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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1921
- Strukturtyp
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- Band
- 1921-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- IW, 16. August 1921. Aber indem man einen derartigen Widerwillen in Rech nung zu stellen hat, sieht man den Grundpfeiler der öffentlichen Funktion der Presse brüchig werden. Denn je ernster das Probleni zu nehmen ist, dem die Presse öffentliche Bedeutung verleiht, desto unbedingter mutz man von allen verantwortlichen Macher» einer »Öffentlichen Meinung» erwarten, datz sie selbst sich erschöpfend und uubeengt durch Vorurteile die gründlichste Kenntnis aller Zu sammenhänge anetgncn. Denn ihr Urteil, das, manchmal sehr verwässert, in die Auffassungen weitester Kreise gelangt, mutz wenigstens von Hans aus den sicheren Unterbau eindringlichster Sachkunde haben. Pkägt doch die Presse die Meinungsmünzen, die nachher unbesehen unter den Leuten kursieren, stets als gutes bares Geld austrcten und an entscheidenden Stellen mit überaus kaufkräftigem Gewichte in die Wagschale geworfen werden. Die Orte, an denen sie am meisten, sozusagen börsenmätzig, umgesetzt werden, sind zugleich die Stätten, von denen aus die Geschicke der kulturellen, politischen, wirtschaftlichen Belange bestimmt werden. Darin liegt der grotze Gefahrenfaklor, um dessentwillen der Buch handel dem Tun und Treiben der Presse schärfste Beachtung zu- wenden mutz. Wie tief und wie weit die Wirkungen der Presse reichen, welche, fast für undurchdringlich gehaltene, Panzer sie schließlich noch durchstrahlen, dafür liefert der Aufsatz in Börsen- blatt-Nr. 168 ein anschauliches Beispiel, aus dem sich wichtige Folgerungen von selbst ergeben. Natürlich sind auch bei der im großen und ganzen einheit lichen Stellungnahme der Presse gegen den Buchhandel Aus nahmen zu verzeichnen, die um so rühmlicher sind, je seltener sie sind. In ihnen gelangt manchmal eine gerechte Würdigung der Wirksainkeit des Buchhandels auch gerade unter den jetzigen schwie rigen Verhältnissen zum Ausdrucke, oder es wurde wenigstens eine gewisse, achtbare Parität bei der Wiedergabe von darauf bezüg lichen Meldungen und Artikeln beobachtet. Vielleicht wäre es den betreffenden Zeitungen bzw. ihren verantwortlichen Persönlich keiten und ihren Mitarbcitcrkrcisen selbst nicht erwünscht, wenn man ihnen von dieser Stelle aus ei» »Bravo!» zuriefc. Mögen recht viele Zeitungen de» Ehrgeiz haben, mit diesen Ausnahmen gemeint zu sein und küuslig danach Verfahren! Aber Ausnahmen sind gewöhnlich dazu da, um die Kraßheit der Regel deutlicher lverden zu lassen. In bezug aus die Presse mutz man in diesem Falle vor allem auch noch festslcllcn, daß die auf irgend etwas schimpfenden Zeitungen, die ja in unserem gegenwärtigen Ge sichtskreise sehr in der Mehrheit sind, allemal über die größte Autorität beim Volke verfügen und demgemäß auch de» größten Einfluß aus die »Öffentliche Meinung« in einer bestimmten Sache zuwege bringen. Wohin eine fortgesetzte Auswühlung der Zeitungsleserschaft gegen einen bestimmten Wirtschaftszweig führen kann, ist kaum übersehbar. Von der Dämpfung der Kauflust bis zur vollendeten Boykottauslösung ist kein so weiter Weg, und in ihm verschwim men sehr die verschiedenen Etappen. Rein wirtschaftliche Berufs-, Standes- und Erwcrbsgruppcn überwinden derlei Kampfepochcn leichter, rücksichtsloser und mit skrupelloser Anwendung radikal durchgreifender Gegenmittel, aber kulturell gelagerte Interessen sphären vertragen keine radikalen Wirtschaftskämpfe, deren wirt schaftliches Ergebnis versinken würde in dem Zusammenbruche des kulturellen Fundaments. Nicht einmal in der Abwehr von außen her erfolgender Angriffe ist der Buchhandel bei rein wirt schaftlichen Angelegenheiten der ihm durch seinen Kulturbcruf ob liegenden Pflichten und Verantwortungen enthoben, und dies ist vielleicht die Schwäche, durch die sich die Angreifer so stark fühlen. Vor einer solchen Stärke braucht der Buchhandel nicht zu ka pitulieren. Die Frage ist nur, ob und auf welche Weise er sich mit seinen Gegnern am besten mißt, zumal man ja mit manchen Gegnern um so eher fertig wird, je weniger man sich mit ihnen einlätzt. Es ist zweifelhaft, ob dein Buchhandel sieghafte Erfolge reifen würden, wenn er sich in grösserem Umsange in Prcssesehdcn einließe. Er nimmt in den gegenwärtig in die Öffentlichkeit ge rückten Problembereichen seiner Interessensphäre eine so selbstän dige Stellung ein, daß