Fertige Bücher. X- 25, 30. Januar 1924. Buchhändler und Buchhandlungs-Gehilfen Ion jedem Bibliothekar wird verlangt, daß er die von ihm verwaltete Bibliothek genau kennt. Reclams Universal- r Bibliothek, als größte verlagsbüchere! der Welt, betrachtet daher mit Recht diejenigen Buchhändler und ihre getreuen Gehilfen, die eine umfassende Kenntnis der „U.-S." besitzen und sich ihrer Kataloge sachgemäß zu bedienen wissen, als „Bibliothekare der Universai-Bidliotkek", Wenn in mancher mittleren oder kleinen Stadt über Verflachung des geistigen Lebens geklagt wird, io kann mit Bestimmtheit nachgcwiejen werden, daß dort der in der „U,-8." niedergelegte Schatz noch nicht genügend erkannt ist Ver gelegentliche verkauf von Lasars „Gallischer Krieg" an die Schüler oder von Venedig „Zärt lichen verwandten" an die Theatervereine bedeutet keine buchhändlcrische Kulturarbeit und ersordcrt keine Biblio thekare. Vie in mehr als 6422 Kümmern der „U -B." vorhandenen Geistesgrundlagen gehen dann dem deutschen Wiederaufbau und dem Lildungsfortlchritt verloren. Wenn der Sortimenter jedoch immer erneut nachweist, daß er in seiner Llnivrrsal-Bibiiothek nicht nur nahezu sämtliche Werke der Literaturen aller Völker vorrätig hat, son dern auch dem Bedürfnis nach wohlfeilen Büchern unserer bekanntesten zeitgenössischen Dichter. Schriftsteller und Gelehrten genügen kann, so vermag eine geistige Verflachung niemals cinzutreten. Solche Werke wie Lngelhardt „Die geistige Kultur Zndiens und Dstasiens" oder wie De Laster: „Bras der Prophet" — aus der Dezember- Serie — und wie Thomas Wann: „Tristan" (Line Meisternovelle: geheftet 32 Pf., nett gebunden 62 Pf) oder wie Louise von Frangois: „Vie letzte Reckenburgerin" (Unvergänglicher, großer Roman, gehestet 122 ps. in Halb leinen 182 Pf.) — aus der demnächst erscheinenden Kebruar-Serie — dicksten in der Kleinstadt und in der Groß stadt gleicherweise begehrt sein, Ls bedarf nur der Aufmerksamkeit eines gewissenhaften Bibliothekars der Uni- versal-Bibliothek, um die geistig Unbefriedigten daraus hinzuweisen, welch engste Verbindung mit dem Geistes leben unserer Zelt ihnen durch die „U,-S." ermöglicht ist. Manche kostspielige „Theater-Reise" oder ein „Großstadt bummel" wird dann lieber in einem dauernden Bücherschatze angelegt. Und der Sortimenter wird die Kreude genießen, durch seine Universal-Bibliothek Pionierarbeit geleistet zu haben: er wird in der ihm zur Lieserung von Gcistcsbrot anvertrauten Stadt zahlreiche Kamillen hochkommen sehen, die als Waffenschmiede deutscher Kultur Geltung gewinnen. Da ich bei der Verbreitung der Univ.-Libl. und ihrer fortgesetzten Verbesserung und Lrgänzung davon adsehen muß, diejenigen Sortimenter oder Gehilfen belehren zu wollen, die allein an Befriedigung der Nachfrage nach Schillers „Jungfrau von Drleans" oder Lcksteins „Besuch im Karzer" Genüge finden, ist es mir ein doppeltes Bedürfnis, jene gewissenhaften Bibliothekare der Universal-Bibliothek auszuzeich nen, denen der schöpferische Gedanke der U.-B. Ln Fleisch und Blut über gegangen ist: dem Deutschen must jedes irgendwie bedeutende Werk im billigen Reclam-Heit zugängig gemacht werden oder im billigen Reclam-Band als Zierde seines Bücherschrankes willksmmmen sein. Der Durchführung dieses Gedankens haben viele Buchhändler ihre ganze Kraft gewidmet, zahlreiche Buchhändler ! erblicken darin ihre Lhrenpslicht Zch weih jedoch, daß die erforderliche Kenntnis der umfangreichen Universal- Bibliothek nicht von heute aus morgen erworben ist, sondern stets erneute, liebevolle Linarbeitung verlangt. Auch konnte ich beobachten, daß mit einer solch dankenswerten Kenntnis der U.-B, der berechtigte Wunsch verknüpft ist, am ständigen Ausbau und an der Verbesserung dieser weltbekannten deutschen Bücherei Mitarbeiten zu dürfen. Manchem Geschäftsfreunde und manchem mir persönlich unbekannt gebliebenen Gehilscn verdanke ich höchst wert volle Anregungen: sie haben sich schon längst als gewissenhafte Bibliothekare der Universal-Bibliothek erwiesen.