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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1921
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- 1921-09-28
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1921
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X» 227, 28, September 1921, Redaktioneller Teil, vvrsenblatt s. d. Dtschu. vuchhimdrl. Es war nicht gut flir den deutschen Buchhandel, daß der nunmehr vom ultraradikalen Zentralverband der Angestellten verschluckte An- gestelltenverbaud des Buchhaudels in ein so radikales Fahrwasser ge riet. Schon vor fast 20 Jahren habe ich die Gefahr erkannt und mich ihr entgegengestcllt. Damals leider mit nur bescheidenem Erfolge. Die Gehilfenschaft vermochte in ihrer Masse nicht die Absichten der roten Drahtzieher der Buchhandlungsgehilfenbewegung zu durchschauen. Und die Prinzipalität kümmerte sich um die geistigen Strömungen in der Gehilfenschaft nicht. — — — In einer Festnummcr des Hauptorgans des Zentralverbandes der Angestellten, mit dem, wie gesagt, der Angestelltenverband des Buch handels jetzt verschmolzen wird, befindet sich ein — angebliches — Gedicht. Darin heißt es: Denn uns durchflammt der gleiche Hoffnungsstrahl, ob wir beim Anwalt schreiben Tag um Tag, ob uns das Berg- und Hüttenkapital zwingt in den ewig-stumpfen Stundenschlag, ob die Versich'rung uns ins Joch gespannt, daß unseres Lebens froh wir werden nie, ob der Behörde fronen Hirn und Hand, oder dem Handel und der Industrie! Wir sind die gleichen Sklaven allesamt und haben drum das gleiche, hohe Ziel, dieselbe Sehnsucht aller Herz durchflammt und weist den Weg aus Alltagsnotgewiihl! Das ist der Geist des Zeutralverbaudes, der Geist des Angesteil- teuvcrbandes des Buchhandels, ein Geist der Arbeitsuulust, der Ar- beitsfeiudschaft! Es ist nicht der Geist der Buchhandlungsgehilfen von heute. Ob er nicht der der Gehilfen von morgen oder über morgen sein wird, das hängt meines Erachtens zum guten Teil von der Prinzipalität ab. Dadurch, daß man den Gehilfen nicht, wie Herr Eckardt meint, ansehnliche Gehälter zahlt, sondern sie er heblich schlechter entlohnt als das Gros der übrigen Handlungs gehilfen, wird diesem verderblichen, jedem arbcitsfrohen Menschen widerwärtigen Geist der Weg geebnet. Der Buchhandel b r aucht arbeitsfreudige Gehilfen. Er muß sie sich erhalten oder neu schaffen, wenn er seine Aufgabe erfüllen will. Er braucht gerade jetzt Gehilfen, die ihre Mission im Wiederaufbau, nicht im Umsturz erblicken. Eine Gehilfenschaft, erfüllt vom Geist der »Freiheit« oder der »Noten Fahne«, würde ein Unglück für Deutsch land bedeuten. Ich denke dabei auch an den Einfluß, den zumal der Sortimentsgehilfe aus das bücherkausende Publikum besitzt. Er braucht auch kluge Gehilfen. Werden aber tüchtige junge Leute sich noch dem Buchhandel zuwenden, wenn immer mehr bekannt wird, daß der Buchhandlungsgehilfe schlechter bezahlt wird als andere Handlungsgehilfen, schlechter als mancher ungelernte Arbeiter? In Hannover z. B. erhält ein verheirateter Buchhandlungsgehilfe mit elf und mehr Dicustjahren 1050 .//: der unverheiratete Packer bekommt 1066 Noch kürzlich wandte sich ein recht begabter, aber vermögensloser Abiturient an mich um Auskunft. Er wollte Buchhändler werden. Ich habe ihm die Tarifgehälter genannt, und er hat es daraufhin vorgezogen, etwas anderes zu werden. Beruflich komme ich mit zahl reichen Kaufmanusgehilfen — auch solchen in leitenden Stellungen — in Berührung. Es ist direkt auffallend, wieviele ehemalige Buch- Handlungsgehilfen ich darunter treffe. Der Abfluß tüchtiger Elemente aus dem Buchhandel ist ungemein stark. Muß dieser Abfluß nicht mit der Zeit zu einer — mindestens relativen geistigen Verarmung des Buchhandels führen? Der Buchhandel gleicht — wie übrigens das ganze deutsche Unter nehmertum — dem Reiter, der den Bodensee überritten hat und sich nun wieder auf festem Lande befindet. Aber ihn tötet nicht der Er innerung Schreck, er hat vielmehr die überstandcne Gefahr ver gessen. Er denkt nicht daran, daß neue Seen mit dünnerem Eise kommen könnten. Die äußerste Linke will die Sozialisierung — auch die des Buch handels. Bereits zweimal hing ihre Durchführung an einem seidenen Faden, nämlich in den ersten Wochen der Revolution und bei den Wahlen zur Nationalversammlung. Wie wäre es geworden, wenn die Linke noch 20 oder 25 Mandate mehr erhalten hätte? Nicht die Arbeitgeber haben damals den Sturz unseres Vaterlandes in das Ehaos verhindert — sie hätten es zahlenmäßig gar nicht vermocht —, sondern in erster Linie die 2X- Millionen christlich-nationalen Arbeit- uchmcr, die im Deutschen Gewerkschaftsbund unter Stege rwald und Thiel organisiert sind. Diese Sachlage, die sich morgen oder übermorgen wiederholen kann, sollten die Arbeitgeber im Buchhandel nicht vergessen. Die paar tausend Buchhandlungsgehilfen könnten der einst das Zünglein an der Wage bilden, zumal da ihr Einfluß wesent lich bedeutender ist als ihre Zahl. Jeder Angestellte, der in den Au- gcstellteuverband des Buchhandels, bzw. in den Zentralverband hinein geärgert wird, bringt den dunklen Mächten, die hinter der »Freiheit« uud der »Noten Fahne« stehen, einen Machtzuwachs. »Wir würden ja gern mehr zahlen, aber wir können nicht. Wir haben schwer zu kämpfen, um nur durchzukommen, und wir müssen uns bei der Bemessung der Gehälter nach den leistungsschwachen Kollegen richten. Übrigens würden sich bei einer Sozialisierung des Buch handels auch keine höheren Gehälter ergeben, als sie heute üblich sind.« — Solche und ähnliche Worte habe ich häufig von selbständigen, sozial denkenden Buchhändlern gehört. Was den letzten Satz betrifft, so bin ich von seiner Nichtigkeit völlig überzeugt. Bei einer Sozialisierung des Buchhandels würden wir samt und sonders verhungern. Wer daran zweifelt, dem geht jede Kenntnis der menschlichen Natur ab. Dagegen halte ich den Hinweis auf die wirtschaftliche Unmöglich keit, höhere Gehälter zu zahlen, für verfehlt. Es ist eine volkswirt schaftliche Notwendigkeit und zudem eine sittliche Pflicht, jede Arbeit ihrem Wert entsprechend zu bezahlen. Wo der kategorische Imperativ in Frage kommt, gibt es kein »ich kann nicht«. Der Buchhandel hat sich den teuren Papierpreisen, den erhöhten Porto- und Frachtsätzen, kurz den Folgen der Geldentwertung anpassen müssen. Das ging nicht leicht, aber es ging. Die Bücher sind entsprechend teurer geworden. Auch die Gehälter sind erhöht worden, aber lange nicht in dem er forderlichen Maße. Sie sind heute wohl durchweg 4—6mal höher als vor 1914. Die Lebenshaltung ist aber 12—17mal so teuer geworden. Dieser Unterschied in den Prozentsätzen ist für die Gehilfenschaft ge radezu katastrophal. Sind die Bücher s o teuer geworden (in Wirklichkeit sind sie ja nicht teuer, sondern billig), so können sie auch noch 10°/, teurer werden. Das Publikum wird und muß sich auch daran gewöhnen. Jedenfalls haben die Buchhandlungsgehilfen keine Veranlassung, mehr als sonst üblich zu darben, nur um die Bttcherpreise niedrig zu halten. Mit Gehaltserhöhungen von 10, 15 und 20°/, ist es heute nicht mehr getan. Nur Steigerungen der Gehälter um 60 bis 100A können dauernden Nutzen bringen. Nur eine wirkliche Hilfe kann den Buchhandel vor Katastrophen bewahren, die sonst todsicher eintreten werden. Mit Gewalt kann inan keine ungesunden Verhältnisse dauernd konservieren. Das dürften wir alle in den hinter uns liegen den Jahren gelernt haben. Mögen die zuständigen buchhändlerischen Organisationen mit höhe ren Augestelltengehältern als mit einer unvermeidlichen Notwendigkeit rechnen. Mögen sie ihrerseits die Schlüsse bei der Preisbemessung der Bücher daraus ziehen. Der bisherige Weg der kleinen Mittel hat uns in unwegsames Gelände geführt. Er würde im Abgrund enden. Und nun noch eins: die Gehilfenschaft wünscht nicht, daß sich die Prinzipalität in den Kampf der Gchilfcn-Verbände hineinmischt. Ich mußte in den vorstehenden Zeilen den Angestelltenverband des Buchhandels und den Zentralverbaud der Angestellten erwähnen. Es ließ sich das der Natur der Sache nach nicht umgehen. ?1ber im Kampf gegen unsere linksradikalen Kollegen verzichten wir grundsätzlich auf jede Hilfe aus Arbcitgeberkreisen. Wir hoffen, die irregeleiteten Kol legen aus eigener Kraft ins nationale Lager zurückholen zu können. Den einzigen Wunsch, den wir da gegenüber den Arbeitgebern haben, ist der, daß sie gesunde Gehaltsverhältnissc schaffen möchten, damit nicht der Jungbuchhandel durch Not und Verärgerung in die Netze dunkler Mächte getrieben werde. A. Zimmermann, Buchhandlungsgehilfe im Deutschnationalen Handlungsgchilfen-Verband zu Hamburg. Der vogtländische „Gelehrte Bauer" Nikolaus Schmidt, genannt Küiitzel, gestorben 1671, vor 250 Jahren. In den zu Ende gegangenen Sommer fiel das Gedächtnis dieses seinerzeit in Mitteldeutschland viel bewunderten Mannes. »Baucru- professoreu« hat cs mehrere gegeben, die sich auf astronomischem Ge biete auszeichueteu, aber kein anderer hat eine so dürftige Kindheit erlebt, war so durchweg Autodidakt, in der Not zur Herausgabe eines lange und weit verbreiteten Büchleins gedrängt wie Nickel Schmidt. Geboren war er im reußischen Dorfe Notenacker, das nach Mißla- reuth in Sachsen gcpsarrt ist. Er war der einzige Sohn eines Bauers und nach dem Vater Konrad Schmidt »der kleine Kourad«, Kunz, Küutzcl genannt. Fünf Jahre hindurch hatte er des Vaters Kühe gehütet und bestellte mit Pferden die Acker, sobald es seine Kräfte zulicßen. Als der Vater aus dem Nachbardorfe einen Hütejungen niictetc, der lesen konnte und eine Fibel besaß, lernte der Bauerssohn von diesem lesen. Im Herbst vertrat er sich bei der Feldarbeit den 1425
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