Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1881
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- 1881-10-17
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- 17.10.1881
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- Deutsch
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4548 Nichtamtlicher Theil. ^ 240, 17. Oktober. zur Xylographie ist nur ein Schritt." Nun muß hier aber hervorgehoben werden, daß an sehr bedeutenden Holzschneidern kein Mangel ist, daß sie aber mehr guantitativ als qualitativ leistungs- sähig sind, und das liegt an der Ucbcrbnrdung mit Arbeit und der ihnen meistens nur knapp zugemcssenen Zeit. Ein im Früh jahr projectirtcs Unternehmen soll meistens im Herbst scrtig sein, da werden dann sehr verdienstvolle und vornehm angelegte Pracht werke, wie Hallberger's Schiller-Ausgabe und Liezenmaycr's Glocke mit enormer Hast überwältigt, wobei es mir fast als eine Grau samkeit erscheint, ein vom Künstler als Grisaille oder größere Kohlenzeichnung geschaffenes Original ans den Raum einer Groß- octavseite zusammcnzudrängen. Verlcgerlust und Berlegerlcid haben in den letzten zehn Jahren auch eine Reihe hübscher Werke ins Leben gerufen, welche gewiß berufen sind, dauernd einen be vorzugten Platz in der illustrirten Literatur einzunehmen; ich meine die reich an Text und Holzschnitten vor uns liegenden stattlichen Quartanten von Engelhorn, Kröner, Hallberger, Paetel, Spemann, Bruckmann re. Alle sind mit einem enormen Aufwand an Fleiß und Geld ins Leben gerufen und verdienen das höchste Lob, nur ist es zu bedauern, daß in Anbetracht der hohen Kosten nicht noch ein klebriges gcthan werden konnte. Es ist nämlich ausgefallen, daß besonders die landschaftlichen Scenerien in diesen Werken vielfach der Wahrheit entbehren; das Streben nach Wahrheit und Schönheit sollte doch vereinigt werden, bei Werken, die ein Jahrhundert überdauern und von Enkel und Enkelkindern mit der gleichen Pietät aufbewahrt bleiben. Es muß hier auch hervor gehoben werden, daß Illustrationen, wenn sie auch nicht immer künstlerisch schön sein können, wenigstens frei von störenden Anachronismen sein müssen. Was man ans dem Theater tadelt, wo es bei der nächsten Vorstellung wieder gut gemacht werden kann, darf in einem Buche, welches dauernden Bestand hat, nicht Vorkommen. Es liegt »ns zum Beispiel die Meisterdichtnng von Julius Wolfs, Rattensänger von Hameln in 14. Auslage vor, ohne daß die darin höchst störenden Illustrationen entfernt worden wären. Die Vorrede sagt uns, daß der Rattenfänger 1284 nach Hameln kam, was auch historisch nachgewiesen; nun kann man zwar eine ausgcschmückte Sage in jede andere Zeit verlegen, der Dichter läßt aber seinen Rattenfänger erzählen, daß er unter Ottokar von Böhmen gekämpft, womit die Handlung der Vorrede entsprechend im 13. Jahrhundert spielt. Der Zeichner Grot- Johann, der das wunderherrliche Buch mit gutgemeinten Illu strationen versehen, hat sich die Sache leicht gemacht und läßt die Figuren theilweise im Gewände der ersten Hülste des 15. Jahr hunderts, den Rattenfänger und einige andere Gestalten im Ge wände des dreißigjährigen Krieges einherspazieren, während die Bürgermeisterstochter Regina in Kleidern ans der Nctscher- Zeit, Ende des 17. Jahrhunderts einherstolzirt; auch ein Spinn rad befindet sich auf einem Bilde, das bekanntlich erst 1530 erfunden wurde, und die Architektur Hamelns dürfte damals eherromanischcn Ursprungs sein oder der Frühgothik angehören, als der Renaissance. Dergleichen mag sür ein unmündiges Publicum in der gewöhnlichen Tagesliteratnr genügen und allenfalls un- gerügt passircn; bei einer Dichtung Wolfs's, welche eine allererste Stelle in der Literatur dauernd behalten wird, geht das nicht. Leider ist auch die illustrirende Kunst besonders