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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-01-15
- Erscheinungsdatum
- 15.01.1887
- Sprache
- Deutsch
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^ 11, 15. Januar 1887. Sprechsaal. »Makulatur.« Eine charakteristische Eigenschaft des Buch handels bildet der große Gegensatz, welcher zwischen dein Herstellungspreise eines Buches einerseits und dem Werte der bedruckte» Bogen, ohne Rücksicht ans ihren Inhalt, andererseits besteht. Die Folgen hiervon sind die großen Verluste, die der Buchhandel durch versehlte Unternehmungen alljährlich zu tragen hat. Die Bücher, welche ihren Verleger in seinen Hoff nungen schmählich getäuscht haben, Mandern dann entweder für ewige Zeiten in die Niederlagen oder sie fallen bald dem Makulaturhändler anheim. Der Zweck dieser Zeilen ist nun der, nach- znweisen, daß das in derartigen Unternehmungen verlorene Kapital in den allermeisten Fällen noch großen Nutzen bringen kann; oft wird vielleicht der unglückliche Verleger selbst noch die unerwarteten Früchte pflücken können; säst in jedem Falle kann aber mit der »Makulatur« noch ein ideeller Nutzen gestiftet werden, der früher oder später der Allgemeinheit zugute kommen muß. Tausende und aber Tausende von Deutschen an den Grenzen unseres Sprachgebietes, sowie drüben jenseits des Oceans, kurz säst in allen Teilen der bewohnten Erde werden nicht berührt von dem warmen Pulsschlage des neuen deutschen Lebens. Fremden Einflüssen, feindlichen Natio nalitäten preisgegeben, büßen sie, hier langsamer, dort schneller, ihre Muttersprache und damit ihr höchstes, ihr deutsches Volkstum ein. Da ist es eine Ehrenpflicht des deutschen Buchhandels, zu helfen, soweit es in seiner Macht steht. Und er besitzt eine Macht, größer als es vielleicht der Einzelne glaubt! Die Opfer, die ihm zugemutet werden, sind ja so gering! Geheftete und gebundene Bücher besonders habe» beim Makulaturhändler einen sehr geringen Wert. Da sind zuerst die Schulbücher, vielleicht solche, die, in alter Orthographie gedruckt, den Verleger bei jeder Inventur von neuem ver stimmen. Wie leichtkann durch Einführung eines solchen Buches den später in neuer Orthographie gedruckten Auslagen der Weg in bisher unbekannte Absatzgebiete eröffnet werden! Da sind ferner Volks- und Jngendschristen, die sich nicht recht haben Bahn brechen können. Selbst erste Lieferungen, Probeheste von Zeit schriften und alte Jahrgänge von Kalendern werden in manchen Fällen eine passende Ver wendung finden können. In wie vielen älteren Verlagsgeschästen wird ferner der knapp bemessene Raum der Niederlagen durch alte Vorräte be schränkt, die niemals mehr einen Käufer finden werden! Kurz — viele Tausende von Büchern könnten, wenn nur einige wenige Verleger ihre Vorräte sichteten, einem edlen und patriotischen Zwecke gewidmet werden. Die meisten Verleger, die vielleicht gern zu einer Spende bereit wären, werden vor der Ar beit zurückschrecken, die mit dem Anbieter, und Verteilen dieser Bücherschätze verknüpft ist. Wenn sich da nun — am besten wohl in Leipzig — jemand fände, der sich dieser Arbeit unterziehen wollte, so würden sich gewiß freund liche Geber genug finden. Und die gerechte Verteilung ? — Nun, das Bedürfnis ist so groß, daß nur die Möglichkeit, eine Gegend zu bevor zugen, Bedenken erregen kann. Am nächsten liegen uns wohl unsere Stanimesgenossen in Österreich. Der srische, fröhliche Geist stolzen Nationalbewußtseins, der jetzt die meisten deutschen Stämme Österreichs beseelt, wird eine derartigeTeilnahme derDcntschen »draußen im Reiche« mit Freuden begrüßen. Da sind ferner die siebenbürger Sachsen, die durch jeden Beweis, daß sie nicht ganz verlassen sind, in ihrer Nationalität gekrästigt werden. Und ist es nicht serner auch unsere Pflicht, an das Nächstliegende zu denken und die staat lichen Bestrebungen zur Erhaltung des Deutsch tums in Polen, in Schleswig und im Elsaß nach unser» Kräften zu sördern? Und nun zu unfern Brüdern jenseits des Meeres! Wie dankbar werden cs die Deutschen im brasilischen Urwalde anerkennen, wenn ihren Kindern, etwa durch eine größere Anzahl von Schulbüchern in alter Orthographie die Mög lichkeit gegeben wird, ihre Muttersprache sich zu erhalten! Sollte es sür den deutschen Ver lagsbuchhandel so ganz gleichgiltig sein, ob dort drüben 200 000 deutsche oder portugiesische Leser wohnen? Darum ergehe an die deutschen Verleger nochmals die freundliche Aufforderung, bei der Inventur und nach der Ostermesse der fernen Siammesgenosseu zu gedenken! x. Der Deutsche Verleger-Verein. Der neugegründete Deutsche Verleger- Verein hat seine Satzungen versandt und ladet zum Beitritt ein. Wir halten ihn sür eine unter gewissen Voraussetzungen lebens- und cntwickeluugsfähige Einrichtung, der wir gern unsere wärmste Teil nahme znwcnden, haben diese auch, wenn wir nicht irren, schon vor der zu gründenden Ver sammlung schriftlich dem Herrn Vorsitzenden kundgegeben. Wir halten es aber sür einen ent schiedenen, vielleicht sür das Gelingen verhäng nisvollen Mißgriff, daß jjeder, der nicht in jener Versammlung anwesend war oder vorher un bedingt seine Zustimmung zu deren Beschlüssen erklärt hatte, zu einem Eintrittsgeld von 10 verurteilt erscheint. Ob °die 15 Herren, aus welchen die Ver sammlung bestand und welche laut der ver sandten Wahrschrift (--- Protokoll) diese Verur teilung grundsätzlich aussprachen, damit den guten Zweck gesördert haben, bleibt abzuwarten; — üblich ist unseres Wissens, daß bei derartigen Neubildungen (— Konstituierungen), so bald sie erfolgt sind, das Jnslebentreten bekannt gegeben und ein Zeitpunkt sestgestellt wird, bis zu welchem der Beitritt erleichtert bleibt. Dem entsprechend hätte es wohl nahe ge legen, daß im vorliegenden Falle bestimmt worden wäre, es soll ein Eintrittsgeld von allen, welche sich bis etwa Ostern, oder besser noch bis zum Tage der nächsten Haupt-Versammlung melden, nicht erhoben werden. Daß man anders beschlossen hat, ist ein entschiedener Fehler, der nur dadurch vielleicht wieder gut zu mache» ist, daß die nächste Hauptversamm lung eine Frist setzt, innerhalb welcher der Bei tritt gebührenfrei erfolgen kann. Die von jetzt ab bis dahin beigetretenen Mitglieder müßten dann natürlich das bereits erhobene Eintritts geld zurückerhalten, was dem Herrn Schatz meister freilich gegen die Natur gehen dürfte. Um das zu verhüten, könnte allenfalls der Vorstand beschließen und bekanntgeben, er werde von Erhebung der Eintrittsgelder bis zur nächsten Hauptversammlung absehen, der letzter» nachträgliche Gutheißung (Indemnität) hierfür vorbehaltend. An dieser ist nicht zu zweifeln, wenn der Vorstand sie zur Bedingung seines Bleibens im Amte macht. Unkicrlaiifitc Sendungen. »Unverlangte Sendungen gehe» gegen Portonachnahme zurück!« — Gegen dieses Prinzip will »Einer der es gut meint mit unserm Stande« in Nr. 1 des Börsenblattes eine Vereinigung von Verlegern in die Schranken rufen. Dieser Herr, welcher es gut meint, wolle doch gütigst berücksichtigen, was alles dem Sortimenter aus denHals geschickt wird! Soll sich der neunzig und mehr Meilen von Leipzig entfernte Sortimenter das mit Lammesgeduld gesallen lassen? — Muß er sür ein sechSpfündiges Paket, welches an seinem Orte nicht eingesührte und auch nicht einzufllhrende Schulbücher enthält — muß er sür ein noch schwereres Paket einer gewissen Litteratnr, sür die er sich prinzipiell nicht verwendet, — muß er sür Werke über Lokalgeschichte einer am andern Ende des Reiches liegenden Stadt — ohne zu murren — Hin- und Rückspesen zahlen, seine Zeit und seinen Raum verlieren? Muß er wirklich? — wenn anders das bisherige Ver hältnis zwischen ihm und dem Vcrlagsbnch- handel nicht getrübt werden soll? Was wird aber »Einer der es gut meint« sagen, wenn ich ihm den Rat gebe, beim Verlagsbuchhandel den Schaden zu suchen? Produzieren die Herren Verleger heutzutage nicht mehr als das Publikum lausen kann und will? Und soll dagegen das Mittel helfen, dem Sortimenter alles nnv.rlangt zu zuschicken, was an Verlagsartikeln nur immer das Licht der Welt erblickt? Gegen Über produktion, wie sie thatsächlich herrscht, wird wohl das angedrohte Mittel, direkt mit dem Publikum zu arbeiten, in den wenigsten Fällen Helsen. Vielleicht wird's besser, wenn — unsere Kolonieen für hier nicht anznbringende Lehr- und andere Bücher erst aufnahmefähig gcword u sein werden! Item: Mögen solche Verleger, welche den Absatz dadurch heben zu können meinen, es immerhin so machen, wie jene bekannte Firma, welche an Arzte durch ganz Deutschland direkte Ansichtssendungen schickt, — wer dagegen, sobald es zu arg wird, bald Front machen wird, ist nicht schwer zu erraten — das Publikum selber wird es thun! Der denkende und rechnende Sortimenter aber wird sich wohl ebenfalls die Freiheit Vorbehalten müssen, sich gegen Verluste durch unverlangte Sendungen zu schützen, und das geschieht am einfachsten durch Rücksendung gegen Spesennachnahme! Saarbrücken, 8. Januar 1887. H. Klingebeil. Ein geiiicingefährlichcr Buchhaiidlungs- reisendrr. Der Münchener Polizei ist es gelungen, ein dem Buchhandel gemeingefährliches Subjekt dingfest zu machen Der Reisende Peter Herberg aus Alzey in Rheinhcssen, welcher seit zehn Jahre» unter den verschiedensten Namen wie Kluges, Renger n. s. w. sein Unwesen treibt, und bald aus Fürth, bald aus Nürnberg, Würzburg, Dresden zu sein vorgiebt, ist endlich unschäd lich gemacht. Es giebt kauni einen deutschen Bundesstaat, in dem er nicht Betrügereien ausgeübt hätte, ebenso in der Schweiz. Sachdienliches wird gebeten der Kgl. Polizeidirektion München sofort mitzuteilen. Wo man im Zweifel ist, kann ein Porträt von ihm über seine Persönlich keit Klarheit verschaffen.
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