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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.10.1921
- Strukturtyp
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- 1921-10-13
- Erscheinungsdatum
- 13.10.1921
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- Deutsch
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3. Oktober 1921. RedackLioneüer Teil. Dieses letztere galt hauptsächlich auch von der unter dem Titel »Das steirische Buch« veranstalteten äußerst instruktiven und gelun genen Ausstellung alter und neuer Druckwerke. Steiermark hat insbesondere in der neueren Zeit ein außerordent lich stark ausgebildetes nationales Empfinden. Den Steirern geht das Unglück, das über das Deutschtum gekommen ist, noch mehr zu Herzen als dasjenige, unter dem sie selbst direkt zu leiden haben. Der vor trefflich gearbeitete Katalog der Buchausstellung erinnert in seinem Vorwort an das Wort, das Friedrich Ludwig Jahn in einer andern schweren Leidenszeit Deutschlands ausgesprochen hat: »Ein Volk, das ein wahres volkstümliches Bücherwesen besitzt, ist Herr von einem unermeßlichen Schatze. Es kann aus der Asche des Vaterlandes Wieder aufleben, wenn seine heiligen Bücher gerettet werden«. Dieser Gedanke scheint der Leitstern der Veranstaltung gewesen zu sein, denn die Ausstellung zerfällt in drei Gruppen: in eine historische, eine zeitgenössische und eine künstlerische. Die erste zeigt die Entwick lung des steirischen Schrift-, Druck- und Buchwesens. Sie umfaßte über ZOO zum Teil außerordentlich wertvolle Stücke, und zwar Handschriften aus den öffentlichen Bibliotheken des Landes, dann insbesondere auch aus den reichen Stiftsbibliotheken von Admont, Voran und Neun, darunter wertvolle Evangeliarien und Bibeln, die steirische Reim chronik, die steirische Landeshauptmannchronik, den Ehrcnspiegel des Herzogtums Steier usw. Die von Steiermärkern oder in Steiermark hergestellten Druckwerke, von Matthäus Cerdonis von Windisch-Graz, der von 1481 an in Padua druckte, angefangen, bilden eine eigene, frei lich keineswegs vollständige Gruppe. Hier sehen wir die Arbeiten der ersten Grazer Buchdrucker des 16. Jahrhunderts Alexander Leopold, Andreas Franck, Zacharias Bartsch, Johann Schmidt (Faber) und des Gründers einer ganzen Grazer Druckerdynastie, Georg Widmannstetter. Eine dritte Gruppe bilden die Werke hervorragender Schriftsteller und Gelehrter, die in Steiermark geboren wurden oder längere Zeit (bis zum Jahre 1848) in Steiermark gewirkt haben. Darunter Aneas Silvius, Herberstein, Ulrich von Lichteustein, Prokesch-Osten, Franz Ungar und Franz von Zeiller, der bekannte Kommentator des österreichischen all gemeinen bürgerlichen Gesetzbuches. Eine Sammlung wertvoller Buch einbände, insbesondere aus den Stiftsbibliotheken St. Lambrecht und Neun, schließt die historische Abteilung. In der zweiten, zeitgenössischen Abteilung finden wir eine sehr- gute Übersicht über das steirische literarische Leben der Gegenwart. Der auf sie bezügliche Teil des Katalogs ist geradezu eine sehr ansehnliche steirische Bibliographie. In ihr glänzen die Namen: Rudolf Hans Bartsch, Emil Ertl, Wilhelm Fischer, Hans Fraungruber, Robert Ha- merling, vr. Rudolf Hoernes, Professor Kaindl, Ottokar Kernstock, Her mann Kienzl, Wilhelm Kienzl, Krones-Marchland, Luschin von Ebcn- greuth, Ernst Mischler, Karl Morre, Katharina Prato, Peter Rosegger, Anton Schlossar, Anton Schönbach, Professor Schumpeter, Professor- Sieger, Mathilde Stubenberg, Heinrich Wastian, Professor