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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1922
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- 1922-07-05
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- 05.07.1922
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154, 5, Juli 1922, Redaktioneller Teil. Waren- und Geldwirtschaft einen richtigen Wertmesser im Ver hältnis zur Papiermark gäbe, losgelöst von den spekulativen Mo- ^ menten, dis dem jetzigen Goldmarkkurs anhaften. Doch seien wir uns im klaren, auch dann sind wir noch keineswegs über den Berg, nicht am Ziel, sondern nur bei der ersten Etappe; haben auch keineswegs die Garantie, daß uns nach der Wiederein deckungstheorie nicht doch noch Verluste drohen. Unsere ganze Erzeugung wird noch jahrelang auch innerhalb der Gold- markpreise Schwankungen ausgesetzt sein, da es, um die deutsche Wirtschaft der Weltwirtschaft wieder einstigen zu kön nen, notwendig werden wird, gewisse Beschränkungen der wirt schaftlichen Freizügigkeit, wie z. B, Mieterschutzgesetzgebung, künstliches Herabdrücken von Kohleii- und Getreidepreisen usw., im Lause der Zeit fallen zu lassen. Denn täuschen wir uns nicht, diese Faktoren waren mehr, als man allgemein annimmt, mit schuldig, daß wir unsere Goldmarkkapitalien ans Ausland ge radezu verschleudern mußten. Produzieren wir heute vielleicht ein Drittel unter den Weltmarktpreisen, so wird's in einem Jahr vielleicht bloß noch mehr um die Hälfte sein, in drei Jahren können wir die Parität erreicht haben. Dann noch eins, man gestatte mir, um zu zeigen, wohin bei den Bücherpreisen die Reise geht, selbst dann, wenn man vom halt losen Papiergeld absieht und einen festen Wertmesser als Grund lage nimmt, um zu zeigen, daß die Goldmarkauszeichnung nicht restlos gegen Verluste nach der Wiedereindeckungstheorie schützt, ein Beispiel aus der Praxis. Anfangs Dezember vorigen Jahres verlangte eine der leistungsfähigsten Papierfabriken Deutschlands bei Anfertigung von 1Ü V00 Kilogramm stark satiniertem Druck papier bei freibleibendem Preise etwa 9—10 Mark pro Kilo gramm. Da der Goldkurs damals 38 Papiermark gleich 1 Gold- mark stand, bedeutete das 27—28 Goldpfennige pro Kilogramm. Ende Mai versucht dieselbe Fabrik 35 Mark pro Kilogramm zu erreichen, das bedeutet, da der Goldkurs 60 Papiermark gleich einer Goldmark steht, 58 Goldpsennig pro Kilogramm. Also eine über lOOProzentige Steigerung des Goldwertes, Es fehlen mir die statistischen Grundlagen, aus denen ich die prozentuelle Steigerung der hauptsächlich in Betracht kommenden Rohstoffe Holz und Kohlen, sowie der Arbeitslöhne innerhalb dieses Zeit raumes ersehen könnte, aber ich greife Wohl nicht fehl, wenn ich behaupte: eine derartige Steigerung der Papierpreise innerhalb der Goldwerte bedeutet eine über das Notwendige hinausgehende Ausnützung der gegenwärtigen Konjunktur und ist sicherlich nicht begründet. Man fragt sich, sind wir den Papiergewaltigen denn ganz auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert, hat die Reichs- regierung noch irgendwelchen Einfluß auf die Festlegung der Richtpreise, respektive können die Papierverbraucher, die deut schen Verleger auch ihre Stimme zur Geltung bringen? Wenn ja, so bedarf es dringend der Aufklärung, warum diesen Richt preisen von Seiten der Verleger zugestimmt wurde, ob unsere Vertreter nicht raffinierten Zahlenjonglierkünsten der Papier fabrikanten zum Opfer gefallen sind. Wenn man die gewaltigen Opfer, die die deutsche Verlcgerschaft im Interesse der deutschen Kultur, die sich doch immerhin auch im deutschen Buch, in der deutschen Zeitschrift zeigt, vergleicht mit diesem goldhungrigen Tanz um den angebeteten Bilanzgott, so blutet einem das Herz, Liefe Auswüchse müßte» schon im eigenen Interesse der deut- scheu Papierindustrie wieder radikal entfernt werden. Es gilt hier nicht in Wochen und Monaten, sondern in Jahren zu denken. Es gilt zu verhindern, daß der deutsche Verlag ruiniert, die Henne geschlachtet wird, die hauptsächlich in späteren Zeiten, wenn durch die Macht stabiler wirtschaftlicher Verhältnisse der Export rummel aufgehört hat, den deutschen Papierfabrikanten wieder allein die goldenen Eier legen muß. Dieses Beispiel zeigt drastisch, daß es selbst dann, wenn wir so weit sind, unsere Bücher einheitlich nach einem festen Wertmesser auszuzeichnen, gilt, die Augen aufzumachen, um in der Lage zu sein, mit dem Erlös aus einem Werk dasselbe wieder neu erzeugen zu können. Diese 100- prozentige Goldmarksteigerung der Papierpreise eröffnet dem deutschen Verlag die denkbar schlechtesten Aussichten, und man braucht kein Prophet zu sei», um zu erkennen, daß dann, wenn aus naheliegenden Gründen die Darlehen, die Kredite spärlicher fließen werden, ein großes Sterben im deutschen Verlegerwald einsetzen wird. Es bleibt uns nur zu hoffen übrig, daß die alten Eichen deutscher Buchkultur nicht auch zu den Opfern der Zeit ge hören werden, sondern daß nur die Wildlinge der Nachkriegszeit wieder absterben. K. Klauß. Kleine Mitteilungen. Eine Mahnung an das Sortiment l — Alle Außenstände schnell einziehen; keine langfristigen Kredite gebe » I Aus der gegenwärtige» Geldlagc ziehen rücksichtslose Schuldner allerlei Bortelle. Der Geschäftsstelle des B.-V, send Fälle bekannt ge worden, daß Besteller vor ein oder mehreren Jahren gekaufte Bücher erst jetzt und nur ans Klageandrohung hin bezahlen. Hier wird der Geschäftsmann schwer geschädigt; er erhält sein Geld dann zu einer Zeit, wo es keinen wirklichen Gegenwert mehr darstellt und vielleicht tat sächlich nur die Hälfte oder ein Viertel der ihm zukommenden Gegen leistung ist. Es empfiehlt sich daher, auf sofortiger Zahlung zu be stehen und in der Gewährung von Zahlnngssristen äußerst zurück haltend zu sein. Hier wird die Gutmütigkeit mancher Geschäftsleute von rücksichtslosen Gegnern oft in erstaunlicher Weise ausgenutzt. Der Kaufmann muß seine Gcldfordcrungen heute schleunigst wieder in Sach werte verwandeln und muß sich dem Bemühe» mancher Kunden gegen über, mittels langsamer Schuldentilgung den anderen zu berauben und sich auf dessen Kosten zu bereichern, energisch zur Wehr setze». Da der Verlag dem Sortiment gegenüber aus prompte Zahlung dringt und dringe» muß nach Lage der Dinge, so wäre dieses der Leidtragende, wenn cs seinen Kunden gegenüber eine andere Haltung cinnehmen würbe. Deiner Wiener Büchermarkt, — In der Zeit der Wiener Inter nationalen Herbstmesse 1022 findet vom 10,-17, September in Wien der dritte Wiener Büchermarkt statt, an dem sich der gesamte öster reichische Verlag und viele führende reichsdeutschc Verlage beteiligen werden. Diese gute Ausstellungsgelegenheit für Buch- und Kunstverlag möge allgemeiner Benutzung empfohlen sein, Anmeldungen sind bis 31, Juli zu richten an die Wiener Bücherstube in Wien I, Grllnangcr- gasse 1, Näheres siehe in der Anzeige des Börsenblattes Nr, 151, S, 7451, Wilder Buchdruckcrstrcik i» Berlin, (Siehe auch Bbl. Nr. 152, Seite 031.) — Am 1, Juli mittags sind die Personale sämtlicher Buchdruckereien Berlins in den Streit getreten. Es erscheinen keine Zeitungen, auch die sozialistischen nicht. Es erscheint lediglich ein von de» Gewerkschaften herauSgegcbcncs »Nachrichtcnblatt der Berliner Ar beiterschaft«, Diesem wilden Streik ging eine vor mehreren Tagen gestellte Forderung der Rotationsmaschinenmeister voraus, die eine Sondcrzulage von IVO Mark wöchentlich verlangten. Sodann wurde allgemein die sofortige Bewilligung einer neuen Teuerungszulage in Höhe von 300 Mark verlangt. Damit noch nicht genug, verlangte das Personal einer Großdrücke«!, daß 50»/, der weiteren Teuerungszu lage, die der am 11, Juli in Leipzig zusammentretende Tarifausschuß festsetzen werde, als neue Berliner Sonderzulage bewilligt würden, Da derart weitgehende Forderungen selbstverständlich abgelehnt werden mußte», trat das Personal in den Ausstand, welchem Beispiel die Per sonale aller Berliner Druckereien am 1, Juli folgten. In einem Be richt über eine Versammlung der Berliner Buchdruckergehilfen wird ei» Beschluß mitgeteilt, aus dem u, a. hervorgcht, daß die Buchdrucker eine wöchentliche Lohnerhöhung von 300 Mark fordern. Wörtlich heißt cs weiter: »Unabhängig davon, ob diese Forderung von den einzelnen Firmen bewilligt wird oder nicht, ist die Arbeit Sonnabend <1, Juli), mittags 12 Uhr, in sämtlichen Druckcrei- betricbcn einzustellen«. Ein solcher Beschluß ist direkt unverständlich und kann nur als Anarchie bezeichnet werben. Die deutschen Buch drucker haben seit langen Jahren eine Tarifgemeinschast, deren Funda ment ln letzter Zeit allerdings bedenklich ins Wanken geraten ist. Der wilde Streik bringt die Tavisgemeinschaft aber um den letzten Rest ihres Ansehens, wenn es überhaupt noch gelingen sollte, sie künstlich an, Leben zu erhalte», Das Berliner Tarifschiedsgcricht stellte ein stimmig Tarifbruch fest. Trotz dieser Feststellung erfolgte keine Wieder aufnahme der Arbeit, Auch in anderen Städten Deutschlaichs ist es unter den Buchdruckern zu Lohnbewegungen und zu wilden Streiks von mehr oder weniger kürzerer Dauer gekommen, — Wie aus Zei tungsmeldungen hervorgeht, haben sich auch die Hilfsarbeiter dem Streik angeschlossen; wahrscheinlich werden dies auch die Buch binder tun. Eine am 8. Juli abgehaltene Funktionärversammlung der Buchdrucker beschloß einstimmig, an den Forderungen festzuhalten und den Kampf sortzusetzcn. Den Bemühungen des Reichsarbeits- »ünisters gelang es, Verhandlungen zwischen den Parteien einzulelten, Ei» Ergebnis hierüber liegt bei Redaktionsschluss dieser Nummer noch nicht vor, S3ö
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