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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1921
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- 1921-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1921
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^ 230, 1. Oktober 1921. Redaktioneller Teil Börsenblatt s. b. Dtschu. Buchhandel. haben sic in der Kriegs- und Nachkriegszeit mit großen Schwierig keiten zu kämpfen gehabt — Papiermangel, teure und dabei schlechte Rohmaterialien, geringe Leistungsfähigkeit der Druckereien und Buch bindereien usw. —, aber diese Schwierigkeiten sind jetzt im wesent lichen überwunden, nur die Teuerung ist geblieben und wird ja leider wohl noch längere Zeit auhalten. Aber das Publikum hat sich allmählich schon an die neuen Preise gewöhnt. Mehrere Jahre lang gehörte das Buch sogar zu den meistbcgehrten Artikeln, weil es eben fast das Einzige war, was nicht rationiert und immerhin noch zu mäßigem Preise erhältlich war. Jetzt hat sich die Lage in sofern verändert, als man für Geld wieder alles haben kann, aller dings zu viel höheren Preisen als vor dem Kriege. Das deutsche Buch ivar einst unglaublich billig. Ein Verleger suchte den andern nicht bloß in der Güte, der Ausstattung und dem llmfang seiner Werke, sondern auch in der Billigkeit zu übertresfen. Mit einem so geringen Gewinn hat sich kaum ein anderer Erwcrbszweig begnügt. Nur die Massenauflagen ermöglichten die damaligen fabelhaft nied rigen Preise. Die Verleger zögerten lange, die Preise ihrer Ver lagswerke heraufzusetzen, und das Publikum, das reichlich verwöhnt gewesen war, hat sich zuallerletzt bei dem Buche an den Gedanken gewöhnt, daß die Preise erhöht werden müssen, weil eben die Kauf kraft der Mark auf einen geringen Bruchteil gesunken ist. Wer den wahren Wert der Mark berücksichtigt und die Preise anderer Ver brauchsgegenstände vergleicht, wird hcrausfiude», daß auch heute noch die meisten Bücher keineswegs zu teuer, zum Teil sogar verhältnis mäßig noch sehr billig sind. Eine andere Erscheinung fällt uns sehr angenehm aus: Die berüchtigte Kriegsausstattung ist so gut wie ganz verschwunden. Im allgemeinen ist das Papier wieder gut, zum Teil sogar wie in der Kriedenszeit, der Druck wieder sauber und klar, der Einband solide. Allerdings müssen Leinen und Leder noch sparsam verwendet wer den, aber bei viele» Büchern genügt auch ein einfacher Kartoneinband, und dieser wird jetzt bei den meisten Verlegern so geschmackvoll her- gestellt, wie er früher nur bei einzelnen Verlegern üblich war. Auch die Unternehmungslust ist wieder gestiegen. Es erscheinen neben neuen Auflagen auch wieder neue Bücher in einer Anzahl, ivie man sic noch vor ein paar Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Das beweist, daß die Verleger sich auch in der jetzigen kritischen Zeit nicht entmutigen lassen. Nicht zum wenigsten gilt dies von den Stuttgarter und sonstigen württembergischen Verlegern. Wir sehen auf der Buchmesse, daß diese Verlagshäuser nach wie vor die Gebiete eifrig pflegen, durch die sic zu ihrer Größe herangewachsen sind. Da sind z. B. die großen Berlagshäuser für Iugendschrif - ten: K. Thienemann, Levy L Müller, Löwes Verlag, Union, Franckh'scher Verlag, Gustav Weise, I. F. Schreiber und I. F. Stcin- kopf, die ihren Verlag oder diese Abteilung ihres Verlags in der alte» bewährten Richtung weiterführcu und nicht bloß ältere Werke rimarbeiten lassen, sondern auch ihnen allmählich immer mehr ein moderneres Gewand geben. Dabei geht man nicht überstürzt vor, und Leute, die nur auf ganz moderne Richtungen schwören, halten den Stuttgarter Jugeudschrifteuverlag für zu sehr konservativ. Aber man darf dabei nicht außer Acht lassen, daß die große Masse der Käufer von Jugeudschrifteu den extremen Richtungen ablehnend gcgen- überstcht und daß gut ausgcstattetc Jugendschriften hohe Kapitalien erfordern, sodaß ein Verleger, der sein gutes Geld dafür hergibt, für kostspielige Versuche, deren Ergebnis sehr unsicher ist, nicht so leicht zu haben ist. Cotta, das größte der älteren Stuttgarter Berlagshäuser, bringt sine Reihe wissenschaftlicher und schöngeistiger Werke heraus. Aller dings ist der 3. Band von »Bismarcks Gedanken und Erinnerungen«, der dieses Jahr natürlich das Hauptgeschäft im Stuttgarter Verlag bilden wird, noch nicht ausgestellt, weil die Auslieferung noch nicht stattgefunden hatte, aber man wird ja das Buch nunmehr in allen Läden und in Tausenden von Händen finden. Auch andere Ver leger sind auf deni Gebiete der schönen Literatur sehr stark ver treten, so die Union, Adolf Bonz K. Co., Engclhorn mit der neuen geschmackvollen Ausstattung seiner Romansammlung, Karl Krabbe, Greincr L Pfeiffer, I. F. Steinkopf, Strecker L Schröder und Eugen Salzcr-Heilbronn, die beiden letzteren besonders vorteilhaft durch ihre schwäbische Literatur bekannt. Eine andere Gruppe pflegt besonders die Bücher fürs praktische Leben, so Engelhorn mit seinen Lebeusbiichern von Trine und Mardcn, Carl Ernst Pöschel und Wil helm Violct mit ihrer reichen handclswissenschaftlichen Literatur, I. F. Schreiber, Eßlingen, Ernst Heinrich Moritz, Julius Hoffmann und der Volksverlag mit seinen so praktisch angelegten Auskunfts- kartcien. Die Kunst wird seit Jahren von Paul Neff und I. F. Schreiber in Eßlingen gepflegt, zu denen in neuerer Zeit noch Julius Hoffmann und Wilhelm Meyer-Jlscheu in Stuttgart hiuzugekommen sind. Die Musik ist durch Cotta und Albert Auer vertreten. Der wissenschaftliche Verlag wird von einer Reihe erster Häuser gepflegt, deren Werke teils den streng wissenschaftlichen, teils einer volks tümlicheren Richtung angehörcn: Alfred Kröner, I. B. Metzler, Ferdinand Enke, Fr. Froiumann, W. Kohlhammer, Karl Krabbe für Gcschichtswerke, Strecker L Schröder für volkskundliche Bücher, Robert Lutz mit seiner Memoiren-Bibliothek, seiner Napoleon-Literatur und seiner Anekdoten-Bibliothek, Engclhorn, der neuerdings den größte» Teil von Herbert Eulenbergs Werken an sich gezogen hat, und Wil helm Meyer-Jlscheu, der eine neue Sammlung »Dichtung und Dich ter« eröffnet. Auf dem Gebiete der volkstümlichen Natur wissenschaft tritt nach wie vor der »Kosmos« hervor, de? außer anderen Neuheiten dieses Jahr das große Vvgelbuch von Floericke neu herausbringt und außerdem als eine Neuheit für Stuttgart einen Sportverlag mit dem Sportkalender und Leporello-Alben ge- gcgrüudet hat. Auch Julius E. G. Wcgner und andere Verleger bringen einzelne naturkundliche Bücher volkstümlicher Richtung. Eine ändere Gruppe bilden die evangelischen Verleger Chr. Belser, D. Gundcrt, Fleischhauer L Spohu und der Quell-Verlag, die ihren Büchern jetzt auch zum Teil eine neue, zeitgemäßere Ausstattung zuteil werden lassen. Eine ganz aparte Note, was Inhalt und Ausstattung der Bücher betrifft, findet man bei den zumeist jüngeren Ver- lagshä uscrn Walter Seifert, Walter Hädecke, W. Meyer-Jlschen und vr- Benno Filscr in Augsburg-Stuttgart. Diese Verleger pflegen die schöngeistige Literatur und die Kunst, doch wenden sich einzelne Veröffentlichungen, wie die