Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1888
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18880501
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188805018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18880501
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-01
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
K 99, 1 Mai 1898 1 8175 Nichtamtlicher Teil. habe seinen Beruf verfehlt; in so hervorragender Weise gelang es seiner ausdrucksvollen Mimik und seiner urkomischen Be hendigkeit das Publikum zu erheitern. Herrn Hartung wird es interessieren zu erfahren, daß man den Darsteller des Markthelfers Friedrich im Publikum -allgemein für ein bekanntes Mitglied des Stadttheaters hielt. Dem Stück ging ein ebenfalls von Herrn M. Wigand gedichteter, ebenso geistreicher wie schwungvoller Prolog voraus, den Herr Hermann Klemm, eine überaus vornehme und liebenswürdige Erscheinung, niit klangvoller Stimme und vorzüglicher Betonung wirkungsvoll zum Vortrag brachte. Ein Gesangsvortrag des augenblicklich in Leipzig weilenden südfranzösischen Quartetts folgte, und als wir — allen Lockungen trotzend — um HI2 Uhr den Krystallpalast verließen, um mit fliegender Feder diesen Bericht zu Papier zu bringen, war der Saal noch gut gefüllt. Vielleicht kam es sogar später noch zu einem Tänzchen; doch wissen wir hierüber nichts Genaues. Sonntag den 29. April. II. Als wir um 10 Uhr vormittags den Festsaal des neuen Haust s betraten, fanden wir ihn noch fast völlig leer Um so mächtiger kamen seine kolossalen Verhältnisse, besonders die kirchenmäßige Höhe zur Geltung. Trotzdem hat der Saal, wie sich das später zeigte, eine ausgezeichnete Akustik. Der erste Eindruck war, nament lich da die Helle Frühlingssoune den weiten Raum erfüllte und die schönen Glasgemälde in buntem Farbcnglauze erstrahlen ließ, ein überwältigender. Die Grundfarben des Saales sind Weiß und Gold, nur die Galcrieeu sind in Grün und Gold gehalten. Ans der Längsseite des Raumes, dem Haupteingang gegenüber, befand sich die purpurn ausgeschlagene Redncrbühne, und neben derselben ein erhöhter Platz, mit blauem Samt bekleidet, für die Vorstands mitglieder. Die von verschiedenen Korporationen gestifteten Geschenke waren ebenfalls dort aufgestellt. Im Hintergründe befanden sich die Büsten Kaiser Wilhelms, Kaiser Friedrichs und König Alberts Palmen und Topfpflanzen vervollständigten die überaus stim mungsvolle Dekoration. Das von den Buchhändler-Frauen gestiftete neue Banner war links von der Rednerbühne angebracht. Seine genaue Beschreibung wird weiter unten in der Stiftungsurkunde selbst gegeben werden Es machte einen vorzüglichen Eindruck, Zeichnung und Stickerei werden sehr gelobt, doch wollen wir — um Allen ge recht zu werden — durchaus unparteilich noch melden, daß das von Herrn Doepler dem Jüngeren entworfene Buchhändlerwappen bei einigen heraldisch veranlagten Kollegen einigen Einwendungen begegnete. Nun beginnt sich der Saal zu füllen, die Ehrengäste, von Herrn Kommerzienrat Wagner und Herrn Nauhardt be grüßt, treffen zahlreich ein Fast alle Männer von Bedeutung, die Leipzig in seinen Mauern birgt, waren hier vertreten. Wir nennen unter vielen nur Herrn Reichsgerichtspräsidenten Ur. Simson, Exc., Herrn Oberreichsanwalt Tessendorff, Exc., Herrn Generallieu tenant von Tschirschky, Exc., die Generalmajore von Tschirschnitz, von Reyher, von Nostitz, die Professoren Ribbcck, Wach, Windschcid, His, Zirkel, Fricke, den Kreishauptmann von Ehrenstein, die berden Bürgermeister der Stadt Leipzig, die Dichter Wilhelm Jordan und Rudolf von Gottschall u. s. w, u s. w. — wir könnten eine Spalte mit dem bloßen Nennen der Namen füllen, so zahlreich waren die Ehrengäste, die sich im weiten Halbkreis um das Vorstandspodinm gruppierten und im Schmucke ihrer glitzernden Orden, Ehrcnketteu und Bänder einen überaus farbenprächtigen und interessanten An blick darboten. — Auch die Galerieen hatten sich inzwischen gefüllt; die vom Eingänge rechts wurde von dem Universitätssängervereiu zu St. Pauli eingenommen, die linke wies einen reichen Damenflor aus. Auch im Saale, unweit des Banners, hatten einige Damen Platz genommen. Gegen halb elf Uhr traf der Zug von der alten Börse ein; die Architekten Kayser und von Großheim empfingen denselben am Portal und überreichten mit einer kurzen Ansprache dem Hr >- Vorsteher die Schlüssel des Hauses. Nunmehr betrat Herr Kröner' allgemein begrüßt und beglückwünscht, den Saal, um die letzte und glänzendste Amtshandlung in seiner, an wichtigen Ereignissen so beispiellos reichen Vorsteherzeit vorzunehmen. Gegen elf Uhr verkündeten Hurrahrnfc vor dem Hause das Kommen des Königs. Der Vorstand, die Excellenzen Simson, Tessendorff, von Tschirschky, derkisvtor »laZnitwao und andere Herren begaben sich zum Empfange au das Portal. Als Seine Majestät den Saal betrat, erhob sich die Versammlung und stimmte in das von Herrn Kommerzienrat Franz Wagner ansgebrachte Hoch be geistert ein. Als der König auf dem vor dem Vorstandspodium befindlichen Thronsessel Platz genommen hatte, brauste Beethovens Ouvertüre »Die Weihe des Hauses « durch deu Saal. Das Gewand hausorchester führte sie aus, Herr Professor l>r. Carl Reinecke diri gierte persönlich! Hierauf betrat Herr Kröner die Redncrbühne und hielt die nachstehende Weiherede: Majestät! Hohe Festversammlung! Die Mitglieder unseres Vereins sind hierher gekommen, dieses Deutsche Buchhändlerhaus cinznweihen, dessen kraftvoll aufstreben der Bau, sicheres festes Gefüge und künstlerische Ausschmückung beredtes Zeugnis ablegcn von dem Geiste, der es geschaffen, und den Zwecken, welchen es dienen soll. Erbaut von dem Börsenvereiu der Deutschen Buchhändler auf dem altehrwürdigen Boden Leipzigs, soll es wie das alte Haus eine verbindende Stätte, ein gemeinsamer Mittelpunkt unserer über ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz, ja über die gesamte civilisicrte Welt verbreiteten Vereinsgenossen sein und in noch höherem Maße als unsere seitherige Börse den geschäftlichen Verkehr aller mit allen fördern helfen. Wenn wir — wie es sich in solch' feierlicher Stunde wohl ziemt — unsere Blicke zurückwenden zu der Vorgeschichte und zu der am 30. April 1825 erfolgten Stiftung unseres Vereins, so gewahren wir mit Stolz, wie gewaltig der von demselben bis heute zurückgelegte Weg ist. Um die Größe dieses Weges zu erkennen, dazu genügt es ja schon, das erste vor Gründung unseres Vereins benützte Abrechnungslokal in einem Kaffeehause hiesiger Stadt, 1792 — 1796, das zweite Börsenlokal, einen Hör saal des Paulinums, 1797 bis 1835, ferner unsere am 26. April 1836 eingeweihte Buchhäudlerbörse in der Ritterstraße und end lich das heute bezogene stattliche Buchhändlerhaus im Geiste neben einander zu stellen. Aber das sind nur äußere Merkmale, wie es auch die Zahlen sind, aus welchen wir das Wachstum des Vereins in den 63 Jahren seit seiner Gründung ersehen. Derselbe zählte 108 Mitglieder im Grüuduugsjahre 1825/26, heute deren 1815, und während der ganzen dazwischen liegenden Zeit ist ein stetiges Anwachsen zu bemerken gewesen. Zu keiner Zeit aber von dem Tage seiner Gründung an hat unser Verein eine so große Vermehrung seiner Mitglicderzahl aufzuweiscn als in den sieben Monaten seit Annahme seiner neuen Satzungen im September vorigen Jahres, jener Satzungen, deren hauptsächlichste neue Bestimmungen früher von manchen als gefährlich für seinen Fortbestand angesehen wurden. Es ist ein scheinbar zufälliges, aber gewiß nicht bedeutungs loses Zusammentreffen, daß die Einweihung dieses Hauses an dem Tage des Inkrafttretens unserer neuen Satzungen stattfindet, deren schwierige Anbahnung und schließlich fast einstimmige Annahme es den Mitgliedern so recht klar machen konnte, wie stark doch die Bande seien, welche sie verknüpfen, wie wenig erschöpft die Aufgaben des Vereins, wie wichtig die noch von ihm zu er strebenden Ziele. Die ersten Satzungen unseres Vereins vom Jahre 1825 geben sich bescheiden als eine „Börsenordnung" mit dem Haupt- 298*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder