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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1881
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- 1881-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1881
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- Deutsch
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12, 17, Januar, Nichtamtlicher Theil 199 ein schweres Nervenleiden genöthigt, sich aller Mitarbeit sür das Gemeinwohl zu enthalten. Mehr und mehr schwanden ihm die Kräfte, er mußte endlich jeder Thätigkeit entsagen, und so ver kaufte er auch sein Verlagsgeschäft einem treubewährten ehe maligen Zöglinge, da ein Sohn, dem er dasselbe wohl gern über tragen hätte, ihm früh entrissen wurde, seine beiden Töchter aber an Männer anderen Berufes verheirathet sind. Die Uebergabe an den Käufer war formell noch nicht ganz vollzogen, als ihn der Tod am letzten Weihnachtsmorgen ereilte. August Bagcl. Am K, Januar ist Herr Commerzienrath August Bagel in Düsseldorf nach längern Leiden im 71, Lebensjahre in die ewige Heimath abberusen worden. Mit ihm ist ein Mann von seltener Energie und Schaffens kraft aus der Reihe der Lebenden geschieden, der, von verhältniß- mäßig kleinen Anfängen ausgehend und von Stufe zu Stufe steigend, gleichsam bahnbrechend sein Geschäft zu ungeahnter Blüthe und Ausdehnung brachte. Was Hr, Bagel geworden und was er nach der angestrengten Thätigkeit von mehr denn einem halben Jahrhundert Großes geschaffen hat, verdankt er der eigenen That- kraft, der Unerschöpflichkeit seines Schaffensdranges, seiner auch die fernliegenden Dinge umfassenden geschichtlichen Umsicht und vor allem seiner entschlossenen Initiative, Hr, Bagel war eelk-macks, man nach englischem Muster in des Wortes schönster und edelster Bedeutung, Aber nicht bloß auf die eigene Prosperität und die Schaffung von festen materiellen Grundlagen für das Wohl seiner Familie war sein Sinn gerichtet; bereitwillig stellte er auch seine hervor ragenden, stets auf das Praktische gekehrten Geistesgaben in den Dienst der öffentlichen Interessen, wie sein vielfaches gemeinnütziges Wirken in seiner ihm so theuren Vaterstadt Wesel zur Genüge gezeigt hat. Mit großer Herzensgute verband der Heimgegangene eine nie versiegende Freude am Wohlthun, die ihn, wie wir dieses aus vielen Fällen wissen, nicht bloß sür Freunde und Bekannte, sondern auch sür Fernerstehende zu einem stets bereiten Helfer in der Noth machte. Doch wollen wir auf diese Richtung seiner viel gestaltigen Thätigkeit, da sie mehr die Interna seines Lebens um faßt, hier nicht näher eingehen. Es mag uns hingegen gestattet sein, aus den äußeren Lebensgang des Verewigten hier einen kurzen Rückblick zu werfen, Peter August Bagel wurde in Wesel als Sprößling einer französischen Hugenottenfamilie — dieselbe emigrirte aus Frank reich, als infolge des Widerrufs des Nanter Edicts dort die Protestantenversolgung ausbrach — am 2, März 180S geboren. Schon in seinen Knabenjahren durch Wissensdrang, Thätigkeit und hervorragende Begabung sich auszeichnend, kam er mit dem 15, Jahre in die Buchhandlung von Schwetschke in Halle a, d, Saale in die Lehre, Hier wurde er von seinem Prinzipal bald zu den wichtigsten Arbeiten herangezogen, und besorgte u, A, sür den selben die Abrechnungen und den Besuch der Leipziger Messe, Im März des Jahres 1826 kehrte er — 18 Jahre alt — in die Heimath zurück, um in das Geschäft seines Vaters einzutreten. Aus die von letzter»! gelegten Fundamente wußte der Verstorbene dann mit unermüdlichem Fleiße und großer Umsicht bald ein Ge schäft auszubauen, das von Jahr zu Jahr mehr an Ausdehnung gewann. Es dauerte nicht lange, so versah er sämmtliche kleine Buchhandlungen der Umgegend Wesels mit ihrem Bücherbedarf, Im Jahre 1833 gründete er eine lithographische Anstalt und wenige Jahre daraus eine Buchdruckerei, Einer seiner ersten Verlagsartikel war der Niederrheinische Volks-Kalender, der namentlich in Rheinland und Westphale» die großartigste Ver breitung fand, wie denn auch sein übriger Kalenderverlag immer mehr an Ausdehnung gewann; zu einem recht bedeutenden wurde dann bald auch sein Jugendschristen-Verlag, namentlich der Nieritz- Jugendschristen, Seine Produkte, besonders die leichtverkäuflichen Artikel: Bilderbücher -c,, gingen bald, in die verschiedensten Sprachen übersetzt, in Millionen von Exemplaren weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Auch aus dem Felde des Schul bücherverlags wußte er die größten Ersolge zu erzielen. Die all gemeine Einführung von Zahn's Historien, Schürmann's Rechen büchern, der Schulschriften von Beumer, kleinen Atlanten für Volksschulen führten einen ganz kolossalen Absatz herbei. Daneben wußte er den neu erfundenen lithographischen Buntdruck auf das ergiebigste zu verwerthen, und sein Buchdruck-Geschäft erhielt im Jahre 1846 durch die Uebernahme der Lieferung von Drucksachen sür sämmtliche Postanstalten der Rheinprovinz einen bedeutenden Aufschwung, So war denn aus kleinen Anfängen ein weithin rühmlichst genanntes großes, lucratives Geschäft emporgewachsen, und immer mehr mußten die Arbeitskräfte vermehrt werden, immer mehr dehnten sich die Arbeitsräume aus. Sein umsichtiger praktischer Geist, seine Lust zum Schaffen rastete nie, Ende der vierziger Jahre baute er eine Papier-Fabrik, der Mitte der fünfziger Jahre bei Ratingen eine zweite folgte. Vor einigen Jahren verlegte er sodann das Weseler Geschäft nach Düsseldorf, wo er ein großartiges Etablissement errichtete, das gleichsam als Muster sür eine wohlorganisirte große Drnckanstalt betrachtet werden kann. Doch nicht auf diesem Gebiete allein, sondern auch auf dem Felde der communalen und commerciellen Thätigkeit wirkte er rastlos und unaufhörlich anregend. Er war längere Zeit Handelskammer-Präsident und Stadtverordneter und rief die We seler Gasanstalt, den Spar- und Vorschußverein ins Leben, Im Jahre 1876 wurde ihm in Anerkennung seiner vielfachen Verdienste der Titel Commerzienrath verliehen. Während er in seinem Ge schäfte und im Leben als ein Muster von Fleiß, Umsicht, Pünktlich keit, Einfachheit und Schlichtheit dastand, war er in der Familie der liebenswürdigste Gatte und Vater, der das Wohlergehen der Seinigen auf jede Weise im Auge hatte. Als großer Freund der Natur brachte er seine Mußestunden auf seinen Landgütern bei Wesel zu. Hier weilte er gern bei seinen Pflanzungen, ging seinen Pächtern init Rath und That an die Hand und sorgte auf alle denk bare Weise für ihr Wohlergehen, Das ist in knappen Umrissen das Bild des äußern Lebens ganges des Heimgegangenen; es war ein Leben voller Mühe und Arbeit, aber auch voller Erfolge und voll des reichsten Gottes segens, Die reichen und schönen Früchte, welche seine außergewöhn liche Schaffenskraft im Laufe mancher Jahrzehende zu zeitigen ver stand, werden die Erinnerung an ihn in den weitesten Kreisen noch lange frisch erhalten und sein Andenken unvergeßlich machen. Mögen die großen Schöpfungen, die er seinen Nachfolgern hinterlassen, sich einer stets steigenden Prosperität, eines immer gedeihlicheren Auf schwungs erfreuen zu allseitigem Nutz und Frommen, und mögen sie noch aus lange Zeit hinaus Zcugniß ablegen von der unermüd lichen Thal- und Schaffenskraft ihres Begründers I (Rhein- u, Ruhr-Ztg,) Entgegnung. In Nr, 295 des Börsenblattes vom vorigen Jahre befinden sich in dem Artikel „Betrachtungen eines Sortimenters" einige Bemerkungen, welche der Richtigstellung bedürfen. Neben den gewiß als gerechtfertigt anzuerkennenden Klagen über die Verwendung von Holzpapier zum Buchdruck und über mangelhafte Einbände spricht der geehrte Einsender auch über die geringe Betheiligung an der Ostermeß-Ausstellung, 27*
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