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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1911
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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15270 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 281, 4, Dezember 1911 Nichtamtlicher Teil. Stuttgarter Briefe. ii. Mit einem Hinweis auf das Erscheinen der ersten Ausgabe des »Ur-Meister- schloß der Stuttgarter Brief in Nr. 219 d. Bl. Diese »Luxus-Ausgabe» ist inzwischen, wie die Sparte »Gesuchte Bücher- der letzten Wochen beweist, ein vielbegehrter Artikel geworden, und da bei der kleinen Auflage naturgemäß der weitaus geringere Teil des Buch handels das denkwürdige Buch zu Gesicht bekommen hat, so erscheint dessen Beschreibung an dieser Stelle gewiß gerechtfertigt: Ein starker Großoktav-Band, 22^ cm hoch, 13>/2 cm breit, 4 cm dick. Das Buch ist nur in Ganzleder band zum Verkauf gelangt. Der Einband in altertümlich gespritztem Kalbleder zeigt auf der vorderen und letzten Deckelseite innerhalb eines Doppelrahmens zierliches, reich verschlungenes Rankenwerk mit Blütenschmuck, wie es die Biedermeierzeit liebte, das sich in leuchtender Goldpressung von dem dunkelbraunen gesprenkelten Ledergrunde wirkungs voll abhebt. Der Rücken trägt den Titel: GOETHE Wilhelm Meisters theatralische Sendung. Der prächtige Buchdeckel umschließt 410 Seiten Text, in Unger-Fraktur auf edles Büttenpapier gedruckt, das das berühmte Wasserzeichen »Vau kslcksr 2cmou« trägt. Fünf Bildnisse in Lichtdruck und fünf Faksimiles sind am Schlüsse des Bandes vereinigt. Auf der letzten Seite findet sich, gleich einem Kolophon des Mittelalters, die Notiz: »Dieses Buch wurde gedruckt im Jahre 1911 in der Buchdruckerei der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. Es wurden gedruckt und in Kalbleder gebunden achthundertund- zwanzig in der Presse numerierte Exemplare, davon dieses Nr. Druckleitung, Bildertitel, Signet und Einband entwurf von Prof. R. E. Weiß, Berlin.« Gewidmet ist diese erste Ausgabe des -Ur-Meister« der Universität Berlin und deren Rector Magnificus Erich Schmidt, drm Heraus geber des »Ur-Faust«. Paul Schlenther stellte in einem Referat im Berliner Tageblatt der Luxus-Ausgabe das Zeugnis -würdig, geschmackvoll und vornehm« aus und meinte am Schluffe seines mehr als vier Feuille tonspalten füllenden Berichts: » Gewiß hatte Goethe mit seiner Umgestaltung recht. Daneben wird sich aber auch die »theatralische Sendung« mit ihren vielen neuen Gestalten, Situationen und Stimmungen, mit ihrer kraft- genialen, minder polierten Ausdrucksweise von jetzt ab auf recht erhalten, und unsere modernen Romanciers werden acht geben müssen, diese Konkurrenz zu bestehen. Wilhelm Meisters theatralische Sendung scheint mir alle Eigenschaften zu be sitzen, der Roman dieses Winters zu werden.« Seitdem ist auch der zweite Druck als »Wohlfeile Aus gabe« im Cottaschen Verlage erschienen, die nun auf Jahre hinaus als einzige den Büchermarkt beherrschen wird, da die den »Ur-Meister« enthaltende» Bände 51 und 52 der großen Weimarer Sophienausgabe von Goethes Werken einzeln nicht abgegeben werden. Trotz des in der Tat billigen Preises ist die Volks-Ausgabe in einer Ausstattung erschienen, der man rückhaltlos das Prädikat -gut« erteilen darf. Von Goethe zu Weither, von dem alten Theaterbuch zu einem neuen! Wir meinen die »Erinnerungen und Er fahrungen eines alten Hoftheater-Jntendanten«, des ver storbenen früheren Leiters der Stuttgarter Hosbllhne vr. I. o. Weither, die dessen Sohn soeben im Bonzschen Verlage hat erscheinen lassen. Ein Buch, das fesselnd genug ist, um die Zeitungsredakuonen zu reizen, »Rosinen aus dem Kuchen zu picken« und ihren Lesern aufzutischen. In der hiesigen Presse bekamen wir noch vor Erscheinen ver schiedene zu kosten, und über ein Erlebnis des alten Thealer- praktikers sei auch hier kurz berichtet. Weither hatte in Mannheim, seinem früheren Wirkungskreise, das Drama »Kolumbus» des Berliner llniversitätsprofessors Karl Werder mit großem Erfolge ausgeführt. Im September 1885 waren in Stuttgart Kaisermanöver, zu denen neben dem greisen Kaiser Wilhelm I. auch der damalige Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, erschienen war. Auf einem Rout beim Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar begrüßt Prinz Wilhelm den Intendanten und dankt ihm sllr jene Aufführung mit herz lichen Worten. Das Drama hat für den Prinzen Wilhelm besonderes Interesse, da es das Werk seines alten Lehrers der Ästhetik ist, und der Prinz zeigt sich als genauen Kenner; er zitiert ganze Perioden des Werkes auswendig. Das Inter essanteste aber ist, wie er den Konflikt zwischen König Ferdinand und Kolumbus erörtert. Plötzlich fragt der Prinz rasch und scharf: »Geben Sie dem König oder dem Kolumbus recht?« »Ein jeder hat von seinem Standpunkt und aus seiner Individualität heraus recht; der ein« als Herrscher, der andere als Genie«, antwortet der Intendant freimütig. »Nein«, sagt der Prinz entschieden, »der König hat recht, Kolumbus hat unrecht. Das Genie, auch das größte, hat sich immer dem Herrscher unteizuordnen.« »Als Prinz Wilhelm 5 Jahre später als Kaiser den Konflikt mit Bismarck hatte, mußte ich an seine damalige Äußerung denken«, heißt es in dem Buche. — Der Buchhändler darf hier wohl noch an fügen, daß auch von Karl Werder Wege nach Stuttgart führen, insofern, als zwei seiner Bücher, die Vorlesungen über »Mac beth» und »Wallenstein«, die im Verlage von Wilhelm Hertz in Berlin erschienen, seinerzeit mit dem Verkauf dieses Geschäfts an die Coltasche Buchhandlung Lbergegangen sind. Von einem andern Wilhelm II., Württembergs geliebtem Herrn, kann berichtet werden, daß er das Protektorat über eine neue Vereinigung »Wissenschaft und Lichtbild« über nommen hat, die gebildet ist, um hervorragende deutsche Ge lehrte zu Vorträgen an Kmobühnen zu veranlassen. Durch diese Vereinigung soll dem Kino heaterschund, der sich immer mehr breit macht, entPgengearveitet werden. Der alte Kolportageroman seligen Werner Grosseschen Angedenkens feiert ja jetzt auf den pilzartig emporschießenden Kmotheatern eine fröhliche Auferstehung in Aufführungen, die den An griffen auf den Kolportagebuchhandel neue Nahrung geben. Gewiß hat dieser durch die Schundromane schwer gesündigt. Andrerseits muß aber auch fest- gestellt werden, daß der Kolportagebuchhandel im großen und ganzen doch besser gewesen und in erhöhtem Maße in jetziger Zeit ist als sein Ruf. So wenig der Verlagsbuch handel als solcher für das beängstigende Anwachsen schlüpf riger Literatur, (die allerdings in eleganterer Ausmachung als der Kolportageroman auftritt) und das gesamte Sortiment für deren Verbreitung verantwortlich gemacht werden können, so wenig darf man dem ganzen Kolportagebuchhandel die Schuld an der Verbreitung von Schundliteratur aufladen. Unter der Überschrift »60 Millionen für Schundliteratur« konnte man in der hiesigen Presse vor kurzem lesen, daß nach den jüngsten Ermittelungen über den Umsatz, der 1808 — 1909 in Deutschland mit Schundliteratur und Kolportageromanen schlechtester Art erzielt wurde, vorstehender Betrag ausgegeben worden sei, im Jahre 1907 50 Millionen. Wie man diese Zahlen gefunden hat, war leider nicht angegeben. Man wird ihnen
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