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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1922
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- 1922-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1922
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- Deutsch
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x° 103, 4. Mai 1922. Redaktioneller Teil. VSrsendlatt f. d. Dtsch«. Buchhandel. net), dann verschwindet es für immer vom Ftlmmarkt. Bisweilen aber wird es vor seinem Verschwinden gar nicht so weit ausge nutzt. Auf der Sprechbühne werden neben modernen Dramen auch solche aufgeführt, die schon Jahrzehnte, ja auch solche, die Jahrhunderte alt sind (Shakespeare z. B.). Dramen, die echte Kunstwerke sind, behalten eben ihren Wert auch für spätere Ge schlechter. Heute schon gibt es einige wenige wertvolle Film dramen, deren Wiedcrvorführung sich wenigstens da und dort lohnen würde. Aber zu einer solchen Wiedervorführung liegt heute die Möglichkeit kaum vor: Die Lichtspieltheater sind von den Verleihern abhängig, sie müssen nehmen, was die gerade am Lager haben. Ein neues Positiv eines guten alten, aber abge spielten Filmdramas kauft der Verleiher sicher nicht, weil der Be darf nach Wiedervorsührung im Bezirk viel geringer ist als der Bedarf bei der ersten Vorführung. Werden nun die Filmdramen in Buchform herausgegeben, dann ist jeder Lichtspieltheatcr- besitzer in der Lage, eine Sammlung guter oder für seine Stanun- besucher besonders geeigneter Filmdramen anzulegen und ge legentlich aus die alten Sachen zurückzugreifen. Nur würde er dann nicht mehr vom Verleiher seines Bezirkes, sondern von der Filmfabrik unmittelbar entleihen. Die Fabrik würde ferner hin beim ersten Verkauf au die Verleiher den Monopolbereich nicht mehr bloß örtlich, bezirksweise abgrenzen, sondern auch zeit lich, also etwa für ein Jahr. Nach Ablauf der Zeit fiele das Auf. führungsmonopol an die Fabrik zurück. Auf diese Weise erführe der Filmmarkt eine zeitliche Erweiterung, und die Fabriken wären in der Lage, das in den Film gesteckte Kapital besser auszunutzen. Durch das Filmdrama in Buchform würden die Lichtspiel theater noch in anderer Weise von den Verleihern unabhängiger gemacht und in die Lage versetzt, den besonderen Geschmack ihrer Stammbesucher besser zu berücksichtigen, als sic das heute können. Die Lichtspieltheater leihen heute die Filmdramcn gar nicht selten nur auf den Titel hin. Sie kennen den Inhalt nicht oder nicht ge nügend. Ja es kommt vor, daß sie Titel und Inhalt dessen nicht kennen, was der Verleiher ihnen liefern wird. Erscheinen die Dramen aber mit dem Filmpositiv in Buckform, so ist dem Übel stand abgeholfen: Der Lichtspieltheaterbesitzer oder sein Beauf tragter können an Hand des Buches und etwaiger Kritiken sich ein genaues Urteil über den Inhalt des Dramas bilden. Im Vorstehenden wurde nur der deutsche Filmmarkt ins Auge gefaßt. Das Filmdrama ist aber auch ein Aussuhrgegenstand, und in Filmsabrikantenkreisen ist man eifrig bestrebt, die Ausfuhr zu fördern. Das liegt im allgemeinen nationalen Interesse. Wie Jilmfachleute, die das Ausland aus eigener Anschauung kennen, in den Filmzeitschriften oft darlegtcn, sollte die deutsche Film industrie, um im Ausland wettbewerbsfähig zu sein, vor allem Filmdramen schaffen, die vom ästhetischen und allgemein mensch lichen Standpunkt aus wertvoll seien, das sei die starke Seite der Deutsche», aus diese Weise könnten sie sich auf dem ausländischen Filmmarkt Geltung verschossen. Hier würde nun das Filmdrama in Buchform außerordentlich förderlich sein: einmal dadurch, daß, wie oben gezeigt, dein Filmdrama die Bahn der künstlerischen Entwicklung geöffnet würde, dann aber auch dadurch, daß der Film in Buchform leichter und mit viel geringeren Kosten und ohne Gefahren zu versenden ist als das Filmpositiv. Durch das Filmdrama in Buchform würde das Ausland in die Lage versetzt, die deutschen Filme zu prüfen, oder doch wenigstens eine Vor prüfung vorzunchmen, ohne sich den Film selbst vorführen lassen zu müssen. Die Vorteile des Filmdramas in Buchform sind für die Film- industrie und die Lichtspieltheater also von erheblicher Bedeutung. Es entstände damit aber auch dem Buchhandel eine Erweiterung seines Marktes, ein neuer Geschäftszweig. Wie aber soll man die Sache ausführen'? Empfiehlt es sich, daß ein Verleger oder daß mehrere von sich aus die Filmdramen in Buchform auf dcrz Markt bringen? Das Wagnis möchte in finanzieller und ge schäftlicher Beziehung überhaupt doch zu groß sein. Wie sich aus den eingangs genannten Zahlen ergibt, kommt es der Film industrie auf einige hunderttausend Mark nicht an, wenn cs gilt, gute Dramenhandschristeu zu erlangen. Die Drucklegung einer Dramenhandschrift kostet aber nur einige tausend M^f. Die Kosten der Herstellung der Dramen in Buchform sollte die Filnr- industrie übernehmen, die Buchdramen aber sollte sie Buchver legern zum kommissionsweise» Vertrieb übergeben. Damit wäre verbunden, daß nur solche Dramen in Buchform erscheinen, die auch wirklich gefilmt werden, und das hätte zur Folge, daß jedem solchen Buchdrama ein größerer Abnehmerkreis gesichert ist. Ob es sich später einmal als lohnend erweisen wird, daß die Ver- leger von sich aus die Dramen drucken lassen und aus den Markt bringen, muß zu entscheiden der Zukunft überlassen bleiben. Wer aber soll entscheiden, ob eine Dramenhandschrift ge druckt und gefilmt wird? — Am besten wäre es, wenn ditz Filmfabriken, wenigstens die bedeutendsten, zu diesem Zweck sich mit Kennern auf dem Gebiet der dramatischen Kunst in Verbin dung setzten. Die Entscheidung allein den Regisseuren zu über- lassen, geht doch nicht gut an, denn die Regisseure sind zwar auf dem rein optischen Gebiet gut bewandert, nicht aber auch auf den oben genannten andern, sie können da also auch nicht maßgebende Beurteiler sein. Das Dargclegte gibt Mittel und Wege an, das Filmdrama zum Kunstwerk zu erheben, den Markt der Dramen zu erweitern, dem Buchhandel einen neuen Geschäftszweig anzufügen und, was für uns die Hauptsache ist, die große Allgemeinheit in verschie- denen Richtungen zu fördern. Vielleicht tritt man an die Aus. fllhrung der Vorschläge heran. Was geht eigentlich vor? Unter dieser Überschrift ist am 16. April im Sprechsaal der Deut schen Verlegcrzeitung Nr. 8 ein Artikel erschienen, in dem cs im Ein gang hieß: »Es wird geschoben. Man spürt's, aber man greift's nicht. Oder doch: Bücher werden über Österreich geschoben, und Herr Selke greift's. 24 Sünder zahlen Buße, Herr Kommerzialrat Müller ent rüstet sich, Herr vr. Becker enthüllt, dann — tiefes Schweigen. Man wartet, daß uns die Schieberfirmen, wie üblich und zugesagt, be- kanntgegebcn werden. Wir warten immer noch. Es wird weiter ge schoben; man spürt's. Die paar hunderttausend Mark Buße — hof fentlich sind cs doch wenigstens soviel — verschwinden elegant unter dcn namen—losen Einnahmen des Börsenvereins und decken irgend welche mehr oder minder nötigen Ausgaben. Die KantatcversaMin- lung erteilt verständnisinnig die Entlastung. Herr Bolckmar schmun zelt. Herr Selke schmunzelt. Die Sünder schmunzeln im Schmutze ihres Inkognitos, denn sie haben sich längst entschädigt. Nur wir Verleger schimpfen. Der Artikel wendet sich dann auch noch gegen die Behandlung der Ausfuhrfragen bezüglich der Tfchecho-Slowakei und verlangt u. a. vor allem die Bekanntgabe der Schieberfirmen. Zu dem Artikel teilt die Außenhandelsnebenstelle für das Buchge werbe mit*): Bei ihrer Kontrolltätigkeit entwickelt die Außenhandelsnebenstelle keine Gemütsbewegungen. Sie kennt also auch kein »Schmunzeln« aus Anlaß der Wiener Unregelmäßigkeiten. Vielleicht darf man aber von einem gewissen Bedauern sprechen, zu dem ihr allerdings das Verhalten mancher Buchhändler oder — Artikclschreiber oft Veranlassung geben konnte. Auch dieses Gefühl aber konnte die Außenhandelsnebenstelle für das Buchgewerbe in der Wiener Angelegenheit nicht Aüzu verleiten, ihre Befugnisse zu überschreiten. Nach Ans8cckung der Umgehungen der Ausfuhrkontrolle für buchhändlerischc Erzeugnisse durch verschiedene Wiener Buchhändler hatte die Außenhandelsnebenstelle auf Grund des vorhandenen Materials darüber zu entscheiden, ob diese Firmen gesperrt werden mußten oder ob ihnen lediglich durch die zum Teil erfolgte Vcr- fallerklärung der gestellten Sicherheiten eine ernste Warnung erteilt iverden konnte. Im ersten Falle wäre die Veröffentlichung der Namen der Firmen selbstverständlich gewesen, andernfalls — und diesen Weg cinzuschlagcn hielt die Außenhandelsnebenstelle nach Lage der Dinge für richtiger hatte sic nach Erledigung der Angelegenheit entsprechend *)' Diese Entgegnung ist auch der Deutschen Verlegerzeitung zuge stellt worden. Da sie jedoch dort wahrscheinlich vor Kantate nicht mehr wird erscheinen können, so hat uns die Außenhandelsnebenstelle gebeten, sie auch hier aufzunehmen. Wir haben geglaubt, dieser Bitte ent sprechen zu sollen, da zweifelsohne ein Bekanntwerden des Standpunkts der Außenhandelsnebenstelle schon vor' Kantate allseits erwünscht erscheinen dürfte. Red. 835
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