Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1921

«edakttonellei Teil. .>>: 236, 8. Oktober 1921. Ten Verhandlungen der in Heidelberg eingesetzten Vcrlegcr- und Sortimenterkommission sicht die Versammlung mit Span nung entgegen; sie wünscht, das; die Beschlüsse zu Nutz und Frommen beider Teile gefaßt werden mögen. Der Vorsitzende wies wiederholt darauf hin, daß die Notstandsordnung nach wie vor in Kraft sei. Er bat, öffentliche Ankündigungen über Weg fall des Tcuerungszuschlags zunächst zu unterlassen, bevor nicht eine endgültige Regelung der Angelegenheit seitens der maß gebenden Stellen getroffen sei. Eine weitere Aussprache brachte das beabsichtigte Schul- büchermonopol in Groß-Thüringen. Nachdem der Vorsitzende die Maßnahmen des Verbandes in dieser Angelegenheit zur Kenntnis der Versammlung gebracht hatte, sprach Herr Mark- Rudolstadt. Er wünscht nochmals eine Eingabe an den Groß- Thüringischen Landtag und Aufklärung der Abgeordneten. Fer ner ergriffen hierzu Herr W i t t i g - Hildburghausen und Herr Boltze - Saalfeld das Wort. Der Vorstand wird in dieser An gelegenheit nochmals in Weimar vorstellig werden, wenn auch mit einer Änderung der Beschlüsse der Thüringer Regierung kaum zu rechnen ist. Nachdem der Vorsitzende sich zu den Satzungsänderungen des »Börsenvereins» geäußert hatte, wurde der Jahresbericht ohne Widerspruch angenommen. Der dritte Punkt der Tagesordnung »Bericht über die außer ordentliche Hauptversammlung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine zu Heidelberg am 10. und II. September-- hatte bereits bei dem Jahresbericht seine Erledigung ge sunden, sodaß der Vorsitzende alsdann dem Schatzmeister des Ver bandes, Herrn Hopser. Burg, zum vierten Punkt der Tages ordnung das Wort erteilen konnte. Die von den Herren Pabst - Delitzsch und Schroeck - Nord hausen geprüfte Jahresrechnung wurde von der Versammlung an erkannt. Zwei Firmen haben im verflossenen Verbandsjahre trotz wiederholter Aufforderungen die Beiträge nicht gezahlt, so- datz satzungsgemäß die Streichung erfolgen mußte, die gleich falls beim »Börsenverein« beantragt werden wird. Der Kassen bericht weist einen geringen Haben-Überschuß aus. Auf Grund des Voranschlages sür 1921—22 konnte von einer Erhöhung des Jahresbeitrages abgesehen werden. Einem Antrag des Vor- standes zufolge wurde die Erhöhung des Aufnahmegcldes auf 100.— festgesetzt. Nach Genehmigung des Voranschlags er teilte die Versammlung dem Gefamtvorstand Entlastung. Die Tagesordnung brachte als sünsten Punkt die Wahl von 8 Vorstandsmitgliedern, darunter die des ersten Vorsitzenden. In «incr Sitzung am 17. September hatten der Vorstand und am 18. September in einer Vorbesprechung die Mitglieder zu dieser sehr wichtigen Frage Stellung genommen. Daß es nntnnlich ist, in dieser bewegten Zeit eine Änderung im Vorsitz zu treffen, war natürlich allen klar. Allein den von Herrn Jäh vor gebrachten Grund, sein Amt infolge starker Inanspruch nahme durch die Leitung des »Verbandes der Kreis- und Ortsvereine« niederlegen zu müssen, mußte die Versammlung als triftig anerkennen. Die Abstimmung zur Vorsitzendenwahl er- folgte mittels Zettel. Herr Fritz Wahle (Buchhandlung Fritz Wahle früher C. E. Klotz Nachfolger), Magdeburg, wurde ein stimmig zum ersten Vorsitzenden des Sächsisch-Thüringischen Buch händler-Verbandes gewählt. Die ferner ansschcidcuden Vor standsmitglieder gingen durch Zuruf aus der Wahl wieder her vor; Herr Rudolf Zickfeldt i. Fa. A. W. Zickfeldt, Ostcrwieck, wurde neu hinzugewählt. Der Vorstand des Verbandes setzt sich nunmehr wie folgt zusammen: I Vorsitzender: Fritz Wahle (Buchhandlung Fritz Wahle), Magdeburg. II. Vorsitzender: Albert Neubert, Halle a. Saale. I. Schriftführer: Ernst Holtermann (Evangel. Buchh.), Mag deburg. II. Schriftführer: I. Eckard Mueller, Halle a. Saale. Kassenführer: Rudolf Hopser (August Hopser), Burg bei Magdeburg. Beisitzer: Bruno Neumann (Keysersche Buchh.), Ersurt und Rudolf Zickfeldt, Osterwieck. Das