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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1924
- Strukturtyp
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- 1924-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1924
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X- 151, 30. Juni 1924. Redaktioneller Teil. vörlmvum >. d. Mich». Buqhanvo, 8KI7 Unkosten- und Herstellungsstatistik usw. führen, vielleicht so um fangreiche Unterlagen schon haben und daß uns somit für private betriebswirtschaftliche Zwecke bereits ermittelte Ergebnisse detaillierterer Art verloren gehen würden, wenn das Schema knapper gehalten blieb. Deshalb haben wir es für zweckmäßig erachtet, unseren Entwurf möglichst weitgehend zu spezialisieren, um daraufhin von der Kritik zu hören, welche Fragen beant wortet werden können und welche nicht, vor allem aber, um jedem, der überhaupt zur Mitarbeit gewillt ist, die Möglichkeit zu geben, die für seinen Betrieb passenden Fragen zu beantworten. Unser Verlangen zielt also nicht auf durchweg erschöpfende Aus füllung unseres Formulars, sondern bezweckt lediglich, einen Rahmen zu bieten, innerhalb dessen alles der freien Aus wahl des einzelnen Berichterstatters überlassen bleibt, da cs unseres Erachtens ein Ding der Unmöglichkeit ist, namentlich für Verlagsbetriebe, ein allgemein gültiges Normalschema zu fin den, wenn man sich nicht auf ein Minimum von Angaben be schränken will. Wir werden selbstverständlich jeden einzelnen Punkt der uns dankenswerterweise gemachten Vorschläge bei der Feststellung des endgültigen Schemas noch berücksichtigen, aber halten es doch nicht für unzweckmäßig, alle Punkte anzuführen, die für uns von Interesse sind. Im Verlagsschema werden wir in der Absatz-Statistik unter Verzicht aus die weitere Unterabtei lung lediglich In- und Ausland-Absatz trennen. Ferner haben wir uns davon überzeugt, daß die Fragen der Herstellungs- Statistik bestenfalls mit vierteljährlichen Zwischenräumen be antwortet werden können. Auch in der Unkosten-Statistik finden sich einige Posten, wie Heizung, Beleuchtung, Versicherung, bei denen eine monatliche Beantwortung nicht möglich sein wird. Über Einzelheiten wird man sich stets verständigen können, die Hauptsache ist, daß sich niemand, durch die Vielzahl der Fragen abschrecken läßt, sondern sich die Punkte aussucht, die er mit ge ringer Mühe lediglich durch eine schematische Übertragung der in seinem Betriebe gewon nenen Ergebnisse zu beantworten vermag. Erforderlich ist dann natürlich, daß jeder, nachdem er sich die für ihn passen den Fragen ausgewählt und sich zu ihrer Beantwortung ent schlossen hat, die Berichterstattung darüber regelmäßig fortsetzt. Auf diese Weise bildet sich der Einzelne aus dem allgemein um fassenden Formular das für seinen Betrieb geeignete Schema selbst, womit eine Anpassung an die individuellen Betriebsver hältnisse erzielt werden kann, die auf anderem Wege nicht zu erreichen sein dürfte. Unter Beachtung der bisher eingegange nen und künftig noch eingehenden Anregungen werden wir, wie gesagt, das endgültige Schema aufstellen und den Interessenten mit einer Zweifel nach Möglichkeit ausschlietzendcn ausführ lichen Erläuterung Ende Juli zugehen lassen. Wir hoffen, daß unsere Ausführungen auch die letzten Bedenken zerstreuen, die hier und dort namentlich in der Befürchtung belastender Mehr arbeit vielleicht bestehen, und richten an den Buchhandel die dringende Bitte, sich an unseren ebenso wichtigen wie notwendigen statistischen Arbeiten jeder nach seinen Kräften zu beteiligen! Houben, H H Der gefesselte Biedermeier. Literatur, Kultur, Zensur in der guten alten Zeit. Leipzig: H. Haessel Verlag 1924. 272 S. Gm. 6.—, Hlwd. 7.50. Wenn das Buch auch nur einige zweihundert Seiten enthält, so ist es doch eine gute Einführung in die Zustände der Biedermeierzeit; es geleitet uns in die Kontore der Verlagshanblungen und in die unter dem Druck der Gewalt seufzenden Redaktionen, läßt uns am Tisch des Zensors Platz nehmen und den Verhandlungen mit dem Vorge ladenen zuhöre». Wie bald war doch nach den Freiheitskriegen die Begeisterung des deutsche» Volkes »erflogen, besser gesagt, »on den ver schiedenen Bundesstaaten zertreten und ausgelöscht. Einzig und allein in dem kleinen Großherzogtum Sachscn-Weimar-Eisenach konnte, unter dem Schutz des Großherzogs Karl August, eine freie geistige Be wegung die Flügel regen Md sich entfalten. An der Universitätsstadt dieses Landes, in Jena, war es den» auch, wo die Zeitschrift »Isis» erschien und unter der Redaktion des Naturwissenschaftlers Oken bald großen Einfluß aus bas damalig« Geistesleben gewann. Oken war vtrkenbl«« f. den Deutsche» Buchhandel, hl. Sahraonn. , Herausgeber und Verleger in einer Person, nur den buchhäMerischen Vertrieb übernahm der Verlag »on H. A. Brockhaus in Altsnburg und Leipzig, eine Firma, bei deren Namen ein wohlgesitteter, von seinem Amt überzeugter Zensor die Augenbrauen ganz besonders hoch zog. Die angesehene Brockhausfche Verlagshandlung hatte mit der Zensur im allgemeinen, mit den preußischen und österreichischen Zen soren aber im besonderen ost schwere Kämpfe zu sichren. 1818 erschien die erste Nummer der »Isis«; die Zeitschrift sollte Natur- und Geistes- wisscnschasten im weitesten Sinne umfassen, durste sich allerdings nicht mit Politik befassen, das verboten die Weimarschen Zensurbe- stimmnnge». Die Mitarbeiter erhielten kein Honorar, allein die geistigen Interessen, die Förderung aus den Gebieten der Kunst, der Naturwissenschaften, der Geschichte und Literatur sollten für die Mit arbeiter der höchste Lohn sein. Scho» im Jahre des Erscheinens der neuen Zeitschrift erklärte sich Goethe gegen sie; der Geist der neuen Zeit war chm zu unruhig, hatte vor dem Althergebrachten zu wenig Respekt. Ein Unterdrücken der neuen Zeitschrift hielt er nicht für angebracht, bas würde den Herausgeber nur zu einem Märtyrer machen und seinen Ideen nur neue Freunde zusühren. In Nr. 195 der »Isis» berichtete Oken über das Wartburgfcst und verhöhnte die Verfasser der verbrannten Bücher. Ans das Verlangen des preußi schen Zensors Kamptz, der lm ganzen deutschen Vaterlande eine unge heure Gewalt ausübtc, wurde die »Isis» verboten, ihr Herausgeber wegen Hochverrats zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt. Am 15. De zember wurde das Verbot aufgehoben, Oien selbst vom Oberappel lationsgericht in Jena sreigesprochen. Besonders scharfe Augen und Ohren waren dem Wiener Zensur beamten mlt auf die Lebensrcise gegeben; man vermutete unter dem Namen »Isis» eine» geheimen Bund; die Zeitschrist erschien am Sitz der Burschenschaft, ln Jena, daher: Verbot für die ganze Monarchie. Tie »Isis» wurde »ach 1819 von Brockhaus verlegt; sie erhielt bald einen rein wissenschaftlichen Charakter und bestand noch dis zum Jahre l«48. Zwei namhafte deutsche Männer, die beide für unser Vaterland, sa für Europa von der größten Bedeutung gewesen sind: Ernst Moritz Arndt und Friedrich Arnold Brothaus, spielen in dem Buche eine Rolle. Beide waren aufrechte Männer, Eichbäumen gleich, die sich aus kleinem Gewirr und Gestrüpp erheben, durch bereu Gipset die Stürme wohl brausen, aber sie nicht zu Boden Wersen können. Es würde uns zu weit führen, ivenu wir aus alle von der Zensur Brockhaus ver setzten Nadelstiche cingchen wurden, wir wollen nur kurz auf die teilweise Unterdrückung des Konversationslexikons Hinweisen. Das Brockhaussche Geschäft befand sich noch 1816 in Altenburg, von dort war sein Inhaber zur Ostermcsse nach Leipzig gekommen, als er, wäh rend er mit feinen Kollegen abrechncte, den Besuch des BücherinspektorS erhielt. Bogen 41 im flinften Bande des Lexikons, der den Bericht über die Schlacht von Leipzig enthielt, habe Mißfallen erregt und sei zu entfernen. Man forschte in dem Bande nach dem Artikel, fand aber nichts Anstößiges; der Verleger hatte in der Ahnung des Kommenden, und da die Auflage verkauft war, eine» Neudruck des Bandes veran staltet, in welchem die anstößigen Stellen gestrichen, viele Artikel außerdem derartig gekürzt waren, baß der über die Leipziger Schlacht sich ans einer ganz anderen Seite als der vermuteten befand. So konnte der Büchcrlnspcktor melden, »daß er keine frevelhaften und wahrhcitswidrlgen Äußerungen» gefunden habe. Ter Verleger sollte »der doch noch mlt dem betreffenden Bande schlimme Erfahrungen machen. Unter den- Brockhaussche» »Krebsen» befand sich auch der verdächtige Band des Lexikons, und zwar in der alten, nicht gereinigten Fassung. Dies kam zu Ohren des Kriminalgerichts; sein Präsident kaufte de» inkriminierten Band in höchst eigener Person und zeigte den Verleger auf der Ratsstube, dem Bureau der Bücherkommif- sion, an. Für die Beschlagnahme seiner Verlagsartikel betrachtete Brockhaus dos Leipziger Kriminalgericht mit Recht als nicht zuständig; er war Untertan des Altenburger Herzogs, sein Lexikon war mit Zensur bei Viewcg gedruckt, was sollte ein hohes sächsisches Gericht da tun? Der Kall lag also so verzwickt wie nur möglich. Schließlich schlossen beide Parteien Frieden, der zähe Sinn und bas Rechts- bcwußtseln des alten Brockhaus ließen sich nicht beugen; in Eingaben an den König beschwerte er sich über Spltzeltum des Kriminalgerichts präsidenten, eines Herrn von Nakel. Brockhaus, dem schon lange der Sinn nach dem Mittelpunkte des Buchhandels stand, tat Sachse» den Gefallen und siedelte »och Leipzig über. Durch eine Immediateingabe an den König von Sachsen bat er um Niederschlagen des gegen ihn schwebende» Verfahrens, er habe seinen guten Willen doch durch de» Umdruck der anstößigen Stellen bewiesen. So war, da die Regierung ihm verzieh, der Friede ge lte?
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