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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1927
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- 1927-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1927
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- Deutsch
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VMMMfLMKMckmVüällimW. Nr. 220 <N. 118). Leipzig, Dienstag den 20. September 1927. 04. Jahrgang. Redaktioneller Teil Otto Paetsch. 7. 8. 1876—14. 9. 1927. Wohl niemand im deutschen Buchhandel wird, ohne im Tief sten erschüttert zu sein, die Nachricht von dem plötzlichen Ableben des Inhabers von Grase L llnzer gelesen haben. Eben noch erst hatte Konsul Otto Paetsch am 1. September am Fuße des von ihm so sehr geliebten Hochgebirges mit seiner Gattin im Kreise seiner Kinder das Fest der Silberhochzeit feiern 'können. Vor zwei Jahren war ihm der Tod schon einmal ebendort angesichts der Alpengipfel sehr nahe getreten. Auf der Erholungsreise in Tirol überfiel ihn damals ein gefährliches Leiden, und nur eine Ope ration aus Leben und Tod brachte ihm Rettung. Jetzt aber schien er völlig wieder hergestellt. Mit frischem Blut ging er an neue große Unternehmungen, und in wicdergekehrter alter Lebenslust hoffte er auf noch manche Freuden und Erfolge. Das Schicksal hat es anders gewollt. Nur 51 Jahre alt mußte der Unermüd liche und scheinbar Unverwüstliche den, Tod nun doch den Sieg lassen. Die äußeren LebcnSdatcn des Verstorbenen sind rasch ausge zählt. Am 7. August 1876 war er in Königsberg geboren. In der Firma dort, die später seine eigene wurde, hat er in drei Jahren den Buchhandel erlernt, mochten ihn seine tiefen Nei gungen auch in andere Sphären gelockt haben. Dann leistete er in Berlin sein Militärdienstjahr ab. Anschließend ging er als Gehilfe nach Heidelberg. Sehr bald aber schon, ein Zeichen zu gleich für die Einschätzung, die ihm damals bereits zuteil wurde, am 25. Januar 1901 holte ihn sein Lehrherr, der damalige In haber von Gräfe L Unzcr und bis zum vorigen Jahr dann sein Partner, Hugo Pollakowsky, mit dem Angebot der Mitinhaber schaft nach der Heimat zurück. Im gleichen Jahre gründete er seinen eigenen Hausstand. Seiner Ehe entsprossen drei Töchter, von denen die älteste an den Inhaber der Kochschen Buchhandlung in Nürnberg, die zweite an einen Marineoffizier verheiratet, die jüngste aber noch schulpflichtig daheim ist. Welchen Ausstieg das Geschäft unter seiner Führung genommen hat, ist bekannt. Bald begann Otto Paetsch aber auch in der buchhändlerischen Orga nisation eine Rolle zu spielen. 1906 wurde er Geschäftsführer des Kreisvereins Ost- und Westpreußen. Seit 1912 hat er den Verband als Vorsitzender geleitet. Er wurde einer der Mit gründer der Deutschen Buchhändlergilde und hat lange Jahre in ihrem Vorstand gesessen. 1915 wurde auf seine Anregung im Börsenverein zum erstenmal über einen Teuerungszuschlag ver handelt, und dessen endliche Einsührung war nicht zuletzt seinem Drängen zuzuschreiben. Nachdem er schon 1912 dem Ausschuß zur Revision der Verkaussordnung und 1914 dem Ausschuß zur Prüfung der Buchhaltungsfrage in den Klein- und Mittelbetrieben des Buchhandels angehört hatte, wurde er 1917 als zweiter Schriftführer in den Vorstand des Börsenvereins gewählt, dem er bis 1923 angchörte. Gleichzeitig war er in zahlreichen Aus schüssen tätig und widmet« dabei unter anderen den Fragen der Preisepropaganda und der Statistik besonderes Interesse. Als Vorstandsmitglied gehörte er auch dem Berwaltungsrat der Deut schen Bücherei an. Es waren nicht die leichtesten Jahre, und die wiederholten Reisen aus dem selbst bedrohten Ostpreußen durch den Korridor nach Leipzig bedeuteten unter den damaligen Ver hältnissen ein ganz besonderes Opfer und den Einsatz auch großer physischer Kräfte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand trat er in den Wahlausschuß ein, auch gehörte er weiter zahl reichen Ausschüssen an, die ihn in unmittelbarer Fühlung mit dem Leben der Organisation hielten. Einen Höhepunkt seines buchhändlerischcn Lebens brachte ihm das Jahr 1922 mit der denkwürdigen, allen Teilnehmern wohl noch unvergessenen Königsberger Horbsttagung des Verbandes der Kreis- und Orts vereine, deren glänzender Verlaus ein Beweis seiner unvergleich lichen Organisationsgabe und Arbeitskraft war. Sie war zu gleich mit der Feier des 200jährigen Bestehens seiner Firma verbunden, die ebenfalls ein Königsberg« Ereignis darstclltc. Damals präsentierte sich erstmalig auch sein vorbildlicher Ge- schästsneubau weiteren Kreisen des Buchhandels, für den er eben erst noch neue Erweiterungen und Umgestaltungen in Angriff genommen hat. 1923 vertrat er den Vorstand des Börsenvereins bei der Eröffnung der deutschen Buchausstellung in Bioskau. 1924 gab ihm das Kant-Jubiläum Anlaß zur Einleitung einer großen Spende des Buchhandels für die Königsberger Universi tätsbibliothek. Er wurde 1925 daraus zum Ehrenbürger der Universität ernannt. Im gleichen Jahre übernahm er auch das österreichische Konsulat in Königsberg. Nach 25jähriger Zu sammenarbeit zog 'sich dann mit dem Ende 1926 sein Partner Pollakowsky in den Ruhestand zurück. Doch nicht lange mehr sollte sich ider eben wieder Genesene der alleinigen Jnhaber- schast erfreuen. Wie er eben erst noch in diesem Sommer das Ferienheim für seine Angestellten in Rauschen eingeweiht hat, konnte erst vor kurzem berichtet werden. überreich ist die Fülle dieses Lebens, dessen Bkeilensteine wenigstens zum Teil in diesen Daten gegeben sind. Sie beziehen sich ja nur aus den Buchhändler Otto Paetsch. Er hat aber auch darüber hinaus sein reiches Können und ganzes Sein könig lich verschenkt und selbstlos eingesetzt. Erinnert fei nur neben vielem anderen an sein Wirken in der Königsberger Handels kammer, davon der Buchhandel auch manchen Nutzen gespürt hat. Welche Leistungen im einzelnen in den Rahmen gespannt waren, muß hier unerörtert bleiben. Freuen kann nian sich, daß dieses Leben auch mit Erfolgen gesegnet war. Und wer Otto Paetsch nähertreten durfte, wer ihn auch im Kreise seiner Fa milie kennen lernte, der weiß auch den Menschen nach seinem tiefsten Kern zu schätzen. Die rauhe Natur seiner Heimat Ost preußen, die zwischen langem Winter und frühem Herbst in kurzem Sommer die schmalen Freuden rasch und stark genießen lehrt, erzieht knorrige Charaktere, Menschen, die furchtlos ge radezu ins Leben greifen und manchmal nicht eben zart zu packen, Menschen voll Saft und Kraft, die aber doch auch jeder Probe handhabten und sich ein naturnahes Gemüt bewahren. Auch Otto Paetsch war eine Kampfnatur. Er liebte es nicht, um die Dinge herumzursden, und dabei fiel manchmal wohl auch ein hartes Wort. Hat man es ihm aber aus die Dauer verübeln können? Schließlich konnte er sich manches leisten; denn er war etwas und hatte bewiesen, daß er etwas leistete. Wenn er in seinem eigenen Betriebe die Kräfte bis aufs äußerste anstrengt«, wenn er in der Organisation Forde rungen stellte und Programme verfocht, letzten Endes geschah es doch nur um deswillen, weil er feinen Berus, den Stand mit dein »honetten Titul« des Buchhändlers über alles liebte und weil er ihn geachtet und anerkannt sehen wollte. Und hat er nicht in der Tat erreicht, daß mindestens in Königsberg der I13L
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