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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1922
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- 1922-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1922
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Redaktioneller Teil. 205, 2. September 1922. seinen Ausstieg ist nicht die von der Hand in den Mund lebende Genußkonsnmtion, für die sich die Mittel letzten Endes auch schon immer noch finden werden, sondern die in langen Fristen denkende Kulturkonsumtion. Die aber kann in der Hauptsache nur durch Mittel aus thesaurierten Überschüssen gespeist werden, und hier setzt eben die Verelendung zuerst ein. Die Tragik liegt darin, daß gerade das Element, das als Mittel und Träger der Thesau rierung in erster Linie in Frage kommt, -das Geld, der Entwertung am allerstärksten ausgesetzt ist. Nach den Berichten der 8 Ber liner Großbanken waren bei ihnen Ende 1921 115,5 Milliarden Mark eingelegt gegen 4,8 Milliarden im Jahre 1913. Äußerlich eine gewaltige Steigerung. Da aber die Mark Ende 1921 auf rund ihres Wertes gesunken war, lag tatsächlich ein Rückgang ans etwa die Hälfte des Vorkriegsbestandes vor. Die Sparein lagen der Großberliner Sparkassen haben im Laufe des Jahres 1921 einen ziffernmäßigen Zuwachs von 197,07 Millionen Mk. erfahren. An und für -sich war diese Summe schon geringer als der Zuwachs -des Vorjahres, -der sich auf 269,62 Millionen Mk. beziffert hatte. Bedenkt man aber, daß inzwischen auch die Geld entwertung noch um mehr als das Doppelte gegen 1920 gestiegen war, so schrumpft der Betrag noch stärker zusammen, und man kommt auf eine Abnahme hinaus. So geht es überall. Der Buchhandel hat zum Glück die Wirklingen unserer Ver armung von dieser Seite her deutlicher und allgemeiner noch nicht zu spülen gehabt. Ganz unberührt ist allerdings gerade er nicht geblieben, dient er doch in zu hervorragendem Maße vor nehmlich kulturbedin-gten Bedürfnissen. Roch aber kommt auch ihm die Flucht aus der Papiermark zum Sachwert zugute. Auch für die Messe jetzt und für das Weihnachtsgeschäft sind deshalb zunächst noch günstige Aussichten vorausgesagt ivordcn. Die Not der Zeit kommt dem Buchhandel vorläufig mehr von -der Seite der Produktion her nahe. Man sollte aber darüber das Erst genannte nicht -vergessen, sondern auch jetzt schon scharf ins Auge fassen. Namentlich diejenigen, die dem Buchhandel gegenüber als Rohstofflieferanten in weitestem Umfange in Frage kommen, sollten diese Dinge sehr ernsthaft bedenken. Selbstverständlich müssen Papierlieseranten, Drucker, Buchbinder mit ihren Preisen ebenfalls in die Höhe gehen. Aber Besinnung und Maß-Halten, namentlich im Tempo, sollte dabei Ehrenpflicht sein. Denn der Buchhandel, der jenen Industrien durch seine Arbeit doch mit zum Aufstieg verholfen hat, ist leicht ruiniert, danach aber nicht wieder so leicht ins Leben zurückgerufen. Und für den Buch handel kommt den Steigerungen der Produktionskosten gegenüber einmal die Grenze, wo er dann plötzlich und vielleicht unerwartet sagen muß: es geht nicht weiter. Preiserhöhungen und Ver schärfung der Lieferungsbedingungen, wie sie namentlich beim Papier in den letzten Tagen wieder erlebt wurden, lassen diesen Zeitpunkt bedenklich nahe gerückt erscheinen. Auch hier gilt vor allem die Forderung, daß Zeit zur Anpassung gelassen werden muß. Bei zu eiliger Fahrt bricht die Achse. Daß aber der Zu sammenbruch des Buchhandels eine noch weit schlimmere Kultur katastrophe wäre als der der Presse, darüber herrscht Wohl kein Zweifel. Über die Steigerung der Produktionskosten usw. haben wir fortlaufend berichtet. Sie folgen sich so rasch, daß ein näheres Eingehen auf die letzten Zahlen sich erübrigt. Alle Feststellungen sind schon wieder überholt, sobald -sie gedruckt werden können. Der Vollständigkeit halber geben wir hier aber wieder die Unterlagen für die weitere Geldentwertung und die damit zusammenhängenden Erscheinungen, da ja in erster Linie an Hand davon die Probleme der Preispolitik des Buchhandels zu erörtern sind. Der Gol-dankausspreis der Reichsbank war bis zum 30. Juli auf 950 festgesetzt, bis zum 6. August auf 1000, stieg dann aus 1250 und beträgt jetzt Ende August 2500. Das G o l d z o l l a u f g e l d betrug in der Woche vom 19.—25. VII. 26. VII.-1. VIII. 2.-8. VIII 9400 10 400 11400 9.-15. VIII 16.—22. VIII. 11900 14 400 Der Großhandelsindex, den wir künftig -der Ein- ^ heitlichkeit halber nach den Ermittlungen des Statistischen Reichs amts geben wollen, betrug 1913 1920 (Durchschn.) 1921 (Durchschn.) Mai 1922 100 I486 1911 6458 Juni 1922 Juli 1922 7030 10 059 Der Lebensunterhaltsin -dexdes Statistischen Reichs amts war dieses Jahr im Januar Februar Mörz April Mai Juni Juli 1825 2209 2639 3175 3462 3779 4990 -Am Goldankaufspreis der Reichsbank gemessen hatten wir es also mit einer durchschnittlichen Teuerung auf das Hundert fache zu tun, die aber im Laufe des Monats schon auf -das Zwei- hundcrtsünfzigsachc gestiegen ist. Eine geradezu groteske Ent wicklung. Die übrigen Zahlen bestätigen das Bild. Eine Folge dieser überstürzten Geldentwertung und Preis steigerung macht sich zunächst allgemein darin bemerkbar, daß sich die Menge der umlaufenden Zahlungsmittel als immer weniger ausreichend erweist. Die Geldschöpfung hat mit der Geldentwertung nicht Schritt gehalten, zumal da sich der Staat, der zunächst mit seiner Notenpresse allein als Geldschöpser auftrat, unter dem Zwang -des Feindbundes immer größere Zurückhaltung auferlegen mußte. Die Lage wird am besten aus nachstehender Übersicht erkennbar, -die für die Zeit seit Anfang 1920 die Grotzhandelsindexziffern als Matzstab der Geldentwer tung und Preissteigerung dem auf Gvldmark umgerechneten Wert unseres umlaufenden Papiergeldes gegenüberstellt: Monatsende Großhandelsindex Wert des umlaufenden Papiergeld, in Goldmk. 1920 Januar 1256 4037,1 Will. Mk. 1921 Januar 1439 5439,5 „ 1921 Mai 1308 6206,0 „ 1921 Oktober 2460 3945,6 „ 1921 November 3416 3175,9 „ 1921 Dezember 3487 3503,4 „ 1922 Januar 3665 3372,5 „ 1922 Februar 4205 3123,8 „ 1922 März 5433 2569,8 „ 1922 April 6355 2358,0 „ 1922 Mai 6458 2502,7 „ Während also ziffernmäßig die Papiergeldslut immer größer schwoll, reichte sie ihrem Wert nach doch seit November 1921 nicht mehr aus, um mit der Teuerung Schritt zu halten. Seitdem wurde ja aber auch unsere kritische Lage allgemeiner bemerkbar. Be kanntlich werden seitdem auch die Stimmen immer lauter, die da für eintreten, das Wirtschaftsleben selbst wieder mehr zur Geld schöpfung heranzuziehen. Es ist die Bewegung, die den Waren wechsel wieder in feine frühere Rolle einsctzen möchte. Eine Er leichterung der Zahlungsmittelnot ist dadurch zweifelsohne er reichbar. Eine wirkliche Kapitalvermehrung tritt damit aber selbstverständlich nicht ein. Man darf sich auch den Gefahren nicht verschließen, die eine solche Erweiterung des Kreditgewäh- rens gerade unter den gegenwärtigen Verhältnissen in sich birgt. Für den Buchhandel spielt die Frage Wohl nur eine nebensächliche Rolle, obwohl auch ihm an einer Vereinfachung und Erleichte rung der. Zahlungsverhältnisse viel gelegen sein mutz. Die in unserer letzten Übersicht bocausgesagte Verteuerung des Leih gelbes ist inzwischen eingetreten und trägt naturgemäß dazu bei, die Lage weiter zu erschweren. Zweifelsohne ist auch mit weiteren Steigerungen des Reichsbankdiskonts zu rechnen. Daß das Tempo der Teuerungszunahme immer eiliger wird, hängt damit zusammen, daß unsere Wirtschaft in steigendem Matze von Auslandsbezügen abhängig wird. Das gilt vor allem für Kohle und Eisen. Die Valutaschwankungen wirken sich daher immer stärker und rascher in der Gesamtpreisgestaltung aus. Zu gleich werden für die Rohstoffbezüge aus dem Ausland mit zu nehmender Entwertung der Mark immer riesigere Summen be nötigt, was wiederum die Geldknappheit immer stärker fühlbar macht. I2S«
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