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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1911
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- Deutsch
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281, 4, Dezember 1911. Nichtamtlicher Teil, «q-ntl-u!.».-«!«!> vuchhoiü«. 15271 aber wohl mit Recht gerade von Stuttgart aus widersprechen dürfen, wo man weiß, was ein rühriger Kolportagebuch handel jahraus, jahrein auch an guter Literatur verbreitet. Um übrigens auch nach der entgegengesetzten Richtung hin zu zeigen, was an Statistik in bezug auf den Buchhandel geleistet wird, sei eine als Präludium zum 10. November, dem Geburtstag Schillers, im hiesigen »Tagblatt» abgedruckte Notiz erwähnt: -Was wird durch Schiller verdient?», in der dem gläubigen Publikum die »vielen Millionen» vorge- rechnet werden, die durch die Werke Schillers umge setzt wurden und werden, und die »dem Buchhandel, den Papierfabrikanten, Druckereien und allen in diesen Be trieben tätigen Arbeitern« zugute kommen. »Besonders an Weihnachten gewinnen die Werke Schillers erhöhte Bedeu tung. In den Jahren 1850—1900 sind über 200 Millionen Schillerscher Werke oder Einzelausgaben verlaust worden. Wenn man den Durchschnittspreis mit 5 ^ berechnet, so ergibt sich daraus eine Milliarde. Es kämen also nach dieser Schätzung auf jedes Jahr 20 Millionen Mark. Schiller ge winnt aber mit jedem Jahr an Volkstümlichkeit . . . Und man darf annehmen, daß in jedem Jahr die Gedichte Schillers in drei bis vier Millionen Exemplaren er scheinen.« So heißt cs wirklich, kaum glaublich, aber wahr! Glücklicher Buchhandel, der allein an Schiller so viel verdient! Aus solchen Übertreibungen schöpft das liebe Publikum seine Anschauungen über den Verdienst im Buchhandel. In den Bemühungen um die Bekanntgabe guter Literatur in den breitesten Schichten leistet der hiesige außerordentlich rührige Goethebund sehr wertvolle Dienste. Wie im vorigen Jahr, soll auch im kommenden Winter wieder an Sonntagabenden gute Literatur vorgelesen werden. Der Goethebund veranstaltet diese jeweils um 6 Uhr abends beginnenden Vorlesungen immer in 8 Lokalen gleich zeitig und hat für dieses Jahr ausgewählt: »Lguio subworsus« von Theodor Storm (mit Kürzungen im Eingang); »Befehlerles» und »Tonele mit der ge bissenen Wange» aus den »Dorfgeschichten« von Berlhold Auerbach; »Das edle Blut« von Ernst von Wildenbruch; »Friede auf Erden» und »Der Dickkopf und das Peterlein» von Adolf Schmitthenner; »Schule und Leben» und »Erste Liebe», zwei Abschnitte aus »Roman Werners Jugend« von Albert Geiger, »In der alten Sonne» von Hermann Hesse. Die gewählten acht Lokale liegen in den verschiedensten Stadtteilen. Der Goethebund trägt die Kosten für diese Vorlesungen, der Eintritt ist unentgeltlich. Die vorjährigen Veranstaltungen dieser Art haben recht guten Anklang gefunden, und mancher Bildungshungrige hat in ihnen schöne Feierstunden verleben dürfen. Im übrigen sorgt auch die hiesige »Volksbibliothek», für die unser früherer Börsenvereins-Vorsteher, Herr Kommerzienrat Engelhorn ein schönes Gebäude, unmittelbar neben seinem Geschäftshaus«, schon vor Jahren gestiftet hat, in ausgiebiger Weise für die Stillung des Wissensdurstes, von anderen zahllosen Gelegen heiten gar nicht zu reden. Wie weit die Veranstaltung solcher Vorlesungen auf die Kauflust für Bücher wirkt, ist eine Frage, für die schwer eine Antwort gefunden werden kann. Der größte Teil der Zuhörer wird sich ja mit dem Bewußtsein begnügen, eine müßige Stunde angenehm verbracht zu haben, bei einem anderen Teil wird aber doch die Freude an Schöpfungen der Literatur geweckt oder, wo sie schon in höherem Maße vorhanden war, so weit vertieft werden, daß man sich zum Besuche einer Buchhandlung entschließt. Es ist auch nicht leicht, zu sagen, ob und wie weit dem Buchhandel Gelegenheit gegeben ist, derartige Vorlesungen unmittel bar für seine