Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1921
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252. 27. Oktober 1921. Redaktioneller Teil. von vr. G. Heinz (im Verlag Alfred Nnger, Berlin C. 2) in fol genden Worten aus: »Alle Freunde des ,Comenius' verbindet die Überzeugung und der Entschluß, in der heutigen Zeit schwerer Partei- und Jnteressen- kämpfe, einseitiger Verstandesbildung, engherziger Unduldsamkeit den Zeitgenossen die Bedeutung geistiger und sittlicher Mächte und den Wert der Gemeinschaft flir Leben und Arbeit vor Augen zu führen. Die C.-G. sieht demnach ihre Hauptaufgabe nicht darin, wissenschaft- liche Kenntnisse zu verbreiten oder gar den Intellektualismus der gegenwärtigen Kultur zu begünstigen. Sie will vielmehr unten wie oben erzieherisch wirken. Praktische Arbeit, wie sie die C.-G. treiben will, ist u. a.: die tatkräftige Mithilfe an der Neugestaltung der Ju gendpflege, die Sammlung der Arbeiter- und BUrgerjugend in kleinen Vereinigungen zu gegenseitigem sozialen Verständnis, die Veranstal tung aufklürender wie erbauender Volksabende in Stadt und Land, der Kampf gegen Schmutz und Schund. Im Gegensatz zu flachem Bür gertum und gegenüber der herrschenden Zerklüftung der Stände und der Konfessionen tritt die C.-G. zwar für größere Einheit und nationale Bildung, aber auch für die Schaffung einer gemeinsamen geistigen Grundlage für alle Klassen der bestehenden Gesellschaft ein. Die Pflege der Humanität kann sich Indes nicht mit der Förderung der Einzel- und Volkspersönlichkeit begnügen, sie ist eine Mensch heitsaufgabe. Daher hat die C.-G. stets enge freundschaftliche Be ziehungen zu den gleichstrebenden Kreisen des Auslands gepflegt, bis der Weltkrieg die Zusammenarbeit unterbrach.« Bibliographisches Institut A.-G. in Leipzig. — Die Aktionäre des Bibliographischen Instituts A.-G. werden zu einer außerordent lichen Generalversammlung auf Donnerstag, den 10. No vember d. I., nachm. 4 Uhr, im Saale der Allgemeinen Deutschen Crcdit-Anstalt in Leipzig eingeladen. Tagesordnung: 1. Beschlußfas sung über Erhöhung des Aktienkapitals von 5 000 000 aus // 8 000 000 durch Ausgabe auf den Inhaber lautender Stammaktien über je ^ 1000, welche vom 1. Oktober 1021 ab dividendenbcrechtigt sind, unter Ausschluß des gesetzlichen Bezugsrechts der Aktionäre und Festsetzung der Art und Weise der Aktienbegebung und demgemäß Ab änderung des das Grundkapital betreffenden § 4 des Gescllschaftsver- trags. — 2. Abänderung des Stimmrechts der Vorzugsaktionäre nach 8 26 Abs. 3. — 3. Ergänzung des H 22 des Gesellschaftsvertrags. Handschriftliche Zusätze aus Drucksachcnkarten (vgl. Bbl. Nr. 227). Es wurde uns heute vom Leipziger Briefpostamt mitgeteilt, daß nach einem Bescheid des Neichspostministeriums auf der linken Hälfte der Vorderseite von Drucksachen oder Drucksachenkarten gedruckte oder vervielfältigte Vermerke zugelassen sind, wie: »Zur Anzeige vom «, oder »Zum Schreiben vom *, oder »Zur Faktura vom «, oder »Lt. Rechnung vom * usw. Nur das einzusetzende Datum darf handschriftlich oder mechanisch eingesetzt werden. Neue Reichsbriesmarken. Das Reichspostministerium hat sich entschlossen, aus Anlaß der Deutschen Gewerbeschau München 1922 besondere Ausstellungs-Briefmarken herauszugeben. Während im Ausland, vor allem in Amerika, schon bei großen Ausstellungen be sondere Briefmarken erschienen sind, ist dieser Beschluß des Reichs- poftministeriums für Deutschland eine Neuheit. loüprozcntigc Erhöhung der Bahn- und Posttarife in Österreich. Wie Wiener Blätter melden, sollen die Verhandlungen der Regie rung mit den österreichischen Bundesangestellten zu einer Einigung geführt haben, indem bereits für Oktober die Teuerungszulagen um mehr als das Doppelte und das Grundgehalt um ein Drittel erhöht werden. Die Mehrausgabe von 3 Milliarden soll durch 150prozentige Erhöhung aller Bahntarise, Telegramm- und Telephongebiihren und der Monopolpreise für Tabak gedeckt werden. Ein Briefporto von 2500 Rubeln. — Zu der Notiz der Postvermal- lung von Sowjetrußland, daß das Briefporto auf 1000 Rubel erhöht wäre (Bbl. Nr. 245), schreibt ein Oberlehrer den »Leipziger Neuesten Nachrichten«, daß diese Verordnung recht weit zurückliegen müsse, da bereits seit Monaten tatsächlich ein Porto von 2500 Rubel für Briefe ins Ausland erhoben wird. »Ein mir noch im August zugegangener Brief trug den Vermerk ,>v8x»ksno 2500 .erhoben 2500 Rubel' mit dem daraufgedruckten Poststempel mit Aufgabeort und Datum. Ein weiterer kürzlich hier eingetroffener Brief trug zwei Freimarken zu je 1000 Rubel, deren Zeichnung ich mich nicht entsinne, da ich den Brief nur flüchtig sah.« Aus diesem Vorgehen der ruf fischen Postverwaltung sieht man wieder, daß man auch den offiziellen Institutionen der Sowjetregierung in keiner Weise Glauben schenken kann. Neues Notgeld. — In Nr. 249 des Bbl. wird das Erscheinen von »Dessauer Notgel d angezeigt, auf das wir Sammler auch hier aufmerksam machen. Deutsche La Plata-Zeitung in Buenos-Aires. Mit Rücksicht aus den dauernd wachsenden Zustrom deutscher Einwanderer, unter denen sich zahlreiche Angehörige der intellektuellen Kreise befinden, hat sich die deutsche La Plata-Zeitung, die größte täglich erscheinende deutsche Zeitung in Süd- und Zentralamerika (Herausgeber Hermann Tjarks L Co. in Buenos-Aires, 648 Calle Sarmiento) entschlossen, die literar- kritische Abteilung ihres Blattes weiter auszubaucn, um dadurch zur Aufrechterhaltung der Verbindungen mit dem geistigen und künst lerischen Leben der alten Heimat in vermehrtem Umfange beizutragen. Zu diesem Zwecke bittet sie um regelmäßige Zusendung von Bespre chungsstücken der hervorragendsten deutschen Neuerscheinungen und rech net deshalb auf Erfüllung ihres Wunsches, weil sie durch ihre An kündigung und Besprechung viel zum Bekanntwerdcn der Neuerschei nungen unter den Deutschen von Mittel- und Südamerika beitragen kann. Vom tschechoslowakischen Buchhandel. — Im Anschluß an den in den voraufgegangenen Nrn. 248 und 249 des Bbl. mitgeteilteu Bericht über die Bewegung im tschechoslowakischen Buchhandel teilen wir nach der »Prager Presse« noch mit, daß die erweiterte Kom mission für Verbilligung der Bücher in den Räumen des Ncichswirtschaftsrats eine Versammlung abhielt, an der u. a. fol gende Verleger sich beteiligten: Wittler, Weinfurter, öolc, Springer, Ncubert, Heller usw. Bei der Versammlung wurde festgestellt, daß die Gründe für die Teuerung der Bücher verschiedenartig seien und daß es nötig sei, engere Kommissionen zu bilden, die sich mit der Frage der Verbilligung der Bücher und dem richtigen Wege hierzu zu befassen hätten. Es werden dies folgende engere Kommis sionen sein: 1. Für die Frage der Verbilligung des Papierpreises. 2. Für die Verbilligung des Druckes. 3. Für die Regulierung der Schriftstellerhonorare. 4. Kür die Abschaffung des 100o/gigen Zuschlags. 5. Für die Stabilisierung der Preise für Bücher älterer Ausgaben. 6. Für die Frage der Abtrennung der Antiquariate von den Buch handlungen. 7. Für den Antrag einer vorläufigen Kontrolle der Belletristik. 8. Für die einheitliche Regulierung der im Auslande aufgelegten Bücher. Die Kommissionen werden Ende Oktober er nannt werden und werden aus Vertretern der Schriftsteller, Verleger, Buchhändler, Druckereien, des Druckcreipersonals, der interessierten Ministerien und des Amtes zur Unterdrückung des Wuchers gebildet sein. Die Berichte werden dem Neichswirtschaftsrate übergeben wer den, der sie nach seiner Begutachtung den kompetenten Ministerien zur Durchführung weitergeben wird. Ein Lektor für finnische Sprache in Greifswald. — Wie das Nordische Institut der Universität Greifswald mitteilt, ist dort Magister N o s e n q u i st als Lektor der finnischen Sprache vom Preußischen Unterrichtsministerium angestellt worden. Nosenquist, der der erste Lektor der finnischen Sprache an einer deutschen Universität ist, beginnt seine Sprachkurse im kommenden Wintersemester. Den Anknüpfungspunkt der neuen Einrichtung bot die von dem Geographen der Universität, Prof. vr. Gustav Braun, begründete Abteilung Finnland des Nordischen Instituts, die jetzt zu einem besonderen deutsch-finnländischen Institut ausgebaut werden wird. Beschlagnahmte und verbotene Druckschriften. — Das Schöffen gericht in Mettmann hat am 20. 9. 1921 für Recht erkannt: Alle Exem plare der Hefte »Intimes«, »Anders als die Anderen«, »Der nackte Schmückt«, »August Summer's Ehe«, »Das rotgetupfte Hemd«, »M oder ne Tänzerin ne n«, sowie die zu ihrer Herstellung dienenden Platten und Formen find n n brauchbar zu m achc n. Die II. Strafkammer des Landgerichts in Bochum hat laut Be kanntmachung der Oberstaatsanwaltschaft beim Landgericht Bochum in der Sitzung am 23. 9. 1921 für Recht erkannt: Alle Exemplare des im Record-Verlag, Breslau 10, erschienenen Buches »D i e Freundin«, Roman einer lesbischen Liebe von Max Braun stein, sowie die zu seiner Herstellung bestimmten Platten und Formen sind unbrauchbar zu machen. (Deutsches Fahndungsblatt.) 1587
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