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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1921
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- 1921-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1921
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Redaktioneller Teil. ^6 249, 24. Oktober 1921. oft Austräger halten muß, und wir müssen oft draufzahlen, wenn wir den Abonnenten entgegenkommen wollen. Der Staatsverlag liefert manche Zeitschriften überhaupt ohne Rabatt. Der Neichs- wirtschaftsrat, nicht gehörig informiert, führt im Beweisbericht an, daß der Gewinn der Buchhändler ein abnormer ist, und ist der Meinung, daß jeder Buchhändler eine Menge Partien kauft, welche er im Handumdrehen absctzt und so ein Kapital bei 1005« Gewinn anhäuft. Dagegen weisen die Verleger auf einen kleinen Absatz seitens der Buchhändler hin. Man spricht von der Freigabe der Kon zession und Erweiterung der Verkanfsstättcn, wodurch die freie Kon kurrenz entsteht und der Buchpreis herabgedrückt werden soll. Dies aber ist ein Irrtum. Ein anderer Redner im Neichswirtschaftsrat hat einen andern Rat für uns qualifizierte Buchhändler. Er empfiehlt uns, neben der Geistesnahrung auch anderes Material unterzubriugen, damit das Buch billiger wird. Vorläufig wissen wir nicht, was, weil das, was mit dem Buche und der Schule halbwegs im Zusam menhänge steht, besonders von uns in der Provinz, schon längst ver kauft wird. In unfern Auslagen sind vorläufig noch keine Jahr marktsgegenstände zu sehen, und wenn der Herr Redner darauf hinweist, daß Viktualienhändler neben Kartoffeln auch Petroleum und Reis verkaufen, da weiß ich nicht, welchen Eindruck es auf ihn machen würde, wenn er neben dem ernsten Buche eine Schüssel mit Povidel und auf der ander» Seite ein Faß mit marinierten Heringen sehen würde. Meine Herren, wenn wir unsere wirtschaftlichen Probleme so lösen würden wie der Reichswirtschaftsrat die Buch händlerfrage, dann sind wir zu bedauern, und man darf sich nicht wundern, daß wir unserm deutschen Mitbürger auf wirtschaftlichem Gebiete weniger imponieren. Auch wäre es interessant, zu erfahren, ob man in Frankreich oder in Deutschland mit so wenig Respekt vom Buchhändlerstande spricht wie bei uns. Die fachliche Kenntnis, Ausdauer und der sprichwörtliche Fleiß der deutschen Buchhändler imponiert der ganzen Welt so, daß sogar die französischen Kollegen ihre Einrichtungen für musterhaft erklären und nach ihr sich richten. Und bei uns? Der Buchhäudlerstand wird in den Schmutz gezerrt; man droht ihm mit Gericht und Revision, und was Wunder, daß sich in den Reihen der Kollegen Erbitterung zeigt? Und was für Verhältnisse sind in Deutschland? Der Beweisbericht macht uns vor, daß der Druck dortselbst billiger ist, und zwar um 2556. Es wolle also kon statiert werden, das; der Preis der deutschen Bücher nicht billiger ist als der der tschechischen, ja in manchen Fällen ist ein tschechisches Buch gleichen Inhalts billiger als jene. Der Sortimenter-Teuerungszu- schlag beträgt in Deutschland 2056, und Verleger, die den Teuerungs zuschlag aufheben, expedieren unter günstigen Bedingungen nicht nur Belletristik, sondern auch fachliche, wissenschaftliche Werke, Schulbücher usw. Selbstverständlich müssen um das die Bücher höher kalkuliert und die alten Preise verteuert werden. Angriffe auf den Buchhändler stand lesen wir in reichsdeutschcn Blättern nicht, trotzdem die Liefe rungsbedingungen in Deutschland viel vorteilhafter sind als die unsrigen. (?) Die Herren des Neichswirtschaftsrats ahnen sicherlich nicht, was für eine Last gesellschaftlicher Pflichten auf -den Schultern des Buchhändlers liegt und wer alles zu ihm kommt, um die ver schiedensten Geschenke aller Art zu erreichen. Und der Buchhändler gibt nach seinen Kräften gern und allen. Ich verstehe nicht, warum gerade wir Buchhändler zu-r Zielscheibe der Angriffe von allen Seiten wurden. Anderen Handelszweigen wird bei ihren hohen Ge winnen und Verdiensten keine Aufmerksamkeit zugewandt. Wenn wir z. B. lesen, daß die Firma Junwald 40°/», Bergmann in NeubidLar 60°/, Dividende zahlt, so wird hierüber, trotzdem cs ein Reingewinn von 12°/» ist, kein Wort verloren. Die breite Bevölkerung, durch die Schilderungen über die Bücherteuerung aufgeregt, zeigte keine Kauf lust, obzwar sie über die Sache anders denkt und weiß, saß heute alles teurer ist als das Buch. Es würde also nichts schaden, wenn cs heute mehr Erwägung und weniger Polemik in bezug auf den Buchhändler stand gäbe, der die Teuerung nicht hervorrief und der trotzdem exi stieren wird, weil sein Bestand durch das Interesse der Öffentlichkeit bedingt ist. Solange die Erzeugung nicht billiger wird, solange kann man nicht von einem billigen Buche sprechen, und der Buchhändler kann nicht als Ursache der hohen Preise gelten. Er verkauft bei höherem Preise weniger, und weil auch seine Unkosten in Prozenten ausgewiescn werden, muß er wieder soviel verdienen, um seine Existenz zu erhalten, — und soll man agitatorisch mit vielleicht 100°/, ope rieren? Zum Schluß appelliere ich an die maßgebenden Kreise; denn wenn der Befähigungsnachweis fällt, hört die Teuerung des Buches noch lange nicht auf, weil d-ic Kalkulation, wie gesagt, auf den Gestehungskosten basiert. — Im entgegengesetzten Falle wird ein allgemeiner Verfall eintreten, vor dem alle bedachtsamen Kreise zittern und rechtzeitig warnen: Laßt es nicht dazu kommen, daß dem Volke Scnsations- und Demoralisatiouslektüre aufgedrängt wird, 1568 und überlegen Sie, ob im Falle der Aufhebung des Befähigungs nachweises der Kolporteur, Trafikant oder Viktualienhändler Ge dichte, wissenschaftliche Bildungswerke und Bücher aller Tendenz über haupt verbreiten wird. Dann sprach Herr Mclichan aus Königgrätz: Kein Stand wurde so den Angriffen und Beleidigungen ausge setzt wie der Buchhandel. Man schreibt von uns, daß wir horrende Gewinne haben, das; wir gefühllose Wucherer sind, die Millionen zu- sammcnscharrten, und diese ungehörigen Gewinne sind angeblich schuld, daß das Buch so teuer ist. In den Zeitungen wird behauptet, daß das Buch infolge des hohen Rabatts teuer sein muß. Es entsteht die Frage: Ist der Gewinn tatsächlich so groß? Die Handelskammer und das Wuchergericht haben ja anerkannt, daß der Kaufmann 12°/, Reingewinn haben kann. Der Rabatt, den wir vor der Einführung des 10°/,igen Zuschlags von den Verlegern erhielten, langte nicht zur Deckung der Unkosten, und deshalb mußten wir den Zuschlag, den wir beim Umsturz aufgehoben hatten, mit dem 1. Mai 1920 wieder einführen. Seit der Zeit stiegen jedoch die Unkosten um lOO'/o und die Losung nur um 64°/,, und es wird doch von uns verlangt, daß wir uns vom lO^igen Zuschlag lossagen, da durch ihn das Buch erheblich verteuert wird. Wir haben von den Verlegern Be schreibungen der ernsten Verhältnisse in den Verlagen gehört, wir wissen, das; die Rohmaterialien, aus denen das Buch besteht, um das 20- bis ZOfache gestiegen sind, das Buch aber wurde nur um das 6- bis 8fache teurer. Wie kann man also behaupten, das Buch sei teuer?! Warum scheint