Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19230604
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192306043
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19230604
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-06
- Tag1923-06-04
- Monat1923-06
- Jahr1923
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. X- 127, 4. Juni 1923. Da nun die Hoffnung aus Partnermangel so gründlich gescheitert ist und die BAG-Stimmung der Hauptversammlung des Börsen oereins am LS. April die Zuversicht manches bis da tapferen Her zens tief sinken gemacht halte; da ferner das geistige Haupt der Kommissionäre, Herr Hans Volckmar, von seiner zur Unpar- teilichkeit verpflichtenden Stellung im Vorstände des Börsenvereins erlöst und sich selbst und den Seinen wiedergeschenkt war, so konnte »in den letzten Wochen« (Seite 3 des Prospekts) der Verein Leip ziger Kommissionäre sich mit der Frage einer Gegentat beschäf tigen. Zalko und Gilko wurden erzeugt und geboren. Der Ort ihrer Tätigkeit soll das z» dem Koehlcr L Volckmar'schen Häuser block gehörige frühere Gasthaus zum »Johannistal- sein, dessen Räumung man in den letzten Tagen beobachten konnte, und in dem wohl schon früher Gilka verschenkt worden ist. Man hatte es sich auch schön ausgedacht, unmittelbar vor Pfingsten die Drucksachen aus den Buchhandel loszulassen, damit der zu verderbenden BAG erst nach Pfingsten ein Gegenzug möglich sei. Da die BAG aber auch Augen und Ohren hat, so ist das vorbeigelungen, und wir konnten, wenigstens kurz, dem Buchhandel einen kleinen Warn zettel in die Hand drücken als Vorläufer zu dem, was wir nun mehr zu sagen haben. Auch nach der Meinung der Kommissionäre (Seile 2) ist »der grundlegende organisatorische Gedanke der BAG, an einer Stelle in Leipzig zum Zwecke des Clearing (Klarieren ist «in gutes deut sches Wort dafür) Konten für alle Buchhändler (Gläubiger wie Schuldner) zu führen, vorzüglich, wenn auch nicht neu, da er im Kommissionsgeschäfte (z. B. im Barpaketverkehr) bereits längst verkörpert ist«. Hätten die Herren gesagt: »verkörpert war«, so könnte man das hinnehmen; aber jeder im Buchhandel weiß, daß infolge der überhohen Gebühren und mangels Anpassung an neuere Zahlformen der ehemals bedeutende Leipziger Barpaket- und Zahlverkehr aus kaum ein Sechstel des Gesamtverkehrs zusam mengeschrumpft ist, und das, weil die Kommissionäre für die Zei chen der Zeit keine Augen und für Reformvorschläge keine Ohren gehabt haben. Also der Grundgedanke der BAG ist »vorzüglich«; auch sonst suchen Zalko und Gilko deren Einrichtungen zu kopieren, nur nicht in einem, und zwar der Hauptsache, auf die es ankommt: in dem Willen, Ordnung in das gegenwärtige korrumpierte und unerträgliche Zahlwesen zu bringen. Die Unordnung, die Verschleppung der Zahlungen, die verspätete Zahlung in entwertetem Gelde, das unleidliche Mahn Wesen, die Po st nach nahm«- und Vorauszah lungs-Wirtschaft, die Zeitvergeudung mit Bu ch ungs- und Rechnungsarbeit, alles das soll, wenn es nach dem Herzen der Kommissionäre geht, erhaltenbleiben! Der Geschäftsgang in Zalko und Gilko soll der folgende sein: Der Sortimenter schreibt, am besten gleich nach Anerken nung der Rechnung, einen Zahlzettel im Doppel aus, klebt das Doppel aus die Rechnung, die nunmehr für sein Gemüt erledigt ist, und gibt den anderen Zettel in einen Kasten bei der Kasse (Seite 5 des Prospekts). »Sobald nun Geld in der Ladenkass« oder auf der Bank verfügbar ist, werden diejenigen Zahlzettel, deren Abdeckung nötig und möglich ist, herausgenommen« — und bezahlt? Nein, sondern sie werden erst nach Leipzig geschickt, helfen dort ein zur Deckung der Zalko- und Gilko-Unterhaltung dienendes, aber Wohl noch für weitere Pläne bestimmtes Riesen kapital bilden (Seite 7), und nach Verlauf einiger Tage folgt die Überweisung, aber immer noch nicht an den Verleger, sondern erst an dessen Kommissionär, und dieser erst stellt das Geld dem Verleger zur Verfügung. Hat der Sortimenter von dieser »Reform- irgendeinen Vorteil? Bisher schrieb er Post- oder Bankschecks aus, künftig soll er Zahlzettcl ausfüllen. Ist das eine Erleichterung? Neu ist an der Zalko-Gilko-Erfindung nur eines: daß die Gel der, ehe sie an den Verleger gelangen, erst dem Kommissionär-Ring «in gewaltiges Dauer-Kapital zinsenfrei zur Verfügung stellen sollen, das er ohne weiteres zum höchsten Bankzinsfuß sich wieder nutzbar machen kann. 770 Und der Verleger? Zuletzt soll ja auch er einmal sein Geld bekommen, — wenn nämlich der Sortimenter es vorher erst dem Kommissionär eingezahlt hat. Na, endlich wird auch das mal werden, und für den begnadeten Verleger soll dann der Zalko oder Gilko »beispiellos- billig sein (Seite 6). Der Verleger hat nur I Pfennig Grundzahl mal Schlüsselzahl zu vergüten, also 30 Mk. bei der Schlüsselzahl 3000! Das ist der Be trag (inzwischen aufgehoben! Red.), den die mit der BAG verbundene Allgemeine Deutsche Creditanstalt für Auszah lung von 60 000 Mk. (Vo"/»») erhebt. Zahlt aber durch Zalko und Gilko ein Sortimenter endlich ein Saldorestlein von 10 Mk., so zieht Zalko dem Verleger davon 30 Mk. ab. Ist der Sortimenter gar ein Schalko und will den Verleger recht ärgern, so schreibt er für die lO Mk. zwei Zahlzettel aus; dann hat er seine Schuld ein wandfrei abgetragen, der Verleger aber hat 6 0 Mk. zu blechen, — nein, das war einmal; jetzt sagt man »zu lappen«. Ist denn der Schlaue st e der Schlauen, der Ver ein der Leipziger Kommissionäre, allen Ernstes der Meinung, daß sich die Verleger, die aus freie Zustellung ihrer Guthaben durch ihre Schuldner Anspruch haben, sich diese Einschaltung eines D.ritten auf ihre Kosten ohne irgendwelche Gegenlei st ung gefallen lassen werden? Und glaubt er, daß die Verleger, die ihren Kommissionären ihre Auslieferung anvertraut haben, ihnen gestatten werden, dabei eigenmächtig der art zu verfahren, wie es Seite 6 angekündigt ist? Kurz, die »Reform« ist diese: Der Sortimenter zahlt nicht, wenn er sollte, sondern lvenn es ihm paßt; auch dann zahlt er dem Verleger noch nicht, sondern er schickt das Geld an seinen Kommis sionär nach Leipzig; auch dieser zahlt noch immer nicht an den Ver leger, sondern an dessen Kommissionär, und dieser zieht dem Ver leger »spottbillig« nur 30 Mk. für jeden Posten und jedes Pöstchen, groß oder klein, ab. Wenn aber der Sortimenter vorzieht, mit dem dem Verleger schuldigen Gelde einstweilen »Sachwerte- zu kaufen und weitere Entwertung Pfiffig abzuwarten, so geht's mit Zalko und Gilko etwa nach Heine: Und da keiner von den beiden wollte leiden, daß der andre für ihn zahle, zahlte keiner von den beiden. Das ist die große Reform des Buchhandels, zur Vernichtung der BAG ersonnen von dem Verein Leipziger Kommissionäre in den Wochen zwischen Knntatc und Pfingsten des Lcidjahrcs 1923. Wenn wir vorstehend von »den Sortimentern« sprechen, so bitten wir das richtig zu verstehen. Es ist selbstverständlich, und gerade wir wissen es am besten, daß die große Mehrzahl der Sor timenter pünktlich zahlen kann und will, daß viele aber oft gar nicht die ihnen jetzt durch die Verkehrs-Verwilderung aufgenötigte Zahlarbeit bewältigen können und darum sich nach Eröffnung der BAG, die ihnen diese Arbeit abnehmen will, sehnen. Aber — es gibt auch andere, und daß diese anderen mit ihrer Schlamperei und Gewissenlosigkeit von den Leipziger Kommissionären geradezu gezüchtet und begünstigt werden sollen, darin sehen wir eine falsche »psychische Voraussetzung» (s. Seite > des Prospekts). Wenn in dem Busen der Kommissionäre wirklich das warme Herz für die Finanzschwachen unter den Sortimentern schlüge, das sie in ihrem Prospekt jetzt herausstecken, so hätten sie mit uns im Bunde gemäß Z 16 der einstweiligen Geschäftsordnung durch Bürgschaften jenen Sortimentern vielleicht wichtige Dienste leisten können, wofür sie die üblich« Bürgschaftsgebllhr berechnen und so zu ihrem Vorteil hätten kommen können. Das haben lvir gemeint, als wir in unserem Brief vom 15. Januar 1923 an den Vorstand des Vereins Leipziger Kommissionäre der Hoffnung Aus- druck gegeben haben, bei unserer gemeinnützigen Einrichtung mit ihm Hand in Hand arbeiten zu können. Der Brief ist unbe- antwortet geblieben, wahrscheinlich weil die Herren in die Finanzierung des Buchhandels sich nicht gern mit anderen teilen. Aber es ist ja noch immer nicht zu spät, und den § 18 finden die Herren in der neuen Geschäftsordnung als 8 31 wieder.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder