Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1888
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- 1888-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1888
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- Deutsch
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90, 1. Mai 1888. Nichtamtlicher Teil. 3183 Ansdruck gegeben und hatte nun die weite Reise nicht gescheut,! um auch mündlich seine Glückwünsche und seine Sympathie ausdrücken zu können. Von der Versammlung warm begrüßt, schickte der Herr Redner voraus, daß es ihm leider unmöglich sei seinen Gefährten in der deutschen Sprache, die er nicht völlig beherrsche, Ausdruck zu geben, man möge ihm deshalb > den Gebrauch seiner Muttersprache gestatten. Die in hollän discher Sprache gehaltene Ansprache lautet, ins Deutsche übersetzt j wie folgt: »Einen Gruß aus Holland bringe ich, einen Gruß ) aus Leiden. Ich bringe auch dar das Wappen der Stadt Leiden, ! die Ihnen allen bekannt ist durch ihre Geschichte, durch ihren ( Rembrandt und nicht zum wenigsten durch ihre Elzeviers. Ich bin i dem Börsenverein sehr zu Dank verpflichtet, daß er mich mit «.einer Einladung beehrt hat, und komme hiermit einer Pflicht der Dankbarkeit nach. Vor 25 Jahren kam ich zum ersten Male zu Kantate nach Leipzig. Christian Müller und Frederik Müller waren meine Begleiter. Wie wurde ich damals empfangen und wie viel Freundschaft genoß ich! Was konnte ich hier lernen! Ich weihe dieses Wappen dem Gedächtnis meiner nun dahingeschiedenen alten Freunde Brockhaus, Carl Fleischer, Otto Spamer, M. Dumont, Weber, Reimer, Einhorn, Schäfer, Springer, Gerold. Ich bringe es auch dar als meine Huldigung den befreundeten Firmen Teubner, Wagner, Volckmar, Seemann, Brockhaus, Giesecke und dem ganzen Börsenverein. Es ist eine Redensart »Es giebt nur ein Wien« — für uns muß es heißen »Es giebt nur ein Leipzig«. Von Leipzig aus sendet der deutsche Buchhandel seine Strahlen der Wissenschaft, Kunst und Kultur, und auch uns Niederländern kommt das zu gute! Ich schließe mit einem Segenswunsch für das neue Ge bäude, für Ihr Blühen und Gedeihen. Der gute Gott segne Se. Majestät Ihren König, Ihr Land und Ihre Arbeit. (Leb hafter Beifall.) Herr Kröner: Obwohl ich des Holländischen nicht mächtig bin, habe ich doch aus Ihrer Anrede so viel entnommen, daß Sie dem Verein Ihre herzlichen Glückwünsche dargebracht haben und dem Leipziger Buchhandel Ihre Sympathie ansdrücken wollen und daß Sie auf jenes Fenster hinwiesen, welches uns in freundlicher Weise stets an den Geber, Herrn Sijthoff in Leiden, erinnern wird. Ich danke Ihnen namens des Vereins aufs herzlichste, sowohl für die Gabe wie für die Ansprache. Herr Koch-Stuttgart: Majestät, hochansehnliche Festversamm lung! Wir gehen von der Überzeugung aus, daß eine wohlwollende Gesinnung es uns nicht als Unbescheidenheit auslegen wird, daß wir, uns selbst ehrend, diesem unserem neuen Buchhändlerhaus einen Segensgruß verleihen wollen, indem wir die Büste eines Ihrer berühmtesten und verdientesten Standesangehörigen stifteten. Indem ich im Namen dieser Kollegen als ein Angestellter der I. G. Cotta'schen Buchhandlung die Büste des Freiherrn Johann Friedrich von Cotta dem Vorstand unseres Börsenvereins über gebe, verleihe ich aus tief bewegtem Herzen der Überzeugung Ausdruck, daß der Geist des Mannes, den wir hier vor uns im Bilde verkörpert sehen, wie bisher für alle Zukunft in diesem Hause walte, ein selbstloser, allem Edlen und Guten zugewandter Sinn, der unbeirrt von den Meinungen, Erfolgen und Miß erfolgen des Tages den höchsten Endzielen zustrebt. Sein Bild stehe hier, ihm selbst und seinen mitstrebenden Zeitgenossen ein ehrendes Andenken, uns aber und den Nachlebenden Geschlechtern als ein Mahnzeichen zur Nacheiferung. Herr Kröner: Ich bringe dem Herrn Redner den herz lichen Dank des Vereins für diese ehrenvolle Gabe und für die warmen ausdrucksvollen Worte, die sie begleiten. Wie hoch der Börsenverein das Andenken Johann Friedrich Cotta's als Be gründers des Weltrufes der Cotta'schen Buchhandlung schätzt, das hat er schon dadurch bewiesen, daß er das Bildnis desselben in seinem Hause aufgestellt hat. Auch diese Büste des hochverehrten Mannes wird in nnserm Buchhändlerhanse stets eine Ehrenstätte ein nehmen. Ich danke Ihnen wiederholt für Ihre freundliche Gabe. Herr Spcmann: Majestät, hochgeehrte Herren, liebe Freunde und Kollegen. Bei dem heutigen frohen Ehren- und Jubeltag des Leipziger Buchhandels möchte mancher deutsche Buchhändler nicht ohne eine leichte Beklemmung hierherschanen. Wollte man es uns verdenken, wenn wir sagen möchten: „O wäret ihr am Neckar!" und wenn andere zufügten: „O wäret ihr am Rhein!"? Aber in neidloser Anerkennung dessen, was die Weisheit der Regenten hier begründet, die Tüchtigkeit unserer Kollegen hier gestaltet, für das allgemeine Wohl des Buchhandels dauernd gefestet hat, lassen Sie uns des Goethe'schen Spruches eingedenk sein: Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes Werden, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an Und kommt ihr nicht selbst zum blühenden Rebenstrand, so bringen wir das Blut der Reben zu euch. Im Namen und Auftrag der Buchhändler von Stuttgart überbringe ich diesen Pokal und überreiche ihn dem Börsenverein zur Gründung eines buchhändlerischen Silberschatzes. Als Motiv wählten wir das Stuttgarter Wappentier, das springende Pferd, den Schmuck bilden die drei wichtigsten geistigen Stätten Schwabens, Stuttgart, Tübingen und das kleine Marbach. Der Sinn unserer Gabe soll aber ein tieferer sein: Indem ich dieses Sinnbild fröhlicher Geselligkeit und neidloser Gesinnung überreiche, wünschen wir, daß es jährlich auf der Festtafel Platz finde, und daß mit ihm das Hoch ausgebracht werde auf den Kaiser und den glück lichen Regenten dieses glücklichen Landes. Möge es durch seinen Kunstwert, indem wir das Beste bieten, was süddeutsches Kunst gewerbe Hervorbringen konnte, unserm Verein immer wertvoll bleiben, möge es aber auch ein unschätzbares Kleinod sein durch die Gesinnung, in der wir es darbringcn: „Als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an!" (Lebhafter Beifall.) Herr Kröner: Mit besonderer Freude nehme ich diese Gabe meiner Heimatgenossen in Empfang. Es ist ja richtig, der Gocthcsche Spruch, den der Herr Vorredner eitierte, ist charakteristisch für die Auffassung des Stuttgarter Buchhandels: er betrachtet sich als ein dienendes Glied des Ganzen, und dieser Spruch ist deshalb mit Recht hier angewendet. Aber meine Herren, lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit noch an einen anderen Goetheschen Spruch erinnern, an den Spruch von den sauren Wochen und den frohen Festen. (Heiterkeit.) Die sauren Wochen haben ja im Buchhandel leider niemals gefehlt, werden nie fehlen, hoffent lich aber auch die frohen Feste nicht; und bei allen frohen Festen wollen wir dem Wunsch der Stuttgarter Kollegen entsprechend diesen Pokal füllen und anstoßen auf das Wohl Sr. Majestät des Königs von Sachsen, und des Deutschen Kaisers, und schließlich auf das Wohl des gesamten deutschen Buchhandels. (Bravo.) Gestatten Sie mir noch, einige Schenkungen dankend zu er wähnen, welche uns aus Anlaß unserer heutigen Feier gemacht wurden. Ich erwähne zunächst des noch übrigen Schmuckes, der Fenster des Festsaales, das Wappen von Frankfurt, inmitten das Wappen von Mainz und Nürnberg, gestiftet von den Buch händlern der genannten Städte; die Wappen der Städte Berlin und Wien, gestiftet von den dortigen Buchhändlern, ferner das reich geschmückte Mittelfenster, gestiftet von der Firma Carl Friedrich Fleischern,Leipzig aus Anlaß einer Jubelfeier derFirma u. zur Erinne rung an den um den deutschen Buchhandel u. insbesondere unfern Ver ein hvchverdientenGrüiidcr dieser Firma, Friedrich Fleischer. (Bravo.) Die nächste Veranlassung zur Stiftung dieses herrlichen Fensters ist die erfreuliche Thatsache, daß die genannte Firma in diesem Jahre den Gedenktag ihrer vor hundert Jahren erfolgten Rückverlegung von Frankfurt a/M. nach Leipzig begehen wird. Die Familie Fleischer, wohl das älteste Buchhändlergeschlecht Leipzigs, wollte das Zusammentreffen ihres Jubeljahres mit dem großen Ereignis der Weihe dieses Hauses nicht vorübergehen lassen, ohne ihm einen Ausdruck zu geben, und hielt dies umsomehr für angezeigt, als derjenige Mann, welcher zuerst den Gedanken er? 299»
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