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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1922
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- 1922-05-31
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1922
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^ 125, 31. Mai 1922. Redaktioneller Teil. »eNnlil-u >. b. Dliqn. vu^h-nd-r. nicht nachgegeben haben. Gerade der Buchfreund, der die Aus stattung zu schätzen weiß, wofern sie eine bestimmte buchgewerb- licho Leistung erhöht, mutz sich gegen die leeren Ausstattungs- gewohnheiten wenden, gegen das Mitzderhältnis zwischen der Ausführung und der Ausstattung eines Buches. Und gerade den Buchfreund mutz es freuen, den Reichtum der Reproduktionstech niken sinngemäß verwertet zu finden, nicht lediglich das eine oder das andere Verfahren angewendet zu sehen, weil es gerade als das bequemste oder billigste oder meistgenützte anwendbar schien. Demselben Verlage verdanken wir noch eine andere wertvolle Gabe ähnlicher Art: DieprimitivcnHolzschnitte von Kurt Pfister, München, Holbein-Verlag, 1922, 44, meist originalgrotze, teilweise nach den Vorlagen handkolorierte Nachbildungen frühester und früher Einzelblätter des fünfzehn ten Jahrhunderts. Daß die Nachbildung für sie, die häufig Unica sind, die Originale ersetzen mutz, bedarf nicht ausführ licher Begründung, und es ist Wohl auch keines unter diesen Blät- tern, das nicht da und dort Gegenstand eingehender Untersuchun gen gewesen ist und wiedergegeben wurde. Aber in so bequemer, handlicher Form sind sie, soweit mir bekannt, bisher nie zusam mengefaßt worden, und der Band, der sich nicht an den Kunst forscher, sondern an den Kunstfreund wendet, dürfte eine um so beifälligere Aufnahme finden, als, ästhetisch und technisch, die Holzschnittkunst des zwanzigsten Jahrhunderts mit der des fünf zehnten manche Wesensvcrwandtschaft hat oder doch haben will. Dabei handelt es sich durchaus nicht lediglich um die expressio nistische Tendenz. Wer die Buchholzschnittmeisterwerke der Wie- 'gendruckzeit kennt, weiß, daß die Assimilierung von Bild und Hchrift im Buchdruckwerk mit ihnen einen buchgewerblichen Höhe- prmkt erreichte, sie sind im höchsten Maße buchgerecht. Und wenn mian diese alten Bilder mit denen eines ganz und gar modernen Buches vergleicht, wie sie in dem dünnen Quartanten: Walt M Hit m an, Gesang von der offenen Landstraße. Deutsch von Hans Reisiger. Adolf Saal Verlag, Lauenburg (der Künstler wird im Buche nicht genannt) stehen, dann kann man sich der eindringlichen Wirkung der ein fachen alten Holzschnittsprache nicht entziehen, die aus der Ein heit ihres graphischen Werdeganges hervorgeht. Die Aneignung der kräftigen Mittel des Messerholzschnittcs verlockt weit eher zu ihrer künstlerischen Durchdringung und Verarbeitung als das schwierige Verfahren des Tonholzschnittes, das keine geringe technische Virtuosität Voraussicht, weshalb es meist auf die Wie- vergaben zweiter Hand beschränkt bleibt und daher, wie es die französischen Liebhaberausgaben nutzen, dem reproduzierenden Ätz- und Slichverfahren für das Buchbild sich angleicht. Als ein schönes Beispiel der individuellen technischen Auswertung des Holzschnittes für einen bestimmten Jllustrationsstil dürfen Ar beiten Karl Rössings gelten, so die freilich in ihrem Gehalt nicht gleichmäßigen Bilder für E. T. A. Hoffmann, Die Braut wahl. Mit 31 Holzschnitten von Karl Rössing. Regensburg, Franz Ludwig Habbel, 1921. Die Flä chenwirkung der Schwarz-weitz-Kunst, deren genialster Interpret neuerer Zeit, Aubrey Beardsleh, sich noch photomechanischer Re produktionstechniken bediente, zeigen die hervorragenden Holz schnitte eines Buches, dem man die Anerkennung, die glänzendste Leistung der Wiener Buchkunst seit manchen Jahren zu sein, nicht versagen wird: Jedermann, Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes. Erneuert von Hugo von Hofmannsthal. Avalun-Verlag, Wien und Leipzig, 1922. Dieser dreizehnte Avalundruck mit den dreizehn Holzschnitten von Erwin Lang ist zwar gewaltig groß, aber diesmal empfindet man dem Buchgedanken die Buch größe durchaus angemessen. Die gewaltige Kraft des alten Wer kes, die auch in seiner bekanntesten neuen Überarbeitung durch Hugo von Hofmannsthal nicht verloren wurde, strömt auf den besinnlichen Betrachter von den Buchsciten über, die Bilder brau chen die Abmessungen, die ihnen gegeben wurden, um ihr Licht- und Schattenspiel auswirken lassen zu können, der warme Druckton, die Weiche Linienführung, die dem Holzschnitt verdankt wird, sind durch verkleinernde Vervielfältigungen nicht wiederzu geben. Man braucht nur, wenn man diesen Band, der aufs erfreu lichste unsere bedeutenderen Buchkunstwerke vermehrte, durchblät- tert hat, einige verkleinerte Vervielfältigungen von Schwarz- Weiß-Zeichnungen anzusehen, um sich des Abstandes der künst- lerischen Werte bewußt zu werden. Mit geschmackvoller Sicher heit hat, wie gewohnt, der Euphorion-Verlag einen Kletnquar- tanten ausgestattet, der die beste Novelle Heines birgt: Hein rich Heine, Der Rabbi von Bacharach. Berlin, Euphorion-Verlag, 1921. Josef Budkos fünf Holzschnittvollbilder sind einheitlich aus den melancholischen Grundton der Novelle gestimmt, und der Künstler hat es mit Recht verschmäht, die hciter-ironischen Schnörkel der Erzählung in seinen kleinen Zielbuchstaben ausklingen zu lassen. Damit ist dann eine einheitliche Buchstimmung gewonnen, die der Dichter selbst seinem unvollendeten Werke nicht verliehen hat. Daß auch das »freie« Buchbild einen »Zweck« erfüllen kann, läßt sich auch an den beiden eben erwähnten Büchern-Wohl erweisen. Es ver stärkt eine Werkwirkung, indem es wuchtig die Grundakkorde zu sammenfaßt, es verstärkt sie aber auch, indem es disharmonische Grundakkorde auslöst, um einen Grundton hervorklingen zu las sen. Aber das läßt sich, wie der Gegensatz beweist, nicht als eine Regel aufstellen, es kommt eben jedesmal auf das Was und das Wie an. Darum ist auch die Chemigraphie, ist die photomecha nische Fedcrzeichnungsvervielfältigung keineswegs kurzerhand, wie das gelegentlich geschieht, als ein unkünstlerisches Verfahren abzulehnen. Worauf es ankommt, ist die Anpassung der Hand schrift des Künstlers an die Reproduktionstechnik (er muß ja auch bei den »edelsten« Bilddruckberfahren, was er zu sagen hat, in deren Technik vortragen), sodann deren hinreichende Aus nutzung. Ist beides erreicht, dann läßt sich auch hier der Aus- gleich des Manuellen und Mechanischen gewinnen und vor allem ein Bilddruckverfahren buchgerecht verwerten, das teils aus Routine, teils aus Unterschätzung allzusehr vernachlässigt worden ist. Man nehme etwa die anregende und unterhaltsame soziolo gisch-technische Studie: Die letzte Macht. Eine Utopie aus unserer Zeit. Roman in vier Büchern von Paul G. Ehrhardt. Mit Zeichnungen von Hein rich.Kley. München, Drei Masken Venlag, 1921. Die famosen Bilder des Künstlers, die sein Blick für das Leben der Maschine ebenso auszeichnet wie seine Fähigkeit, ohne eine Verletzung der Wirklichkeitstreue zum Wunderbaren hinüberzu- leiten, sind geschickt mit dem Satzspiegel verbunden worden (wor aus sehr viel ankommt). Ist: Ludwig Tieck, Der Runen berg. Mit siebenundzwanzig Federzeichnun- gen von Felix Meseck. München, R. Piper L Co., 1922, ein Band, dessen künstlerischer Gehalt sich dem Einsühlungs- fähigen rasch erschließen wird, nicht ein Buch, das buchgewerblich erheblich mehr leistet als die meisten der mit Holzschnittverviel- fältigungen aus gestatteten Bücher der dreißiger und vierziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts, die hochberühmte Samm lerstücke wurden? Mögen deren geschichtliche Verdienste noch so hoch einzuschätzen sein, daß damals häufig die Holzschneider falsch oder unzureichend übersetzten, läßt sich nicht leugnen. Und die Geschichte der Meisterwerke jener Zeit ist die Geschichte der be- harrlichen Überwindung nicht weniger Widerstände. Wilhelm Busch, der ständig klagte, daß ihm die Xylographen den Ausdruck seiner Zeichnungen zerstörten, hat die Anwendung der Zinkogra phie (die allerdings damals auch nicht den Feingehalt seiner Zeichenkunst ausschöpfen konnte) als eine Erlösung von seinen Holzschnittleiden empfunden. An dergleichen sich einmal zu er innern, ist deshalb gut, weil die Behauptung, das beste Bildbuch druckverfahren sei der Holzschnitt, für die Einschätzung von Buch kunstwerten in dieser allgemeinen Fassung zu falschen Schluß folgerungen verführt und vielerlei Jrrtümer weckt. Denn nicht auf die Art des Verfahrens, sondern auf die Art der Wiedergabe kommt es an, nicht darauf, ein kostspieliges Verfahren zu be nutzen, sondern darauf, es zu verwerten. Die Federzeichnungen Alfred Kubins finden in dem schön von Jacob Hegner gedruckten Bande: Achim von Arnim, Die M aj o r a t s h er r en. Mit 24 Federzeichnungen von Alfred Kubin Wien, Avalun-Verlag, eine ausgezeichnete Wiedergabe, wie man denn überhaupt diesen Band einen Musterdruck nennen kann, den der Buchfreund mit Vergnügen mancher allzu anspruchs- vollen Originalgraphik vorziehen wird. 77k
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