er seine Meinungen und berechtigten An sprüche auf jeden Fall, unabhängig von Herausforderungen, öf fentlich zur Geltung bringen muß, und er kann das im Rahmen seines eigenen Bernfsfeldcs. Aus der letzten Hauptversammlung 1228 des Verlegervereins ist schon beredt darauf hingewiesen worden, welch günstiges Publikationsorgan der Buchhandel in den Sor- timentsschaufenstern hat, für deren Ausnützung beschleunigte Maß- nahmen getroffen werden sollten. Das gesamte Sortiment wird dazu seine tatkräftige Mitwirkung um so weniger versagen kön nen, als ja gegen es selbst in erster Linie der moralisie rende Vorstoß der Schriststellerschaft gezielt ist und es in letzter Linie nach Verwirklichung der Kulturabgabe den Kugelfang ab- geben müßte für die erwartbare Resistenz der Käufer gegen die erneute Verteuerung der Bücher. — Aber auch dem Verlag stehen Mittel und Wege zur wirkungsvollen Verfechtung des buchhändlc- rischen Standpunktes zu Gebote: unter anderem würde die Mas senverbreitung von Aufklärungsblättern als Einlagen in die zur Auslieferung gelangenden Bücher mit weitreichender Streuung eine vielfältige Einprägung neuer Meinungen in die Öffentlich keit zur Folge haben. Auch hier ist ja erste Ausgabe, erst die Gleichgültigkeit weiter Kreise auszuwecken und in nachdenkende Anteilnahme zu steigern, aus der dann schon allmählich nicht zu unterschätzende Kräfte in die »Öffentliche Meinung« münden lverden. Freilich, den ausschlaggebenden Einfluß haben die Presse und die mit ihr waltenden Schriftstellcr-Journalistenkreise inne, zumal ja die Zeitungen, mehr als für das Volk selbst, für die des sen Geschäfte besorgenden Instanzen das Evangelium aller Ent schlüsse bedeuten, weil sie Zeitungsstimmc gleich Volksstimmc setzen. Ader gegen die ihm zurzeit nicht allzu wohlgesinnte Presse ist, wie gesagt, der Buchhandel mit seinen zwar kulturell, aber durch aus nicht wirtschaftlich, noch politisch bestimmten Machtenergien solange einigermaßen machtlos, als sich die Presse grundlegenden Erörterungen über die kulturelle Seite der der Feindschaft gegen den Buchhandel zugrunde liegenden Probleme entzieht, etwa weil bei einer solchen Behandlung der Sache keine Sensationen heraus kommen, während bei Hervorstellung wirtschaftlicher Gesichts punkte doch immerhin Schutz der Verbraucher — Zeitungs- lcser —> gemimt werden kann. Aber aus diese Weise wird die Presse der Sache nie gerecht werden können, und darum muß der Buchhandel dahin trachten, sic zur Berücksichtigung seines Kul- turkcrnes zu zwingen. Die erste Waffe, die gegen die jetzige Feiudstellung der Presse gezückt werden muß, ist d e r e i n f a ch e A p p e l l a n d a s K u l- turgewissen der deutschen Presse, endlich wieder einmal die kulturelle Leistung und Bedeutung des deutschen Buch- Handels während der letzten Jahrzehnte zum Gegenstände ihrer Nachdenklichkeit und zum Maßstabe ihrer Urteile zu nehmen. Mit diesem Appell sei diese Kritik der Presse wegen des Verhaltens zum Buchhandel geschlossen; so schars die Kritik in einzelnen Punkten war, so gerne läßt man sie in diesem Auf rufe ansklinge», der immerhin doch ein Votum des Vertrauens daraus darstellt, daß die Presse, wenigstens in ihren namhafteren Elementen, namentlich aber auch in den vielgestaltigen Provinz, organen einer Erneuerung kulturverwandtcr Beziehungen zwi schen Presse und Buchhandel fähig und willig ist. Zeitgemäßes Telephongespräch. Der Verleger: »Nein, lieber Kollege, Sie haben unterschrieben, und Sie bleiben verpflichtet. — Ich kann Sie und die mit Ihnen schwankenden Ge stalten nicht lvslassen. Das werden Sie cinschcn, wenn ich Ihnen erzähle, in welch schauderhafter Lage der Verlag sich jetzt befindet. Der Grundgedanke der jetzt von zahlreichen Sortimentern angefochtenen Vereinbarung war doch die Wiederherstellung des einheitlichen Laden preises. Das Sortiment hatte erklärt, gern zum festen Ladenpreis ohne Aufschläge zuriickzukehren, wenn ihm geniigendc Rabatte ge währt würden. Und das; dem Sortiment ein Ausgleich für den Fortfall des Teucrnngsznschlags gewährt werden müsse, darüber waren die Verleger sich ja wohl im allgemeinen klar. Nun werden Sie zngeben, das; die Lage des Verlags keineswegs so glänzend war, um die Nabattsätzc etwa durchgehend um 10°/» erhöhen zu können. Deshalb mußte der Verlag seine Ladenpreise hinaufsetzen, um den im Vertrage vorgesehenen Forderungen des Sortiments entsprechen zu können. Nun wollen wir einmal rechnen und wollen dabei ein Buch
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