Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1887
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18870108
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188701084
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18870108
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1887
- Monat1887-01
- Tag1887-01-08
- Monat1887-01
- Jahr1887
-
97
-
98
-
99
-
100
-
101
-
102
-
103
-
104
-
105
-
106
-
107
-
108
-
109
-
110
-
111
-
112
-
113
-
114
-
115
-
116
-
117
-
118
-
119
-
120
-
121
-
122
-
123
-
124
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sprechsaal. Nichts unverlangt!« Diese unscheinbaren, nur zum Teil gerecht fertigten inhaltsschweren Worte drohen, langsam aber sicher eine gewisse Umgestaltung des Buch handels herbeizusühren, sie zwingen den Ver- 'lcger, den großen wie den kleinen, gebieterisch solche Werke und Zeischristen, sür deren Absatz seitens der Herren Sortimenter nichts oder zu wenig getha» wird, für deren Vertrieb sich die Mehrzahl der Herren Sortimenter nicht inter essiert, direkt an das Publikum zu vertreiben, der Not gehorchend, nicht dem cig'ncn Trieb. Ein gewissenhafter Sortimenter (leider werden diese mit den anderen nnthätigen, von denen die meisten das Börsenblatt nicht lesen, leiden) beklagt in Nr. 287 des Börsenblattes v. vor. I., »daß mit wenigen Ausnahmen fast jeder Verleger bei Ankündigung eines Werkes seine Firma als die alleinige Bezugsquelle an- giebt und gewöhnlich hinzufügt: Gegen Ein sendung des Betrages von der Verlagsbuch handlung franko zu beziehen.« Es möge einem Verleger, übrigens auch Sortimenter der älteren Schule, gestaltet sein, ein paar Worte hierüber und einiges andere zu bemerken. Wenn man heute z. B. ein technisches Fachwerk druckt, für welches (laut den Adreß büchern) in Deutschland 5000 Interessenten vor handen sind, so werden häufig vom Buchhandel keine 200 Exemplare ü condition verlangt, namentlich dann, wenn die betreffenden Fabriken nicht direkt in Städten liegen, wo Buchhand lungen sich befinden, oder aber, wenn solche nicht zu ständigen Bücherkäufern gehören. Mit vielen anderen Werken verhält es sich ganz ähnlich; es ist die stehende Klage der Ver leger. Der Verleger eines solchen Buches müßte ein ganz trauriger Kaufmann sein, wenn er sich nun lediglich betrübt aus seine Kapital anlage in Bücherballen setzen und mit den Beinen baumeln wollte. Er wird Mittel und Wege suchen, um sür solche Werke doch Absatz zu schaffen. Daß dies öfters mit glücklichstem Erfolge geschieht, dasür liegen dein Schreiber dieser Zeilen glänzende und klingende Beweise vor; sie wurden ja auch von anderer Seite er reicht und in diesem Blatte bestätigt. Das Nächstliegende Mittel ist: betreffende Werke sehr stark auzuzeigen, was aber dem Verleger sehr, sehr viel Geld kostet —, den Herren Sortimentern andrerseits keinen roten Heller. Um diese durch die Uuthätigkeit leider vieler Herren Sortimenter unerwartet nötig gewordenen Kosten einigermaßen wieder ein zubringen (der Ordinär- und Nettopreis ist ja festgestellt), wird der Verleger naturgemäß suchen, möglichst viele Bestellungen direkt vom Publikum zu erhalten; weiß er doch, daß nur verhältnismäßig wenige Sortimenter das Buch auf Lager haben. Ein Gefühl eigener Art muß und wird ihn dann beschleichen, wenn er sieht, wie noch und nach Hunderte von Sorti mentshandlungen, die cs früher nicht einmal sür der Mühe und Kosten wert hielten, sich auch nur ein Exemplar des Buches zur Ansicht kommen zu lassen, ihm nun feste und L con dition-Bestellungen überschreiben, nachdem sie ihn zwangen, den kostspieligsten Vertrieb selbst in die Hand zu nehmen, mit anderen Worten: anfangen da mit zu ernten, wo sie absolut nicht mit säen helfen wollten. Prospekte zum Versenden an die Kunden bestellen nur ganz vereinzelte Sortimenter, und auch von den verlangten findet ein großer Teil offenbar eine ganz andere Verwendung als die, sür welche der Verleger sie und so manches Tausend Probenummern lieferte. Leider wissen oder bedenke» viele Sortimenter nicht, was diese den Verlegern kosten. Wer kennt nicht die Geheimnisse der Remittendenpakete! Wir lese» im Börsenblatte nur immer von der bösen, bösen Konkurrenz, der Schleuderei im Sortimentsbuchhandel; lieber Himmel, die Schleuderei im Berlage ist bei unzähligen Artikeln »och weit schlimmer, und da wird leider keiner — in Acht und Bann gcthanl Heutzutage liefern viele Verleger, die zugleich Druckereien besitzen — von bekannten Massen- bibliothcksproduzenten abgesehen — sogenannte populäre Brot- oder Massenabsatz-Artikel zu Preisen, die nur das in die Druckerei gesteckte Kapital einigermaßen verzinsen. Verwirklicht heute irgend ein Verleger eine gute Idee, die halbwegs pekuniären Ersolg verspricht oder gar schon answeist, so kann er sicher darauf rechnen, daß wenige Wochen später an allen Orten platte Nachahmungen er scheinen, deren Verleger ost sogar durch An eignung von Titeln oder durch unsinnige Preis unterbietungen (brutto und netto) das Geschäft verderben, sürs Original und die Schattenbilder. »Es schickt sich da manches nicht«; selbst Frau Buchholz, die gute, klagte neulich darüber. Der Sortimenter freilich denkt sich nicht viel dabei, cs kreditiert ja der eine Verleger wie der andere, man verwendet sich für das, was einem am meiste» Gewinn bringt, — selbst redend mit rühmlichen Ausnahmen. Früher, es sind noch nicht viele Jahre her, als man sicher war, daß wenigstens vier Fünftel der besseren Sortimentshandlnngen neue Werke vorrätig hielten, konnte man allerdings in den Inseraten bemerken: zu haben in allen Buch handlungen. Heute wäre dieser Zusatz (der übrigens dem Verleger 50 bis 2 Jnse- ratengebühr pro Inserat kostet) in den meisten Inseraten ein reiner Nonsens, ja den Verleger ost geradezu schädigend; ist es doch dem Schreiber dieser Zeilen wiederholt vorgckommen, daß infolge seiner kostspieligen Inserate Leute in eine Buchhandlung am Platze gingen und dort die betreffenden Werke verlangten. Es handelte sich um notorisch gute Konversationsbücher, populäre Jurisprudenz und anderes. Dort wurde den Leuten gesagt: »Das angezeigte Buch ist nicht vorrätig, taugt auch nicht viel. Ich kann Ihnen aber bessere, ähn liche Werke vorlegen.« Es wurden nun dem Betreffenden in Par- tieen bezogene Konkurrenzwerke angepriesen. Half alle Überredungskunst nicht, dann erklärte man endlich, daß man das Gewünschte ja be stellen könne. Kollegen vom Verlage, die sich auf Reisen befinden, brauchen die Probe mit ihren Verlagswerken nur zu machen; leicht kann cs ihnen passieren, daß sie Unerwartetes über ihren Verlag zu hören bekommen. Der Schreiber dieses ist kein Griesgram, ihm hat cs einmal den grüßten Spaß gemacht. Aber Spaß bei Seite, kann man es nach sol chen Erfahrungen dem Verleger wirklich ver denken, wenn er Mittel und Wege sucht, der artiges unmöglich zu machen? Sind nicht heute die blühendsten Fachblätter größtenteils in den Händen von Nichtbuchhändlern befindlich oder an solche übergegangen? Diese kehren sich verteufelt wenig um buchhändlerische Gebräuche, arbeiten ausschließlich direkt und durch die Post, besorgen auch vielfach Fach- und