13274 «Srl-»bl»u I. d. r»chn. «uch--n,d-l. künftig erscheinende Bücher. .>r 258, IS. November 1S2V. «S-ü!-s Ludwig Anzengrubers sämtl. Werke / 8. Band Vollkommen neue Knude über den Dichter geben: G 0 Lk und Vo eit Aphorismen aus dein Nachlaß (Notiz- uub Tagebücher) ^?7>iese Sammlung von Anzengruber-Aphorismen halten wir für eines der ganz wichtigen österreichischen Bücher Man kann dem Fleiß und der Sorgfalt der Herausgeber nicht genug Dank dafür sagen, daß ste es geschassen haben. Über 8oc> Sentenzen, Beobachtungen, Betrachtungen, die mit größter Teilnahme und Bewunderung für diesen aufrechten, unbeirrbar wahrhaften Mann erfüllen müssen. Diese Aufzeichnungen zeigen ihn Aug' in Aug'' mit den Welträtseln, mit Gott, mit der Religion, mit den Fragen des Lebens, der Liebe, des Berufes. Vor einer Wahrheit zu erschrecken, war Anzengrubers Sache nicht — diese wunderbare Mann haftigkeit hat ihn ja zu dem gemacht, was er uns ist. Die Schlagworte seiner Zeit: Atheismus, Pessimismus (E. o. Hartmann), Realismus (Zola) bewegen ihn Nirgends sehen wir ihn in blinder Gefolschaft, nirgends parteilich, nirgends in Vorurteilen befangen Wie jedem Schöpfe rischen wendete sich ihm die Weltbetrachkung ethisch. „Eines verbleibt: die Verpflichtung mensch lichen Zusammenhaltens." Daß er in Sachen von Frau, Liebe, Ehe kein Schönfärben kennt und seine Schlüsse unerschrocken ans natürlicher Betrachtung zieht, gibt seinem Idealismus und seinem Glauben an das Weib und die Liebe erst recht Reise und Kraft. Kurze Aussprüche und Situationen aus dem Leben, die er notiert, sind oft höchst schlagend. Die Klage über die Zivili sation und ihre unhaltbaren Zustände wiederholt sich bei ihm; es sind zum Erschrecken derbe Worte, mit denen er die blutige Krisis in Europa ooraussagt. Max Mell im „Wiener Mittag".