vr. A. Weiß, Zwiedineck-Südenhorst usw. Die Ausstellung, die vor der Messe eröffnet worden war, dauerte auch länger als diese. Sie war von sehr vielen Schaulustigen besucht worden. Die Zahl dieser wäre aber jedenfalls noch viel größer ge wesen, wenn etwas mehr Propaganda gemacht worden wäre. Diese lag sehr im argen, und selbst die österreichische Presse außerhalb Graz', ja selbst die Fachpresse erhielt keine. Einladungen zur Eröffnung der Aus stellung. Dies muß gesagt sein, obwohl die Veranstalter — überflüs siger und fälschlicher Weise — keine Freunde der Kritik zu sein scheinen, da sie am Ausgang der Ausstellung etwas allzu selbstgefällig die In schrift anbrachten: »Den Schwätzern und Nörglern — gehet hin und machet es besser«. Carl Junker. Was sind Neichsdrucke? Man schreibt uns: »Neichsdrucke« sind Kunstblätter, die aus Staatsmitteln her-ge stellt werden und zurzeit die Unterlage zu einem »verstaatlichten Kunstverlag und Kunstsortiment« bilden. Mit anderen Worten: das Mordinstrument, mit dem die selbständigen Kunsthändler und deren Mitarbeiter, die nicht Aussicht haben, staatlich angestellte Kunsthändler zu werden, langsam erdrosselt werden sollen. Soeben ist eine so genannte Verlagsabteilung der Reichsdruckerei ge gründet, ein Katalog und ein Zirkular dazu hergestellt worden, die beide luxuriös ausgestattet sind, man könnte fast sagen: verschwenderisch, wenn ein Privatunternehmen die Kosten zu bezahlen gehabt hätte. Der Sortimenter wirb kunsthandelsmäßig freundlichst eingeladen, dem Staatlichen Institut Bestellungen zu geben. Schlägt die Sache ein, ist die Begründung von Sortimentsniederlassungen geplant — und dies voraussichtlich nicht nur deswegen, um den Absatz dieser »Reichsdrucke« zu fördern und zu beaufsichtigen, sondern auch sehr wahrscheinlich deswegen, um durch die hierfür verwendeten gelernten Kunsthändler und Buchhändler weitere Anregungen zu empfangen! Die Entstehung der Reichsdruckereiblätter, die neuerdings die Bezeichnung »Neichsdrucke« empfangen haben, ist aber eine andere und j die Herausgabe derselben zu einem ganz anderen Zwecke erfolgt, als man sich jetzt erlaubt daraus zu machen. Die zehn Mappenwerke, die > vom Jahre 1889 ab von der Neichsdruckerei unter Leitung des da- I maligen Direktors am Berliner Kupferstichkabinett Herrn Geh. Rat Prof. vr. Lippmann unter dem Titel »Kupferstiche und Holzschnitte alter Meister in Nachbildungen« herausgegeben wurden, bildeten in ihrer Gesamtfolge ein hochinteressantes wissenschaftliches Werk für Museen, Sammler und Fachgelehrte. Die Herausgeber und die Kunst verleger waren sich stets darüber klar, daß dieses Werk keinen schnellen Absatz finden konnte, und es dauerte Jahrzehnte, bis die verhältnis mäßig kleine Auflage vergriffen war. Private Kunstanstalten hätten sich damals zur Herstellung für eigenes Risiko eines so umfangreichen Werkes mit so geringen Absatzmöglichkeiten nicht bewegen lassen, aber die Neichsdruckerei konnte sich hierzu infolge der verfügbaren Staats mittel bereiterklären. Zudem wurde durch solche Publikationen der Neichsdruckerei einesteils die Möglichkeit geboten, aller Welt ihre Leistungsfähigkeit zu beleuchten und andernteils die teilweise nicht vollauf beschäftigen Arbeiter einer Abteilung nicht entlassen zu müssen, sondern anderweitig verwenden zu können. Trotzdem die Mappen zum niedrigen Preise von je nur ^ 120.