sonstige Litteratur, sehr zum Nachteile der Herren Sortimenter, die allerdings auch in den Stand gesetzt werden, Abonnements auf diese Zeitschriften anszufuhren. Diejenigen Verleger, die sich heure allein auf den Vertrieb durch die Herren Sortimenter verlassen wollten, dürsten sehr schlecht fahren, wenn sie nichtbnchhändlerische Mitbewerber (Konkurrenten) haben. Mit welch ganz erstaunlicher Nachlässigkeit werden nicht bei Schluß des Jahres Abonnements seitens des Buchhandels erneuert! Drei- und viermal muß man bei vielen Handlungen an- sragcn, ehe man Nachricht beziv. Bestellzettel erhält. Glücklicherweise trifft der Abvnnements- verlust in diesen Fällen seltener den Verleger. Der Schreiber dieser Zeilen druckte in die sem Jahre ein nie veraltendes Schristchen, das einen guten Zweck verfolgt und allerorts un gemein leicht aus dem Schaufenster verkäuflich ist, in mehreren Auflagen (>2 000 Exemplare Direkter Absatz >000 Exemplare. Trotz vier maligen Cwknlarversands giebt es i» Deutsch land und lüsterreich noch heute Hunderte von Handlungen, die es noch nicht über sich ge wannen, ein Exemplar ü condition zu wagen, während eine verschwindend geringe Anzahl thätiger, umsichtiger Kollegen und auch einige Nichtbuchhändlec Hunderte von Exemplaren bar bezogen. Traurig, aber buchstäblich wahr! Kürzlich passierte bei uns solgcnder heitere Fall. Eine Münchener Handlung remittierte, weil »»verlangt gesandt, mit einigen »»passen den Worten (Notizen auf Fakturen weiden ja ineist in der Packkammer geschrieben und sind deshalb das non plus ultra, von Höflichkeit) ein Exemplar eines Buches als unverwendbar. Dan» öffnete sich die andere Hand des brave», ahnungslosen Überbringers und sie übergab eine» »empfohlenen« Bestellzettel dersel ben Handlung (es war inzwischen in Mün chen eine äußerst günstige Kritik des Buches erschienen), auf Melchern das soeben zurück- gegebene Werk bar verlangt wurde. — Weiler ging die Thätigkeit dieser Handlung trotz dem nicht. Aus vorstehende» Zeile» dürfte erhelle», aus welchen Gründe» säst jeder Verleger nur noch seine Firma als Bezugsquelle angiebt. Man täusche sich nicht: der Verleger wird, je mehr das »Nichts unverlangt« zur Geltung kommt, je weniger er sich auf energischen Ver trieb seiner Artikel durch die Mehrzahl der Herren Sortimenter verlassen kau», immer mehr auf den Vertrieb direkt an das Publikum hingedrängt, was bei de» heu tigen Verkehrsnnd Hilfsmittel» nicht so schwie rig ist, wie inanchcr Sortimenter offenbar zu glaube» scheint. Eine Anzahl von Werke» wird in kleineren Auflagen erscheinen und direkt von de» Ver legern vertrieben werden. Der deutsche Buch handel wird dadurch zum Teil eine für die Herren Sortimeuter nach und nach so unlieb same Entwicklung nehmen, wie er sie in Eng land und Frankreich bereits genouimen hat. Die Anzeichen mehre» sich! Jetzt klagt gar noch ein Herr Kollege, daß die Verleger für schweres Geld den illustrierten Blättern Bei lage» anfügen lasse», ihre Verlagswerke wirk sam anzuzeigen. Mehr kan» man doch wahrlich nicht verlangen. ckurubo. Zum Artikel »Anregung« in Nr. 264 v. vor. I. Die wenigen Zeile», die Schreiber dieses in seiner »Anregung« in Nr. 284 schrieb, haben mehr Staub ausgewirbelt, als er erwartet und beabsichtigt hat. Der darin ausgesprochene Wunsch einer Liste derjenigen Handlungen, die unverlangte Nova nicht annehmen, und solcher, die Nova auch nicht verlangen, hat doch in der That seine Berechtigung. Der ihm gemachte Vorwurf, daß er sich nur deshalb ärgere, weil
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht