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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1921
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- 1921-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1921
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- Deutsch
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A° 203, 31. August 1921. Redakttoneller Teil. Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. Die Notstandsordnung hat im Geschäftsjahr den Vorstand zu zahlreichen Sitzungen, Besprechungen und Reisen veranlasst. Durch die diesjährige Kantatehauptversammlung ist nach langen Verhandlungen endlich eine Vereinbarung zustande- gckommen, wodurch dem Buchhandel die ihn, in seinem Innern so dringend notwendige Ruhe hoffentlich wiedergegeben wird. Die dein Ausschuss gemeldeten Verstöße gegen die Not standsordnung und die V e r k a u s s b e st i m m u n g e n wurden nach Prüfung der einzelnen Fälle auf gütlichem Wege erledigt, was allerdings für unsere Geschäftsstelle einen sehr um fangreichen Briefwechsel erforderte; ebenso auch die Beantwortung zahlreicher Ausklärungsanfragen aus dem Mitglicdcrkreisc. Großen Anklang fanden die nach jahrelanger Unterbrechung während der Kriegs- und Revolutionszeit erstmals wieder abge haltenen buch händlerischen Fortbildungskurse, die dieses Mal in Form von 6 Bücherbesprcchungsabendcn vor Weihnachten von dem bekannten Schriftsteller Martin Lang über neue schönwissenschaftliche Literatur im Vcreinslokal abgchal- ten wurden. Das Interesse für die Veranstaltung, bei der auch viele Leseproben aus den literarischen Neuerscheinungen zur Charakterisierung der Autoren eingeschaltet wurden, war so groß, daß jeder Vortrag wiederholt abgehaltcn werden mußte. Herrn Direktor Kilpper gebührt für seine Anregung und Durchführung in Verbindung mit den hiesigen Gehilfenvereinen, besonderer Dank. Auf erweiterter Grundlage für das Publikum sollen der artige Kurse im nächsten Winter abermals stattfinden. Der Arbeitgeberverband für den Buchhandel, Ortsgruppe Stuttgart, regelte in Vorstandssitzungcn und Mitglie derversammlungen die Lohn- nnd Kchaltsfragen, deren Beschlüsse allerdings nur für Stuttgart Gültigkeit hatten. Allein auch für das Land wurden dadurch wertvolle Anhaltspunkte gegeben. Den beteiligten Herren, die ihre Zeit für die mühevollen Tarifsitzun- gcn usw. anfwendcten, sei an dieser Stelle besonders gedankt. Im Berichtsjahre konnte der Vorstand der Firma Levy L Müller In Stuttgart die Glückwünsche des Vereins für ihr üOjähriges Gcschäftsjnbiläum zum Ausdruck bringen. Den glei chen ehrenvollen Gedenktag kann die Firma O. Kocher s Buch handlung i» Reutlingen im Juni d. I. feiern, und wir benutzen die heutige Gelegenheit, uuscrm anwesenden Mitglied Herrn Hof buchhändler Carl Kocher, dem Sohne und Nachfolger des Grün ders, unsere Gratulation auszusprechen. Das Vereinslokal fand auch in diesem Jahre starke Benutzung von selten der buchhändlerischen und verwandten Ver einigungen. Wie aus dem vorgetragencn Bericht hervorgeht, hat der Vor stand es sich angelegen sein lassen, in allen wichtigen Fragen unseres Berufes das Interesse der Mitglieder zu vertreten. Möge im neuen Geschäftsjahr der Wagemut des Verlags uud die freu dige Rührigkeit des Sortiments unter fördernder Mitwirkung des Zwischenhandels dazu beitragen, über die bevorstehenden schwierigen Zeiten hinwegzukommcn! Offene Worte. Zum Kampf um den Teuerungszuschlag. Von Verlagsbuchhändlcr Heinrich Minden (Dresden). Leben wir in außergewöhnlichen Zeiten? — Ja. Dürfen wir die wirtschaftlichen Verhältnisse, ohne zu über treiben, mit dem Kennwort »Teuerung- bezeichnen? — Ja. Ergibt sich hieraus die Berechtigung, mehr noch, die Not wendigkeit, eigene Preisfestsetzungen dem tatsächlichen Zustund möglichst anzupasscn? — Ja. Soweit herrscht Einstimmigkeit, darüber hinaus: Zwist. Warum? Im Grunde genommen aus der allerdings sehr trifti gen Ursache, daß cs keincin der drei buchhändlerisch Beteiligten nach Wunsch ergeht: im Durchschnitt sind heute weder Autor, noch Verleger, noch Sortimenter recht zufrieden. Wie sollten sie es auch sein! Wird geistige Arbeit doch stark unterwertet. Der Handlanger steht besser da als der Professor, der Butterhändlcr erfreut sich gefüllterer Taschen als der Vuchvcrbreitcr. Eilt Rück schlag kann nicht ausbleiben. Ihn durch Aufklärung würdig und streng sachlich vorznbcreitcn, sollte das Bestreben eines starkes Dreibundes: -Verfasser — Verleger — Verbreiter sein. Doch lvcit gcfchltl Statt einander zu stützen, liegen wir uns in den Haaren und suchen uns wechselseitig sür den mageren Beutel der antwortlich zu machen. Darüber vergessen wir schließlich, daß wir — Ausnahmen in allen Lagern zugegeben — im Grunde ge nommen gemeinsame Leidtragende sind. Zum Hauptsündenbock — ein solcher mußte natürlich gefun den werden —ward nun der sogenannte Sortimcnterznschlag er koren. Ich für mein Teil stehe diesen! an sich durchaus neutral gegenüber. Es lassen sich ebensoviel Gründe dafür wie dawider ins Treffen führen. Vielleicht — lvcr weiß? — wäre es zweck mäßiger gewesen, andere Wege zu bcschreiten. Aber die Ein führung ist nun einmal da und gesetzlich gebilligt worden. So kann die Frage heute nur lauten: Ist der Zeitpunkt für die Wie« derabschassung gekommen? Ich würde mit »ja» antworten, wenn die allgemeine Teue rung im Abnehmen begriffen wäre. Und ich würde ebenso ver nehmlich »ja» rufen, wenn wir uns einer derartig gefestigten Wirt schaftslage erfreuten, daß an Stelle wandelbarer Zuschläge etwas Bleibendes, Endgültiges treten könnte. — Nun: kein Firmen inhaber, kein Haushaltungsborstand wird im Augenblick Stetigkeit oder gar Abnahme seines Geldbedarfs melden. Warum also Jnterimsbrücken vorzeitig cinreißen und — ohne die Folgen zu übersehen — neue Versuchskaninchen gebären? Die Abmachungen mit dem wissenschaftlichen Verlag — das läßt sich nicht leugnen — haben freilich Bresche in das errichtete Bauwerk gelegt. Der schönwisscnschaftliche Verleger sieht sich dadurch einer Benachteili gung (mindestens einer scheinbaren!) ausgesetzt, ein wenig in die Rolle Aschenbrödels gedrängt. Aber es sprachen in jenem Falle doch immerhin zahlreiche sattsam bekannte Erwägungen mit — ich nenne, als ein Beispiel von vielen, die Dvzentenexemplarc —, die hier nicht in Betracht kommen. Für das belletristische Buch erscheint mir eine Neuregelung vor Kantate 1922 mithin entschie den übereilt. Es gibt zuviel Autoren, es gibt zuviel Verleger, es gibt zuviel Sortimenter. Alles stimmt. Auf dem dritten Punkt ruht diesmal das Schwergewicht. Große Entspannug träte ei», wenn weniger Bücherbesorgcr mit durchgehalten werden müßten. Eine Anweisung, tvie solches zu erreichen ist, vermag ich indessen nicht zu geben. Möglicherweise — ich befürchte das — wird die Not der Stunde wuchtiger sein, als das Gesetz des festen Ladenpreises. Ein Wirtschaftskamps mit all seinen trüben Begleiterscheinungen dürste entbrennen und der Stärkere Sieger bleiben. Herr -L in der I-Straße wird billiger verkaufen, als cs Herr W in der Z-Straßc vermag; an Papier,ic Vorschriften werden sich zuletzt beide nicht mehr kehren. — Hoffentlich irre ich mich. Wie gern möchte ick, mich durch die Entwicklung eines Besseren belehren lassen! Nur: die Abschaffung des Zuschlags ist kein Verhütungsmittel. Ganz Wider die Meinung manches Bcrufsgcnossen hielt ich cs für richtig, in Sache» der Valutaordnnng vor die Schranken der breiten Öffentlichkeit zu treten. Es ginge um unsere Welt geltung, um unser Ansehen nach außcnhin, um Verbreitung oder Verdrängung unseres Willcnsausdrucks rings auf der Erde. Der Sortimenterzuschlag dagegen ist eine Angelegenheit der eigenen vier Wände der Buchhändler und hat außerhalb dieser meines Er achtens u i cht verhandelt zu werden. Kein Hersteller von Zi garetten, kein Verkäufer von Wurst, kein Lieferer von Tee vder Spielwarcn wird seinem Kunde» eine Entstehungsgeschichte des Ladenpreises, einen Rechenschaftsbericht in die Hand drücken. Wer wie ich — ohne Handwerkcrarbcit irgend gering zu achten — der Hochbcwcrtnng geistigen Schaffens das Wort redet, darf sich wohl frei von dem Verdacht wissen, den Autoren zu mißgönnen, was ihnen gebührt. Aber von den Dichtern und Ge lehrten muß umgekehrt die Einsicht erwartet werden, daß das Schriftstellern schlechthin nicht ohne weiteres eine Familie er nähren kann. Die Feder wird oft nur im Nebenberuf geführt, manchmal aus reiner Freude am Fabulieren, aus Mitteilungs bedürfnis, zum Zeitvertreib oder ans Eitelkeit. Klingender Lohn sei dann willkommen, — nicht gering geachtet, doch ebensowenig übertrieben in den Vordergrund (auch mit »F» schrcibbar!) gerückt. I30S
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