Zwecke auszunutzen. Jedenfalls sollten aber solche Anlässe benutzt werden, um die betreffenden Bücher dem Publikum bekanntzugeben, sie im Schau fenster, mit einer entsprechenden Notiz versehen, oder im Laden an der Stelle, wo sich die aktuellen Bücher befinden, auszulegen. Ein Plakatstreifen, etwa »Gelangt zur öffent lichen Vorlesung« oder dergleichen, könnte leicht für billiges Geld hergestellt werden und auch für die Fälle Verwendung finden, wo Schriftsteller, namentlich auswärtige, aus eigenen Werken vortragen. Der reisende Schriftsteller, der gleich den alten Minstrels von Stadt zu Stadt wandert und sein literarisches Gold (manchmalvielleicht auch unechtes)in gemünztes umzusetzen trachtet, kommt ja immer mehr in Ausnahme. Waren es früher nur Jünger und Jüngerinnen der Frau Musika, die die Konzert-Agenturen in Nahrung setzten, so bedient sich jetzt auch der Schriftsteller der Hilse solcher Agenturen, um sich Geltung zu verschaffen. Wir haben vorhin von unserem König gesprochen, und es sei gestattet, hier noch einen persönlichen Zug des Monarchen zu erwähnen. Der Hesperus-Verlag in Berlin hat vor einiger Zeit im »Börsenblatt« unter dem Titel: »Cäsar. Tagebuch eines Königlichen Hundes» ein kleines, in England in vielen Auflagen erschienenes Buch angekündigt, das die Trauer des kleinen Hundes König Eduards um den Tod seines Herrn wiedergibt. Wer dereinst das Leben König Wilhelms II. von Württemberg zu schildern unternimmt (hoffentlich weilt der im WürttembergerLande außerordentlich beliebte Monarch noch recht lange unter uns Lebenden), wird nicht umhin können, auch der beiden kleinen weißen Spitzerhunde zu gedenken, die des Königs unzertrennliche Begleiter bei seinen Spaziergängen sind und, aus Tausenden von Ansichtspostkarten verewigt, ebenso auf geschichtliche Bedeutung Anspruch machen können wie der oben erwähnte -Cäsar«, Friedrichs des Großen Windspiel »Biche», das Theodor Fontane in seinem Gedicht über den Alten Fritz verewigt hat, oder Bismarcks Reichshund »Tyras». Wir haben hier in Stuttgart auch einen im ganzen Ländle bekannten Hund, der seinen Namen den Werken eines Stuttgarter Verlages verdankt: den Polizeihund Sherlock. »Sherlock Holmes» ist ein berühmter Titel in der Literatur geworden, und das Feuilleton, das unter dem Titel »Ein Gespräch mit dem Schöpfer des Sherlock Holmes« ausgangs September in einer hiesigen Zeitung veröffentlicht wurde, ist von einer nicht geringen Anzahl Leser verschlungen worden. Mit seinem bewundernswerten Scharssinn ist es dem großartigen Detektiv auch gelungen, unter den deutschen Städten Stuttgart als den Platz herauszufinden, von dem aus die deutschen Übersetzungen seiner Werke die denkbar größte Verbreitung erlangen. Ruft doch der Verlag sogar zwei Reichskanzler als Kronzeugen dafür auf, daß gute Kriminalromane eine beachtenswerte Lektüre sind. Stuttgart hat von jeher besonders intime Beziehungen zu Amerika unterhalten. Von hier aus gingen in den vierziger Jahre» des vorigen Jahrhunderts deutsche Übersetzungen von Cooper und Marryat in vielbändigen Ausgaben aus dem Carl Hoffmannschen Verlag in die Welt. In den Jahren 1876—1878 veröffentlichte der Aben- heim'sche Verlag eine -Transatlantische Romanbibliothek» mit Werken von Bret Harte, John Habberlon und Bayard Taylor. Die Deutsche Verlags-Anstalt brachte »Ben Hur» von Lewis Wallace herüber, und von Stuttgart aus machten Mark Twains prächtige humoristische Schöpfungen (wie die »Sherlock- Holmes-Serie« und die ebenfalls aus Amerika stammende »Detektiv Gryce-Serie» bekanntlich im Lutzschen Verlag er schienen) ihren Weg zur deutschen Leserwelt. Ilm die Ver breitung der feinen Lebensbücher von Ralph Waldo Trine, Orison Swett Marken, Sheldon Leavitt bemüht sich der Engelhornsche Verlag mit immer wachsendem Erfolg. Auch die von dem verstorbenen schwäbischen General Pfister ver- 197«'
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