Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-09-28
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1921
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19210928
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192109285
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19210928
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1921
- Monat1921-09
- Tag1921-09-28
- Monat1921-09
- Jahr1921
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. X- 227, 28. September 192l. überschätzt mit der Behauptung, daß sie der antiseptischen Wund behandlung Listers erst die wissenschaftliche Grundlage gegeben haben. Auch die Röntgen-Therapie und -Diagnostik, die Czerny- sche Krebsforschung und die Wassermannsche Serum-Therapie sind aus dem Boden des neuen Deutschen Reiches erwachsen. Unter den Chirurgen dieser Zeit haben Bardeleben, Volkmann, Thiersch, Billroth, Bergmann, König, Kocher und viele andere Weltruf er worben. Unter den Anatomen müssen u. a. Orth, v. Köllicker, His, v. Waldeyer-Hartz, Roux, für die allgemeine Therapie Ziemssen, Nothnagel, Leyden, Strümpell genannt werden. Auf die Gebiete der Bau- und Jngenieurwissenschaften, den Maschinenbau, die Elektrochemie und Elektrotechnik, die Han- delswissenschasten, die Literatur der Land- und Forstwirtschaft, der Tierheilkunde usw. mit ihren feinen Verästelungen nach ande ren Disziplinen und auf die ungeheure Befruchtung des Verlags buchhandels durch diese Gebiete hier einzugehen, gestattet der Raum nicht. Aber es kann ohne Übertreibung sestgestellt werden, daß der Verlagsbuchhandel den dargebotenen Stofs willig und im ganzen Umfange verarbeitet und durch die Wiedergabe und Ver- breitung der in den Veröffentlichungen niedergelegten Ideen neue geweckt und der Praxis unermeßliche Dienste geleistet hat. Es mag u. a. an das »Handbuch der Jngenieurwissenschaften», an Muspratts »Theoretisch-Praktische und analytische Chemie«, an die »Enzyklopädie der Chemie«, herausgegeben von Ullmann, an die »Chemische Technologie in Einzeldarstellungen«, heraus gegeben von F. Fischer, an die »Enzyklopädie des Eisenbahn wesens«, herausgegeben von Röll, an die »Eisenbahntechnik der Gegenwart«, herausgegeben von Barkhausen, Blum und b. Bor ries, an das »Handbuch der Elektrotechnik-, herausgegeben von C. Hemke, an das »Biochemische Handlexikon-, herausgegeben von E. Abderhalden, an Ostwalds »Klassiker der exakten Wissen schaften- und an das »Lexikon der gesamten Technik«, heraus gegeben von Lueger, erinnert werden. Man mag über die Entwicklung der Kunstliteratur in den letz ten 50 Jahren geteilter Ansicht sein, man kann aber nicht an Män nern wie Overbeck, Lübke, Anton Springer, Woermann, Lichtwark, Muther, Bode vorübcrgehen, ohne ihre außerordentlichen Leistun gen anzuerkennen und deren Bedeutung für den Verlagsbuch handel zu empfinden. Zu erwähnen als Höchstleistungen aus dem Gebiete der Geschichte und Lexikographie der Kunst wären Woer- manns »Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker« und das von Thieme und Becker herausgegebene »Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart«. Was die Hoftheater in Berlin, Hannover, Cassel, Wiesbaden, Dresden, München, Stuttgart, Darmstadt durch die Munifizenz ihrer Fürsten, was Georg n. mit feinstem ästhetischen Gefühl und mit Respekt vor der Dichtung durch seine mustergültige Meinin ger Truppe für die darstellende Kunst, für die wirkliche Bildung des Volkes geleistet haben, kann mit einer nichtssagenden Geste nicht abgetan werden. Hierüber wird nicht unsere Zeit, sondern die Geschichte ihr Urteil fällen. Bei einer Schilderung des Verlagsbuchhandels im kaiser lichen Deutschland muß auch die Tonkunst Berücksichtigung finden. Ist diese doch nicht nur dem Musikverlag zu einer unerschöpflichen Quelle neuer Verlagswerke, sondern dem ganzen deutschen Gei stesleben zu einer Quelle veredelnden Einflusses geworden. Eine enge Beschränkung aus rein reichsdeutsche Tonsetzer ist unmöglich, sind doch einige der erfolgreichsten jenseits der schwarzgelben Pfähle geboren. Welch ungeheure Fülle von Notenheften und Partituren brachten die Tondichtungen von Joachim Raff, mit dem die romantische Musik abschließt, Franz v. Liszt, dem Schöp fer der symphonischen Dichtung und Erweiterer der Klavier- technik, Richard Wagner, dem Schöpfer des musikalischen Dramas auf Grund des Leitmotivs, Johannes Brahms, dem Komponisten der absoluten Musik, Hugo Wolf, dem Schöpfer des modernen Liedes, Anton Bruckner, Max Reger, dem »neuen Bach«, Richard Strauß, dem Ausdauer der symphonischen Dichtung und der mo- deinen Oper, Gustav Mahler, Hans Pfitzner, Arnold Schönberg, dem Expressionisten der Musik, und nicht zuletzt von Johann Strauß, dem Wiener Tanz-Komponisten, der gegenüber allen sei nen Nachfolgern eine Ausnahmestellung zu beanspruchen hat! (Schluß