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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1888
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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4' 104, 7. Mai 1868 Nichtamtlicher Teil. i2?5 einer alten Ballade — ich glaube sie ist von Strachwitz — von einem alten Schlachtrosse, welches beim Klange der Trompete freiwillig wieder aufs Schlachtfeld sprengt. Nun, meine Herren, wenn die Trompete wieder schmettern wird und es heißen wird, ,Alle Mann heran', da werde auch ich nach Leipzig sprengen, um mit dem letzten Reste meiner Kräfte mitzukämpfen für die Rettung des deutschen Buchhandels. Er lebe hoch!« (Stürmischer Beifall, Herr Kröner wird allseitig beglück wünscht.) Nun erhob sich Herr Fr. Conrad, um mit gewohnter jugendlicher Frische und Schneidigkeit einen Trinkspruch ausznbringen, der trotz der späten Stunde einer freundlichen Aufnahme sicher sein konnte, denn er galt den Frauen und Jungfrauen im Buchhandel. Der Herr Redner, dem die Worte offenbar von Herzen kamen, gedachte vor allem der schönen Gabe von Frauenhand, »des Banners, das da bewiese, welch' lebhaften Anteil die Damen im Buchhandel dem Berufe und den Arbeiten ihrer Männer und Väter entgegenbrächtcn: ,Drum ehret die Frauen, sie sticken und weben seidene Banner ins Buchhändlcrlebe»'«. Lebhafter Beifall belohnte den beliebten Redner. Das nunmehr gesungene »Wcihelied fer'sch nagelneue Deitsche Buchhändlerhaus« verschaffte dem anwesenden Dichter, Herrn Edwin Bormaun, wohlverdiente Triumphe. Er weiß in der That, ohne wesentlich zu übertreiben, die sächsische Aussprache mit großer Gewandtheit im lustigen Gedicht zu verwerten. Wie Reuter durch die komische Umständlichkeit, so wirkt Bormann durch die drollige Behendigkeit des Ausdruckes (z. B. »Middelst Dobbel- Archedekt«), die dem lebhaften Sachsen eigentümlich ist und die Bormann mit feiner Beobachtung der volkstümlichen Redeweise abgelauscht hat. Noch ein Redner war angemeldet und zwar ein ganz un gewöhnlicher. Den greisen Kastellan Bogen, der nach sechsundvierzigjähriger Dienstzeit nun in den wohlverdienten Ruhestand tritt, hatte derHerr Vorsteher vorhin durch anerkennende Erwähnung und noch mehr durch einen Vergleich mit sich selbst in besonderer Weise geehrt. Auch von anderen Seiten waren dem würdigen Manne, den seine Treu herzigkeit und sein gesunder Humor zu einem Original im guten Sinne des Wortes machen, mancherlei Ovationen bereitet worden. Herr Bogen hatte die Erlaubnis erbeten und erhalten, dafür öffentlich danken zu dürfen. Er betrat die Rednerbühne und sagte mit fester, sein hohes Alter nicht verratender Stimme ungefähr folgendes: »Hochverehrte Festversammlung! Die hohe Ehre, die mir dadurch erwiesen wurde, daß ich diesen Platz betreten darf, kann ich zu nichts Besserem benutzen als zu einem Dank für die freund liche Beachtung, die mir von seiten des Börsenvereins und vieler Privaten M teil geworden ist. Wenn ich noch weiter meinen Gefühlen Ausdruck geben darf, so will ich dem Börscnverein wünschen, daß es ihm immer gelingen möge den richtigen Mann an die richtige Stelle zu stellen. Dann wird alles gut werden. Der Börsenverein bedeutet den Segen und die Wohlfahrt des deutschen Buchhandels; möchte es diesem durch die Kraft seiner Vereinigung gelingen, die Fahne der Kultur bis an die Grenzen der Erde zu tragen. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler er lebe hoch!« (Allseitiges Bravo!) Der Herr Vorsteher schüttelte lächelnd dem Redner die Hand und bemerkte: »das haben Sie gut gesagt, lieber Bogen, ich danke Ihnen im Namen des Börscnvereins.« Eine Stimme erschallte: »Herr Bogen heute sind Sie ein Triumph-Bogen!« Es war 8 Uhr geworden — das Gefrorene wurde auf getragen — selbst Bescheidene schwelgten nun in Germania- Sekt — die Stimmung hatte ihren Höhepunkt erreicht — man verstand sein eigenes Wort nicht , mehr! Da — man traute seinen Augen nicht — da wagte es noch jemand die Redner bühne zu betreten! Aber das Erstaunen verwandelte sich in Beifall — denn da oben stand Herr Petters, der »Fechter« von Heidelberg. Herr Petters hatte kein Bedürfnis zu reden und er halte das auch gar nicht nötig. Er hat sich eine Spezialität heraus gebildet, die jedermann kennt und respektiert. Sein Erscheinen ist ein gemütliches »Io. bourss oa I«, vik«. Das weiß man, darauf ist man eingerichtet. Herr Petters verzichtete also auf jedes Wort und begnügte sich mit einer ebenso eindrucksvollen wie komischen Mimik. Erst blickte er schmerzlich bewegt und händeringend nach oben, was offenbar heißen sollte: »das Elend ist riesengroß«, dann ließ er seine Hände mit hörbarem Ruck auf die Herzgegend fallen; das besagte: »habt Mitleid« und endlich ergriff er zwei bereitstehende Teller, klapperte lustig mit beiden und that dann einen Freudensprung, das hieß: »nun ist bald alle Not zu Ende«. Soweit sind wir allerdings nock nicht — aber ! 906 ^/( hat die Sammlung des unermüdlichen Freundes der Kranken und Armen eingebracht! Ein Betrag, der wohl mehr als doppelt so groß ist als der in früheren Jahren erzielte. 400 ^ sind — wie heute mitgeteilt — dem allgemeinen deutschen Buchhandlungsgehilfen - Verbände überwiesen worden, über 1500 fallen dem Unterstützungsverein zu. In später Stunde waren fünf Glückwunschtelegramme ciu- getroffen: 1) vom Vorstand des Ungarischen Buchhändlervereins in Budapest; 2) von Herrn CH. Höst in Kopenhagen; 3) von der »^.8 saoiarions tffioAi atll-g, libioris. Italiaua« in Mailand. (Unterzeichnet: Treves, Galli, Vallardi.) 4) vom Verein jüngerer Buchhändler Hamburg - Altonas »Sphynx«; 5) von unserem dichterisch so erfolgreichen früheren Berufs genossen, dem Romanschriftsteller Hermann Heiberg. Herr Conrad machte der Versammlung von diesen er freulichen Sympathiebezeugungen Mitteilung, erwähnt dabei auch die am Morgen von Herrn Sijthoff aus Holland gebrachten Grüße und schließt unter herzlichem Dank an alle, die heute unsrer gedacht, mit einem Hoch auf die des Deutschen Buchhandels gedenkenden Buchhändler des Auslandes, in welches die Versammlung begeistert einstimmt. Es erübrigt nur noch, der Gaben des Festausschusses zu gedenken und da können wir kurz sein. Die sonst üblichen niedlichen Spielereien aus Pappe oder Papier (Fächer, Flaschen, Secvietten- bänder rc.) waren diesmal sortgefallen. Dafür schenkte uns aber der Festausschuß ein schönes Album mit Ansichten von Leipziger Plätzen und Gebäuden, das Hübel L Denck geschmackvoll in Kaliko gebunden haben — Ganz besonders erfreut hat alle Teilnehmer die stattliche Festschrift »Das alte und neue Buchhändlerheim«, ein mit einer Radierung, zahlreichen Holzschnitten und Lichtdrucken geschmückter, sehr vornehm ausgestattcter Band, der eine Geschichte des alten Börsengebäudes, eine Beschreibung des »Deutschen Buchhändler hauses« sowie eine kurze Geschichte der Frankfurter Messe und eine Schilderung des alte» Messelebens in Leipzig bis auf die jüngere Zeit enthält. Alle Abteilungen sind auf das reichste illustriert. Eine ausführliche Besprechung dieser erfreulichen, von dem Ge schmack und dem Geschick der Verfasser zeugenden Gabe behalten wir uns vor. Wir glauben aber im Namen aller Empfänger zu sprechen, wenn wir den Urhebern, den Herren Adolf Titze, O. Nauhardt, Artur Seemann, unfern herzlichen Dank und unsere lebhafte Anerkennung schon heute aussprechen. Aber das Essen — fragt der geehrte Leser — warum erfahre ich nichts von den Speisen — wo bleibt das übliche Lob des Wirtes — das Lob des Festweinkomitees!? Hier versagt der Berichterstatter, denn von den Genüssen der Tafel ist ihm leider nur wenig aus eigener Erfahrung bekannt geworden — wie wäre das möglich gewesen bei dem Übermaß, das durch das Ohr und
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