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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1921
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- 1921-09-24
- Erscheinungsdatum
- 24.09.1921
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224, 24. September 1921. Redaktioneller Teil. selbst wenn er noch so geläufig Esperanto spricht. Wer ins Ausland will, der kommt um die Erlernung der jeweiligen Landessprache nicht Herum. »Und setzen Sie den Kau-mannssohil zusammen mit dem Arbeiter an einen Tisch - —so haben Sie durch diese neutrale persönliche Zusammenarbeit an einem großen Ziele einen Weg zur Duldung und Aussöhnung.« - Sa l)r. Steche. Er hat recht. Wenn man den Kaufmann und den Arbeiter zusammen an einen Tisch setzt, so werden sie sich persönlich besser verstehen lernen. Dabei ist es aber ziemlich unwesentlich, ob sie Esperanto oder Englisch, Astronomie oder Vvlks- biirgerkunde treiben oder im Münchener Hofbräuhaus am gleichen Tisch Bier trinken. Mit dem einzelnen deutschen Arbeiter kann man sich ^überhaupt leicht verständigen. Er ist zumeist billigdenkend und entgegenkommend. Aber er ändert seine Natur erheblich, wenn er mit vielen Hundert seinesgleichen unter dem Einfluß fanatisiertcr und fanatisierender Führer gerät, dann erkennt man den Mann, der an dem gemeinsamen Tische so nett war, oft nicht wieder. In seinem interessanten Buche über die Psychologie der Massen weiß Le Bon zu diesem Thema gar manches zu sagen. »Die Eiuheitssprache ist ein ideales und gewaltiges Werkzeug zur Annäherung, Verständigung und Aussöhnung der Menschen und Völ ker« — meint Herr Or. Steche. In Wahrheit würde sie ein Hinder nis der Verständigung sein. Wer die französische oder die englische Volksseele ergründen will, der muß die französische oder englische Sprache beherrschen. »Des Volkes Seele lebt in seiner Sprache« — sagt Felix Dahn. Kein Mensch hat je die deutsche Seele verstanden, der nicht der deutschen Zunge mächtig gewesen wäre. Wir als Kaufleute und Buchhändler haben aber ein Recht — und auch die Pflicht — noch eine andere Frage zu stellen, die Frage näm lich: würde die Einführung der Esperanto-Hilfssprache uns Nutzen oder Schaden bringen? Ich habe diese Frage während des Krieges in der — glaube ich — unwiderlegt gebliebenen Schrift: »Esperanto, ein Hindernis für die Ausbreitung des deutschen Welthandels« ausführlich behandelt und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß sich der deutsche Kaufmann der allgemeinen Einführung der Espcranto-Hilfssprache im eigensten Interesse widcrsetzen muß. Warum? Der deutsche Kaufmann und natürlich auch der deutsche Buchhändler im gewissen Sinne auch die deutsche Wissenschaft - nehmen eine Ausnahmestellung im Welthandel ein. Der Deutsche war vor dem Kriege der Welt-Dolmetscher. Selbst der Engländer war trotz der ungeheuren Verbreitung der englischen Sprache auf ihn angewiesen. In allen irgendwie für den Welthandel in Betracht kommenden Plätzen der Welt saßen Deutsche. Nach einer Statistik des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes arbeiteten vor dem Kriege etwa 60 000 bis 70 000 junge deutsche Kaufleutc — darunter auch zahlreiche Buch händler — im Auslände. Englische und französische Kaufmannsgehilfcn rraf man, von verschwindenden Ausnahmen abgesehen, fast nur in eng lisch bzw. französisch sprechenden Gebieten. Besonders der junge Eng länder zeigt bekanntlich eine starke Abneigung gegen das Erlernen fremder Sprachen. Das weiß man in England nur zu gut. Ganz richtig hatte man aber auch längst erkannt, was es für den Handel eines Volkes bedeutet, wenn er 70 000 Fühlfäden in allen Teilen der Welt unterhält. Eben deshalb setzte England Himmel und Hölle in Bewegung, um während des Krieges die Entlassung der deutschen Angestellten selbst in neu- rralen Ländern durchzusetzen. Man wollte den Deutschen unter allen Umständen die einflußreichen Stellungen als Welt-Dolmetscher ent reißen. Aus dem gleichen Grunde fördert jetzt England die Esperanto-Be wegung. Kein anderer als Herr Or. Steche hat das zugegeben, als er vor einigen Monaten schrieb, daß »England überall Espe ranto propagiert, um Deutsch und den deutschen Handel zu verdrängen«. England sagt sich ganz mit Recht: Gelingt es uns, Esperanto als Welthilfssprache cinzuführen, so ist der deutsche Welt-Dolmetscher überflüssig. Denn Esperanto lernt schließlich auch der bequeme englische Elerk. Haben wir aber ein Interesse daran, unsere Vorzugsstellung in der Welt — von einer solchen kann man in anderem Sinne freilich nicht mehr reden — ganz und gar auf zugeben? Wollen wir uns überflüssig machen und damit das tun, was England will? So michelhaft sollten wir denn doch nicht sein! Bleiben wir auf dem Wege, der uns seinerzeit zur Höhe geführt, "ernen wir die Sprachen der fremden Völker, mit denen mir Handel treiben wollen. Dann sind wir allen Esperanto-Nadebrechern himmel weit überlegen. Der Kaufmann, der mit dem Engländer englisch, mit dem Spanier spanisch, mit dem Russen russisch korrespondieren kann, ist dem nur esperantokundigen Nebenbuhler viele Pferdelängen voraus. Denn Englisch kann jeder Engländer, Spanisch jeder Spanier. Aber Esperanto? Der Krieg hat unseren Außenhandel zerschlagen. Aber schon er blüht neues Leben aus den Ruinen. Schon wieder ziehen deutsche Kattsleute hinaus. Sie werden abgebrochene Beziehungen wieder an- knüpscn, verlorene Handelsgebiete wiedcrgewinnen. Und in diesem Augenblick sollten wir daran gehen, die Voraus setzungen für eine künftige Ausbreitung des deutschen Handels dadurch zu untergraben, daß wir uns selber bemühen, Esperanto in den Sattel zu heben? Wir haben doch wirklich keine Ursache, uns eigenhändig Steine in den Weg zu wälzen. Das besorgen andere Leute schon in genügendem Maße. A. Zimmermann, Schriftleiter der Monatsschrift »Der Deutsche Kaufmann im Ausland . Meine Mitteilungen. Gescheiterte Tarifverhandlnngcn. — Die vorigen Montag in Berlin begonnenen Tarifverhandlungen des T a r i f a u s s ch u s s e s der Deutschen Buchdrucker zur Festsetzung neuer Teuerungszulagen sind, wie W. T. B. bekanntgibt, gescheitert. Es muß hiernach mit der Möglichkeit eines Zeitungs- und Druckereistreiks im ganzen Reich gerechnet werden. Entschließung zur Einhcitsstenographic. — Die am 4. September in Chemnitz versammelten Verbandsvertreter des Sächsischen Landes verbandes »Gabelsberger« faßten eine Entschließung, nach der sie von der Notwendigkeit einer Einheitsstenographie für das deutsche Sprach gebiet überzeugt sind. Sie fordern an Stelle aussichtsloser Experi mente, mit denen nur Zeit verloren wird, die Einberufung des Ober- ausschnsses in Übereinstimmung mit dem preußischen Handelsmini sterium und den Negierungen von Bayern, Sachsen, Württemberg, Hessen, Thüringen, Oldenburg, Braunschweig. Vom dänischen Büchermarkt. — Kürzlich tagte in Kopenhagen der nordische Schriftstellerkongrcß. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Statistik des dänischen Buchhandels ausgearbeitet, aus der hervorgeht, daß Dänemark eines der lesclustigsten Länder ist. Im Jahre 1918 wurden für 18 Millionen Kronen Bücher verkalkst — bei einer Gc- samtbevölkerung von 2X- Millionen eine ungemein hohe Ziffer. Dazu kommt nun noch die große Zahl der Volksbibliotheken — über 700 aus denen im vorigen Jahre über 2 Millionen Bücher ausgeliehen wurden. Der gelesenstc dänische Schriftsteller ist immer noch Holger Drachmann, von dessen Schriften 685 000 Exemplare verkauft wurden. (Deutsche Allg. ZtgI Teilweise Freigabe des Buchhandels in Rußland. — Wie aus Moskau geschrieben wird, ist jetzt einigen Buchverlegern und Verlags gesellschaften von der Sowjetregierung die jederzeit widerrufliche Er laubnis des freihändigen Verkaufs von Büchern erteilt worden. Es handelt sich hierbei um Bücher, die ohne Beihilfszahlungen des Staates herausgegeben werden. Selbstverständlich ist diese Freiheit begrenzt; denn in der amtlichen Bekanntmachung heißt es wörtlich: »Arbeiten, die Angriffe gegen die Sowjetregierung enthalten oder sich sonstwie durch eine gesellschaftsfeindliche Tendenz bemerkbar machen, sind für den Verkauf verboten. Ein besonderer Zensurausschuß ist eingesetzt worden, womit gleichzeitig die Überwachung aller Verlagsbuchhandlungen durch geführt werden soll«. Vereinigung der Stadt-Adreßbuch-Verleger Deutschlands. — Am Dienstag, dem 6. September d. I., fand in Bad Wildungen im Fürst lichen Badehotel die erste Hauptversammlung der im Vorjahre gegrün deten Adreßbuch-Verleger-Vereinigung statt. Nach eingehender Aus sprache über Organisation und Aufgaben der heute schon etwa 100 Städte umfassenden Vereinigung nahmen die anwesenden 37 Verleger mit besonderem Interesse Kenntnis von Mitteilungen betreffend den Werdegang eines Adreßbuchs in redaktioneller und technischer Be ziehung. Bei der den einzelnen Punkten der Tagesordnung sich an schließenden regen Aussprache kam erneut zum Ausdruck, welch außer ordentliche Wichtigkeit dem Zusammenschluß der Adreßbuch-Verleger durch den Austausch gegenseitiger Erfahrungen beizumessen ist und welche mannigfachen Vorteile namentlich der kleinere Verleger aus seiner Zugehörigkeit zur Vereinigung ziehen kann. Bei der Vorstands wahl wurden die bisher ehrenamtlich tätigen Herren wiedergewählt und folgende Herren in einen engeren Vorstand berufen: Georg Schmidt-Lübeck als Vorsitzender, Heinr. Born-Elberfeld, vr. Herm. Hartmeycr-Hamburg, Karl Hörning-Heiöelbcrg und F. Neupert-Plauen. Die neue Telephonsprache. — Früher durfte man in Deutsch land, auch wenn man telephonierte, deutsch sprechen; jetzt muß man aber für den Verkehr mit dem Telephonamt eine neue Sprache erlernen. 1416
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