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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1888
- Strukturtyp
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- 1888-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1888
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- Deutsch
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ZS 265, 14. November 1888. Nichtamtlicher Teil. 5775 Von der dc»tsch-»atio»iile» Kunstgcwcrlie-Ausstellung in München. Von Theodor Goebel. Die Pforten des so reizend am Ufer der rauschenden Isar gelegenen lang gestreckten Palastes, in welchem während der ab- gelaufcnen Sommersaison die deutsche Kunstindustrie ihre Schätze ' vor dem prüfenden Auge des Kenners, wie vor den neugierigen Blicken des Zerstreuung suchenden großen Publikums entfaltet hatte, sind bereits geschlossen, wenn diese Betrachtungen in die Hände der Leser gelangen. Sie können also nicht mehr beanspruchen, Führerdienste zu leisten, und da inzwischen auch das Preisgericht sein Urteil gesprochen, welches für viele als Grundlage dienen sollte zur Bildung eines eigenen Urteils über den relativen Wert der Ausstellungsgegenstände, so mögen diese Schilderungen vielleicht auch manchem der Leser überflüssig erscheinen. Die ketzere Voraussetzung fällt indes fort, sobald man das Juryurteil näher betrachtet; die Prämiierungen sind so reichlich ergangen, daß man kaum noch fragen kann, wer ausgezeichnet worden ist, sondern im Gegenteil vielleicht besser und kürzer sich nur nach den Nichtausgezeichneten erkundigt; ferner wird durch den Umstand, daß nur eine einzige Art der Auszeichnung, eine Bronze-Medaille mit Diplom, gewährt wurde, jedes unterscheidende Merkmal weggenommen, und die Motivierung der Prämiierung bietet gewiß nur in wenig Fällen Ersatz für solch abstnfende Auszeichnung, zumal cs sicherlich keine leichte Aufgabe war, für diese Motivierung stets das richtige, kennzeichnende Wort zu finden. Eine retrospektive Betrachtung der Ausstellung, soweit sie die aus derselben ver tretenen graphischen Fächer und Reproduktionsverfahren betrifft, darf deshalb auch jetzt noch als von Nutzen bezeichnet werden. Eine andere Frage ist die: haben derartige Ausstellungen überhaupt einen Nutzen für das Buchgewerbe? Wir haben den selben in Zweifel ziehen sehen, weil dieses Gewerbe keine besonderen Stücke anfertigen könne, um damit vor dem Publikum zu glänzen, wie z. B. die Möbel-Industrie, die Eisenbranche u. s. w., son dern nur niit seinen täglichen Erscheinungen, sozusagen mit der Alltagsmarktware, sich zu beteiligen vermöge. Daraus nun folgern zu ivollen, Ausstellungen seien nutzlos für Buchhandel und Buch druck, scheint mir denn doch eine sonderbare Logik; man sollte meinen, daß man vom praktischen Standpunkte ans gerade zu gegenteiligen Schlüssen gelangen würde. Sogenannte Paradepferde, wie sie von den genannten und anderen Geschäftszweigen nicht selten für Ausstellungen mit einem Aufwand von Zeit und Kosten, für welche der Fabrikant nur in höchst seltenen Füllen vollen Er satz erlangt, angefertigt werden, zeigen zwar, was die betreffende Industrie im gegebenen Falle zu leisten vermag, aber sie kenn zeichnen nicht den wirklichen Stand, nicht die Art, wie sie alltäg lich für ihre Kunden arbeitet. Buchhandel und Buchdruck legen indes nur vor, was sic im laufenden Geschäftsbetriebe unter steter Berücksichtigung der Bedürfnisse, Wünsche und des Geschmacks des vielköpfigen Publikums schassen, und was somit auch ein wahres Bild des Standes dieser Jndustricen, soweit dieselben überhaupt Vertretung suchen ans Ausstellungen, geben muß, weit zuverlässiger und wahrer, als ein kostbarer Prachtschrank, oder ein mächtiger ge schmiedeter Kandelaber, für die man sich bei irgend einem be rühmten Professor die Zeichnungen mit großen Kosten hat anfertigen lassen, um sie mit noch größeren und einem unendlichen Auf- wandc an Zeit fertig zu stellen. Es folgt hieraus, daß Ausstellungen für das Buchgewerbe sich ebenso zweckmäßig und nützlich erweisen werden, wie für jedes andere Gewerbe. Der Fachmann findet hier nicht nur in sonst kaum irgendwo unzutreffender Vereinigung, was ans dem ihn speziell berührenden Gebiete während der letzten Jahre Neues geschaffen wurde, er kann sich auch Vvu den Leistungen der Hilfs- oder ver wandten Gewerbe aufs beste