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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1922
- Strukturtyp
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- 1922-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1922
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- Deutsch
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vvrseablatl f. d. Dtschu. vuchhandel. Sprechsaal. 21, 25. Januar 1922. Das. waS ein Reifender mitninunt, sind nicht kleine Quanti täten. Es sind mitunter ganze Bahnsendungen, Körbe. Wer »hin über« geht, hat für alle feine Betanntcn Besorgungen zu machen. Cr wird auch von Buchhändlern drüben entsprechend belehrt, wie er die Sachen über die Grenze bringen kann, das; er Namen hinein- schreibl nsw. Die Grenzstellen sind so mit Vorschriften überlastet, jede Ware soll »rach besonderen Vorschriften behandelt werden; diese Vorschriften werden zudem noch häufig abgcändcrt, daß von diesen Stellen, soweit die Büchcransfnhr sic überhaupt berührt, keine Besse rung zu erwarten ist. Für die Lieferungen kommen vor allem die Sortimenter in den rcichsdcutschen Grenzstädten in Betracht (die Ver leger mögen nur einmal das Anschwellen der Bezüge dieser Firmen in ihren Auslicfernngslistcn feststcllen) und Sortimenter in deutschen Großstädten, die uns nahe liegen: Görlitz, Dresden, Leipzig, Berlin, Wien nsw. Auch beim Postvcrsand werden die Bestimmungen um gangen, die Sendungen an Deckadressen in Grenzorten, wo man sie leicht holen kann, geschickt. Zudem dürfte eine Kontrolle von Sen dungen nach der Tschecho-Slowakei seitens der Leipziger Außenhandels- Nebenstelle daraufhin, ob die Valntaznschläge der Verleger erhoben wurden, gar nicht vorhanden sein*), sonst würden doch nicht soviel Sen dungen an Private durchgehen. Herr vr. Enl-enburg sagt, daß Lieferungen von Wien »keinesfalls für Nordböhmen oder überhaupt für die deutschen Grenzgebiete« in Betracht kommen. Er kennt natürlich nicht die hiesigen wirtschaft lichen Verhältnisse und kommt zu dieser Anschauung scheinbar aus Grund der geographischen Lage. Wien war für alle Deutschen in der Tschecho-Slowakei immer das wirtschaftliche und geistige Zentrum. Die „leisten Kanflentc und Industriellen haben auch noch heute dort ihre Filialen und Vertreter, Söhne oder Verwandte studieren dort, sind dort Beamte in Staats- und Privatbetrieben. Die Wiener Buchhand lungen haben schon immer ihre Kunden hier, verbreiten ihre Kata'- loge, inserieren in hiesigen Tageszeitungen. Herr l)r. Enlenbnrg bezweifelt meine Angabe, daß der hier- ländischcBuchhandel zwei Krisen durchwachte, und führt insbesondere an, daß im März 1919 sofort die Kaufkraft der tschechoslowakischen Krone „m ein Vielfaches größer war. Demgegenüber mutz ich darauf Hin weisen, daß wir trotz der guten Krone im März 1919 genau dieselben Preise für Fleisch und alle anderen Lebensbedürfnisse, unfern An gestellten genau dieselben Gehälter, die Porti und staatlichen Abgaben genau in derselben Höhe in tschechoslowakischen Kronen leisten mußten wie im Februar 1919 in österreichischen Kronen, und daß diese Aus gaben bis heute ständig stiegen wie überall. Mit den Büchern war es nicht so. Iich zahlte z. B. beim Verleger im Februar 1919 für ein Insel buch Kr. 1.85, im März 1919 nur 0.80 Heller. Daß diese Lager verluste für ein ganzes Sortimentslager nmgerechnet ungeheuer waren und nur nach und nach überwunden werden konnten, wird wohl jeder Buchhändler