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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1921
- Strukturtyp
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- 1921-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1921
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- Deutsch
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^ 221, 21, September 1921, Redaktioneller Teil. stimrmmg, und ab und zu mutzten auch die Schirme aufgespannt werden; erst nach Schluß der Wanderung trat die Sonne wieder in ihre Rechte ein. Der Schönheit Alt-Heidelbergs tat dies übri gens keinen Abbruch, und von dem Blick auf Stadt und Schloß vom Philosophcnweg aus waren alle Teilnehmer begeistert. Zu erst hatte man den Bismarckgarten betreten und mit Entrüstung davon Kenntnis genommen, wie elende Bubenhände beim Bilder sturm am 3 l. August das Meisterwerk Donndorfs durch Abschlagen der Nase geschändet und damit der »Fremdcnstadt« Heidelberg zu einer traurigen Berühmtheit vcrholfen hatten. Ein allseitiges Pfui der Kollegen war die beste Antwort auf dieses Bubenstück, über die Friedrichsbrückc, mit ihrem einzig schönen Blick auf Neckar und Gebirge ging es dann zum Philosophenweg, und auf prächtigen Waldwegen, die stets schöne Blicke aus die Stadt mit ihren charakteristischen Bauten; Universität, Bibliothek, Marstall mit der dlsiisa Lcackewics, den altehrwürdigen Kirchen, und vor allem auf das herrliche Schloß, gewährten, ging es hinab zur Hirschgasse, an dem alten Pauklokal vorüber, hinunter zum Neckaruser und über die alte, sich so prächtig der Landschaft an- schmiegendc Brücke zur Stadt und zum Marktplatz mit der großen Heiliggeistkirche, dem Rathaus und dem schönen Renais sancebau des Gasthofes zum Ritter, Den steilen Burgwcg hinauf, der manchem Teilnehmer Schweißtropfen kostete und manche Seuf zer vernehmen ließ, ging es zum Schlotzaltan und zum Schloß hof, Deutschlands herrlichster Bau entlockte laute Rufe der Be wunderung, und man verstand die Dichter, die den Ott-Heinrichs- bau in so begeisterten Worten verherrlicht haben. Während manche der Gäste das Schloß besichtigten, gingen andere zur großen Terrasse und zum Scheffeldenkmal, um von dort aus den einzig schönen Blick auf die Stadt, Flußtal und Ebene zu genießen. Dann trennten sich die Wege, einige machten Rast im Schloß restaurant, andere hielten Beratungen im kleineren Kreise ab, noch andere Wanderlen direkt zur Stadt hinab zum Mittagessen, Vor Beginn der allgemeinen Sitzung konnte der Vorsitzende des Ba disch-Pfälzischen Buchhändler-Verbandes, Herr Eckardt, noch mals auf diese Wanderung zurückgreisen und von den Schönheiten Alt-Heidelbergs im besonderen und des Badener und Psälzcr Lan des im allgemeinen berichten und Betrachtungen über die Ge schichte und Entwicklung ihrer Buchhandlungen dabei einflechten. Nach der ernsten und anstrengenden Sitzung am Samstag fand man sich zum gemeinsamen Essen im Harmoniesaal zusam men, an dem sich auch viele Kollegenfrauen von auswärts und aus Heidelberg beteiligten und bei dem auch der buchhändlerische Nachwuchs, Söhne und Töchter von Kollegen, vertreten war. Ein kleines Liederbuch wurde gestiftet, ein Festgedicht, das gesungen wurde, erhöhte die Stimmung, und musikalische Dar bietungen des Herrn Rochow und der Töchter des Kollegen Alfred Wolfs-Heidelberg, sowie ein Puppensptel des Herrn Kolle gen Weißbach sorgten für angenehme Abwechslung, Begeisterten Widerhall fand Herr Hermann-Bremen, als er vorschlug, »Deutsch land, Deutschland über alles-- zu singen. Sonst verlief der Abend in etwas gedrückter Stimmung, viele Herren waren von der weiten Bahnfahrt ermüdet, und die Ereignisse der Nachmittagsitzung wirkten nach. Desto besser war die Stimmung am Sonntag beim Mittag essen, Die große Tafel, es nahmen 200 Herren und Damen am Essen teil, war sehr schön mit Blumen geschmückt. Wertvolle Er innerungsgaben waren gespendet, so von Herrn Weißbach eine Schrift von kluger; Etwas über Buchhandel, Buchdruckercy und den Druck außerhalb Landes mit einem schönen Nachwort von Bogcng; eine Gabe, die das Herz jedes Bibliophilen höher schla gen läßt und die sicher noch ein begehrtes Büchelchen werden wird. Auf Inhalt und Ausstattung wird noch an anderer Stelle einzugehen sein. Sodann hatte Herr Verlagsbuchhändler Willy Ehrig das Hcst Dohsc, Deutsche Literatur von Klopstock bis auf unsere Zeit, ein willkommenes Hilfsmittel für jeden Buchhändler, in geschmackvol lem Einband gespendet, Herr Hörning ein von Herrn Carlebach ausgcgrabenes altes Sinngedicht auf Heidelberg, außerdem noch Postkarten mancher Art. Mannigfache Trinksprüche würzten das