Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-05-31
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220531
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192205317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220531
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-05
- Tag1922-05-31
- Monat1922-05
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 125, 3l. Mat 1922, übertragen, E, R, Bo genau er ihn für die Kalli- graphie-Reproduktion geschrieben. Ein Bildrahmen in matt- farbigem Steindruck umschließt, ein wenig ermüdend, weil er sich ständig wiederholt, den Schriftspiegsl, der vielleicht noch etwas größer hätte werden können. Andrerseits ist ein Gesamteindruck gewonnen worden, der heiter und leicht stimmt, der dem Bande eine erfreuliche Eleganz gibt, die zu der kleinen Versnobelle paßt, die er erzählt. Alle aufdringliche Buntheit haben die farbig getönten Stcinzeichnungen glücklich vermieden, man erkennt, hier ist ein Weg gewonnen worden, auf dem sich ein erstrebenswertes Ziel erreichen läßt, die Zusammen passung der Absichten der alten Buchmalerei mit den Mitteln der modernen griffelkünstlerischen Vervielsältigungsverfahren, Von diesen werden gegenwärtig Radierung und Steindruck be vorzugt, weil sie eine sehr viel'beweglichere Handschrift des Künst- lers gestatten als der Stich, der das Rokokobuch zierte. Immerhin gab den livres a IjZures des achtzehnten Jahrhunderts die Stechervirtuosität jene staunenswerte Sicherheit, die wir heute noch bewundern müssen. Die Buchbildkünstler selbst hätten viel leicht, wie sich nach ihren Zeichnungen schließen läßt, den Stein druck vorgczogen, wenn sic ihn schon gekannt haben würden. Man nehme etwa die Bllhnenumdichtung eines der heute noch meist gelesenen französischen Romane des achtzehnten Jahrhunderts zur Hand, die Elisabeth Wrede mit sehr ansprechenden Steindruckbildern schmückte: Marion Lescaut, Ein Schau spiel von Carl Sternheim, München, Drei Mas ken Verlag, 1921, und vergleiche sie, unter Berücksichtigung der buchgewerblichen Ungleichung des Bild- und Textdruckes, mit den Vorlagen der Kupferstichwerke des achtzehnten Jahrhunderts, und man wird die Meinung bestätigt finden, daß, wenn die Litho graphie ein Jahrhundert früher erfunden worden wäre, die Rokoko- vignettisten als Steindrucker gearbeitet hätten. Ein Wagnis war es trotzdem, die Geßnerschen Idyllen, deren Erstausgaben zu den berühmtesten Kupferstichwerken des achtzehnten Jahrhunderts gehören, mit neuen Steindruckzeichnungen auszustatten, nicht so wohl der geänderten Technik wegen, sondern weil es sich dabei um ein Buch handelt, dessen Verfasser sein eigener Illustrator ge wesen ist. Aber es ist ein sehr interessantes Experiment, das Hugo Steiner-Prag in der von ihm illustrierten Rcuaus- gabe (Salomon Geßner, Idyllen, Berlin, Erich Reiß Verlag, 1921) anstellte, weil es auf eine Problemstel lung führt, deren eben bereits kurz gedacht wurde: auf den Auf fassungswandel, den die Behandlung des Buchbildes gerade sol cher klassischen Werke zeigt, die selbst als literarhistorische Kon stanten erscheinen. Unter diesem Gesichtspunkte darf die dreibän dige Auswahlsammlung von Boccaccios italienischen Schriften: GiovanniBoccaccio, GesammelteWerke, Mit25 Originalradierungen und 14 Rötelzeichnun gen v o n L ud w i g K a i n e r, Potsdam, Müller LE o,, 1921, auch für einen nur buchgeschichtlichen Standpunkt eine er höhte Teilnahme verlangen. Sie zeigt nicht allein ein technisch bemerkenswertes Bemühen, die Rötelzeichnung für die Buch schmuckkunst auszuwerten, sondern läßt sich auch als eine neue Formulierung der mondänen Boccaccio-Illustration deuten. Diese Beziehung liegt ja gerade bei den italienischen Schriften des lustigen Hans nahe, deren Ausgaben mit Buchbildern — für manche Jahrhunderte fehlen sie uns leider — mehr oder minder zu Gesellschaftsspiegeln wurden. Eins der schönsten französischen Kupferstichwcrke des achtzehnten Jahrhunderts ist eine Decame- roneedition, in der die ungcbändigte Fröhlichkeit des Werkes auf den beherrschten Ton anderer gesellschaftlichen Zustände umge stimmt wurde, in der die Damen und Herren der Renaissance, die in den Holzschnitten der Venetianer Ausgabe von 1491 und ihrer Nachfolgerinnen leben, die galante Glätte eines anderen Welt- lebens gewonnen haben. Hier, in dieser Ausgabe des zwanzig sten Jahrhunderts, sehen wir nun wiederum das Bestreben, sich nicht in offenkundigen Widerspruch mit dem historischen Texte zu setzen, worüber man im achtzehnten Jahrhundert sich keinerlei Be denken machte, sich zu bescheiden mit einer Typisierung der Ge- bärde und Gestalt des eleganten modernen Menschen, Das gibt der neuen deutschen Ausgabe von Boccaccios Werken ihre eigen artigsten Reize, Ludwig Kainer gehört auch zu den Haupt-^ meistern einer Luxusedition, der man, im Gegensatz zu manchen anderen Luxuseditionen, einen guten Fortgang wünschen muß. Kostspielige Modezeitschriften sind keine Neuheit, und die alten Zeitschriften dieser Art gehören nicht allein zu den von den Bü chersammlungen sorgsam gehüteten Kunstwerken, sie gehören auch zu den besten Zeugnissen der Zivilisation, die es gibt. Um nur ein, das Nächstliegende Beispiel zu nennen: das »Journal des Luxus und der Moden- konnte in einer Atmosphäre gedeihen wie in der des Goetheschen Weimar, in der »die Gesellschaft- einen persönlichen Stil gewonnen hatte. Dem kapriziösen »Styl, Blät- ter für Mode und di« angenehmen Dinge des Lebens-, Berlin, Erich Reiß, 1922, von dem bereits zwei Hefte ausgegeben wurden, ist es nicht so leicht gemacht wie jener alten Zeitschrift, er muß das, was für sie bereits vorhanden war, in diesen schlimmen, durch die Verwirrungen einer »neuen Gesellschaft- für ihn noch mehr verwirrten Zeitläuften allmählich aufbauen, die Geltung eines deutschen »mondänen- Geschmackes, der nicht von außen her geborgt, sondern von innen gewachsen ist. Da gibt es in dem literarischen Teile noch mancherlei Unsicher- heilen. Aber ihre eigentlich« Aufgabe, einen Mittelpunkt für das deutsche künstlerische Modenbild zu schaffen, ersüllt die neue Zeit schrift schon aufs beste, unterstützt von einer Qualitätstechnik der Reproduktionen, für die nichts gespart wurde. Über einem der artigen Blatte muß der Glanz des Reichtums ausgebreitet sein. Daß sie für den Buchfreund ein Sammelgut wird und ihm stille Freuden bereitet, ist nicht ihre eigentliche Absicht, Die buchgewerb lich sehr erfreuliche Verbindung von Kunst, Liebhaberausgabe und Modenjournal, die sie zeigt, ist nicht ihr eigentlicher Zweck, Der ist die Propaganda, die sie trägt und sie verhehlt auch nicht, daß sie dem Werbewesen dienen will. Darin nun liegt ihre sehr ernsthafte ökonomische Tendenz, um derentwillen ihr eine kräftige Entwicklung zu wünschen ist. Die Anerkennung der deutschen Modenindustrie im Aus« und Inlands wird in hohem Maße da durch mitbestimmt, daß sie ebenbürtig an dem graphischen Wettbe werbe teilnimmt, der in England und Frankreich seine Formen sehr verfeinert hat. Daß sie dazu die Hilfe des deutschen Buchgewerbes erfolgversprechend in Anspruch nahm, darf gewiß als ein Beweis für den »Nutzen- der Bibliophilie gelten. Von den angeneh- men Dingen des Lebens plaudert anmutig-gefällig auch ein Büch lein, das appetiterregend schon durch seine H. I, Wagner ver dankte Ausstattung lockt: Lirumlarum Löffelstiel. Ga stronomische Plaudereien von Martha v, Zobel titz, W e im a r, E r i ch L i ch t e n st e i n, 1921. Eine bewährte und gelehrte Kennerin der feinen Küche tischt da in einem Dutzend Kapitelchen historisch-kulinarische Rückblicke auf, die allen Fein schmeckern zu erfreulicher Nahrungswürze gereichen und sie auch etwas über das verlorene Schlaraffenland trösten werden. Ist doch die Gastronomie nichts anderes als die Ästhetik de? Essens, die auch das einfachste Gericht adelt und ohne die die erlesensten Leckerbissen nichts sind. So ließen sich auch Bibliophilie und Gastrosophie vergleichen als die Wissenschaften von den geistigen und leiblichen Genüssen, Ein deutscher Aberseebuchhändlcr an die Herren Verleger betreffs Valutaordnung und Berechnung in fremder Währung. In verschiedenen Aufsätzen des Börsenblattes sowohl als auch in direkten Briefen von Verlegern ist den Auslandsbuchhändlern wieder holt vorgeworfen worden, daß sie unter wucherischer Ausnutzung der traurigen Valutavcrhältnisse unseres Vaterlandes übermäßig große Ge winne erstrebten und daß s i e, die Auslandsbuchhändler, schuld daran seien, wenn das deutsche Buch im Auslande infolge seines zu hohen Preises in Verruf geriete; zudem werde dann von ihnen auch noch die Valutaordnung des Börsenvereins als Cündenbock vorgeschoben, um ihre Wuchergewinne zu vertuschen. Es sei mir deshalb gestattet, einige Worte der Entgegnung hieraus zu sagen: In erster Linie muß man unterscheiden zwischen einem euro päischen und einem überseeischen Auslandsbuchhändler. I-ür beide liegen die Verhältnisse ganz verschieden. Die wirtschaftlichen Ver- j hältnisse der in Europa wohnhaften Auslandsbuchhändler sind im allge meinen denen ähnlich, die in Deutschland bestehen. Deshalb kann sich 777
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder