Folge haben müssen, weil sie eine doppelte Erhöhung durch den neuen Satz, durch die geplante Abgabe und, selbst wenn wir die Durchführung der Rechtfchreibungsänderung weit hinausschieben, durch die Ent wertung der Vorräte mit sich bringen. Ich vermisse eins: Bei diesen ganzen Dingen erreichen wir gar nichts, wenn wir fort gesetzt Resolutionen fassen. Resolutionen werden in Deutschland jeden Tag tausend gefaßt. Tausendfach wandern sie in den Papierkorb. Ich bin der Meinung, es gibt nur eins, — datz wir hier erklären: der Buchhandel streikt (Sehr richtig!); der Buchhandel erklärt: er macht diese Sache unter gar keinen Um ständen mit (Sehr richtig !>; er weigert sich auf das entschiedenste, in irgendeiner Form diese Kulturabgabe zu genehmigen. Dann, meine Herren, möchte ich noch eins sagen. Wir sprechen immer davon: wir wollen an die Presse gehen. Wir haben gerade in der kleinen Presse, auf die es uns ankommt, auch in der größeren Presse eine ganze Reihe von Herren, die ein Interesse an dieser Kulturabgabe haben. Wir haben da keine Unterstützung in unseren Bestrebungen. Aber, meine Herren, ich habe schon oft daran gedacht: ist es denn nicht möglich, daß wir die Publi kationsmöglichkeiten ausnützen, die wir haben? Eine der wirk samsten Publikationsmöglichkeiten ist das Schaufenster des Sortimenters. (Sehr gut!) Können wir nicht im Schaufenster des Sortimenters ständig regelmäßig erscheinende Protestschriften aushängen, die die Leute lesen? Das ganze Deutschland ist heute ein blödsinnig gewordenes Plakathaus, eine blödsinnig ge wordene Plakatsäule; nur der Buchhandel hält sich vornehm und bescheiden zurück und wird infolgedessen ganz erklärlicherweise mißachtet. Wenn wir nicht auch schreien, werden wir nichts er reichen. Tann müssen wir noch darauf Hinweisen, datz die neue Er höhung der Preise auch die große Masse der Arbeiter trifft, auf die wir jetzt so großen Wert in der Öffentlichkeit zu legen pflegen, und daß auch diese Kreise alle eine neue Rechtschreibung 1»0t lernen müssen. Ich glaube, die Herren Arbeiter werden sich sehr bedanken, in eine neue Lehre einzutreten. Das einzige, was sie nicht lernen wollen, sind neue Dinge, die für ihre Erziehung von Wert sind. (Zuruf.) Meine Herren, die von Herrn Voigtländer vorgelegte Re solution ist vom vuchhändlcrischen Standpunkt aus ausgezeichnet: sie wirkt aber nach außen für diese Propaganda gar nicht. Ich würde also Wert darauf legen, daß sie viel präziser, viel kürzer und viel klarer der Allgemeinheit unseres Volkes zum Ausdruck bringt, daß die Kulturabgabe nichts weiter ist als der Versuch, eine neue Zwangswirtschaft aufzubauen, hundert neue Klub sessel und zehn neue Autos für irgendwelche noch nicht beschäf tigte Beamte zu schaffen. (Heiterkeit.) Vorsitzender vr. Georg Paetel (Berlin): Ehe ich weiter das Wort gebe, möchte ich hier noch einmal wegen der Kultur abgabe etwas einschalten. — Ich wurde neulich als Vorsitzender des Vcrlegcrbereins zu einer Sitzung der Akademie der Wissen schaften zugczogen. Die Akademie der Wissenschaften hat sielt durchaus gegen diese Kulturabgabe ausgesprochen. (Hört! hört!) . Einer der bedeutendsten der Herren nannte die Kulturabgabe ^ die verdammte Kulturabgabe, die das schreibende Gesindel ans j Kosten der Talente oder der Wissenschaftler unterstützt». (Sehr ! gut! — Heiterkeit. — Hört I hört!) Ich möchte den Ausschuß ! insbesondere auch daraus Hinweisen, daß die Akademie der Wissenschaften sich sehr für di« »Deutsche Verlegerzeitung» inter essiert hat, und datz ihr daraufhin die »Deutschs Verlegerzeitung« auf meine Veranlassung gratis geliefert wird. Den Ausschuß möchte ich bitten, sich mit der Redaktion unserer Vcrlegerzeitung in Verbindung zu setzen und alle seine Publikationen auch in der »Deutschen Vcrlegerzeitung» zu veröffentlichen. Die »Deutsche Verlegcrzeitung- wird nämlich gerade von Laien mehr gelesen, als im Verlegerverein angenommen wird, und diese Publi kationen haben da jedenfalls einen große» Wert. Im übrigen möchte ich noch sagen, daß mir aus Buchdrucker- krcisen mitgcteilt ivorden ist, daß die Arbcitnchmcrorganisationen im allgemeinen durchaus gegen die Kulturabgabe sowohl wie auch gegen die neue Rechtschreibung sind. Ich glaube, der Unter stützung der Arbeitnehmcrkreise sind wir ziemlich sicher. vr. Fritz Springer (Berlin): Meine Herren, bis jetzt haben vier Herren einzelne Teile dieser Resolution beanstandet. Wenn wir noch weiter diskutieren, dann wird die Zahl der Beanstan dungen noch größer, und ich fürchte, dann erreichen wir nicht das, was wir gern möchten, und worauf es in erster Linie an kommt: datz heute hier eine einstimmige Annahme erfolgt. Das wird nur möglich sein, wenn wir die Resolutionen, die uns hier vorgelesen worden sind, annehmen. Die Vornahme etwaiger redaktioneller Änderungen in dem Sinne der gegebenen An regungen müssen wir Herrn Voigtländer und dem Ausschuß überlassen. Zunächst aber bitte ich darum, daß über die Reso lutionen abgestimmt wird, und ich würde es begrühen, wenn wir diese einstimmig annehmen und im Börscnverein in der gleichen Weise dafür eintreten. Setzen Sie Ihre einzelnen Wünsche einstweilen noch zurück! Richard Quelle (Leipzig): Ich mutz noch dazu bemerken, datz die Resolution bezüglich der Rechtschreibung nach der mir erst vor kurzem persönlich gewordenen Auskunft eine Unrichtigkeit enthält — Herr v>. Giesecke hat das ja schon erwähnt —, indem diese weitergehcnde Rechtschreibungsresorm, soweit es den pho netischen Teil anlangt, fallen gelassen worden ist und es sich nur noch um kleine Änderungen handelt. So beachtenswert die An regung des Herrn vr. Springer ist, so dürfen wir doch hier nicht eine Entschließung fassen, die sachliche Fehler enthalten könnte. Ich möchte deshalb bitten, daß dieser Punkt noch mals ausdrücklich nachgeprüft und datz nicht ein Beschluß ein- stimmig angenommen wird, der in seiner Grundtatsache viel leicht nicht ganz zutreffend sein könnte. Alfred Metzner (Berlin): Meine Herren, Herr Hillger hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß cs eine unserer Haupt aufgaben sein mutz, die große Öffentlichkeit für die Sache zu interessieren, und da scheint cs mir. außerordentlich wichtig, mit Rücksicht darauf, datz die Schulbuchverleger besonders von der Rechtschreibungsresorm bedroht sind, auch andere Kreise zur
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