einsehcn. Dasselbe wiederholte sich in der Zeit August bis November 1921, und diese zweite Krise ist heute noch nicht über wunden und wird sich erst in der nächsten Bilanz in ihrem ganzen Umfange zeigen. Ich mußte alle diese Einzelheiten in die richtige Beleuchtung rücken (trotzdem ich fürchte, dön meisten Börsenblattlesern herzlich langweilig geworden zu sein), da sonst beim Verlag die Meinung entstehen könnte, die Valntaznschläge nach der Tschecho-Slowakei wären be rechtigt. Schließlich muß der Verlag zngeben, daß die deutschen Sorti menter in der Tschecho-Slowakei am bestell wissen müssen, wo sie der Schuh drückt, und daß es nicht leichtfertige Forderungen sind, wenn sie die Valntaznschläge ablchnen, trotzdem sie ihnen Gewinn brächten. Wir müssen nach wie vor fordern: 1. Wegfall aller Valntaznschläge auf Bücher und Mnsikalien; 2. Schutz unserer behördlich anerkannten Verkaussbestimmnngen durch Börsenverein und Verlag und deren Kontrolle durch die Außen- handelsnebenstclle. Alle Meinungsverschiedenheiten lassen sich aber im Börsenblatt nicht klären. Sollten Börsenverein, Vcrlegcrvcrein. Mnsikalicnver- leger-Berein noch Zweifel hegen, ob sie diesen Forderungen znstim- men sollen, so mögen sie zu ihren Sitzungen unsere Vertreter ein- laden. damit die Fragen in (gegenseitiger Anssprache geklärt werden. S ch w c d l c r. Zur Äußerung des Herrn Kollegen I. Schwcdlcr ans Ncichenberg im Bbl. Nr. 4 vom 5. Januar 1922 »Zur Lage des deutschen Buchhandels in der Tschccho-Slowakei« bemerke ich nach, daß der Verkauf deutscher Bücher durch Mlntaznschlägc seitens der *) Tas trisst zu. Tie Anßenhandclsncbenstclle schützt die Zu schläge der Verleger nach der Tschecho-Slowakei nicht. deutschen Verleger gehemmt ist und noch mehr sein wird, da die Kund schaft nicht nur für sich und verwandte Familien die Bückger direkt in Deutschland einkanft, sondern die Leute betreiben diese Besorgun gen geschäftsmäßig für den ganzen Kreis ihrer Umgebung. Das hiesige Neichswirtschaftsamt sorgt im Einvernehmen des Buchhandlungs-Gremiums dafür, daß die deutschen Bücher infolge des niedrigen Standes der Mark hier nur mit 70 Heller, bzw. 80 Heller tschechoslowakischer Währung berechnet werden dürfen (ohne Berechnung weiterer Regie-, Porto- und anderer Spesen), was auch in allen Tageszeitungen veröffentlicht wird. Unter diesen Umständen ist ein Valuta-Aufschlag seitens der Herren Verleger für die Tschecho- Slowakei nicht berechtigt. Wir sorgen selbst dafür, daß die Bücher zur Zeit des niedrigen Markkurses der Kundschaft im Ladenpreis in tschechischen Kronen billigst berechnet werden, um dadurch den Absatz nicht nur zu erhallen, sondern noch erhöhen zu können, was gewiß nur im Interesse der Herren Verleger selbst sein kann. Ich hoffe daher, daß von den Herren Verlegern vom Baluta- znschlag für die Tschecho-Sloivakei nur in ihrem eigenen Interesse Abstand genommen wird. Kgl. Weinberge.^ Gustav Volesky. Deutsche Verleger, welche völkischen Verpflichtungen habt ihr? Eine Anzahl reichsdeutscher Verleger glaubte, das Fallen des Wertes der Mark in der Tschechoslowakei damit beantworten zu sollen, daß sie 30, 50, ja sogar 100 v. H. an Zuschlag zu den im Deutschen Reiche geltenden Preisen berechnete. Andere Verleger zogen es vor, ihre Markpreise glatt als tschechische Kronen-Preise anzusetzen. Sie rech neten meist diese Kronen zu niedrigsten Markkursen um, und zwar zu Werten, die zwar die ängstlich gewordene Börse auf ihre Ausweise setzte, zu denen cs aber den Besitzen: von Mark gar nicht einfiel zu verkaufen. Die Käufer der Bücher aber vermeinten, die Sortimenter bereicherten sich bei diesen Preisen unsinnig. Namentlich die in den Grenzgebieten gegen Bayern, Sachsen u. Schlesien wohnenden Deutschen der Tschechoslowakei, die wirtschaftliche mnd private Beziehungen mit den Bewohnern dieser Länder eng verknüpfen, und die daher häufig sich in Deutschland anfhaltcn, merkten sehr bald, daß man dort wesentlich bil liger einkanfe, und benutzten, da Ausfuhrschwicrigkcitcn nicht bestanden, jede Gelegenheit. Als Vertenrcr der Bücher erschien also der Sorti menter. Niemand wollte und will ihm glauben, daß deutsche Verleger deutschen Sortimentern, die doch nur deutsche Kunden haben, den Kauf von Büchern, Zeitschriften nsw. so verteuern, daß er fast unmöglich wird. Die Deutschen in der Tschechoslowakei — ihrer sind mehr als Holländer in Holland und Dänen in Dänemark — sind gewöhnt, alle Dinge zuerst vom völkischen Standpunkte aus zu betrachten. Da reihen sich i.nn in unserer Angelegenheit folgende Erwägungen aneinander: Durch Grenzpfählc und mittelalterliche Verordnungen, sie sind ein Ausfluß der Hochachtung, die inan glaubt sich gegenseitig schuldig zu sein, trennt man uns vom Deutschen Reiche. Ein eigenes für alle Wissensgebiete aus reichendes deutsches Schrifttum in der Tschechoslowakei gibt cs nicht. Die Deutschen in der Tschechoslowakei haben mit dem großen Mutter land«: das Schrifttum gemeinsam. Statt daß man nun aus völkischen Gründen dieses geistige Band zu festigen trachtet, arbeitet man dem völkischen Gegner in die Hände, indem man durch Valntaausgleiche den Handel maßlos verteuert. In Deutschland rennt man den Ausland- deutschen in China oder sonstwo nach. Die deutschen Gebiete, die un mittelbar an das Deutsche Reich grenzen, aber derzeit nicht zum Mutter lande gehören, versucht man nicht durch geistige Bande zu fesseln. Und was könnte da alles geschehen! Was hat Frankreich von 1871 bis 1914 in Elsaß-Lothringen getan! Ans Zeitschriften und Bücher zahlte man zu, um zu den in Frankreich geltenden Preisen zu liefern. Wir Deutschen in der Tschechoslowakei, die schon im alten Österreich auf der völkischen Wacht standen, greifen uns an den Kopf, wenn wir sehen, wie unsere guten Stammesbrüder nicht begreifen, um was es geht, und wie man uns wegen etlicher Silberlinge verschachert. Daß mir Deut schen der Tschechoslowakei durch Jahre die Mark mit X 1.50—2.— be zahlen mußten, ist vergessen. Wieviele von uns haben z. B. ihre Altcrs- groschen in einer deutschen Versicherungsanstalt stehen! Und nun sollen diese dort stehenden Beträge, deren Wert natürlich mit dem Werte der Reichsmark sank, aus einmal im Buchhandel nur halb so viel wert sein, lediglich deshalb, weil wir nicht im Mutterland«: ansässig sind? Es heißt immer: den Deutschen kann nur durch Deutsche geholfen werden. Soll uns Deutschen in der Tschecho-Slowakei noch geholfen werden, dann, liebes Volk der deutschen Denker, senke bald nach und richte dein Handeln nach großen Gesichtspunkten, nicht nach der Markwährnng! H. U. Verantwort! Rcdaktenr: NichardAlberti. — Verlag: Der Börsen verein der Deutschen Buchhändler »u Leipzig, Deutsches BuchhändlerhauS. Druck: R a m l- » Seemann. Sämtlich tn Leipzig — Adresse der Redaktion und Srpedttion: Leipzig, Gerichtsweg S8 sBuchbändler-auSI. 108
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