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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1923
- Strukturtyp
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- 1923-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1923
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- Deutsch
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Börsenblatt f. l>. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X° 133. 11. Iunl 1923. bärde in das Zimtfeuer geworfen l>rt. Wenn die ernste Geschichts forschung diese Erzählung als »törichte Anekdote« bezeichnet, so dürfte damit ihrer Lebenskraft doch nicht viel Abbruch geschehen. 2Las erhält sich auch so hartnäckig wie eine historische Legende, die rührsam ist und charakteristisch scheint. Der gebildete Kaufmann weiß in der Regel besser Bescheid über die Fugger, die in der Geschichte des Handels eine so bedeutende Nolle spielten; zu deren Kundschaften, will sagen zu deren Schuldnern, die Grafen und Fürsten des Reiches, die Päpste, die Kaiser gehörten und denen die Ausbeulung der Kupferbergwerke in Tirol, Steiermark, llngarn jährlich viele Millionen l"ichl Papier geld, sondern Goldgüldcn) eintrug. Der Bibliophile, der Bücher sammler zählt das Haus Fugger zu seinen glorreichen Ahnen. Ulrich Fugger gründete 1558 zu Augsburg zur Förderung der Literatur eine eigene Druckerei. Von ihm hieß es, seine Bibliothek habe so viel Bücher wie der Himmel Sterne. Er gab soviel Geld für Bücher aus, daß ihn seine Familie unter Kuratel stellen ließ. Nach seinem Tode wanderle ein großer Teil seiner Büchcrschätze in die Heidelberger Bibliothek. Ein anderer, wahrlich nicht minder interessanter Teil der Samm lungen des Hauses Fugger gelangte 1656 für die sehr bescheidene Summe von 15V0V Gulden in den Besitz des Kaisers Ferdinand III., der ihn auf dem Wasserwege nach Wien befördern und svdann in der Hofbibliothek (jetzt Nationalbibliothek) anfstellen ließ. Es waren znm großen Teil Samme'lbände von Handschriften, die ungefähr 35 OVO, meist eng beschriebene Seiten umfassen und in dem derzeitigen Kataloge unter der Bandzahl 8949—8975 figurieren. Das Welthandelshaus Fugger hatte an zahlreichen Orten in allen Weltteilen Zweigniederlassungen und Vertretungen, und die Vorstände derselben, wohl auch die Beamten waren -es, die ihrem Stammhause nach Augsburg über alle wichtige» Ereignisse auf dem Gebiete der Politik, der Kirche, der Gesellschaft und der Wirtschaft berichteten, ganz so, wie heutzutage ein Weltblatt überall seine Korrespondenten hat, von denen es über alle inter essanten Vorfälle auf dem laufenden gehalten wird. Victor K ! arwill hat sich der schwierigen, aber höchst dankens werten Mühe unterzogen, dieses große Material zu sichten, die inter essanten Schriftstücke auszuwählen und mit ausführlichen Erläute rungen und Nachweisen als »Fugger-Zeitungen« herauszugeben. So ist ein Werk entstanden, das für jeden nach geschichtlichen Kenntnissen Strebenden eine fesselnde Lektüre bildek; selbstverständlich ist es keine fortlaufende geschichtliche Darstellung, sondern mehr eine Sammlung von Quellen zur Geschichte; jeder einzelne Bericht könnte den so modernen Titel tragen: Wie ich es sehe«. Hetzer einzelne Korrespon dent schildert, meist ohne Hinzufügung persönlicher Ansichten, was er sah, hörte, erfuhr. Und es gab in jenen Zeiten sehr viel zu sehen; es ereigneten sich welterschütternde und folgenschwere Begebenheiten. Wir lesen die Be richte über