Scheiden des Herrn Jäh aus seinem Amte gab der Ver sammlung Anlaß, ihm durch Herrn K r e t s ch m ann - Magde burg herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung für seine rastlose, tatkräftige und glückliche Leitung des Verbandes zum Ausdruck zu bringen. Auf der Versammlung einstimmigen Be schluß wurde Herr Jäh zum Ehrenvorsitzenden des Ver bandes ernannt, was ihm, der während zehn Jahren Sachsen- Thüringens Geschicke leitete, auch ein äußeres Zeichen unserer Dankbarkeit sein möge. Sichtlich ergriffen dankte Herr Jäh der Versammlung sür diese Ehrung und versicherte, auch fernerhin seine Erfahrungen in den Dienst des Verbandes stellen zu wollen. Mit herzlichen Worten begrüßte er alsdann den neuen Vor sitzenden, Herrn Wahle. Herr Wahle dankte hierauf für das ihm entgegen- gebrachtc große Vertrauen und erklärte, daß er das Amt annähme. Er versprach, alles daran zu setzen, den Ver band auf der alten Höhe zu erhalten und nach besten Kräften zu fördern. In kurzen Sätzen entwickelte er sein Programm, das die Zustimmung der Versammlung fand, und bat die Herren des Vorstandes sowie alle Mitglieder, ihn bei seiner Amtsführung zu unterstützen. Zu Punkt 6 der Tagesordnung wurde auf Antrag des Vor standes alz nächster Versammlungsort Heiligenstadt in Aussicht genommen. Ein Vorschlag des Herrn Günther-Aschersleben, in Dessau zu tagen, fand wenig Unterstützung, da allgemein die Ansicht bestand, auch einmal die weniger bekannten Plätze unseres Verbandsbezirkes aufzusuchen. Herr Pouch-Merseburg dankte dem Gesamtvorstand für seine Tätigkeit, woraus um 2.30 Uhr der Vorsitzende dis Ver sammlung schloß. Um 3 Uhr nachmittags fanden sich die Mitglieder mit de» anwesenden Damen im Hotel »Tanne- zum gemeinsanien Essen ein, das in angeregtester Stimmung seinen Verlauf nahm. I» beredten Worten pries der Vorsitzende das sck>öne Thüringen und die Stadt Ilmenau mit ihren klassischen Stätten. Er gedachte nochmals der Jahre seiner Tätigkeit und trank aus das Wohl des Verbandes. Herr Hopser-Burg sprach auf Herrn Jäh und Herrn Wahle, und Herr Neubert- Halle ehrte in einer heiteren Rede die Damen. Der als Gast anwesende Oberbürgermeister Z a - ch ä u s - Ilmenau begrüßte den Verband im Namen der Stadl und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, daß gerade Ilmenau zum Ort unserer Beratungen gewählt worden sei. Herr Hertel- Arnstadt überraschte mit zwei trefflichen Tafelliedern, die begeistert von der Tischgesellschaft gesungen wurden. Im Anschluß an das Essen begab man sich zu Fuß und zu Wagen nach dem Gabelbach. Dann vereinigte der Abend die Mitglieder wieder zwanglos in dem gastlichen Ilmenau. Am Montag sah der »Kickelhahn« noch immer zahlreiche Sachsen- Thüringer zu seinen Füßen, die, begünstigt vom goldenen Herbst wetter, eine größere Wanderung nach dem Auerhahn, Stüyer- bach, Mönchshof und Elgersburg unternahmen. Auch an dieser Stelle sei den Jlmenauer Kollegen, insbeson dere Herrn Reinmann, herzlichst gedankt für die ausgezeich nete und umsichtige Vorbereitung der Tagung und für ihre große Gastfreundlichkeit, Die Frankfurter Herbstmesse. (Siehe auch Bbl, Nr. 2S1.) Rückblick. — Die Buchmesse. — Zwei Vorträge im Nahmen der Buch messe. Die fünfte Frankfurter Internationale Messe, die Herbstmesse, ist vorbei. Sie fiel in eine, wenigstens scheinbar, glückliche Zeit und hatte dementsprechend einen guten äusseren Erfolg aufzuweisen. Die wachsende Entwertung der Reichsmark, die an einem der ersten Messetage ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte, und die sehr trüben wirtschaftlichen Aussichten sür die nächste Zeit haben viel zur Belebung des Messe geschäftes bcigetragcn. In den verschiedensten Branchen, insbesondere in Leder-, Textil- und Tabakwaren, kamen schon in den ersten Messe tagen soviel Abschlüsse zustande, das; die Aussteller weitere Aufträge ab- lehncn mußten, wegen Mangels an Ware. Während die Einkäufer ge wisser Warcnzweige kauften, was zu kaufen war, und kaum nach dem 4492