^ 220, 20. September 1927. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatts, d. Dtschn. Buchhandel.8217 k6uor6 Itiurnevien OorVlort dotier un^ 6ie Xir<ke Geh. ca. M. 4.S0, geh. ca. M. b.— Ed. Thurneysen, Pfarrer am Münster zu Basel, ist durch sein freundschaftliches Zusammenarbeiten mit Larl Barth bekannt geworden. Sein weg hat nickt in die akademische Wissenschaft im engeren Sinne geführt. Er ist dem Pfarramt treu geblieben und hat so die besondere Aufgabe zuteil bekommen, die engen Beziehungen zwischen wissenschaftlicher Theologie und praktischem Amt zu durchdringen, während man i» der Gegenwart weithin glaubt, das Pfarramt müsse von der Theologie möglichst losgelöst, ganz und gar sozialer Wirksamkeit dienen, bekennt sich Thurneysen zu der Überzeugung der Reformatoren, daß das Wort Gottes als predigt der Gemeinde die Grundlage aller religiösen Erziehung, alles seelsorgerlichen Einflusses, aller öffentlichen Wirksamkeit des Pfarrers sein muß. Er hat darum in tiefgrabenden grundsätzlichen Arbeiten sich mit dem Problem der Schrift- forschung und der Dogmatik befaßt, immer aber dabei den Blick auf die Praxis festgehalten. Das gibt seinen Arbeiten und seinen Vorträgen die besondere Bedeutung. Da er die Gabe, anschaulich und lebendig zu schreiben, besitzt, und da seine Vorträge vor den verschiedensten Hörerkreisen gehalten sind — von der theologischen Fach- schaft bis zur dörflichen Gemeindeversammlung — und da er in seinen problemkreis die verschiedensten Fragen von der neutestamentlichen Lritik bis zur Stellung zum modernen Sozialismus eindezieht, ist sein Buch wohl das interessanteste Buch, das aus dem Bereich der praktischen Theologie in die Öffentlichkeit tritt. Man wird angesichts dieses Buches verstehen, daß man erst vor kurzem (Samuel Dietele in den theologischen Blättern) Thurneysens Tätigkeit als eine Epoche in der kirchlichen Bewegung der Schweiz, als eine Fortsetzung der von Lutter und Ragaz ausgehenden religiösen sozialen Bewegung in besonderer weise bezeichnen konnte. Hermann Hutter Plato imö «nr Geh. ca. M. 7.—, geb. ca. M. s.so Hermann Lutter will keine systematisch erschöpfende Darstellung der Philosophie platos geben, wie das sonst üblich ist. Er hält das für aussichtslos und für — langweilig! Was er will ist, Plato in die Fragen ^ modernen Welt hineinzustellen, weil er die brennendste Frage unserer Zeit, die nach dem Unbedingten zuerst aufgeworfen und, soweit das menschlichem Denken möglich ist, gelöst hat. Er behandelt zuerst, immer unter Benützung und Hervorstellung der platonischen Dialoge selbst, die Frage nach der Ethik. Hier führt er uns zu dem denkwürdigen Unternehmen platos, der das sokratischc paradox des ethischen Nichtwissens über sich selbst hinausgehoben hat zu der grundlegenden Tatsache, daß das Gute nicht erkannt werden kann, weil es selbst als Ausdruck des Unbedingten die «Quelle aller sog. Erkenntnis bildet. Er zeigt ferner das eigentliche, in der Ewigkeit wurzelnde Wesen des Eros in einer so eindringlichen weise, daß es unserem am falsch ver standene» Eros krankenden Geschlecht geradezu wie eine Erlösung aus großer seelischer Not erscheine» muß. Endlich wird das so Gewonnene auf die verschiedenen Gebiete des Lebens, wie Staat, Wissenschaft, pkilo- sophie, Lustpcoblem der Gesellschaft angewandt, alles an der Hand der lebenden Rede platos selbst. Hermann Lutters Sprache ist so schlicht und klar, er ist so durchströmt von der Leidenschaft und Liebe einer platonischen Seele, daß man das Buch allen jungen Leuten in die Hand geben kann zur Llärung und Festigung, daß aber auch der reife und erfahrene Mensch sich mit innerstem Gewinn hinein vertiefen wird. (D (Kr. Zairer Verlag / Nüniken