die Hinrichtung der Grafen Egmont und Horn in Brüssel, über das Ende des Don Carlos, über den Tod der Königin Elisabeth von Spanien, über die Hinrichtung der Maria Stuart, über die Hugenottenverfolgung — lauter Haupt- und Staatsaktionen , aber auch über Erdbeben in Wien, die Pest in Nom, die Hungersnot in Paris, Kunstreiter am kaiserlichen Hof, spanische Finanzpolitik, Marktpreise in Wien — und auch viel über Hexenvcrbrennnngen und Hinrich tungen von aufrührerischen Bauern, Sticrgefechten u. a. m. Eine besondere Zierde des Buches bilden 24 Bildtafeln, die nach zeitgenössischen Kupferstichen, Ölgemälden und Aquarellen von der Mandruck A.-G, München, im Ofssctverfahren hergestellt wurden. Den Druck des Textes besorgte in sehr entsprechender und geschmackvoller Weise die Firma Mänicke L Jahn in Rudolstadt. Nach Inhalt und Ausstattung wirtz das Buch jeden Bibliophilen und jeden Buchhändler vollauf befriedigen Wien. Friedrich Schiller. Nan8e, Lexikon aer Oeoxrapliie. i. Ein altes Geschichtchen verspottet jenen Herrn, der in Gesell schaften es geschickt verstand, das Gespräch auf einen bestimmten Gegen stand zu wenden. Dann entfaltete er glänzend sein Wissen, er hatte im Konversationslexikon sich darüber kurz vorher unterrichtet. Dies Geschichtchen ist durchaus nicht so lachhaft, wie es scheint. Die alpha betisch-enzyklopädische Anoi-tznnng einer Stoffmasse kann auch einem wis senschaftlichen Bedürfnis entspringen, wenn sie noch nicht genügend durchforscht ist, um klare Resultate in einen systematischen Zusammen hang zu bringen. (Das hebt z. B. ausdrücklich Schräder für sein »Hand wörterbuch der indogermanischen Altertumskunde« hervor.) Und die beiden berühmtesten Handwörterbücher der europäischen Schristtums- geschichte, Bayles Oietionnaire und die Lne>e1vp4ckie, waren weit eher zum Lesen als zum Nachschlagcn bestimmte Werke. (Bei ihnen gab dann allerdings das Wörterbuch auch noch ein Schutzmittel gegen die Zensur, indem die freien Ansichten einzelner Artikel durch andere Artikel aufgehoben schienen.) Es wird kaum einen Forscher geben, dem das Nachlesen, nicht bloß das Nachsehen, in den Wörterbüchern nichts genützt hätte, mindestens durch Anregungen, durch Hinweise, durch Nachrichten, die seine Auffassung wissenschaftlicher Fragen und seine wissenschqftliche» Kenntnisse bereicherten. Die enzyklopädische Bildung ist nicht zu unterschätzen, die Gefahr des Halbwissens, die sie herbei zuführen scheint, nicht so groß, wenn man richtig zu fragen versteht, und da die Antworten sucht, wo sie richtig gegeben werden. Wir dürfen uns unseres Schatzes an guten Refcrenzwerken erfreuen und wir wollen ihn ausnntzen, nicht ohne Dankbarkeit gegen diejenigen, die sie geschaffen haben. Als buchhändlerische Unternehmungen ver dienen sie noch einen besonderen Dank, sie verlangen manche geschäft liche Entsagung, sind häufig ehrenvoller als einträglich für ihre Ver anstalter. Die Ausdehnung einer Bücherei durch die Enzyklopädien erlaubt es, in großen Übersichten auch die in ihr sonst nicht ver tretenen Wissensgebiete zu ihrer Vervollständigung zu berücksichtigen, die Enzyklopädien sind die Eckpfeiler großer und kleiner Sammlungen; für alle, die »im praktischen Leben stehen«, notwendige Geistesmerk zeuge. (Man braucht dabei freilich nicht gleich an die Neugier des Zeitnngslesers zu denken, eher schon muß man sich an den Umgang mit gewissenhaften Beratern erinnern, die klare Tatsachen berichten, anstatt Vermutungen