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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1921
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- 1921-09-28
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- 28.09.1921
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Redaktioneller Teil. ^ 227, 28. September 1921 volle geistige Abstand gewonnen ist. Einige Zahlen über den Absatz besonders hervorragender Schriftwerke, auch des Auslan des, folgen später. Besonders reich war die philosophische Arbeit dieser Zeit, die in unseren Tagen in der scharfen Erfassung des Relativitüts- problems ihre Krönung zu finden scheint. Eduard v. Hartmann, Lotze, Fechner, Kuno Fischer, Nietzsche, unter den neueren Fried rich Paulsen, H. Cohen, Vaihinger, Deussen, Riehl, Wundt, Eucken, Zeller, Erdmann, Windelband sind Männer, die eine philosophische Literatur geschaffen haben, die keineswegs nur als die Verarbei tung des aus der Vergangenheit übernommenen Erbes ange sprochen werden darf. Datz die Rechtsphilosophie von Männern wie Bluntschli, Jhering, Holtzendorff und Köhler eine so gründ liche Behandlung erfahren hat, kann bei dem großen Aufschwünge, den die deutsche Rechtswissenschaft in derselben Zeit nahm, und bei dem neu belebten Interesse an den Hegelschen Ideen nicht ver wundern. Mächtig angeregt durch die Reichsgründung wurde das ge schichtliche Interesse im neuen Deutschland, für das der Traum von alter Kaiserherrlichkeit so überraschend Wirklichkeit gewor den war. Dieses Interesse mußte naturgemäß sich zuerst aus den Nächstliegenden Gegenstand richten, auf die deutsche Geschichte. Von verschiedenen politischen Gesichtspunkten, aber in ein heitlich betontem Nationalbewußtsein haben hier Raumer, Sybcl, Dahn, Oncken, Droysen, Treitschke, Giescdrecht, Diet- rich Schäfer, Max Lehmann, Lamprecht u. a. Darstellun gen gegeben, die sich sachlich und auch in methodi scher Hinsicht als Höchstleistungen der Geschichtsschreibung darstellen. Die reichen Mittel, die den Universitäten gerade im kaiserlichen Deutschland zur Verfügung gestellt wurden, eröffne- ten ungeahnte Forsclsungs« und Publikationsmöglichkeiten, die von Lehrenden und Lernenden in gemeinsamer Arbeit und mit deutschem Fleiß und deutscher Gründlichkeit genutzt wurden. Dis Uonuinsiits Osi'MMias bistorica wurden im Jahre 1875) einer Zentralleitung unterstellt und in der Folgezeit in ihren verschie denen Abteilungen ganz außerordentlich vermehrt. Seit dem Jahre 1876 erschien das -Neue Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte-, das im wesentlichen die Entwicklung der Nollumeiita vor einer breiteren Öffentlichkeit zu verfolgen die Aufgabe hatte. Neben der großen Folioausgabe wurde in be quemer Oktavform die Sammlung der Scriptorss lerum üsrnuuii- MI'UM in usum sodalr-i-uin begründet und mit Rührigkeit gefördert. — Indessen blieb das historische Interesse nicht auf die deutsche Geschichte beschränkt. Als deutsche Geschichtsschreiber des klassi schen Altertums ragten Mommsen, Ernst Curtius, B. Niese und Eduard Meyer, als Schilderei der klassischen Kultur Wilamo- witz-Moellendorff, Hermann Diels, Carl Robert und K. Wachs- muth hervor. Die Berliner Akademie der Wissenschaften leistete hochwertige geschichtliche und philologische Arbeit mit ihren in dem Lorgus ül8crix>tionuiii giaecarum und dem Lorpus inscrigtio- rmm Istümrui!) veröffentlichten Studienergebnissen. Die deutschen Forschungen auf latinistischem Gebiete fanden ihren Niederschlag in dem viel beachteten Ibesauras UoguL« Istiaae. überhaupt äußerte sich der steigende Wohlstand der wissenschaftlichen Anstalten in der Tatsache, daß neben den wissenschaftlichen Einzelveröffentlichun gen in steigendem Maße Sammelwerke herausgegeben wurden. Die Hirzelsche Sammlung der Staatengeschichte der neuesten Zeit, die Onckensche Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen und die Allgemeine Deutsche Biographie sind Ehrentaten der geschicht lichen Publizistik. Bismarck! Wer könnte bei Nennung dieses Namens des Einflusses vergessen, den sein Träger wie keine andere Gestalt des kaiserlichen Deutschland auf die Publizistik im allgemeinen und den Verlagsbuchhandel der geschilderten Zeit im besonderen, wo nicht mittelbar, so doch unmittelbar ausgeübt hat. Es ist damit also nicht in erster Linie an die Erzeugnisse seiner eigenen Feder und seines eigenen Geistes, an seine »Gedanken und Er innerungen- und an seine für die Nachwelt zum literarischen und ästhetischen Genuß gewordenen Reden und Briefe gedacht, son dern an die große Literatur, die die Persönlichkeit und das Wir ken des gewaltigen Mannes geweckt hat. l422 Mächtig angeregt wurden die geschichtlichen und Philologi. scheu Studien durch die aus Reichs- und sonstigen Mitteln de- strittenen Forschungsreisen und Ausgrabungen, unter denen die Schliemanns und Dörpfelds in Griechenland und Vorderasten von besonderer Bedeutung werden sollten. Für die Erforschung Afrikas, besonders der für uns so wertvollen Kolonialgebiete, waren die Expeditionen der Deutschen Georg Schwetnfurth, Ger- hard Rohlfs, Gustav Nachtigal, Carl Peters und Hermann von Wissmann von bahnbrechender Bedeutung. Die Ergebnisse die- ser Unternehmungen wurden in einer stattlichen wissenschaftlichen, und ihr äußerer Verlauf zugleich in einer umfangreichen Jugend literatur geschildert. Als Beweis für das Verständnis der Reichs, leitung gegenüber den wissenschaftlichen Bestrebungen der Zeit seien die aus Reichsmitteln ausgerüstete und von Karl Chun ge leitete Tiefsee-Expedition der -Valdivia- und die Preußische Turfan-Expedition genannt. Die Geographie erfuhr mannigfache Förderung, nicht zuletzt durch die Tatsache, daß das kaiserliche Deutschland zur Kolonial, macht geworden war. Die allerdings schon seit dem Jahre 1855 erscheinenden -Petermanns Mitteilungen« wurden zu einem sich- renden Publikationsorgan aller Zweige wissenschaftlicher Geo- graphie. Seit 1898 erschienen Scobels »Monographien zur Erd kunde- und Kirchhoffs -Bibliothek der Länderkunde-, Sammel werke, die durch Gediegenheit des Inhalts und der Ausstattung Anspruch auf vorbehaltlose Anerkennung machen durften. Durch die Arbeiten Ratzels, Rtchthofens und Pencks erwarb sich die deut- sche Wissenschaft einen ersten Platz auf dem Gebiete der allgemei nen und physikalischen Geographie. Die Kartographie wurde ins besondere durch die Tätigkeit der kartographischen Abteilung des Großen Generalstabes gefördert, dessen Leistungen für das Aus land vorbildliche Bedeutung gewannen. Gute und weitverbrei- tete Atlanten brachten u. a. Andrer, Kiepert, Petermann und Stieler. Eine umfangreiche Literatur lieferte die in den letzten fünfzig Jahren in Deutschland zu hoher Blüte gelangte Philologie, ins besondere die deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft. Als wichtigstes Sammelwerk ist Hermann Pauls -Grundriß der ger manischen Philologie« zu nennen. Wesentliche Fortschritte gegenüber den immer noch als Grundlage anerkannten Grimm- schen Lehren enthalten Moritz Heynes »Kurze Grammatik der germanischen Dialekte« und die wichtige -Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte«, die von Wilhelm Braune herausgegeben wurde und vielbeachtete Beiträge von Braune, Adolf Noreen, Eduard Siebers, Johann Hendrik Gallse, Hermann Paul und Lorenz Morsbach enthält. Gute und vielfach auf gelegte Gesamtdarstellungen der deutschen Literaturgeschichte wurden von Scherer, König, Leixner und Biese gegeben, einzelne Perioden von Hettner, Gottschall und anderen, die Romantik in meisterhafter Form von Ricarda Huch geschildert. Besonders sei auch der Goethe- und Lessing-Forschungen Erich Schmidts, des Berliner Jubiläumsrektors, gedacht. Als beachtenswertestes li terarisches Organ darf für die letzten Jahrzehnte des kaiserlichen Deutschlands die Teubnersche »Deutsche Literaturzeitung« ge nannt werden. Für das Gebiet der Anglistik sei nur erwähnt, datz von englischer Seite vorbehaltlos anerkannt wurde, datz die angelsächsischen Studien der deutschen Seminare dieses Gebiet in ungleich reicherem Maße befruchtet haben, als die einschlägigen Arbeiten der englischen Philologen. Wir halten es für eine Ehren- Pflicht, den Namen Alois Brandls und die Jahrbücher der Shakc- speare-Gesellschaft hier zu nennen. Auch die romanische Philologie erfuhr tatkräftige Förderung Meyer-Lübkes -Grammatik der romanischen Sprachen«, Gröbers »Grundriß«, Gustav Körtings -Enzyklopädie« und Adolf Toblcrs »Beiträge« haben die ungeteilte Anerkennung der romanischen Linguisten gefunden. Gedacht sei auch der großen Verdienste des vor kurzem für immer von uns gegangenen unvergeßlichen Mors. Auf dem Gebiete der indogermanischen Philologie hat Fried rich K. Brugmann, auf dem der semitischen Friedrich Delitzsch Ausgezeichnetes geschaffen. Für die Theologie wurde die Dogmatik besonders durch Kaf tan, die Religionsphilosophie durch Pfleiderer, die Kirchengs- schichte durch Harnack, die Exegetik durch Baudissin befruchtet. Die
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