— erschienen, fanden sich nur wenige Käufer, sodaß im Jahre 1895 beschlossen wurde, um das in diesem Werke angelegte Kapital wieder herauszubekommen, die darin enthaltenen Blätter dem Einzelverkauf zu geringen Preisen zu übergeben. Gleichzeitig sollte damit auch den Minderbemit telten der Erwerb des einen oder des anderen Blattes möglich gemacht werden. Selbst bei diesem Einzelverkauf war man sich von vornherein klar, daß der sich daraus ergebende Nutzen nur sehr gering sein würde, da solche Kunstblätter nur von einer engeren Gemeinde von Kunstfreunden, Sammlern und Kunststudierenden gewürdigt und be gehrt werden würden. Seinerzeit lag in der soeben geschilderten Tätigkeit der Reichs druckerei keine Befürchtung, daß sich irgendeine Kunstanstalt oder ein Verleger geschädigt fühlen könnte. Gegen diese Art privater Ausübung von Herstellung und Handel seitens einer staatlichen Be hörde war also nichts einzuwenden. Die Publikationen waren außer dem anfänglich nur in geschlossener Zusammenstellung nach Schulen in Mappen zu haben und wurden, soweit sie nicht bestimmungsgemäß Galerien und anderen wissenschaftlichen Instituten kostenlos gestiftet ivorden waren, von der Kunsthandlung von AmSler L Nuthardt in taktvoller Weise im Kunsthandel eingeführt. Von seiten der Reichs druckerei ist früher ein privathandelsmäßiger Engrosvertrieb der Blätter immer abgelehnt worden mit dem Hinweis, daß die Blätter nicht dazu bestimmt seien, dem berufsmäßigen Kunsthandel Konkur renz zu machen. Die Revolution kam — und der damalige Direktor der Neichs druckerei wurde genötigt, abzugehen; ein »unabhängiger« Sozial demokrat trat an seine Stelle. An eine allgemeine Soziali sierung oder Verstaatlichung des Kunsthandels hätte sich kein Sozialist herangewagt, denn jahrelanges Ringen, Hungern und Entbehren seines Berufs und seiner Berufsideale wegen steht nicht im Jdealkatechismus eines »unabhängigen« Sozialisten. Aber aus Staatsmitteln Stel lungen für sich und seine Genossen zu schaffen, das konnte man ohne Risiko wagen — man setzte voraus, daß die kaufenden Kunsthändler ja wohl nicht schlimmer zu fürchten wären als die Buchhändler, die seit Jahrhunderten mit ihren schäbigen Nöcken zufrieden gewesen sind. Im übrigen — sollte der Kram nicht gehen — würde der Staat schon zahlen!!! Dieser Staat, der uns mit der Luxussteuer — in einer Höhe von sage und schreibe 15°/« — das Mark aus den Knochen holt, der uns mit der geplanten Kulturabgabe in die Abhängigkeit vom »tzuLrtier latiu« bringen soll, der uns aber benutzt, von unfern An gestellten die 10°/o Steuern einzukassieren, der uns überall zu finden weiß, wenn er Geld haben will, der soll jetzt dazu dienen, um uns nun zur Belohnung für die Frondienste mit Geschäften und Rechten, die im freien Wettbewerb uns zukommen, Konkurrenz zu machen. Was nun die Qualität der Neichsdruckerei-Blätter anbelangt, so ist dieselbe von anderen Kunstanstalten heute längst erreicht und teilweise über holt. Die Reichsdruckerei kann sich heute nicht mehl- mit der Be hauptung brüsten, daß die Kupferdrucke der Kunstanstalten, die nicht staatlich sind, an die Arbeiten der Neichsdruckerei nicht heranreichten. Die für den Kunsthandel wirklich gangbaren Kunstblätter der Reichs druckerei sind inzwischen von anderen Kunstverlagen hevausgegeben, die mit dem Kunsthandel im freien und rechtmäßigen Handelsverkehr stehen. — Und diese Publikationen sind bereits der Neichsdruckerei gegenüber als schöner und besser bewiesen worden als die sogenannten Neichsdrucke. Die Ilberhebung, der man mit der Bezeichnung »Reichs drucke« eine Berechtigung geben möchte, ist wahrhaftig nicht mehr an- 1519
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