auszusprechen.) Wenn ein deutsches Wörter buch der Geographie erscheint, so liegt in seiner Veröffentlichung eine Mahnung, einem allzu sehr als Fachwissenschaft oder als Schulfach verkannten Wissensgebiete endlich diejenige Aufmerksamkeit znzuwenden, die ihm znkommt. Es hat eine eminent praktische Tendenz. Der Mensch lebt ans der Erde. Und die Menschen leben auf der Erde mit- und nebeneinander. In wie hohem Maße geographische Fragen öko nomische und politische Fragen sind, hat gerade der Deutsche im letzt verflossenen Jahrzehnt ja nachgerade genug erfahren. Und selbst wenn er als Bnchmensch mit seinen Bücherhimmeln zufrieden sein sollte^ wird er oft genug zu einem geographischen Wörterbuch seine Zuflucht nehmen müssen, um zu erfahren, wo er sich gerade aufhält. Oft genug ergeben sich unerwartete Beziehungen zwischen Bücherknnde und Geo graphie, oft genug hat auch der Buchhändler es plötzlich mit der Lösung geographischer Probleme zu tun, die schnell zu bewirken ihn das time is mon«y zwingt. Es gibt wohl keinen anderen Beruf außer dem des Bibliothekars, von dessen Vertretern ohne weiteres angenommen wird, daß sie ans ein falsches Stichwort sofort das richtige treffen, wie den des Buchhändlers. — Die achtunggebietende Leistung des Lexikons der Geographie, dessen erster Band hier angezeigt und dringend einer allgemeinen Teilnahme und Unterstützung empfohlen wird, reicht über die rein lcxikographische Arbeit weit hinaus. In ihm spiegelt sich eine neue Auffassung der Geographie als einer wissenschaftlichen Methode wider, es gewinnt dadurch eine innere Einheit, derentwegen es zu den wissenschaftlich bedeutsamsten Erscheinungen unserer neueren Geographieliteratnr ge hört; es wird durch sie ein Werk von bleibender Geltung in der Gco- graphiewissenschaft. Eine ausführlichere Begründung dieses Urteils 'läßt sich an dieser Stelle nicht geben, der Benutzer des Lexikons muß es selbst nachprüsen. In den Fachzeitschriften dürfte es ohnehin an einem lebhaften Für und Wider nicht fehlen, die sich an Einzelheiten des Lexikons und an seine Gesamthaltung knüpfen könnten. Einstweilen sei, bis das Lexikon fertig vorliegt, nur angemerkt, daß cs durch seine Biographien und durch seine Mantelartikel sich auch für die biblio graphische Orientierung als sehr brauchbar und hülfreich erweisen wird. Deshalb ist ein Tadel nicht zu veriaiweigeu, den spätere Auflagen leicht widerlegen können. Er betrifft die ungleichmäßige Behandlung der bibliographischen Zitate. Im allgemeinen: manche Beiträge sind mit solchen ansgestattet worden, manche nicht. (Man vergleiche etwa die Beitrüge »Königsberg« und »Kopenhagen«.) Im besonderen: bisweilen ohne Erscheinungsjahr oder Verlagsort gegebene Zitate er schweren das Anffinden der Bücher. Gelegentlich vermißt man auch wohl einen erforderlichen Nachweis (bei den »Jndogermancn« z. B. Schräders Wörterbuch, bei »Gobinean« Schemanns Biographie). Hin und wieder eine historische Notiz (z. B. »Derby«, Pferderennen). Aller dings ist da schwer zu bestimmen, wo anznfangen, wo anfznhören ist. Doch wären einige historische Notizen genauer zu fassen (so läßt sich nicht ohne weiteres von der »Äant-Laplaeeschen« Theorie reden, was der nichtnnterrichtetc Leser mißverstehen muß, des jüngeren »Apianus« Verdienste um die bayerische Topographie beschränkten sich nicht bloß ans das Land-Tafelwerk, sie erstreckten sich auf das größere Unter-
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