es also den Herren, die auf uns so drauflosschlagen, als ob wir riesenhafte Gewinne erzielen würden? Verdienen andere Fächer vielleicht weniger? Denen wird es nicht vorgemorfeu, und warum? Weil die Schreiber solcher Angriffe es sich nicht überlegen; denn sie haben keine Gelegenheit, in Fachzeitschriften zu lesen. Bei uns ist es jedoch ganz anders. Unsere Fachzeitschriften kann jeder sich besorgen, und darin steht es ganz deutlich, wie hoch der Rabatt ist, und hier entspringt die Erbitterung gegen uns. Hier ist der Stoff für die Angriffe gegen den Gewinn. Sicherlich bezahlt der Schreiber solcher Zeilen, wenn er etwas in anderen Geschäften kauft, in dem verlangten Betrage auch einen Gewinn, wie ihn der Buch händler hat, und vielleicht noch einen größeren; das schmerzt ihn jedoch nicht, da er vorher nicht hundertmal gelesen hat, daß der Schneider, Schuster, Delikatesscnhändlcr usw. x Prozente Gewinn hat. Wenn die Herren denken, das; der Buchhändler als Vermittler zwi schen Verleger und Publikum unnötig ist, und daß ohne dessen Ver mittlung das Buch viel billiger werden würde, so irren sie sich ge hörig. Entweder würde sich das Publikum die Bücher selbst be- stellen, oder die Verleger würden sie dem Publikum zur Ansicht ein senden. In beiden Fällen würden aber dem Verleger soviel Risiko und soviel neue Unkosten entstehen, daß sie voll dem Buchhändlcr- rabatt gleichen würden. Dabei aber wäre vorauszusehen, daß der Absatz des Buches so sinken würde, daß seine Ausgabe mit einem solchen Risiko verbunden wäre, um literarische Produktion und Konsumtion wiederum erheblich zu schädigen. Deshalb ist es ganz irrig, zu glauben, daß mit Abschaffung der Zwischenhandelsstellen alle Waren billiger würden. Selbst die Weltgroßmächte verdanken dem Handel ihre Machtstellung. Und wenn man die Existenz des Kauf manns im allgemeinen anerkennt, so muß man doch um so mehr die Existenz des Buchhändlers anerkennen, und man darf ihm den ange messenen und notwendigen Gewinn nicht abstreiten; daß unser Ge winn ein angemessener und notwendiger ist, haben wir oft genug bewiesen, und deshalb weisen wir alle Beschuldigungen zurück. Durch das grenzenlos beleidigende Schreiben wird der Absatz des Buches nicht gefördert, im Gegenteil werden auch diejenigen vom Kaufe des Buches abgehalten, die bisher Bücher auschasstcu, und es leidet da durch nicht nur das Geschäft, sondern auch die Autoren. Wir sind keine »Hungrigen«, und wir werden sicher die ersten sein, die den Zu schlag aufheben, sobald es die Verhältnisse irgendwie gestatten. Für den Verein der Buchhandlungsrechnungsführer sprach Herr F. Vnouöek, welcher scharf gegen die gesetzlich zu bestimmende Kon- zcssionslosigkeit im Buchhandel auftrat und eine in der Vertrauens- Versammlung des Zentralvereins beschlossene Erklärung zu dieser Frage verlas. > Weiter sprach Herr Anton Kivnüe als Obmann der Sektion für fremde Literatur des Vereins der Buchhändler in der tschechoslowa kischen Republik. Er führte u. a. aus: Der Tageskurs der Mark, des Franken usw. kann bei der heutigen Unstabilität aller fremden Währungen nicht maßgebend sein bei Berechnung der Preise von Bü chern, die im Ausland erschienen sind. Gerade so wie andere Ge schäftsleute, die mit ausländischer Ware Handel treil>en, diese nicht täglich nach dem betreffenden Tageskurse der fremden Valuta be rechnen und anszeichnen, so kann es auch der Buchhändler nicht tun. Bei anderen Brauchen ist der Einkaufspreis maßgebend, wogegen beim
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