da, wo cs sich um Thatsachen und Ereignisse der Gegenwart handelt, diejenige, welche am leichteste» im Dunkeln tappt. Es gibt z. B. nichts Unwahreres in der Welt, als die Schlachten- und sog. Unglücks malerei. Die Darstellung von Ereignissen, bei denen Niemand dabei gewesen, oder deren Vorgang dem Künstler nicht gestattet, j mit kaltem Blute dabei zu stehen und zu zeichnen, z. B. ein- Schiffsbrand auf offenen, Meere, ein Seesturm, Untergang, Attentat und Mord, Explosion oder eine ganze Schlacht ans jetziger oder früherer Zeit, sind illusorische Hirngespinste, bei denen man sich Wohl sagen mag, so könnte es allenfalls ausgesehen haben, aber in Wahrheit war es himmelweit anders. So wird hier die Phantasie zu einer Betrügerin erster Sorte. Eine Gesechtsepisode mag ein geschickter und muthigcr Schlachtenmaler allenfalls aus der Erinnerung in schwachen Zügen entwerfen können, noch inehr eine launige oder friedliche Scene ans den, Marsch- oder Lager leben, die sich ruhig vor seinen Augen vollzieht; aber eine ganze Schlacht — vom Künstlerhumor scherzhast „Soldatensalat" genannt — auf der geduldigen Leinwand zu liefern mit allen taktischen Regeln und Fehlern, ist ein Unding und ein Trugbild der Sinne, das der skeptische Beschauer nur mit einem Gefühl von Miß behagen und Ironie ansicht und, wenn man es eines allcnfallsigcn künstlerischen Reizes entkleidet, ungefähr dieselbe Wirkung übt, wie die Mord- und Unglücksscenen eines Drehorgelbildes. So kommt es, daß das Volk durch die traurigsten Wahnvorstellungen in unwahre Illusionen hineingewicgt wird, aus welchen es nur schwer wieder anszurütteln ist. Ich schließe diese Plaudereien und werde später noch ei» Capitel über das Aufblühen des Münchener Kunstgcwerbes und seine Beziehungen zum Buch- und Kunsthandel bringen, wenn ich nicht durch das Vorstehende schon zuviel Platz und Geduld beansprucht habe. Misccllen. Bitte um Belehrung. — Es müssen doch eigenthümliche Einrichtungen in Betreff der Spedition in Berlin getroffen sein. Wenn Einsender ds., der gegen SO Meilen von Berlin wohnt, am Dienstag Abend von einem Verleger, der in Leipzig nicht aus liefern läßt, etwas verlangt und bittet, dafür zu sorgen, daß der Beischluß am Freitag in Leipzig sein möchte, so kann man nach den gemachten Erfahrungen darauf rechne», daß unter sechs Bestellungen fünfmal das Packet nicht zur bestimmten Zeit in Leipzig angekom- men ist. Der Verleger erhält aber den Bestellzettel oder Brief schon Mittwoch Morgen zwischen 8—g Uhr und es müßte doch eine Einrichtung getroffen werden können, daß ein Mittwoch Abend oder Donnerstag nach Leipzig abgehender Güterzug die zusammen- gcpackten Beischlüsse mitnehmen und Freitag abliefern könnte. Ich bitte um Belehrung. älr. Erwiderung. — Die im Börsenblatt Nr. 232 vom Vorstande des Königsberger Buchhändlervereins gegen mich geübte Kritik soll doch wohl nichts weiter bezwecken, als mein in erfreulichem Aufschwung begriffenes Geschäst ins Stocken zu bringen, und werde ich gegen eine solche Schädigung den pp. Vorstand zur gerichtlichen Verantwortung ziehen. Die Gegenstände, die ich den Kindern zum Geschenk gemacht, sind veraltet und unverkäuflich geworden, und ist es Wohl nicht als Schleuderei auszunehmen, wenn ich denselben eine kleine Freude damit bereitete. — Ich muß aber bemerken, daß meine Concurrenten Hierselbst 10—15YP Rabatt gaben, worüber ich die nöthigen Belege habe. — Was ist nun Schleuderei? — Hierüber ein Urtheil zu bilden überlasse ich den geehrten Herren College». Carl Ziffer in K önigsberg. Personalnachrichte». Der G. Franz'schen Buch- u. Kunsthandlung (I. Roth) in München ist vom Herzog Maximilian in Bayern der Titel einer Herzog!, bayr. Hof-Buch- n. Kunsthandlung verliehen worden.
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