Domina-Drucke von Seifert, naturgemäß nur au die Kreise besonderer Biicherliebhäber. Alles in allem ist ein sehr erfreuliches Streben zu bemerken, den alten berühmten Stutt garter Verlag, der einst im 19. Jahrhundert eine große Blütezeit erlebt und dann etwas in Stillstand versunken war, wieder auf eine den Zeitverhältnissen entsprechende Höhe zu bringen. Mau wird es sehr bedauern, daß die Deutsche Verlagsanstalt, eines der aller ersten deutschen Häuser, das neuerdings den großen schöngeistigen Verlag von Fleische! L Co. in Berlin erworben hat, aus räumlichen Gründen diesmal an der Buchmesse sich nicht beteiligen konnte, doch darf man wohl hoffen, daß sich für die Zukunft ein Weg finden wird, um auch ihr wieder die Beteiligung zu ermöglichen. Zum Schluß sei auch eine besondere Neuerung, die in dem ersten Saale befindliche Ausstellung »Das Buch und seine Herstellung-, die von der Schriftgießerei Gebr. Klingspor in Offenbach und dem Verlag von Mitten L Loening in Frankfurt a. M. veranstaltet ist, hervorgehobeu. In diesem mit einem modernen Fries von Fritz Frank geschmückten Saale wird dem Besucher in einer sehr anschau lichen, durch gute und schlechte Beispiele beleuchteten Weise vorge führt, wie ein Buch zustande kommt, und es wird ihm damit ein lehr reicher Einblick in die Welt der Technik und des Kunstgewerbes ge boten. Eröffnet wurde die Ausstellung am 23. September i» Gegenwart zahlreicher Verleger und Buchhändler, Vertreter der Behörden, der Staatsregieruug, der Handelskammer, der Zentralstelle für Handel und Gewerbe, der Presse usiv. In dem Festsaalc richtete Herr Hofrat Walter Keller vom Frauckh'schcn Verlag folgende Ansprache an die Versammlung: »Als Vorsitzender der Stuttgarter Verleger-Vereinigung habe ich die ehrenvolle Aufgabe, die diesjährige Buchmesse zu eröffnen und Sie an dieser Stelle willkommen zu heißen. Man mag sich zu den Messen stellen, wie man will, jedenfalls entsprechen sie einem wirtschaftlichen Bedürfnis unserer Zeit, und sie haben sich gerade in den jetzigen kritischen Umständen, unter denen der Wiederaufbau Deutschlands erfolgen inuß, als ein mächtiges Hilfs mittel zur Förderung von Industrie und Gewerbe erwiesen. Stutt gart hat nie den Ehrgeiz gehabt, eine große allgemeine Messe zu nnteruchmen, aber es hat rechtzeitig begonnen, Spezialmessen zu ver anstalten, von denen in erster Linie die Edelmesse einen durchschlagen den Erfolg hatte. Es war eigentlich selbstverständlich, daß auch der württcmbcrgische Verlagsbuchhandel die Gelegenheit benutzte, um in Stuttgart durch eine Buchmesse sowohl seine bisherige Bedeutung zu beweisen, als auch dadurch neue Kreise für sich zu gewinnen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo alles zentralisiert ist, haben wir seit alter Zeit in Deutschland eine ganze Anzahl von Kultur- mittelpuukten gehabt, und zu diesen zählt auch Stuttgart für das geistige Leben und den Buchhandel in Südwestdeutschland. Den große» Aufschwung, den der Stuttgarter Buchhandel im 19. Jahrhundert ge nommen hatte, verdankte er einerseits der damaligen liberalen Prcß- gesetzgebung und der zunehmenden Bedeutung Stuttgarts als Landes hauptstadt und andererseits dem Unternehmungsgeist einzelner Ver leger. Die Preßgesetzgebung ist heute Sache des Reiches, und Stutt gart hat, wie alle anderen Städte des Reiches, mehr oder weniger unter dem ungewöhnlichen Anwachsen Berlins als Rcichshauptstadt zu leiden gehabt. Dort hat sich denn auch seit der Gründung des 1449
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