folgt.) Prinzipale und Gehilfen im Buchhandel. Es gibt viele Leute, die, wenn sie im Zahn das bekannte Bohren, Nucken, Zucken und Rumoren fühlen, sich erst einmal gefühllos stellen und die Hoffnung hegen: die Sache wird wohl so vorttbergchen. Das tut sie zumeist aber nicht. Die Schmerzen werden schlimmer und schlimmer, und schließlich ist es mit einer einfachen Plombierung nicht mehr getan: der Nerv oder gar der ganze Zahn muß heraus. Kluge Leute gehen rechtzeitig an die richtige Schmiede. Sie ersparen sich dadurch Schmerzen und erhalten sich gute Zähne. Nehmen wir uns ein Beispiel an diesen Leuten, wenn auch das Surren der kleinen Bohrmaschine nicht zu den höchsten Lebens genüssen gehört. Das Verhältnis zwischen Prinzipalität und Gehilfenschaft im Buchhandel ist nicht so, wie es sein sollte. Darüber sind sich wohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer ganz klar. Beide Teile suchen — und finden — die Schuld stets auf der andern Seite. Das ist menschlich. Kommen wir aber durch das System der gegenseitigen An schuldigung zu einem erträglichen Verhältnis? Das wird niemand zu hoffen wagen. Vielleicht aber kann einmal eine rückhaltlose Aus sprache zu einem besseren Sichverstehen führen. Ich bin mir dabei klar, daß ein gewisser Gegensatz zwischen Gehilfenschaft und Prinzi palität bestehen bleiben wird. Aber dieser Gegensatz darf — wenn er den Buchhandel nicht schwer schädigen soll — nicht zur Feind schaft führen. Vor mir liegt das Börsenblatt Nr. 198. In seinem Aufsatz »Wie stehen wir jetzt« spricht Herr Eckardt-Heidelberg von Angestellten des Buchhandels, »die neben ihren ansehnlichen Gehältern sich ohne Wissen der Prinzipale noch Nebenverdienste verschaffen«, die also Schleichhandel mit Büchern treiben. Vor mir liegt außerdem eine Anzeige aus dem Dresdener Anzeiger Nr. 379. Sie lautet: »Der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe, sucht junger intelligenter Sortimentsbuchhändler, Ende 20, in stän digem Verkehr mit nur erstklassigem Publikum, an gewandte Um gangsformen gewöhnt, in der Zeit von 8 Uhr abends an, evtl, auch Sonntags, lohnenden Nebenverdienst als Gesellschafter, Vorleser, Portier, Kellner usw. Freundliche Angebote erbeten unter S. 995 an das Adreßkomtoir.« Schließlich liegt noch der Sprechsaalartikel des Kollegen Wilhelm Scholl-Leipzig: »Verantwortungsgefühl des Gehilfen« aus Nr. 212 des Börsenblattes vor mir und dazu eine Anzahl Nummern der »Warte , der »Mitteilungen des A. D. B. G. V.« und der »Deutschen Handels wacht«. Wie fürchterlich gehen die Ansichten auseinander! Wie bitter ist die Gegnerschaft von hüben zu drüben geworden! Hier redet ein Prinzipal von den ansehnlichen Gehältern der anscheinend ganz uner sättlichen Gehilfen. Dort sucht ein augenscheinlich gebildeter Sorti mentsgehilfe, wenn es sein muß, als Portier oder Kellner Neben verdienst, um nur existieren zu können! Hier klagt ein älterer Ge hilfe in leitender Stellung über mangelhaftes Geschäftsinteresse der ihm unterstellten Gehilfen, dort — in der »Warte« — wird mit allen Mitteln versucht, die Gehilfenschaft für den linken Flügel der Sozial demokratie zu gewinnen und sie als Putschgemerkschaftler dem über einen Kamm geschorenen »Ausbeutertum« in unauslöschlicher Feind schaft entgcgenzustellen. Sollten diese an sich so verschiedenen Erscheinungen nicht die gleiche Ursache haben? Ich möchte das glauben. Als mitleitendes Mitglied des Dcutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes habe ich Gelegenheit, die allerverschiedensten Gehaltstarife zu studieren. Die Tarife der Buchhandlungsgehilfen sind durchweg die schlechtesten. Fch kann das, wenn es verlangt wird, beweisen. Der Gehilfe im Kolonial waren-, im Eisenwarenladen verdient zumeist mehr als der Buch- Handlungsgehilfe. Ter Manufakturist erhält ein wesentlich höheres Gehalt. Und erst die in der Industrie gezahlten Gehälter!! Sie sind vielfach um lOO"/« und mehr höher als die im Buchhandel üblichen. Dabei kommt es im Buchhandel nicht selten vor, daß noch unter Tarif entlohnt wird. Mehrfach habe ich Monatsgehälter von etwa 300 (nicht etwa bei freier Station) festgestellt. Natürlich wissen die Buchhandlnngsgehilfcn recht gut, was in anderen kaufmännischen Branchen gezahlt wird. Ist es da nicht ver ständlich, daß sich ihrer eine wachsende Erbitterung bemächtigt hat? Die Buchhandlnngsgehilfen wissen auch, daß von ihnen mehr verlangt wird, mehr verlangt werden m n ß als von den Kolonialwaren- oder den Eisenwarenhändlern. Ist es unverständlich, daß sie sich darüber ärgern, wenn sie trotzdem geringer entlohnt werden als diese? Und verärgerte Arbeitnehmer pflegen einerseits minder gute Arbeit zu leisten als zufriedene, andererseits aber den verantwortungslosesten Hctzaposteln am liebsten das Ohr zu leihen. 1424
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder