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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1921
- Strukturtyp
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- 1921-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1921
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- Deutsch
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X- 190, 16. August 1921. Redaktioneller Teil entwöhnt worden wären). Aber es ist nicht viel derlei geschehen und weil davon entfernst daß man die Tatsache nur vom buchhänd lerischen Standpunkte aus beleuchten möchte, kann man diese Fest stellung vielleicht noch kulturell deutlicher ausprägen, indem man auch erwähnst daß recht wenig Aufmunternngsartikel zum Besuche der guten Opern- und Schauspielbühnen erschienen sind, während für Boxkämpfe, Rennveranstaltungen und Tanzfeste schon erheblich intensivere Werbearbeit geleistet worden ist. — Diese Entfremdung der Presse vom Buchwesen, die im Volke der Dichter und Denker und in dem Lande mit der der Zahl und dem Werte nach bedeutendsten Buch produktion allgemein als eine Krankheitserscheinung schmerzhaft empfunden werden müßte, ist kulturell überaus bedauerlich. Auch im Buchhandel wird man sie gewiß nicht so sehr wegen der Ver nachlässigung etwaiger geschäftlicher Interessen, sondern viel mehr wegen der kulturellen Nachteile beklagen. Aber man könnte sagen, daß die Presse damit nur der allgemeinen gegenwärtigen Stimmung des Volkes entspreche und mit einer gewissen Natur notwendigkeit nur Spiegelbild der jeweiligen Zeitverhältnisse sein könne. Nun, ungeachtet dessen, wie gern man ihr diese, sic gewiß nicht ehrende Entschuldigung zugute kommen ließe, bleiben noch Sondcrangriffe der Presse festzustellen, für die man schwerlich spezifischere Gründe ausfindig machen kann, als eine allgemeine, vielleicht mehr oder weniger unterbewußte -Animosität- gegen den Buchhandel. Fragen wir zum Beispiel: Wie verhielt sich die deutsche Presse gegenüber den Valutazuschlagsnotwcndigkeiten in der Bücheraus- fuhr nach Ländern mit hoher Währung? — Wie schnell ist von ihr vergessen worden, daß sie selbst im Herbst 1919 jammernd die Stimme erhob über de» Kultnrausverkauf Deutschlands an das valutagemästete Ausland? Hat sic nicht nach Erlaß der »Valuta- Ordnung« monatelang gegen die ans einem einmütigen Beschlüsse aller zuständigen Instanzen beruhende Ausgleichsregelung gewü tet, und durch ihre von keiner sachlichen Erwägung getrübte, maß lose Kritik s c l b st die exporthemmenden Wirkungen des Valuta zuschlags ins Unermeßliche vergröbert, wobei man ihr, die die im Jnlande einmal bestehenden Zwangsverhältnisse doch aus eigener Anschauung kennen mutzte und begreifen sollte und genügend Einblick in die Notwendigkeit des Valutazuschlags-Shstems hatte (wenn sie nicht in schöner Geste absichtlich sich die Augen zuhielt vor den Tatsachen), nicht die durchaus begreifliche Enttäuschung, Entrüstung der Deutschen im Auslande, entschuldigend anrechnen kann. Hat sie nicht, als die Valutazuschläge bis zu 700"/° gingen, eine Herabsetzung auf 400, auf 3007° für notwendig und also noch zu rechtfertigend erklärt, und als dann die Ermäßigung soweit erfolgt war, nach Herunterdrängung bis auf 1007° geschrien, und als er kürzlich auf 100 bzw. sogar 607° verringert wurde, w o - chenlang geschwiegen, statt die doch erfreuliche Tatsache recht laut und unermüdlich dem Auslanddeutschtume zu ver künden. Nichts dergleichen ist geschehen; ja, schon im Mai setzten wieder Angriffe gegen die --Valuta-Ordnung« ein, völlig ohne Rücksicht darauf, daß der Gesamtbuchhandel erst wenige Wochen vorher geschlossen bekundet hatte, daß an einen völligen Abbau der Valutazuschläge noch nicht gegangen werden kann, so sehr es vom Buchhandel selbst auch gewünscht wird, wenn erst einiger maßen durch die Kursentwicklung der internationale Geldwert der Mark in ein annehmbares Wertverhältnis zu dem dafür dem Auslände hinzugebendcn Realwirtschaftsgute gelangt ist. Man sollte glauben, datz den Zeitungen, die jetzt schon wieder derlei Angriffe bringen, doch auch die auf unmittelbarer Sachkenntnis beruhende, wie gesagt, nunmehr geschlossene Stellungnahme des Buchhan dels zu dem ihn nächst angehenden Probleme des Valuta-Aus gleichs im Buchexporte etwas gelten sollte und ihnen eine gewisse Rücksichtnahme daraus nicht absolut fremd zu sein brauchte. Statt dessen hat sich erst kürzlich eine große Tageszeitung in schärfsten Gegensatz zu den Tatsachen und den auf diesen beruhenden Ent schließungen der zuständigen buchhändlerischen Organisation ge stellt, indem sie die völlige Aufhebung der Valutazuschläge mit kalendarischer Sicherheit »für Ende dieses Jahres« vorausgesagt hat. Das ist eine im jetzigen Zeitpunkte geradezu groteske Gaukelei, denn der Verfasser dieser Meldung hat weder selbst einen Schimmer von den im Valuta-Zuschlagsproblem ineinander wir kenden kulturellen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten, noch hielt er es sür notwendig, sich zu unterrichten, ehe er seine Be hauptung in die Welt schrie, die unter Umständen eine schwere Schädigung des Buchexports zur Folge hat. Denn sie kann bei der großen Verbreitung, die gerade solche Meldungen finden, zahlreiche ausländische Bücherkäufer für den Rest dieses Jahres von jeder Anschaffung abhalten; aber weder der Meldungs urheber, noch die ihm Stimme gebende Zeitung werden etwas da- gegen zu tun vermögen, daß die leichtfertig ausgetrommclte Ver heißung Lügen gestraft wird durch die mit mathematischer Sicher heit erwartbare Auswirkung der demnächst in der deutschen Wirt schaft einsetzenden Friedensvertragsfolgen aus unsere gesamte Exportpolitik, von der der Buchhandel jetzt, ebensowenig wie bis her, ausgenommen werden kann. Die Berichterstattung der Presse über die Valutazuschlags- rcgelung im Buchexport ist symptomatisch für die Stellungnahme der Presse gegen den Buchhandel. Tiefer schaut man noch in die innere Einstellung der Presse, wenn sich Einblicke darüber auftun, wie sie sich gegenüber den ihr von Buchhandelsseite zugehendcn Berichtigungen verhält. Der Widerstand, den sie dis auf wenige Ausnahmen gegen solche Klarstellungen leistet, und sür den gerade kürzlich (in der Börsenblatt-Nr. 168) ein in den Sondcrumständcn besonders krasses Beispiel enthüllt wurde, läßt auf alles andere eher, als auf eine Sympathie oder auch nur auf eine gerechte Loyalität der Presse gegenüber ihrem Kulturpartner, dem Buch handel, schließen. Da »ns, wenn aus nichts anderem, so doch aus lange ver- tönten Festreden erinnerlich ist, daß man in früheren Jahren einer solchen Kulturarbeitsgemeinschaft sich rühmte, so muß man jetzt fragen: Worauf ist die Wandlung zurückzusühren? Es ist unverkennbar, daß in dem Verhältnisse zwischen Buch handel und Presse sich statt der vielfachen inneren Knlturbeziehun- gcn zwischen beiden in unserer Zeit sich allzu sehr das leider wem- ger innige Verhältnis zwischen Schriftstellerschaft und Buchhan del auswirkt. Dafür, daß der öffentlich geschäftigste Teil der Schriststellerschaft — man kann fast sagen: aus organisationsegoi stischer Taktik geflissentlich — die Kluft zwischen Buchhandel und den literarischen Urhebern immer weiter aufreiht, bietet die Gegenwart ausreichende Beweise. Bei der nahen Verbindung, die zwischen Journalismus und der Schriftstellerschaft (gerade auch deren öffentlich-aggressivstem Teile) besteht, ist es nicht zu verwundern, daß schließlich der Buchhandel nicht mehr gerade eine allzu günstige Presse hat. In der Angelegenheit der Kultur abgabe darf man Wohl — einige Ausnahmen gelten lassend — von einer Begünstigung des Planes, namentlich durch die groß städtische Presse, sprechen. Wohl sind auch in den verschiedensten Organen Artikel gegen die Kulturabgabe zutage gekommen, aber schließlich war die eigentlich redaktionelle Berichterstattung doch mehr ans eine propagierende Herausarbeitung der Idee der Kulturabgabe und eine lichtvolle Bestrahlung der für sie wirken den Kreise eingestellt, wobei es meist nicht ohne Seitenhtebe auf den Buchhandel abging. Natürlich findet das nicht so konkret faßbaren Ausdruck, daß man etwa die Zeilen- oder Spaltenzahl der für und die der gegen die Sache sprechenden Berichte und Auf- sätze vergleichen könnte; — wichtiger sind Jinponderabilien. Die ganze Stimmungsatmosphäre der Presseleute wird ahnbar, wenn man sich vergegenwärtigt, wie selten und nebensächlich die von den Buchhandelsinstanzen zur Sache erlassenen Kundgebungen und Aufklärungsberichte in der Presse zur Wiedergabe gelangen, obwohl es doch sicher nicht an den hauptsächlich von der eigenen Pressestelle des Börsenvereins gebotenen umfassenden Informa tionen gefehlt hat. Selbst wo es sich nur um rein sachliche Darlegungen handelte, die die Öffentlichkeit über Sinn und Wesen der Kulturabgabe hätten unterrichten sollen, versagten sich gerade die verbreitetsten Tageszeitungen, obwohl es ihnen doch mehr auf eine vorurteils lose, von allen Seiten her prüfende, Belehrung des Volkes über die dem Schriftstellertum wie dem Buchhandel gleich — wenn auch im verschiedenen Sinne — wichtige Angelegenheit hätte ankommen sollen. Ob diesem Widerwillen der Presse gegen die Leserbelehrung nicht etwa ein tieferer Widerwille entspricht, sich selbst belehren zu lassen? 122S
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