überzeugen, kann Vergleiche anstelle» und den Grund legen für neue und nutzbringende Verbindungen. Deshalb aber ist es auch zu beklagen, wenn die Vertretung unseres Standes eine so lückenhafte ist auf Ausstellungen, wie dies nieist geschieht und wie es leider auch in München der Fall war, wo aus der Ausstellnngsstadt selbst hervorragende Firmen, wie Olden- bourg, Mühlthaler u. a. fehlten, und wo der Buchhandel in einiger maßen einheitlicher Form nur durch den Stuttgarts, obwohl auch hier mit empfindlichen Lücken, Vertretung gefunden hatte. Trotzdem aber bot der Münchener kunstindustrielle Wettbewerb sehr viel Schönes und Beachtenswertes, und von diesem soll im Nachstehenden geredet werden. Die Ausstellung war als eine deutsch-nationale bezeichnet worden; sie sollte also nicht ans die politischen Grenzen des Deutschen Reichs beschränkt sein, sondern alle Länder umfassen, für welche die deutsche Sprache ein gemeinsames Band bildet. Oesterreich und die Schweiz waren somit in den Ansstellungsbereich gezogen, hatten aber leider von der ihnen gebotenen Gelegenheit, als An gehörige der großen deutschen Völkerfamilie beizutragen zu deren Ruhme, nur einen mehr als bescheidenen Gebrauch gemacht. Das war bedauerlich; bedauerlich aber war es auch, daß diese deutsch- nationale Ausstellung in ihrem Arrangement nicht der glücklich er rungenen deutschen Einheit von jetzt, sondern den Zuständen der Zerrissenheit entsprach, unter denen das deutsche Volk so lange und schwer hat leiden müssen. Man hatte nicht Gleiches mit Gleichem zusammengestellt, vielmehr alles nach Ländern, ja sogar nach Provinzen gesondert, und die dadurch geschaffene Trennung machte in der graphischen Ab teilung sich recht unangenehm fühlbar. Rechts vom Südeingang war den graphischen Fächern ein großer Pavillon mit mehreren weiten Sälen zugewiesen worden; war es nun, daß er sich zu eng erwies — ein Ilebelstand, der sich wohl dadurch hätte heben lassen, daß man der Presse und der Post, die ebenfalls in diesem Gebäude untergebracht waren, andere Lokalitäten zugewiesen hätte, — oder wollten die einzelnen Staaten ihre graphischen Erzeugnisse nicht missen, kurz, der Ausstellungsbesucher mußte dieselben auch noch außerhalb des graphischen Pavillons an verschiedenen Stellen znsammensuchen. Österreich hatte nur zwei Aussteller gesandt für die gravhische Gruppe: Gerlach L Schenk in Wien und Anton Halauska in Hallein. Beide befanden sich im Pavillon der Graphik, und zwar die erstgenannte Firma in einem eigenen Kabinette, das vermöge seines Inhalts zu den schönsten und fesselndsten der ganzen Aus stellung gehörte. Außer den bekannten Verlagswcrkcn von Gerlach L Schenk: die Perle, Kroncn-Atlas, das Gewerbe-Monogramm, Allegorien und Embleme, Karten und Vignetten, — unter denen das vorletzte an Großartigkeit alles ähnliche übertrisst und sich des ungeteiltesten Beifalls erfreut, was man von dem letzten, mit seinen oft allzukühnen Figuren, deren tolles Kindergeschrci man zu hören meint, kaum sagen kann, — waren es namentlich die Ori ginale zu dem neuesten Verlagswerke der Firma: „Die Pflanze in Kunst und Gewerbe", von Professor Anton Scder, die teils in Kohle-, Tusche- oder Federzeichnung, teils aber auch als kost bare Aguarelle oder Oelgcmaldc, in der Zahl von ca. anderthalb hundert Stück in Rahmen ausgestellt waren, und die so recht den gewaltigen Apparat vor Augen führten, dessen es zur Schaffung eines solchen Prachtwerkes bedarf, welcher hier noch vergrößert wurde durch eine Anzahl zu Bouquets unter Gläsern vereinigter getrockneter Pflanzen. Seders Werk dürfte nach seiner Vollendung seines Gleichen nicht haben in der einschläglichcn Litteratnr, weder in deutscher, noch einer anderen Sprache, und es ist dasselbe ein glänzendes Zeugnis österreichischen Unternehmungsgeistes, dem im Lande der Ausglcichspolitik in litterarischer Beziehung oft genug schwere Hindernisse bereitet werden. Von diesem Unternehmungs geist zeugte auch ein anderes, allerdings minder umfängliches und deshalb weniger kostspieliges Werk: die Haus- und Familienchronik, deren Titel uns schon über ihren Zweck informiert; sie ist in alt deutschem Stile, jedoch nicht in den plumpen, groben Formen, die man mancherseitS als das allein Wahre, Echte gerühmt hat, sondern 783»
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