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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1925
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- 1925-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1925
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- Deutsch
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3964vörsenblatr f. d. Dtschn. vuchhandel. Retxrtt1on«ller Teil. X: Sk, 7. März 1925. lichen Plötze, und als allerneucstcs schweben Fesselballons mit Reklamcaufschriften über den Dächern, wo hier und da auch ein Flugzeug auftaucht, um die Reklame noch höher durch die Lüfte zu tragen. Dem Rachen eines Ungeheuers gleich speit der Hauptbahnhos die Mcßgästc tausendweise auf das Leipziger Pflaster. Eine groß- artige Mobilmachung des Verkehrs hat eingesetzt. Die Straßen bahn, auf die der Leipziger Bürger oft über Gebühr warten muß, fährt, aus ihrem Dornröschcnschlafc erwacht, in erstaunlich kurzen Zwischenräumen, sodaß man sich wundert, woher auf einmal die vielen Wagen kommen. Neuartige große, kofferförmige Auto busse, die künftig dem Vorortverkehr dienen werden, stellen zwi scheu Bahnhof und Technischer Messe eine schnelle Verbindung her. Der Kraftwagen in jeglicher Form mit seinem erschrecken den Hupengetön beherrscht die Straße. Sauber uniformierte Be amte der Polizei stehen inmitten der Kreuzungen und bringen durch Zeichen mit weißen, rotumrandetcn Signalscheiben Ord nung in das VcrkehrSchaoS. In den Straßen des Mcßvicrtcls bewegt sich der Fußgängerverkehr in dichten Massen langsam auf und ab. Am Rande der Fußsteige stehen Zcitungsvcrkäufer und rufen ihre Blätter aus, daneben Händler mit Schcrzartikeln, die auf keiner Mustermesse fehlen dürfen, oder mit Kindcr-Luftballons in ganz neuartigen Formen, wie sie ein »Import bouso- der »llnileck 8Intes>-, das in der Grimmaischen Straße einen Laden ! gemietet hat, massenweise auf den Markt wirft, gerade als ob uns dieser Tand noch gefehlt hätte. Anders das Bild auf der Technischen Messe. Hier sind es jGeräusch und Lärm der Maschinen, die alles übertöncn und dem Besucher schon von weitem die Art der Ausstellung verkünden. Am Hauptcingaug ein lebhafter Verkehr der kleinen, ohne Schie nen laufenden Triebwagen, die den Meßbesucher mit erstaunlicher Beweglichkeit und Schnelligkeit ans Ziel bringen. Rechts Ma schinen im Freien, Maschinen in Zelten, Maschinen in Bretter buden, links das Gleiche, unterbrochen durch einige aus der Bugrazcit überkommene Bauten und einige Neubauten. Aber weiter hinaus rechts von der sogenannten Bctonhallc die großen, neuen, schon erwähnten Zweckbauten, das Haus der Elektrizität »nt seiner monumentalen Fassade, die originelle Halle der Schuh- »md Lcdcrmcsse und die noch eigenartigere Halle der Braunkohlcn- ^achmcssc. Die gewaltigen Ausmaße dieser Hallen werden noch jiibcrtrosfcn durch den jüngsten der Benutzung übergebenen Neu bau des Vereins der deutschen Werkzcugfabrikantcn. Hier emp fängt uns ein ununterbrochenes Dröhnen, Rasseln, Sausen, Häm mern und Schnaufen der Maschinen, unter ihnen wahre Levia thane an Größe, die unheimliche Kräfte entfesseln und dem Be schauer seine körperliche Unterlegenheit merkwürdig lebhaft fühlen lassen. Man sicht sich in dieser Welt von Maschinenformen, Rädern, Stangen, Kolben, Walzen, Motoren, Treibriemen und bis aufs Tüpfelchen berechneten und ausgeklügelten Mechanis men in eine fremde Wunderwelt versetzt. Aitf freiem Platze in der Mitte etwa des Ausstcllungsgclän- des erhebt sich ein merkwürdig geformter roter Turm. Was er be reutet, erfahren wir, wenn sich plötzlich die Luft mit den feierlichen röncn irgendeines von großem Orchester gespielten und von Iltlockcnklang begleiteten Tonstückes füllt. Der Lärm der Ma chinen scheint verstummt. Unheimlich ist die Lautstärke der Mu- ik, die allmählich verhallt. Wir schauen empor und erblicken sie Quelle dieses Konzerts in Gestalt von vier riesigen Laut- prcchcrn, die ihre Mündungen nach allen Himmelsrichtungen trecken. Nach kurzer Pause eine mit donnernder Stimme weit tbcr den Platz hallende Mitteilung: Angabe des Verlages des Iben gespielten Stückes. Alle Achtung vor dieser Vervollkomm nung der Radiotechnik! Bald werden wir uns die unbequemen börcr von den Köpfen abschnallcn können. Durch die von der Messe äußerlich weniger berührten Vor- Irte gelangen wir in das Weichbild der Stadt zurück. Am lugustuSplatz befinden wir uns schon wieder mitten im Mcssc- lewühl und dringen langsam durch die Grimmaifche Straße nach lem Markte vor. Dort staut sich die Menge vor dem niedrigen, Iber monumental gehaltenen Eingang zum Untergrundmeßhause. 8ir können die Freude darüber nicht unterdrücken, daß der Markt Ink seinen interessanten Bauten endlich von jener schandbaren Bretterbude, die man einen »Reklametempel« zu nennen wagte, befreit und des alten Rathauses Herrlichkeit dem freien Blicke wieder geschenkt ist. Lebhaft interessiert steigen wir die Stctn- stufeu zum Untergrundmeßhause hinab. Rechts ein Wirtschafts- bctricb, links ein Cafö. Dann der übliche Rundgang. Eine große, weiß getünchte Halle, deren Mcßständc gleichfarbig in Gelb und Rot gehalten sind. Dies Bild wäre eintönig und lang weilig, wen» nicht die Buntheit und Verschicdcnartigkcit der aus gestellten Waren den Ausgleich herbeiführtcu. Mit der Erkennt nis, daß die einzige Merkwürdigkeit dieses Baues in der Tatsache seines unterwcltlichcn Daseins besteht, verlassen wir, vielleicht ein wenig enttäuscht, diese verkehrte Welt, wo mau sich mitten auf dem freigcbliebcncn Markt in die Erde verkrochen hat, um dort seine Geschäfte zu betreiben. Man möchte das Gesicht einer Marktfrau von vor hundert Jahren ob dieser Wandlung sehen. Sic würde sicher au dem Verstände ihrer Nachfahren zweifeln. An dem langen bunten Zuge der Sandwichmänner vorüber winden wir uns die Pctersstraße entlang bis zum Bugra-Mcß- hausc. Ein Rundgaug in den verschiedenen Stockwerken zeigt uns das gewohnte, nur wenig veränderte Bild, wie cs an dieser Stelle schon so oft beschrieben worden ist. Es gewinnt den An schein, als ob sich der dekorative Gedanke in den letzten Jahren ein wenig erschöpft habe. Wohl vermögen sich Farben und Formen je nach Geschmack und Mode zu ändern, behalten aber die ehernen Gesetze für ihre Anwendung. Das Haus ist bis aus den letzten Platz besetzt, nicht lediglich von Verlegern, sondern auch von buchgcwcrblichcn Erzeugern der verschiedensten Art. Der Verkehr ist lebhaft. In Kojen und an Verkaufsständcn, die künst liche Beleuchtung verlangen, zeigen sich die Fortschritte der Tech nik. Da ist der Stand eines Lieferanten von Buchbindcrlcder, wo das sogenannte Soffittcnlicht von oben auf die buntfarbigen Muster geworfen wird und diese mit erstaunlicher Helligkeit aus der Umgebung heraushebt. In gleicher Weise ist der Berkaufs- stand des Ullstcinverlages beleuchtet, wobei vielleicht eine noch größere Kontrastwirkung erreicht worden wäre, wenn man für den Hintergrund dunklere Farben gewählt hätte. Am besten scheint mir das Problem der Unsichtbarmachuug der Lichtquelle in der Koje der Verlage Scherl-Keil gelöst, wo das Licht hinter den Auslagen verborgen nach oben an die Decke geworfen und von da aus über den ganzen Raum ausgestreut wird. Hier kann der Sortimentsbuchhändlcr mancherlei lernen und zu der Erkenntnis gelangen, daß das Soffittcnlicht die ideale Beleuchtung für das Schaufenster ist. Ein Leipziger Sortiment, die Roß- bcrgschc Buchhandlung, ist schon vor längerer Zeit zu dieser Bc- leuchtungsart übergcgangcn und ist durchaus dieser Meinung. Und das Geschäft? wird man fragen. Zur Stunde, wo diese Zeilen geschrieben werden, läßt sich ein abschließendes Urteil nicht abgebcn. Die nicht gerade übertriebenen Hoffnungen, mit denen der Verlag seine Stände bezogen hat, haben vielfach schon in den ersten Messetagen ihre Bestätigung gesunden. Es ist nicht anzunehmeu, daß das Ergebnis gegen Ende der Messe besser wird. Wenn man sicht, wie sich im Buchhandel schrittweise die Rückbildung zeit weise verlorcngegangcncr Vcrtricbsformcn und Vertriebsmctho- dcn vollzieht und wie das Vertrauen zu der technischen Leistung des Verlegers zurückkehrt, so ist eine gewisse Gefahr nicht abzu weisen, die in dem Glauben des Sortimentsbuchhandels besteht, er könne der Büchermesse cntratcn. Immerhin aber hat sich gerade die Leipziger Büchermcsse zu einer fast lückenlosen Wareu- schau entwickelt, sodaß cs schade wäre, wenn solche Folgerungen bestimmenden Einfluß auf die Zukunft der Büchermcssen auskben würden. Schließlich sind nicht alle Sortimentsbuchhäqdler reine Sortimenter und werden durch Nebenzwcige genötigt, die Leip ziger Mustermesse zu besuchen. Sie werden stets den gebotenen Überblick über den Büchermarkt und die Möglichkeit des Einkaufes zu schätzen wissen. Im einzelnen muß festgcstellt werden, daß die Nachfrage nach Leder- und Halblcdcrbänden sowie nach Luxus- und Lieb haberausgaben sichtlich nachgelassen hat und daß dafür der Ganz- leinenband sich zunehmender Bevorzugung erfreut. Den Mitteln der Käuferschast entsprechend fanden teure Werke weniger Nach frage. Eine neue Ära des billigen Buches scheint anzubrechcn. Vielfach wurde behauptet, daß die überall üppig hervorschießen-
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