Mahl, Herr Jäh sprach über die Tagung und ihre Erfolge, Herr Hosrat vr. Meiner auf den Buchhandel und Alt-Heidelberg, Herr Schoepping auf die Damen, Herr Hartmann auf die Heidelberger, ; ^ die alles so vortrefflich vorbereitet und die den Gästen den Auf- ! enthalt so angenehm gemacht hätten, Herr Eckardt erwiderte dar- ! auf und dankte allen, die durch ihre Hilfe und durch ihre Gaben ; das Fest verschönt hätten, Herr Thicme gedachte in warmen Worten unseres verstorbenen Petters, der von vielen heute ver- l mißt werde, und bat, sein Andenken durch Gaben zu seiner Stis- tung zu ehren. Die von jungen Damen und Herren eingclcitete Sammlung ergab ein erfreuliches Ergebnis, Zum Schluß ergriff Herr Nitschmann das Wort zu einer Rede, die wohl sllr jeden ein unvergeßliches Erlebnis geworden ist. In wahrhaft poeti scher Weise schilderte er die Schönheit der Lande zwischen Oden wald und Main und zauberte in plastischer Darstellung all die lieblichen Plätze und Orte den Hörern vor Augen, zuletzt Alt- Heidelberg, bei dessen Zauber er länger verweilte. Sein Hoch klang in wahrhaft ergreifender Weise aus aus das deutsche Vater land, und als dann spontan das Lied »Deutschland, Deutschland über alles« ertönte und einem Weihegelöbnis gleich durch den Saal brauste, sind manche Augen feucht geworden. Der Beifall, der dem Redner zuteil wurde, war jedenfalls herzlicher, verdien ter und allgemeiner als der, der ihm am ersten Verhand lungstage zuteil wurde. Nach dem Essen wanderte man hinaus ins Neckartal zur Stistsmühle, wohin der Badisch-Pfälzische Verband zu einem Kaffee eingeladen hatte. In anregendem Gespräch blieb man dort beisammen, ein Teil fand sich auch in der Stadthalle zum Abschiedstrunk zusammen, dann erfolgte nach und nach der Auf bruch und die Abreise derer, die nach Hause mußten. Alle haben, das glauben wir behaupten zu dürfen, eine schöne Erinnerung an Heidelberg und an die dortigen Kollegen mit heimgenommen. Der Montag war Ausflügen gewidmet, leider war das Wet ter vielfach ungünstig, und das mag der Grund gewesen sein, daß der Ausflug ins Neckartal nicht so ausfiel, wie erwartet werden durfte, und daß infolge eines Mißverständnisses der Ausflug ohne Führung vor sich ging. Es ist dieses um so bedauerlicher, als gerade dieser Ausflug den Wanderern großen Genuß bereitet haben würde, der sie dafür entschädigt hätte, daß sie nicht an dem Ausflug in die Pfalz teilnehmcn konnten. Der größte Teil der Gäste, wohl an 80 Herren und Damen, darunter der fast vollzählig erschienene Vorstand des Börsenver- eins, suchte unter Führung des Herrn Eckardt-Heidelbcrg die Pfalz auf. Es wird manchem unter ihnen Überwindung gekostet haben, in Ludwigshafen bei den schwarzen, gelben und weißen Franzosen borbeipatroullieren zu müssen, aber sie haben dabei erfahren, was unsere Brüder in den besetzten Gebieten alltäglich bei deren Anblick erdulden und fühlen müssen. In Neustadt emp fing Herr Kommerzienrat Witter seine Gäste, Ein Teil folgte einer Einladung der Papierfabrik Kausfmann L Engelmann zur Be sichtigung ihres Betriebs, der größere Teil besichtigte unter Füh rung von Herrn Witter Neustadt, erfreute sich von einer schöngele genen Terrasse aus des herrlichen Blickes auf die sonnige Pfalz mit ihren in üppiger Fülle prangenden Rebenhügeln und begab sich dann direkt in die Kellerei, Der Besuch der Papierfabrik bot des Interessanten ungemein viel, er zeigte uns die Umwandlung der Lunchen in Papier in sämtlichen Stadien und herzlicher Dank gebührt den Besitzern, die in liebenswürdiger Weise uns alles er läuterten und erklärten. In der Kellerei des Herrn Witter fand sich dann alles zusam men, um beim Wcinschlurs die Fragen, die den Buchhandel beschäftigen, z» lösen, Herr Gcrlc, als Vorsitzender der Pfalz gruppe des Verbandes, begrüßte in warmen, patriotischen Worten die Kollegen aus dem Reich, dankte ihnen, daß sie den Weg in das besetzte Gebiet gefunden und dadurch die Pfälzer in ihrem Sclbst- bewußtsein und in ihrem Kampfe um ihr Deutschtum gestärkt hätten. Es war ein schönes, stolzes Bekenntnis der Pfälzer zum Deutschtum, und begeistert war der Widerhall, der dem Wahl spruch auf das deutsche Vaterland folgte. Wenn gute Worte sie begleiten, so fließt die Arbeit munter fort, konnte man ivohl sagen, man schlürfte den köstlichen Wein in fünf verschiedenen Sor ten und hörte dazwischen Reden auf die Damen, auf den Buch handel, auf den Badisch-Pfälzischen Verband, auf den Gastgeber, der demnächst den 70, Geburtstag feiert usw. Viel Beisall und Heiterkeit erweckte die Rede des Herrn Hofrat vr. Meiner, der die >401
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