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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1921
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- 1921-09-28
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- 28.09.1921
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>8 227, 28. September 1821. Redaktionell« Teil. von Herzog und Hauck herausgegebene »Real-Enzyklopädie der protestantischen Theologie und Kirche« mutz ein nicht nur wissen schaftliches, sondern auch buchhändlcrisches Unternehmen ersten Ranges genannt werden. Auf juristischem Gebiete wurde im neuen Deutschland in kiir-! zester Zeit bedeutende legislatorische Arbeit geleistet, handelte cs sich doch darum, für das Reich die Rechtseinheit zu schassen, durch die allein die Wirtschaftseinheit erreicht werden konnte. Durch, die Kommentatoren der neuen Gesetze wurde dem Verlagsbuch« ^ Handel reiches Material geboten. Im Jahre 1878 traten die Zivil- und Strafprozeßordnung und das Gerichtsverfassungs- gesetz in Kraft. Das Reichsgericht schuf in seinen --Entscheidun gen« und deren Kommentaren eine Literatur, die in juristischen Kreisen große Bedeutung gewinnen mutzte. Im Jahre 1908 wurde das Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft gesetzt, eine gesetz geberische Grotztat, die den bedeutendsten Gesetzgebungen aller Zeiten verglichen werde» darf und eine didaktische und erklärende Literatur von ganz außerordentlichem Umfange gezeitigt hat. Als Rechtslehrer im neuen Deutschland müssen genannt werden aus dem Gebiete des Staats- und Verwaltungsrechtes neben vielen anderen Bluntschli, Hänel, Rudolf v. Gneist, Rehm, Brunner, Gierle, G. Meyer, Laband, O. Mayer, Binding, Freiherr von Stengel, H. Schulze und Richard Schmidt, auf dem des Straf rechts und Strafprozeßrechts von Kries, Birkmeyer, Binding, von Litzt, Köhler und A. Merkel, als Kommentaloren auf diesen Gebieten Stengletn, Olshausen und Frank. Als bedeutende Völ kerrechtslehrer traten hervor Holtzendorsf, von Liszt, Ullmann und von Martitz, während für die Entwicklung des Prtvatrechts Dern- burg, Gareis, von Amira, Grueber, Endemann, Cosack und Seckel ausschlaggebende Bedeutung gewannen. Es berührt heute seltsam und beleuchtet in eigenartiger Weise die Haltung und Propagandamittel und -erfolge unserer Kriegsgegner, wenn man sich erinnert, daß die ersten wirksamen sozialpolitischen Maßnahmen von Staats wegen in Deutschland ergriffen wurden, dem angeblichen Lande der Reaktion, in einer Zeit, als die Arbeiterfürsorge und der Frauen-, Mutter-, Kin der- und Säuglingsschutz in Frankreich und ganz besonders in England noch verzweifelt im argen lagen, und daß auch noch bei Kriegsausbruch für das Proletariat in Deutschland ungleich günstigere Lebensbedingungen bestanden als in den Ländern der Alliierten. Die soziale Gesetzgebung hat der deutschen Kultur nach unserer Ansicht wie keine andere ihrer Taten einen Platz der Sonne gesichert, aus dem keine Greuelanklage sie verdrängen kann. Eine Geschichte der Entwicklung der sozialen Gesetzgebung hier zu geben, würde zu weit führen. Es sei erinnert, daß das Krankenkassengesetz im Jahre 1883, das Unfallversichcrungsgcsetz im Jahre 1884 und das Jnvalidenversicherungsgesctz im Jahre 1889 in Kraft traten, und es sei festgestellt, datz auch diese Gesetz gebung in einer umfangreichen Literatur breiteste Behandlung fand. Im Jahre 1872 wurde der Verein für Sozialpolitik ge gründet, dessen seit 1873 in Leipzig erscheinende »Schriften« viel zur Aufklärung über die Lage der arbeitenden Klassen beigs- tragen haben. Ganz unbestritten hat die deutsche Volkswirtschaftslehre der letzten 50 Jahre die Führung über die einst maßgebenden Fran zosen und Engländer übernommen. Es wurde Außerordent liches geleistet, handelte es sich doch um ein Wissensgebiet, auf dem wirklich stichhaltige Vorarbeiten nicht vorhanden waren. Denn das Erbe der Volkswirtschaftslehre des französischen und eng lischen Klassizismus wies im Grunde wenig praktisch verwend bare Resultate auf; was von dort überkommen war, bestand im wesentlichen in Lehrgebäuden, die nur zum kleinsten Teil auf empi risch gefundenen Grundlagen beruhten. Sie Ware» philosophisch orientiert und zum Teil aus politischen Zeitströmungen heraus erwachsen. Die neue Volkswirtschaftslehre arbeitete in der be wußten Absicht, sich mit den zu gewinnenden Erkenntnissen in den Dienst der Praxis zu stellen, und ging im Gegensatz zu der klassi schen Periode an jene Kleinarbeit auf einer Fülle der verschie densten Gebiete, die allein den Weg für große Ausblicke in wirk liche, erreichbare Fernen eröffnen kann. An den Universitäten wurden trotz vieler Widerstände volkswirtschaftliche und stati stische Seminare eröffnet, die teils den rechtswissenschaftlichrn, teils den philosophischen und teils besonderen staatswissenschaft lichen Fakultäten unterstellt wurden. Auch hier müssen wir aus die Kennzeichnung der verschiedenen Schulen und Strömungen verzichten, die sich in ganz besonderem Matze in dieser jungen Wissenschaft herausbildeten. Der Kundige weiß, welch umfang reiche und gehaltvolle Werke von Männern wie Roscher, Schässle, Adolf Wagner, Schmoller, Bücher, Brentano, Schönberg, Lexis, Conrad, Sombart u. a. geschaffen und durch den deutschen Ver- lagsbuchhandel dem deutschen Volke und der ganzen Welt über mittelt wurden. Besonders erwähnt zu werden verdient das große von Conrad, Elster, Lexis und Loening herausgegebene »Handwörterbuch der Staatswissenschaften--, dessen letzte Auflage Wohl durch keine entsprechende Publikation irgendeines anderen Landes erreicht werden dürfte. Auf naturwissenschaftlichem Gebiete hat das kaiserliche Deutschland sich einen Ehrenplatz durch die Gründung der Kaiser- Wilhelni-Jnstitute erworben. In Deutschland wurde damit zu erst die Folge aus der Erkenntnis gezogen, daß gleichzeitige For- scher- und Lehrtätigkeit die Erfolge des beide Funktionen Aus übenden in der Regel einschränken wird. In der Nachkriegszeit haben wir mehrfach aus dem Auslande Kunde erhalten, daß dort Forschungsstätten nach dem Vorbilde der Kaiser-Wilhelm-Jnsti- tute geplant oder schon in Angriff genommen worden sind. Unter den Naturwissenschaften des kaiserlichen Deutschlands stand als Physiker Hermann von Helmholtz an erster Stelle. Kohlrausch und E. Marburg haben auf dem Gebiete der experimentellen, Maxi milian Planck, v. Laue u. a. auf dem der theoretischen Physik neue Wege beschritten. Als Chemiker haben Emil Fischer, van't Hofs, Mitscherlich und Ostwald, für die organischen Naturwissenschaften Haeckel und seine Schüler bahnbrechend gewirkt. Als bedeutend stes Sammelwerk auf dem Gebiete der biologischen Forschung, das nicht nur alle wissenschaftlichen Erkenntnisse der neuesten Zeit enthielt und formvollendet zur Darstellung brachte, sondern auch hinsichtlich seiner künstlerischen Ausstattung unerreicht dasteht, muß »Brehms Tierleben« hier Erwähnung finden. Vorzüglich ist auch das alle Gebiete der Naturkunde berücksichtigende, von Korschelt u. a. herausgegebene »Handwörterbuch der Naturwis senschaften«. Die Hygiene, die vor der Reichsgründung wegen der Zer splitterung des deutschen Landes recht im argen lag, hat nach der Reichsgründung, es darf dies ohne nationalistische Überheb lichkeit gesagt werden, in Deutschland für lange Zeit die inter nationale Führung übernommen. Es möge genügen, hier Namen wie Pettenkofer, Koch, Flügge und Virchow zu nennen. Die von Pettcnkofcr vorgcschlagenen und in München zuerst verwirklichten Gedanken einer groß angelegten, auf sozialpolitischer Grundlage beruhenden Prophylaxe sind für die sanitären Maßnahmen vieler nichtdeutscher Kommunal- und Landesverwaltungen richtung gebend geworden, denen der Name des deutschen Forschers viel leicht unbekannt ist und unter den gegenwärtigen Verhältnissen sicherlich unbekannt bleiben wird. Drei Jahre nach der Schaf fung des neuen Reiches wurde der Verein für öffentliche Gesund heitspflege, im Jahre 1876 das für die ganze Welt vorbildliche und durch seine Publikationen international wirkende Kaiserliche Gesundheitsamt gegründet. Gedacht sei auch der im Deutschen Reiche mit besonderer Sorgfalt gepflegten Militär-Hygiene, die ihre Aufgabe restlos gelöst hat in einer Zeit, als auch die Zufuhr pharmazeutischer Rohstoffe durch die für die Ausbreitung huma nitärer Ideen kämpfenden Gegner des deutschen Volkes unter bunden war. Auf diesem Gebiete haben sich Langenbeck, Esmarch, Coler und Schjerning Verdienste erworben, die, wie das moderne Sanitätswescn mobiler Truppenkörper im allgemeinen, auch vom rein militärischen Standpunkte nicht hoch genug gewertet werden können. Der gewaltige Aufschwung der deutschen Hygiene aber war nur möglich durch die Fortschritte, die auf bakteriologischem Gebiete erzielt wurden, auf dem der Welt in deutscher Sprache eine umfassende Literatur geliefert wurde, als deren Schöpfer neben Robert Koch, dem Entdecker des Tuberkel-Bazillus und des Cholera-Erregers, die Namen Löfflers, des Entdeckers des Di phtherie-und Rotz-Bazillus, R. Pfeiffers, des Entdeckers des In- fluenza-Bazillus, Kruses, des Entdeckers des Erregers der euro päischen Ruhr, Behrings und des Dermatologen Ehrlich genannt werden müssen. Die Bedeutung der Arbeiten Robert Kochs, des Begründers der Therapie der Infektionskrankheiten, wird nicht 1423
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